Die Erbsünde
Die Erbsünde
Sydney PoV
Bant Eerin hatte sich mir gegenüber an den Tisch von meinem Quartier gesetzt, während Darian neben mir Platz genommen hatte. Ich saß mit gemischten Gefühlen vor ihr, denn ich war zwar gespannt, was sie mir zu sagen hatte, aber ich hatte auch irgendwie Angst. Sie hatte immerhin gesagt, sie wollte mir sagen, wer ich wirklich war. Aber sollte ich nicht eigentlich am besten wissen, wer ich war?
,,Also, was wisst Ihr, Bant Eerin? Wieso glaubt Ihr zu wissen, wer Sydney wirklich ist?", eröffnete Darian schließlich das Gespräch und brach damit das Schweigen.
Bant Eerin sah mich ruhig aber auch nachdenklich an. Ich konnte ihr ansehen, dass sie mit sich haderte und ich fragte mich, was sie so sehr beschäftigte? Es konnte ja wohl nichts Schwerwiegendes sein, was sie mir zu sagen hatte. Vielleicht wusste sie ja, was es mit meiner ungezähmten Macht auf sich hatte. Denn ich würde schon sehr gerne wissen, wo diese ihren Ursprung her nahm.
Sie zögerte noch für einen kurzen Moment, doch dann seufzte sie und nickte. Endlich würde sie erklären, weshalb sie hier war.
,,Sydney, bevor ich anfange, solltet Ihr etwas wissen. Was ich Euch gleich sage, das wird Euer Leben grundlegend verändern und Ihr müsst selbst entscheiden, ob es der Rat erfahren sollte oder nicht.", begann sie und ich sah sie irritiert an.
,,Was meint Ihr damit?"
,,Die ungezähmte Macht, die Ihr besitzt...ich spüre sie und ich wusste, dass sie eines Tages erwachen würde. Nur hatte ich nicht erwartet, dass es so schnell passieren würde. Aber sie hatte Recht...du bist für Großes bestimmt."
Ich sah Bant verwirrt an, ehe ich kurz zu Darian sah. Sein Blick traf meinen und ich konnte ihm ansehen, dass er auch unbedingt wissen wollte, was Bant damit meinte. Deshalb wandte ich mich wieder ihr zu und verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Wer hatte Recht, Bant Eerin? Von wem sprecht Ihr?"
Sie sah mich nahezu verzweifelt an, ehe sie Luft holte und die Antwort lieferte.
,,Eure Mutter, Sydney!"
Ich sagte nichts. Und nicht etwa, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte, sondern weil ich schockiert war. Was hatte denn meine Mutter damit zu tun? Immerhin wusste sie ja weder wo ich war, noch wo ich war. Mein Vater war schon früh abgehauen und sie hatte mich allein aufgezogen. Allerdings war sie auch immer unterwegs gewesen und hatte somit keine Zeit für mich gehabt. Warum um alles in der Welt sollte also ausgerechnet sie so etwas sagen?
,,Meine Mutter weiß gar nicht, dass ich in dieser Welt bin. Die führt weiter ihr ruhiges Leben in Chicago und freut sich sicher, dass ich ihr nicht länger auf die Nerven gehe.", meinte ich ungerührt, doch Bant Eerin schüttelte den Kopf.
,,Wer immer Euch aufgezogen hat, Sydney...sie ist nicht Eure wahre Mutter."
,,Was wollt Ihr damit sagen?", nahm Darian mir die Worte aus dem Mund.
,,Dass Sydney in Wirklichkeit aus dieser Welt hier stammt. Sie wurde hier geboren und in die andere Welt geschickt...zu ihrer eigenen Sicherheit."
Mir fiel die Kinnlade herunter, ehe ich aufstand und sie wütend ansah. Das konnte doch unmöglich die Wahrheit sein. Bant Eerin musste vollkommen verrückt geworden sein.
,,Was erlaubt Ihr Euch eigentlich? Ihr kommt hier her und redet mit mir, als würdet Ihr mich kennen. Und dann sagt Ihr mir, dass mein ganzes Leben eine Lüge sein soll und ich von hier komme? Ich glaube Euch kein einziges Wort, Bant Eerin!", fuhr ich sie an, woraufhin sie die Hände hob und mich bittend ansah.
,,Sydney, ich weiß, das ist schwer zu verkraften. Aber es ist die Wahrheit und ich kenne Euch wirklich. Ich war diejenige, die Euch in die andere Welt geschickt hat. Eure Mutter wollte Euch in Sicherheit wissen, weil sie gewusst hat, dass sie Euch sonst holen würden."
Wütend sah ich sie an und stemmte die Hände in die Hüften.
,,Wer hätte mich geholt?"
,,Die Sith!"
Bant Eerin stand nun ebenfalls auf und sah mich mit einem ernsten eindringlichen Blick an. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Ich kam mir vor, als wäre ich in einem schlechten Horrorfilm.
,,Die Sith? Sicher! Die wollen ja auch unbedingt mich in ihrem Schurkenteam.", meinte ich sarkastisch.
,,Eure Macht ist unglaublich stark! Wenn Ihr lernt sie zu kontrollieren und sie zu nutzen, dann könntet Ihr mächtiger sein, als jeder andere Jedi, Sydney. Deshalb seid Ihr nicht nur stark und ein würdiger Gegner, sondern auch gefährlich."
Ich wich vor ihr zurück und schüttelte den Kopf. Das durfte alles nicht wahr sein. Darian stand auf und kam zu mir, doch ich gab ihm mit einem Handzeichen zu verstehen, dass ich Abstand brauchte. Wenn er mir jetzt zu nahe kommen würde, dann befürchtete ich, dass ich ihm noch unabsichtlich weh tun könnte und das wollte ich nicht. Deshalb sah Darian nun Bant Eerin an und verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Warum nehmt Ihr auch nur ansatzweise an, dass wir Euch ein einziges Wort von dieser Geschichte glauben? Und selbst mal angenommen, wir würden es tun, was kommt als Nächstes von Euch? Ich meine, wer soll überhaupt die wahre Mutter von Sydney sein?"
Sein Blick war streng und geradezu herausfordernd. Und nun warf auch ich Bant einen erwartungsvollen Blick zu. Sie senkte kurz den Kopf und schien zu überlegen, ob sie es mir sagen sollte. Doch als sie den Mund öffnete, um die Antwort zu geben, ertönte plötzlich eine andere mir vertraute Stimme.
,,Wir wissen es, Sydney."
Ich drehte mich um und erstarrte. Mina und Obi-Wan standen in meinem Quartier und meine beste Freundin sah mich mitfühlend an. Völlig überrumpelt sah ich die beiden an, denn ich hatte nicht einmal mitbekommen, wie sie reingekommen waren. Ganz offenbar war ich zu sehr in Rage gewesen.
,,Mina...wo bist du gewesen? Anakin meinte nur...ihr beide wärt auf einer Mission gewesen.", brachte Darian hervor, der ebenfalls überrascht war, die beiden zu sehen.
,,Wir waren gewissermaßen auf einer Reise.", meinet Obi-Wan.
,,Eine Reise? Wohin bitte?", fragte ich völlig überfordert.
,,Wir waren in der Vergangenheit, Sydney.", setzte Mina an und kam langsam auf mich zu. ,,Wir wollten rausfinden, wo die Macht der Auerwählten ihren Ursprung her nahm. Weil meine Vergangenheit kennen wir ja, aber wir wussten nichts über deine. Und es ist so, wie ich gedacht habe: du kommst ebenfalls von hier, Sydney. Wir beide wurden lediglich in die andere Welt geschickt, damit wir in Sicherheit sind und zurückkehren können, wenn die Zeit gekommen ist."
Sie blieb ruhig, aber ich verstand gar nichts mehr. Mein ganzes Leben war also eine einzige Lüge gewesen. Ich hatte das Gefühl, dass ich jeden Moment in Ohnmacht fallen könnte. Doch dann sah ich Mina und Obi-Wan an und mir stand offenbar Furcht ins Gesicht geschrieben, denn die Zwei tauschten einen besorgtem Blick.
,,Wer ist es?", brachte ich hervor und als Mina nichts sagte, wurde ich energischer und fragte nochmal. ,,Wer ist meine Mutter, Mina?"
Sie senkte leicht den Kopf und sah noch einmal zu Obi-Wan, der ihr zunickte und sie damit wohl ermutigen wollte. Meine beste Freundin sah mich wieder mitfühlend an und legte mir die rechte Hand an den linken Arm.
,,Ihr Name war Tahl! Sie war eine Jedi und sie hat Bant Eerin den Auftrag gegeben, dich in die andere Welt zu schicken. Tahl war die ehemalige Meisterin von Bant Eerin. Niemand wusste von dir, Sydney. Außer Bant und sie musste Tahl versprechen, dass sie niemandem von dir erzählen würde."
Ich hatte das Gefühl, als würde man mir den Boden unter den Füßen wegziehen und ich hatte nun wirklich das Bedürfnis, einfach umzukippen und alles zu vergessen. Meine Mutter war eine Jedi gewesen! Offenbar hatte ich daher meine Macht, was mich allerdings kein bisschen beruhigte. Und dann drängte sich eine weitere Frage in meinen Kopf und ich sah Mina und Obi-Wan erfüllt von Furcht und Zweifel an.
,,Und wer ist mein Vater?"
Mina wich meinem Blick aus und nun war es Obi-Wan, der vortrat und mir einen besorgten aber auch mitfühlenden Blick zuwarf. Himmel, was kam jetzt? Viel schlimmer konnte es ohnehin nicht mehr werden.
,,Qui-Gon ist es, Sydney. Er ist Euer Vater!"
Ich hatte mich geirrt...es konnte schlimmer werden! Mein ganzer Körper erstarrte und ich konnte die Macht spüren, die sich in mir ausbreitete. Für einige Minuten sagte ich gar nichts, sondern starrte Mina und Obi-Wan nur fassungslos an.
Es konnte nicht wahr sein! Es durfte nicht wahr sein! Dieser ganze Tag musste ein Albtraum sein, der mich geradezu in den Wahnsinn trieb. Qui-Gon konnte doch nicht ernsthaft mein Vater sein! Und selbst wenn, warum hatte er es mir damals nicht gesagt, als wir uns begegnet waren? In mir brauten sich Wut, Enttäuschung und Verzweiflung zusammen, woraufhin mir schließlich einige Tränen über die Wangen liefen.
,,Warum hat er mir das nicht gesagt, als wir uns begegnet sind?", platzte es aus mir heraus und Mina versuchte mich zu besänftigen.
,,Weil er es nicht wusste, Sydney. Tahl hat es ihm nicht gesagt! Sie muss wohl nach dem Beenden der Beziehung zwischen ihnen erfahren haben, dass sie schwanger war. Sie hat es Qui-Gon niemals gesagt!"
Das klang zwar logisch, aber das machte die ganze Sache nicht besser. Ich fühlte mich so unglaublich verraten und war unglaublich enttäuscht. Denn auch, wenn ich es nicht glauben konnte, so spürte ich, dass es die Wahrheit war. Und warum sollten Mina und Obi-Wan mich auch anlügen? Davon hätten sie nichts und sie würden niemals lügen.
,,Sydney...alles in Ordnung?", fragte Darian und ich sah seinen besorgten Blick.
Doch es war gar nichts in Ordnung. Ich spürte, wie meine Macht sich nach oben kämpfte und ich begann zu zittern. Das alles war eindeutig zu viel für mich. Reichte es nicht schon, dass ich eine verdammte Auserwählte war, die eine ganze Welt retten sollte? Nein, ich musste auch noch eine Nachfahrin von zwei Jedi sein, wodurch ich eine übermächtige Macht besaß. In diesem Moment wünschte ich mir plötzlich, nie hierher zurückgekommen zu sein.
,,Das darf alles nicht wahr sein.", brachte ich hervor und spürte, wie ich langsam aber sicher die Kontrolle verlor.
Das schien auch Obi-Wan zu merken, denn er ging an Mina vorbei und kam langsam auf mich zu.
,,Sydney, Ihr müsst Euch beruhigen."
,,Mich beruhigen? Ich habe gerade erfahren, dass ich die Tochter von zwei mächtigen Jedi bin. Mein ganzes Leben wurde auf den Kopf gestellt und ich soll mich beruhigen?"
Plötzlich durchfuhr mich so ein unglaublich starker Machtschub, welcher die Erde erbeben ließ und auf einmal zog sich ein riesiger Riss durch den Boden meines Quartiers. Erschrocken riss ich die Augen auf und Obi-Wan zog Mina von mir weg, als der Riss sich fast bis zu ihnen hinzog.
Ich drehte mich um, wo Darian und Bant Eerin fassungslos auf das Ergebnis meiner Macht starrten und anscheinend nicht wussten, was sie sagen sollten. Doch die Jedi fing sich wieder und hob ihre Hände.
,,Sydney...es wird alles gut.", versuchte sie auf mich einzureden, doch ich schüttelte energisch den Kopf.
,,Was hab ich getan?"
Voller Furcht starrte ich auf meine Hände und diese zitterten noch von der übermächtigen Macht. Ich hatte die Kontrolle verloren...schon wieder. Und ich war kurz davor gewesen, meine Freunde zu verletzen. Ich musste hier weg...und zwar sofort!
,,Es...es tut mir leid.", brachte ich hervor und wich vor allen zurück.
Mina entfernte sich von Obi-Wan und näherte sich mir. In ihrem Blick lagen Sorge und Zuversicht. Natürlich wollte sie mich beruhigen, doch dieses Mal würde es ihr nicht gelingen.
,,Bitte, Sydney...vertrau mir. Alles wird gut!"
,,Nein! Gar nichts wird gut. Die Macht...ich kann sie nicht kontrollieren. Ich will niemanden verletzen!"
Alle Augen ruhten auf mir und Darian sah mich niedergeschlagen an. Ich spürte, dass er verzweifelt war und nach einer Möglichkeit suchte, um mir zu helfen. Doch ich würde ihn nicht in Gefahr bringen...keinen von ihnen.
,,Sydney...", setzte er an, aber ich schüttelte den Kopf und ging langsam Richtung Tür.
,,Tut mir leid...ich kann nicht!"
Mit einem letzten Blick auf meine Freunde, wandte ich mich schließlich ab und ergriff die Flucht. In Panik stürmte ich aus meinem Quartier und rannte die Gänge des Tempels entlang. Einige Jedi sahen mich verwirrt und besorgt an, doch ich nahm sie kaum wahr. Ich rannte und rannte, bis ich aus dem Tempel draußen war, doch auch dann machte ich nicht Halt. Alles was zählte war nur noch, dass die anderen in Sicherheit waren. Denn dieses Mal war es kein Feind, der sie bedrohte. Ich selbst war die Bedrohung. Niemals würde ich zulassen, dass ihnen was passierte und eher würde ich sterben, als sie zu verletzen. Und ich würde nicht zurückkehren...bis ich meine Macht unter Kontrolle hatte!
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