Der Wille der Macht
Der Wille der Macht
Mina PoV
Ich schlug die Augen auf und fand mich auf einer einsamen Lichtung wieder. Es war Abend, denn die Sonne stand schon tief und tauchte die Umgebung in rötliche Farben. Wo war ich? Und noch wichtigerwas tat ich hier? Mir war bewusst, dass es ein Traum sein musste, aber er fühlte sich dennoch ziemlich real an. Wie war ich hier hergekommen?
,,Mina!"
Langsam drehte ich mich um und traute meinen Augen kaum. Nur wenige Meter vor mir stand Obi-Wan und sah mich zuversichtlich an. Ich konnte es kaum glauben und dachte auch nicht nach, als ich auf ihn zuging, ihn umarmte und jegliche Art von Förmlichkeit für einen Moment vergaß.
,,Du bist hier!", sagte ich und er legte ebenfalls seine Arme um mich.
,,Ja!"
Doch ich entzog mich langsam wieder der Umarmung und sah ihn niedergeschlagen an, als mir eine Tatsache schmerzhaft bewusst wurde.
,,Aber es ist nicht die Wirklichkeit!"
Obi-Wan schwieg und musterte mich. Warum erschien er mir im Traum? Ich hatte das Gefühl, als wollte er mir etwas sagen und der Gedanke bestätigte sich, denn auf einmal wurde sein Blick ernst und er warf mir einen eindringlichen Blick zu.
,,Du darfst nicht an der Vergangenheit festhalten, Mina! Du musst sie loslassen!"
Nun war ich verwirrt. Was meinte er damit? Meinte er etwa seinen Tod? Etwas anderes konnte er ja wohl kaum meinen und ich sah ihn verwundert an.
,,Du bist tot, Obi-Wan. Rako Hardeen hat dich getötet!"
,,Und deshalb musst du die Vergangenheit ruhen lassen. Du hast immer noch eine Aufgabe, Mina! Du musst den Frieden zurückbringen!", sagte er und ich warf ihm einen hoffnungslosen Blick zu.
,,Das schaffe ich nicht...nicht ohne dich!"
,,Doch, das wirst du und du musst! Wenn du aufgibst, dann wird das Schicksal eine dunkle Wendung nehmen!", erwiderte Obi-Wan und ich sah ihn fragend an.
,,Was meinst du damit?"
,,Die Dunkelheit...sie würde das Licht zerstören und die gute Seite würde verlieren. Die Hoffnung wäre für alle Zeit verloren und die Galaxis würde untergehen. Das Böse...es muss enden! Die Prophezeiung...sie muss sich erfüllen!"
Völlig perplex starrte ich Obi-Wan an und hatte auf einmal ein komisches Gefühl. Zwar wäre Obi-Wan durchaus dafür, dass die gute Seite über das Böse siegen würde, aber so würde er es doch niemals formulieren. Und da wurde es mir klar und ich sah mein Gegenüber wissend an.
,,Du bist nicht Obi-Wan! Du bist es...du bist die Macht!"
Es war die Macht! Ich spürte es nicht nur...ich wusste es! Und weil ich es wusste, war ich verwirrt. Warum erschien mir die Macht im Traum? Ich war nicht einmal eine Jedi und somit eigentlich nicht ihr Ansprechpartner. Natürlich, ich war zwar eine Auserwählte...aber war ich deswegen automatisch mit der Macht verbunden?
,,In der Tat!", antwortete die Macht auf einmal und ich starrte sie perplex an, da sie ganz offenbar meine Gedanken gelesen hatte.
,,Was willst du von mir?"
,,Das sagte ich bereits! Lasse die Vergangenheit los und bekämpfe weiter das Böse. Nur so kannst du zu dem werden, was dir bestimmt ist.", erwiderte die Macht und ich wurde auf einmal wütend.
,,Dann beantworte mir eine Frage...MACHT! Wenn das Böse unbedingt bekämpft werden muss, warum hast du Obi-Wan dann sterben lassen?"
Ich sah mein Gegenüber wütend an und für einen Moment sagte die Macht nichts. Aber ich wollte eine Antwort von der Macht! Wollte wissen, warum sie nichts getan hatte, um den Tod von Obi-Wan zu verhindern und ihn einfach so hatte sterben lassen. Wenn sie so allmächtig war, dann wäre sie dazu im Stande gewesen. Die Macht sah mich schließlich ausdruckslos an und brach ihr Schweigen.
,,Alles hat seine Zeit, Mina! Alles geht seinen Weg und wenn du näher hinsiehst, dann erkennst du die Wahrheit. Ich füge zusammen, was zusammen gehört und die Zukunft muss intakt bleiben. Aber ich brauche dich dafür!"
,,Warum? Wozu brauchst du ausgerechnet mich? Ich gehöre nicht zu den Jedi! Habe keine besonderen Fähigkeiten! Was könnte ich dir also geben, was für dich von Nutzen wäre?"
Aufgebracht und verwirrt zugleich starrte ich die Macht an und forderte eine Antwort ein. Was wollte sie denn nur von mir? Ich verstand so langsam gar nichts mehr und wollte endlich mal Klarheit haben.
,,Du wirst der Galaxis neue Hoffnung geben, wenn alles verloren scheint. Aber diese Hoffnung kann nur entstehen, wenn du auf deinem Pfad bleibst und die bleibst, die du bist.", sagte die Macht und obwohl ich keine Ahnung hatte warum, nickte ich zustimmend.
Offenbar hatte die Macht die Zukunft vor Augen und sie hatte eh die Fäden in der Hand. Sie bestimmte unser aller Schicksal und leitete uns. Aber eine Sache verstand ich noch nicht und wandte mich noch ein letztes Mal an die Macht.
,,Was ist an dieser neuen Hoffnung so besonders?"
Die Macht lächelte ein wenig und warf mir dann einen geheimnisvollen Blick zu, der mich irritierte, ehe sie ihre Antwort gab.
,,Sie wird stärker werden, als je Einer zuvor. Sie wird die größte Hoffnung sein. Die Hoffnung, die alles Böse besiegen wird!"
***
Ich schreckte hoch und sah mich um. Der Traum war vorbei und ich befand mich wieder in meinem Schlafzimmer in Coruscant. Ich fühlte mich unglaublich durcheinander und wusste im ersten Moment gar nicht, was real war und was nicht. Die Begegnung mit der Macht hatte mich verunsichert und gleichzeitig stärker gemacht. Aber was hatten ihre Worte zu bedeuten? Neue Hoffnung, wenn alles verloren schien? Das klang ja fast so, als würde uns etwas Grauenhaftes erwarten und uns an den Rande der Verzweiflung treiben. Aber was? Und wenn diese neue Hoffnung alles Böse besiegen würde, was spielten dann Sydney und ich noch für eine Rolle? Ich war so durcheinander, dass ich den Kopf schüttelte und die Gedanken davon schob. Und als ich langsam wieder klar denken konnte, kehrte meine Trauer auf einmal zurück, denn mir wurde eine Sache gerade schmerzhaft bewusst.
Das war der erste Tag im Leben, den wir alle ohne Obi-Wan beginnen mussten. Er war nicht mehr da und ich vermisste ihn gerade mehr denn je. Ich hätte ihn wegen dem Geschwafel der Macht gerne um Rat gefragt, aber das konnte ich nicht...nie wieder. Alles geschah so, wie die Macht es wollte, aber wie konnte sein Tod der Wille der Macht sein? Sie musste doch wissen, wie wichtig er mir war, selbst wenn ich es nie wahrhaftig ausgesprochen hatte. Und doch hatte sie zugelassen, dass ich ihn verlor.
Wie sollte ich denn jetzt diese verdammte Prophezeiung erfüllen, wenn er nicht mehr bei mir war? Zwar mussten Sydney und ich diejenigen sein, welche die Prophezeiung erfüllten, aber Obi-Wan hatte immerhin zu unseren engsten Verbündeten gehört. Und durch ihn hatte ich niemals auch nur daran gedacht die Hoffnung aufzugeben. Jetzt ohne ihn, fiel es mir richtig schwer, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Und die Tatsache, dass sein Mörder hinter Gittern saß, half mir so gar nicht. Denn es brachte mir Obi-Wan nicht zurück!
Meine Tränen kehrten wieder zurück, aber ich wischte sie wütend zurück. Ich wollte nicht schon wieder weinen. Am liebsten wollte ich gar nichts mehr fühlen, denn meine Gefühle für ihn waren es doch, die seinen Tod so unerträglich machten. Warum waren sie nicht mit ihm gestorben? Sie quälten mich doch jetzt nur noch mehr und verankerten sich so tief in mir, dass ich sie wohl niemals verlieren würde. Und das machte mir eins klar: ich würde ihn immer lieben...jeden einzelnen Tag! Und auch sein Tod würde daran niemals etwas ändern.
***
Am Nachmittag verließ ich die Versammlung des Senats und hatte das Gefühl, als würde mein Kopf jeden Moment explodieren. Wir hatten so viel besprochen und natürlich war das Thema Obi-Wans Tod nicht unberührt geblieben. Der Kanzler hatte einige Worte an uns gerichtete und gesagt, wie sehr er den Verlust doch bedauern würde, denn immerhin hatte Obi-Wan laut ihm ja zu den tapfersten Jedi gehört. Und dabei hatte ich ihm doch angesehen, dass es ihm doch eigentlich egal war. Er wollte sich doch bloß bei den Senatoren einschleimen und Pluspunkte sammeln. Aber bei mir würde er es nicht schaffen! Ich wusste zwar nicht warum, aber irgendwas hatte der Kanzler an sich, was mich beunruhigte. Aber ich wusste nicht was es war. Mein Gefühl warnte mich inständig davor ihm zu vertrauen, aber weshalb? Gut, er war ein kaltherziger Politiker und in jeder Hinsicht arrogant. Aber er war doch kein Monster. Warum also misstraute ich ihm so?
,,Mina, warte mal bitte!"
Die Stimme von Padme riss mich aus meinen Gedanken und ich drehte mich zu ihr um. Sie kam mit schnellen Schritten auf mich zu und ich sah sie erwartungsvoll an. Doch als sie näher trat, erkannte ich ihren traurigen mitfühlenden Blick und ich ahnte bereits, worauf sie hinauswollte.
,,Ich hatte gestern gar keine Gelegenheit mehr, mit dir zu reden. Und ich wollte dir sagen, wie unglaublich leid es mir tut. Ich weiß, dass Obi-Wan und du gute Freunde ward.", sprach sie es aus und ich sperrte meine Gefühle aus, damit ich nicht schon wieder in Tränen ausbrach.
,,Danke, Padme!"
,,Wie geht es dir denn heute? Du hast kaum was gesagt im Saal.", meinte sie und ich zuckte mit den Schultern.
,,Was kann man auch schon zu den rührenden Worten sagen, die uns der Kanzler entgegenbrachte. Wenn du mich fragst, klang es eher nach einer Lobrede, als nach Worten des Gedenkens.", erwiderte ich sarkastisch.
Padme nickte und ich hasste den Kanzler dafür. Er freute sich doch bestimmt darüber, denn immerhin hatte Obi-Wan auch nicht viel von ihm gehaltenwas er aber natürlich niemals öffentlich gezeigt hatte.
,,Kommst du klar?", fragte Padme und ich nickte matt.
,,Irgendwie schon! Ich muss! Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben und außerdem müssen wir weiter dafür kämpfen, dass der Frieden zurückkehrt."
Padme lächelte und auch ich brachte ein leichtes Lächeln zustande. Es war mir leichter gefallen als gedacht, die Worte auszusprechen. Denn innerlich hatte ich immer noch leise Zweifel, ob wir diesen Krieg wirklich gewinnen würden, aber nach außen hin würde ich mich stark zeigen. Und das musste ich auch...immerhin war ich die Prinzessin!
,,Genau das Gleiche hätte Obi-Wan sicher auch gesagt.", meinte Padme und ich nickte.
,,Wahrscheinlich! Er hat immer an das Gute geglaubt!"
,,So wie du! Kein Wunder, dass ihr euch so gut verstanden habt."
Mein Lächeln wich langsam wieder. Denn je mehr wir über ihn sprachen, desto schmerzhafter wurde es wieder. Padme bemerkte es und wollte sich offenbar gerade entschuldigen, als wir plötzlich Gesellschaft bekamen.
,,Prinzessin Mina! Schön, dass ich Euch noch persönlich antreffe."
Es war Kanzler Palpatine persönlich und er hatte ein mitfühlendes Gesicht aufgesetzt, was mich verunsicherte und gleichzeitig wütend machte. Was wollte er denn jetzt bitte?
,,Was ist Euer Anliegen, Kanzler?", fragte ich förmlich und er sah plötzlich so aus, als wäre er am Boden zerstört.
,,Ich wollte Euch noch einmal persönlich mein Mitgefühl aussprechen. Der Tod von Meister Kenobi muss für Euch ziemlich schmerzhaft sein. Immerhin wart Ihr ja gut mit ihm befreundet, nicht wahr?"
Ich erstarrte und wusste nicht, wie ich reagieren sollte! Die Art und Weise wie er die Worte aussprach und mich dabei ansah, gefiel mir gar nicht. Auch jetzt spürte ich die Warnung, die von meinem Bauchgefühl ausging und alles was ich noch wollte, war von hier zu verschwinden.
,,Ich danke Euch, Kanzler!", brachte ich hervor und er lächelte leicht.
,,Aber auch, wenn jemand stirbt, so verliert man ihn doch niemals für immer. Nicht wahr, Prinzessin?"
Kanzler Palpatine sah mich auf unheimliche Weise an und ich konnte nicht anders, als ihn erschüttert anzusehen. Worauf wollte er bitte hinaus? Er sprach ja gerade so, als wüsste er, was Obi-Wan mir wirklich bedeutet hatte. Aber das konnte er unmöglich wissen. Nicht einmal meine beste Freundin kannte mein Geheimnis, wie sollte er also davon erfahren haben? Palpatine schien auf eine Antwort zu warten, doch ich hatte keine parat und ich wurde gerade noch von Sydney gerettet, die eilig auf mich zu gerannt kam.
,,Mina!"
Sie kam vor uns zum stehen und als sie Palpatine sah, neigte sie kurz den Kopf.
,,Kanzler!"
,,Miss Sydney! Wieder so in Eile?", fragte er und sie nickte, ehe sie mich ansah und immer noch nach Luft rang. Mein Gott! War sie etwa den ganzen Weg hierher gerannt? So sah sie zumindest aus und das konnte nur bedeuten, dass wieder etwas passiert war und ich hatte augenblicklich ein schlechtes Gefühl.
,,Sydney, was ist denn los?", fragte ich irritiert und auch Padme starrte besorgt auf meine beste Freundin.
,,Rako...Rako Hardeen!", brachte Sydney keuchend hervor und Padme zog eine Augenbraue hoch.
,,Der Kopfgeldjäger, der Obi-Wan ermordet hat?"
,,Ja!"
,,Was ist mit ihm?", wollte ich wissen und endlich kam Sydney dazu, ihre Worte deutlich auszusprechen.
,,Er ist geflohen!"
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