Kapitel 33
„Hey Dana, wach auf", sagte eine sanfte Stimme. Meine Wölfin murrte, zu müde, um den Kopf zu heben.
Ich erinnerte mich, dass ich am Nachmittag in Astors Armen eingeschlafen war. Mein Gesicht hatte ich in seiner Schulter vergraben. Ich brummte. Neue Gerüche bombardierten meine Nase, Getreide, Kürbis und Menschen. Das Zirpen der Grillen begleitete uns auf dem Weg.
Ich hob den Kopf und ein Gähnen entkam meinen Lippen.
Astors warme Hände unter meinen Oberschenkeln verstärkten ihren Griff. Der sichelförmige Mond über unseren Köpfen warf sein silbernes Licht auf seine Züge. Wenn man ihn nicht kannte, würde man denken er sei aus eiskaltem Marmor. Doch in seinen Augen versteckte er eine Wärme, die er nur wenigen zeigte.
Ich stützte meine Hände auf seine breiten Schultern ab und wollte mich aus seinem Griff hieven, doch ein amüsiertes Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit. Ich konnte mich kaum einen Zentimeter bewegen.
„Wo willst du denn hin?", fragte er. Ich schnaufte, bevor ich es erneut mit aller Kraft versuchte. Astor verzog dabei keine Miene.
„Ich will..."
Meine Stimme brach ab, als ich es sah.
Den weißen Palast.
Die spitzen Türmchen reichten weit über die Stadt hinaus in den dunklen Nachthimmel. Die Häuser und Felder schienen unter dem Mondlicht zu schlafen.
„Er ist wunderschön", hauchte ich und Astor folgte meinem Blick.
„Das ist es."
„Bist du dort aufgewachsen?", fragte ich. Als Sohn des Betas hatte er sicher dort gelebt. Astor nickte und der Mond warf dunkle Schatten auf seine Wangen.
Er schritt mit mir in den Armen durch die leergefegten Straßen. Die Menschen hatten hier ganze Arbeit geleistet. Unzählige Pflastersteine lagen vor uns, wie ein Mosaik, das in Handarbeit zusammengesetzt worden war. Die Brise brachte tausende Gerüche mit sich. Die Häuser lichteten sich und breite Getreidefelder säumten unseren Weg zum Palast. Vor einer riesigen Mühle standen Mehlsäcke. Die Grillen zirpten irgendwo im Gras versteckt ihr Mitternachtslied.
Ab und zu lief eine Maus am Wegesrand entlang.
Desto näher wir kamen, desto größer wuchs der Palast in den Himmel. Hinter einigen Fenstern brannte Kerzenschein, während andere völlig schwarz waren.
„Die Krieger sind schon längst wieder da", raunte Astor. Ich drückte erneut gegen seine Brust. Etwas widerwillig senkte er mich zurück auf den Boden. Keine Sekunde später nahm er meine Hand in seine. Meine Wölfin schnurrte innerlich.
Die Felder verschwanden und eine kleine Mauer in Bauchhöhe trennte den Palast von der Stadt. Ein sauberer Kiesweg führte zu den Pforten. Rosenbüsche und andere Blumen zeigten ihre Pracht im Mondlicht.
„Wunderschön", murmelte ich, als die Blüten ihre Düfte verströmten.
„Luna Laila wurde sicher schon in den Kerker gebracht. Wir werden heute Nacht schlafen und direkt morgen früh zu Alpha Udyr gehen."
„Und du bist dir sicher, dass alles gut gehen wird?", fragte ich. Plötzlich zog mich Astor an meiner Hand zu ihm. Ein Prickeln rannte über meinen Hinterkopf.
„Du wirst dir keine Sorgen machen, verstanden? Weder dir noch deinen Eltern wird irgendwas passieren", sagte Astor und seine Hand drückte meine fest. Ich nickte. Mein Blick fiel auf seine Lippen.
Ein Rascheln ließ unsere Aufmerksamkeit zurück zum Palast zucken. An einer Öffnung aus dem Boden hob sich ein Stück Metall an.
„Was...?", fragte ich. Jemand erhob sich aus der Öffnung.
Laute Stimmen regten sich am Eingang des Palastes. Die riesigen Tore schwangen auf. Flackernde Fackeln warfen ihr warmes Licht nach draußen.
Astor drückte meine Hand fester, als Krieger aus dem Palast strömten. Die Gestalt gefror einen Moment, bevor sie auf die Beine sprang und lossprintete.
Ein Mädchen.
„Haltet sie!"
Sie floh vor den Stimmen der Krieger. Der Wind war auf ihrer Seite. Sie war schnell und mit einem Sprung schaffte sie es über die niedrigen Mauern hin zum Wald. Die Krieger verteilten sich und begannen nach ihren Spuren zu suchen.
War das etwa Luna Laila?
„Was geht hier vor?", fragte Astor und die Wächter gefroren. Ich nutzte den Moment der Ablenkung und löste mich aus seinem Griff. Wut pumpte durch meine Venen. Ich sprintete ihr hinterher. Sie durfte nicht entkommen.
Lukes Gesicht erschien vor meinem inneren Auge.
„Dana!"
Ich konnte zwar Astors Stimme hören, doch ich konnte nur an Luke denken. Seine Mörderin wollte fliehen. Ich sprang über die Mauer und folgte ihrem Schatten in den Wald. Ich wich allen Wurzeln und Stolperfallen aus und fegte über den Boden. Sie kam immer näher, während das Herz in ihrer Brust raste. Wieso war sie so langsam?
„Bleib stehen!", rief ich, doch sie drehte sich nicht um. Zorn brannte in meinen Beinen. Gleich hatte ich sie...
Ich ignorierte die Schritte hinter mir.
Mit voller Wucht rammte ich in sie hinein. Ein überraschtes Schreien entkam ihr, als wir beide auf dem Waldboden landeten. Ein neuer Geruch umgab meine Sinne.
Überrascht saß ich auf ihr.
Braune Augen starrten mich an.
Das war nicht Luna Laila. Sie war ein Mensch, ein junges Mädchen, dessen Gesicht völlig verdreckt war. Sie trug den Gestank von Exkrementen an sich. Die schwarzen Haare waren völlig zerzaust. Ihr Schock verwandelte sich in Wut. Ihre Hand schnellte vor. Ich taumelte zurück, um dem Schlag zu entkommen.
„Lass mich los du Monster!", kreischte sie und das Herz in ihrer Brust schien sich beinahe zu überschlagen. Die Schritte hinter uns wurden lauter. Das Menschmädchen wollte schon wieder loslaufen, doch die Krieger sausten an mir vorbei.
Sie packten das Mädchen, das aufschrie. Die Krieger zeigten ihr kein Erbarmen und drehten ihre Arme auf den Rücken.
„Zurück in den Kerker mit ihr", sagten sie und trugen die Gefangene zurück an den Ort, aus dem sie geflohen war. Selbst unter ihrem verdreckten Gesicht brannten sich die Augen in mich hinein, während Tränen in ihnen glänzten.
„Das ist deine Schuld! Nur wegen dir!", rief sie mir entgegen, völlig aufgelöst. Es war nicht Luna Laila. Ein Stich bohrte sich durch mein Herz. Sie wollte fliehen und ich hatte sie aufgehalten.
Ihre Schluchzer verhallten in der Ferne, während ich völlig angewurzelt stehen blieb. Was hatte dieses arme Mädchen getan, um im Kerker des Palastes zu landen? Plötzlich umschlangen mich Arme von hinten und ein Knurren vibrierte durch meinen Körper.
Astor.
Er schien nicht erfreut über die Verfolgungsjagd.
„Was hast du dir dabei gedacht?", fragte und sein heißer Atem stellte jedes meiner Nackenhaare auf. Besitzergreifend vergrub er seine Finger in meinen Hüften und presste meinen Rücken an seine Brust.
„Ich dachte, das wäre Luna Laila", flüsterte ich. „Wer ist dieser arme Mensch und wieso sitzt sie im Kerker?"
Ich drehte mich in seinem Griff und starrte in seine braunen Augen, die mein Gesicht absuchten.
„Sie ist ein Jägerkind. Ihr Vater hat sie hier zurückgelassen, als er fliehen wollte. Sie heißt Solana und macht nichts als Ärger. Sie ist gefährlich für Wölfe, verstanden? Wenn sie die Möglichkeit hätte, würde sie dich töten", sagte Astor, doch seine letzten Worte glichen eher einem Knurren.
Solana.
War sie etwa so wie Luna Laila? Ich hatte noch nie eine Jägerin getroffen. Hatte sie bereits jemanden getötet?
„Komm, ich will dir das Schloss zeigen."
Sein Arm drückte mich in seine Seite, sodass ich völlig von seinem Geruch umgeben war. Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter und genoss die Nähe.
„So kann es immer sein", flüsterte ich durch die Nachtruhe.
„Was, dass ich dich wieder einfangen muss?", fragte Astor amüsiert. Ich schob in spielerisch von mir weg.
„Wenn ich wirklich vor dir weglaufen würde, hättest du keine Chance."
Astor lehnte sich an mein Ohr, sodass seine Lippen meine Haut streiften.
„Rede dir das nur weiter ein, aber dadurch wird es nicht wahrer", raunte er und ließ mein Herz höherschlagen. Der Palast kam wieder in Sicht und die Tore waren noch geöffnet. Einige Krieger standen herum und schienen sich über Solana, die Jägertochter, und ihren Ausbruch zu unterhalten.
„Das Loch muss eindeutig zugemacht werden", murmelte einer.
Als Astor mit mir im Arm entgegenkam, wandten sie sich uns entgegen und verbeugten sich vor ihm. Wir traten in den Palast, dessen Kühle uns in Empfang nahm. Der marmorne Boden war glatt wie Eis und führte uns in eine riesige Eingangshalle mit rotem Teppich.
„Unglaublich", flüsterte ich und meine Stimme hallte durch den Saal mit Kronleuchtern. Sie waren so fein gearbeitet, dass sie das Kerzenlicht in alle Richtungen spiegelten. Riesige Säulen trugen das Bauwerk auf ihren Schultern und hielten es aufrecht.
Noch nie hatte ich solche Schönheit gesehen.
„Es gibt einige sehr talentierte Menschen. Komm, ich werde dir morgen alles zeigen. Lass uns jetzt schlafen gehen", sagte Astor und zog mich zu der riesigen Treppe, die in die oberen Geschosse führte.
Unzählige Gerüche von Blumen, Wölfen und Holz mischten sich zusammen zu einer neuen Note, die ich vorher noch nie gerochen hatte. Meine Wölfin hatte ihre Ohren aufgestellt, als wir das neue Stockwerk erreichten.
Hätte Astor mich nicht weitergezogen, wäre ich bei jedem Bild an der Wand stehen geblieben. Das Portrait einer Frau fiel mir ins Auge, da sie dieselben blonden Haare besaß wie Beta Talon und Astor.
„Wer-?"
„Shh", raunte Astor nur und zog mich weiter. Wieso sollte ich leise s-
„Wer ist da?"
Ich gefror. Auf die Stimme, die dumpf hinter einer der Türen hervordrang, folgten Schritte. Astor wandte sich zu mir.
„Überlass das Reden mir, in Ordnung?"
„Wer ist das?", flüsterte ich und klang beinahe ängstlich.
„Udyr."
Als hätte er seinen Namen gehört, ging die Tür auf. Mein Atem vereiste, als ich die Präsenz vor mir spürte.
Oh nein...
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Yay, Wochenende!
Ich gebe zu, es gibt etwas, nach dem ich echt süchtig bin: Bubble Tea. Sagt ihr da lecker, ekelhaft oder hab ich noch nie probiert? Ich glaube da kann man auch echt viel falsch machen mit dem Geschmack...
Vorsicht flach:
Womit backen die Schlümpfe?
Garga-Mehl.
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