Kapitel 3
Na, habt ihr schon alle Weihnachtsgeschenke? Lasst euch von mir nicht stressen, jetzt gibt es erstmal ein neues Kapitel!
Enjoy :)
...
12. Samstag der 9. Mondzählung:
Auf dem Weg zum nördlichen Lager war alles friedlich. Einige Tiere, die nachts aus ihren Höhlen kamen, leisteten mir Gesellschaft, während der Mond langsam über den Himmel wanderte. Desto näher ich dem Ziel kam, desto mehr Gerüche verwoben sich mit den Spuren des Waldes, alle von Wölfen. Langsam mischte sich Aufregung in die Ruhe, die in mir geherrscht hatte.
Der Morgen rückte näher und frischer Nebel schwebte zwischen den Baumstämmen umher. Langsam lichteten sich die Bäume und ich erkannte eine neue Landschaft. Ich brach aus dem Wald hinaus auf ein Feld, in dem ein einfacher Trampelpfad zu erkennen war.
Hunderte Gerüche lagen in der Luft und kein einziger kam mir bekannt vor. Meine Wölfin wurde etwas unruhig bei der Erkenntnis, wo wir hingehen würden. Völlig allein unter hunderten Wölfen.
Der Gedanke gefiel ihr kein Stück und mir auch nicht.
Ich strich durch meine kurzen Haare, als könnten sie mir Sicherheit schenken. Ich war ein Mann. Ich war ein Mann. Wenn ich es mir oft genug sagte, würden es andere vielleicht glauben. Während ich dem Trampelpfad über die flache Landschaft folgte, rückte ich die Tasche über meiner Schulter zurecht.
Am liebsten hätte ich die Kekse meiner Mutter hier und jetzt gegessen, doch ich wollte sie mir für einen besonders schlimmen Tag aufheben. Hoffentlich würde ich den Dolch niemals brauchen.
Langsam regte sich die Sonne am Horizont und die Gerüche verdichteten sich. Alle führten an einen Ort, weg vom Wald und jeglicher Zivilisation. Dies musste der nördliche Rand sein. In der Ferne flackerte ein Licht. Beigefarbene Zelte standen aufgebaut dahinter, während an einem eine blaue Flagge wehte. Angespannt atmete ich aus.
Es war soweit.
Ich kramte die Schriftrolle aus der Tasche hervor und drückte sie in einem Todesgriff an mich. Langsam erkannte ich Personen in grünen Uniformen. Ich spürte neue Blicke auf mir. Mein Herz raste in meiner Brust, als wollte es wieder umdrehen und nach Hause sprinten.
Was, wenn sie mich erkannten?
Meine Schritte gingen stählern auf das Lager zu, unbekümmert von den Gedanken, die sich in meinem Kopf überschlugen. Am Eingang stand ein Krieger. Die Hände waren hinter seinem Rücken verschränkt, während er mich aus der Ferne von oben bis unten musterte. Die Abneigung funkelte in seinen grünen Augen.
Im Gegensatz zu meinem Herzen schlug seines stark und regelmäßig. Ich kam vor ihm zum Stehen, wobei ich einen halben Kopf kleiner und einige Zentimeter schmaler war.
Ich schluckte.
Der Krieger blickte widerwillig von mir auf eine Liste, die er in den Händen hielt.
„Name?"
„Van Eschwald", sagte ich mit der tiefsten Stimme, die ich mit meinem Hals erreichen konnte. Ich reichte ihm die Schriftrolle. Er glich beide Papierrollen ab, bevor er wieder zu mir hinuntersah.
„Vorname?"
Meine Augen weiteten sich für einen Moment und mein Herz setzte einen Schlag aus. Dana. Wenn ich das sagen würde, wäre es schneller mit mir vorbei, als ich Krieg sagen konnte. In meinem Kopf rasten die Gedanken.
„Äh, Dan."
Der Krieger zog eine Augenbraue hoch.
„Äh, Dan?", fragte er und musterte mich scharf. Meine Stimmbänder waren vor Angst verklebt, also nickte ich nur zustimmend. Der Krieger atmete aus und schüttelte missbilligend den Kopf. Dennoch begann er mit einem Federkiel auf seine Liste zu schreiben.
Während er beschäftigt war musterte ich das Lager hinter ihm. Überall schritten neue Soldaten in ihren Alltagsklamotten umher, einige in lachenden Gruppen, andere allein. Ich vergrub meine Finger in dem Hemd, was ich trug, bevor der Soldat wieder meine Aufmerksamkeit einforderte.
„In Ordnung, Dan. Ich gehe mal davon aus, dass du keine Brüder hast?"
Ich nickte nur, bevor er die Stirn runzelte. Er lehnte sich weiter nach vorne, als könnte er mit seinen Augen nicht schon alles sehen. Doch die Einschüchterung funktionierte.
„Irgendwas an die ist merkwürdig", stellte er fest.
In meinem Mund sammelte sich ein Stausee an, während mein gestresstes Herz keine Ruhe bekam. Der Krieger kam noch näher an mich ran und sein Blick bohrte sich in mein innerstes. Ich konnte die Angst auf meinem Gesicht nicht mehr verbergen.
„Was versteckst du, Dan?"
„Ich-äh..."
Ich konnte nicht mehr in diese Augen starren. Ich wandte meinen Blick nach unten, doch der Druck ließ nicht nach. Ich musste etwas sagen, aber was?
„Ab heute bist du ein Soldat, also wirst du gefälligst antworten, wenn man dich etwas fragt."
Die Stimme war eiskalt, genauso wie der Schauer, der meine Haare hochkant stehen ließ. Kalter Schweiß kroch unter meinem Hemd hervor.
„Ich...", begann ich doch meine Stimme wurde immer leiser. „Ich habe keinen Wolf."
Ruckartig lehnte sich der Krieger zurück. Seine Augenbrauen waren bis zur Mitte seiner Stirn geschossen. Für einen Moment hatte es ihm die Worte verschlagen. Ich wartete gespannt auf die Wut, die Beschimpfungen.
„Wenn das so ist..."
Der Krieger schien selbst nicht zu wissen, wie er reagieren sollte. Anscheinend war ihm so etwas noch nie passiert. Doch jeder hatte als Welpen von den Mythen gehört. Werwölfe, die an einer Mondfinsternis geboren wurden, trugen keinen Wolf in sich. Er nahm erneut seine Feder und krizelte etwas auf die Liste.
„In Ordnung, Dan. Geh um das Zelt auf den großen Platz. Dort haben sich alle versammelt. Beeil dich, es fängt gleich an."
Erleichtert atmete ich durch, bevor ich den Eingang des Lagers passierte. Die erste Hürde war geschafft. Wie ein Surren nährte ich mich den Stimmen, die hinter einem großen Zelt lagen. Mit schnellen Schritten huschte ich über den trockenen Erdboden, der von unzähligen anderen Schuhen plattgetrampelt war.
Die Gerüche überlagerten sich zu einem unerkennbaren Durcheinander. Mein Atem blieb mir in der Kehle stecken, als ich den großen Platz erblickte. Hunderte Hinterköpfe waren mir zugewandt. Ihre Fährten lagen über dem ganzen Platz und ich rümpfte die Nase.
Sie alle starrten auf das Zelt vor ihnen, an dem die blaue Flagge im Wind tanzte. Ich schluckte, als ich weiter auf die Menge zuging. Die meisten waren größer als ich, nur hier und da war jemand meine Größe. Einige unterhielten sich, doch die meisten starrten in Stille und Anspannung nach vorne.
Plötzlich raschelte der Vorhang des Zeltes zur Seite und Delta Ivan kam heraus, ein großer Wolf mit schwarzen Haaren. Doch er war nicht allein. Ein weiterer Wolf kam hinter ihm heraus und mein Herz legte vor Schock eine Pause ein.
Blonde Haare waren streng nach hinten gekämmt, während die Hände hinter dem Rücken verschränkt waren. Seine wachen, braunen Augen musterten jeden einzelnen und am liebsten hätte ich mich versteckt, doch ich konnte nicht wegschauen. Das Blut in meinen Adern begann zu Prickeln und meine Wölfin wurde unruhig.
„Hey, habe ich schon etwas verpasst?"
Beinahe hätte ich ein überraschtes Quieken herausgelassen, als eine Hand auf meine Schulter tippte. Ich zuckte herum. Wie hatte ich die hastigen Schritte hinter mir nicht gehört? Vor mir stand ein großer Wolf, der ungefähr in meinem Alter zu sein schien.
Seine Statur war sportlich und seine blauen Augen funkelten mich freundlich an. Er war zwar nicht außer Atem, doch sein Herz schlug schneller. Ich gab ein kleines Lächeln zurück und räusperte mich.
„Nein, es wurde noch nichts gesagt", erwiderte ich. Der Wolf streckte mir seine Hand entgegen und sofort nahm ich sie. Er schüttelte sie kräftig.
„Ich bin übrigens Lukas, aber du kannst mich Luke nennen. Freut mich sehr deine Bekanntschaft zu machen."
Ein Teil meiner Angst verpuffte, als ich Lukes Enthusiasmus auf mich hinüberschwappte.
„Ich bin, äh Dan. Freut mich auch", antwortete ich hörbar erleichtert. Meine Tarnung schien gut zu funktionieren.
Plötzlich verstummten jegliche Gespräche und ich spürte einen prickelnden Blick an der Seite meines Kopfes. Ich wandte mich dem Zelt zu und erstarrte bei dem Blick des Generals mit den braunen Augen. Sie waren so intensiv, dass ich am liebsten einige Schritte zurückgewichen wäre. Seine Augenbrauen waren zusammengezogen. Mein Herz begann bis in meine Kehle zu schlagen.
„Hey, alles in Ordnung Dan?", fragte Luke neben mir und brach damit den Bann. Ich wandte meinen Blick ab und nickte heftig. Erst als ich wieder nach vorne sah bemerkte ich, dass der Soldat vom Eingang mit seiner Liste auch vorne stand und den beiden etwas zu sagen schien.
„Hergehört!"
Sofort verstummte jegliche Bewegung und alle erstarrten bei der Stimme von Delta Ivan, bevor dieser fortfuhr. Instinktiv wanderte mein Blick zu dem Wolf neben ihm. Die Sonnenstrahlen brachten seine goldenen Strähnen zum Leuchten. Als hätte er meine Gedanken gehört drehte er seinen Kopf in meine Richtung. Mein Atem gefror, während er in meine Seele starrte.
„Es ist eine große Ehre für euch, dass ihr hier sein dürft, um als Krieger für das Rudel ausgebildet zu werden. Alpha Udyr selbst hat diesen Befehl gegeben. Ab dem heutigen Tag an seid ihr Soldaten!"
Delta Ivans Stimme bebte durch die morgendliche Luft. Er schritt zurück und der Wolf löste seinen fesselnden Blick von mir und trat vor. Seine Präsenz erfüllte den ganzen Platz, obwohl er noch kein einziges Wort gesprochen hatte. Ein Kribbeln erfasste meinen Magen und meine Instinkte liefen wild. Wie von selbst schossen meine Augenbrauen Richtung Himmel.
Konnte er etwa...?
„Ihr seid hier, um eure Familien zu beschützen, eure Eltern und Geschwister, die Alten und Jungen! Bald tragt ihr schwere Verantwortung auf euren Schultern für unser Rudel und unser Territorium! Und damit ihr dazu bereit seid und nicht unter dem Druck zusammenbrecht, werde ich euch ausbilden!"
Seine tiefe Stimme donnerte über den ganzen Platz und sandte eine Gänsehaut über meinen Rücken. Er musste sein ganzes Leben im Militär gewesen sein. Sein scharfer Blick studierte jeden einzelnen von uns und verharrte eine unangenehme Sekunde auf mir.
„Ich bin General Astor!"
Astor.
Beinahe hätte ich es nachgesprochen, nur um diesen ungewöhnlichen Namen selbst auszuprobieren. Sein Blick schweifte abschätzig über die Masse, doch diesmal ignorierte er mich.
„Die ersten sieben Tage im Lager wird auch die Höllenwoche genannt! Hier werden wir euer Können testen und euch danach in verschiedene Klassen einteilen! Ihr werdet um 5:00 Uhr morgens aufstehen und eine Runde um den See im Wald laufen."
Um 5 Uhr aufstehen? Alles in mir sträubte gegen die Vorstellung. Innerlich spürte ich Widerstand, doch ich traute es mich nicht ihn zu äußern. Allen anderen schien es genauso zu gehen.
„Danach werdet ihr hier auf dem Platz in Reihe salutieren. Um 6:00 gibt es Frühstück! Vor euch seht ihr das Essenszelt! Danach werdet ihr nach Delta Ivans und meinen Anweisungen trainieren!"
Dann trat der Wolf vor, der am Eingang die Namen kontrolliert hatte. General Astor legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Das ist Edgar. Er ist meine rechte Hand und ihr werdet ihm genauso viel Respekt entgegenbringen wie mir! Für die erste Woche werdet ihr in den großen Zelten schlafen! Verteilt euch, legt eure Sachen ab, zieht eure neue Uniform an und salutiert hier auf dem Platz!"
Bevor wir uns regen konnten trat Delta Ivan mit einer Liste in der Hand vor.
„Halt!", rief er, bevor er uns noch einmal musterte. „Wo ist Dan van Eschwald?"
...
Soo, ich hoffe es hat euch gefallen. Rechtschreibfehler gerne melden!
Sonst wünsche ich euch einen wunderschönen 4. Advent :)
Wie nennt man einen russischen Baum?
Dimitree.
:)
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