73. Valinor
POV. Asalia (Die Wörter auf Elbisch sind hier in Quenya wiedergegeben, nicht wie bei den vorherigen Kapiteln auf Sindarin)
Ich schlage meine Augen auf, schließe sie aber sofort wieder, als mich weißes helles Licht blendet. "Aiya, Asalia." (Hallo) Mein Herz bleibt für ein paar Sekunden stehen, um dann im nächsten Moment doppelt so schnell zu pochen. Eine Stimme die ich immer und überall erkennen würde. "Amil?" (Mutter) Als ich keine Antwort bekomme, öffne ich meine Augen und blicke in die azurblauen Augen meiner Mutter. Sie ist kein Tag älter geworden, sondern sieht genauso aus wie ich sie in Erinnerung habe. Ihr Gesicht gleicht dem Meinen, nur sind ihre Züge härter und ihre bronzefarbenen Haare länger als meine. "Amil, was machst du hier?" Ein lächeln bildet sich auf ihre harten Züge. Es ist sogar noch strahlender, als ich es in Erinnerung habe. "Du bist in den Unsterblichen Landen, mein Kind. In Aman, jenseits des Pelóri-Gebirges. In Valinor. Da wo die Elben unsterblich in dem Land der Valar weiter leben.", antwortet sie und hilft mir mich aufzurichten.
Staunend schaute ich mich um. Ich habe zwar von vielen gehört wie Valinor aussieht, aber es mit eigenen Augen zu sehen ist meilen davon entfernt. Überall scheint das Land zu leuchten. Prächtige Paläste, Türme, Häuser und schöne Gärten sowie Gewässer sind zu sehen. Alles wirkte so edel und friedlich, selbst die Blumen und Blätter strahlten eine solche pracht aus, dass es in meinen Augen unmöglich schien das hier jemals etwas verwelkte oder verdorrte.
Ich konnte sehen wie meine Mutter neben mir nickt. "Es ist wahrlich schön hier. Valinor ist gesegnet. Hier kann nichts welken oder verdorren, selbst Blumen und Blätter bekommen keine Flecken, noch verdarb oder erkrankte etwas. Hier lebt alles, denn sogar Steine und Wasser sind in diesem Lande heilig." Ich runzele die Strin, denn ich bin mir sicher nichts laut ausgesprochen zu haben. Meine Mutter bemerkt wohl meine Miene und lacht. "Hier bleiben keine Gedanken verborgen, Asalia.", klärt sie mich auf. "Aber warum höre ich nicht deine Gedanken?", erwidere ich und sie lächelt. "Das liegt daran, dass deine Zeit noch nicht gekommen ist hier zu verweilen. Außer du entscheidest dich dafür."
"Ich kann dir nicht ganz folgen, amil. Warum sollte ich denn sonst hier sein, wenn ich nicht gestorben bin?" Ich schlucke als mich die Worte an den Schmerz und den Abschied erinnern und schaue augenblicklich an mir runter. Doch von dem Blut und der Wunde ist nichts mehr zu sehen. "Wenn du hierher kommst, verschwindet das was war. Gehst du zurück ist es genauso wie es war.", antwortet meine Mutter auf meinem Blick und seufzt dann. "Du bekommst von den Valarn eine weitere Chance nach Mittelerde zurückzukehren. Sie haben dich beobachtet und wissen, was du alles durchstehen musstest, um schlussendlich Mittelerde von der Dunkelheit zu befreien. So überlassen sie dir die Entscheidung. Geh oder bleib. Du entscheidest, du ziehst die Fäden." Ihre Miene wird trauriger und sie wendet sich von mir ab.
Meine Kinnlade klappt runter, als ich verstehe, was es für mich bedeutet. "Ich kann wieder zurück?", sage ich ehrfürchtig und ich sehe wie sie nickt. "Ja, das kannst du, meine Kleine." Ich lächel, doch es verschwindet gleich wieder. "Aber wenn ich gehe, werden wir uns nicht mehr sehen." Meine Augen werden feucht. Endlich dreht sie sich zu mir um und zieht mich in die Arme. "Ich habe dich so vermisst, meine Kleine. Dein Vater kümmert sich gut um euch drei und ich bin glücklich, dass ihr auch ohne mich so ein erfülltes Leben habt.", flüstert sie und höre sie schluchzen. Meine Tränen fließen ganz von allein und ich halte sie fest. "Ich habe dich auch vermisst, amil.", erwidere ich. Widerwillig löst sie sich von mir und schaut mich lächelnd an. "Ich weiß aber auch wie sehr dir an deiner Familie und Freunden liegt. Am meisten an Legolas."
Verblüfft starre ich sie an. "Woher-" Sie unterbricht mich lachend. "Natürlich weiß ich das! Hier in Valinor habe ich die Möglichkeit über euch zu wachen. Ein Geschenk der Valar. Da entgeht mir überhaupt nichts." Sie zwinkert verschwörerisch und ich muss augenblicklich anfangen zu lachen. "Aber meine Familie ist nicht vollständig. Du fehlst uns noch immer, amil. Besonders atar (Vater) tut es.", sage ich nach einiger Zeit und sie seufzt. "Ich weiß, meine Kleine. Aber ich kann nicht mehr zurück. Ich bin schon lange Vergangenheit. Entscheide dich für das, was du für richtig hältst, okay?" Ich nicke und atme verzweifelt aus. "Aber warum muss diese Entscheidung nur so schwer sein?", murmle ich mehr zu mir selber, doch auch Mutter hört ist und lacht leise.
"Weißt du..manche Entscheidungen sind dazu bestimmt schwer zu sein. Wären sie einfach, würden wir nichts aus unseren Fehlern lernen." Sie legt mir die Hände auf die Schultern und lächelt breit. "Zudem wäre das Leben nicht mehr lebenswert, wenn es keine Herausforderungen mehr gäbe.", fügt sie hinzu und ich lache. "Das stimmt wohl. Es wäre auch ziemlich langweilig." Sie nickt und stimmt in mein Lachen ein. "Genau! Entscheide also weise. Du hast Zeit." Sie nimmt meine Hand und lächelt. "Gehen wir etwas?" Ich nicke und lasse mich auf meine Mutter ein.
Je tiefer man ins Ländchen reingeht, desto schöner und prächtiger wird es. Selbst das Wasser glitzert und wirft das Licht so zurück, dass es aussieht, als ob zich Diamante ihre Reflektionen werfen würden. Viele Elben kommen uns entgegen und sind wie meine Mutter mit prachtvollen Gewändern gekleidet. Alles ist im Einklang und ich fühle mich hier sofort wohl. Vielleicht liegt es aber auch an der Präsenz meiner Mutter, die schon so lange Vergangenheit gewesen ist und nun neben mir hergeht. "Hat es eigentlich einen Preis, wenn ich wieder zurückkehre?", frage ich sie und sie lächelt mich an. "Wie schlau du doch bist." Sie lacht. "Wenn du es nicht angesprochen hättest, befürchte ich, dass ich es auch nie erwähnt hätte." Sie nickt mir zu. "Ja, den gibt es. In deinem Falle sind es deine Altelbischen Kräfte, die du aufgeben wirst, solltest wieder zurückkehren wollen.", antwortet sie. "Warum ausgerechnet diesen Preis?"
"Deine Kräfte sind ein Geschenk der Valar. Sie haben sie dir gegeben, damit du Mittelerde von der Dunkelheit befreien kannst.", entgegnet sie und fügt hinzu: "Als ich dich gebar wurdest du von den Valarn mit den Kräften gesegnet. So wurde dir dein Schicksal zuteil." "Aber wenn das so ist, warum haben sich die Kräfte erst später gezeigt? Und wenn du und atar wusstet, was mein Schicksal wird, warum habt ihr es mir nicht erzählt und mich nicht darauf vorbereitet?" Sie lächelt seufzend. "Ich wusste, dass du das fragen würdest.", sagt sie ehe sie weiterspricht. "Alles im Leben hat seinen Zeitpunkt. Stell es dir wie ein Buch vor. Die Schriftsteller legen vorm Schreiben an, wann und wo, was passiert und genauso ist es im Leben. Nur ist der Weg von den Entscheidungen, die du machst abhängig. Nur war es bei dir von Anfang an klar, wann sich deine Bestimmung zu erfüllen hat." Sie seufzt, als sie in den Himmel schaut. Ich tue es ihr gleich und bin von dem strahlend blauen Himmel erstaunt.
"Weißt du schon, was du wählst?", fragt Mutter nach einiger Zeit und ich wiege meinen Kopf hin und her. Seufzend schließe ich meine Augen. Bei beiden Entscheidungen würde ich etwas verlieren. Wenn ich hierbleibe, so muss ich Vater, Roar und Arwen aufgeben sowie Legolas und alle anderen an denen mir etwas liegt. Gehe ich, so verliere ich meine Kräfte, aber auch meine Mutter. Ich seufze, als ich Vor- und Nachteile abwiege und schlussendlich wieder am Anfang stehe. Entscheide dich für das, was du für richtig hältst, geistern die Worte meiner Mutter im Kopf. Nach ein paar Sekunden lächle ich, als meine Entscheidung fällt und ich die Augen öffne. "Ja.", antworte ich etwas verspätet und sie lächelt wissend. "So soll es dann sein.", sagt sie und drückt mir ein Kuss auf die Wange. "Hantal, amil." (Danke, Mutter), sage ich und sie nickt mir lächelnd zu.
"Namarië!" (Lebewohl), ruft sie ehe meine Sicht verschwimmt und erneut alles schwarz wird.
Ich werde bei dir sein, meril nîn, Für Immer.
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