71. Der Letzte Kampf
"Halte meine Familie und Freunde da raus! Das ist eine Sache zwischen dir und mir, Lalriel! Wage es also ja nicht jemand anderes hier hineinzuziehen!" Meine Stimme hört sich schrill an und ich muss mehrmals tief durchatmen, um meine Panik wieder zu verstecken. Genau das will sie ja doch. Mich mit ihren Worten provozieren, mir Angst machen, um dann mit ihrem Schwert zuzuschlagen. Sie will mich brechen. Da sind Worte die allerbeste Methode, wenn man weiß was man sagen muss.
"Angst, Prinzessin?", säuselt sie. Ich schnaube. "Das wünschst du dir wohl!", zische ich. Rede aber sofort weiter. "Lass die anderen und kämpfe mit mir! Oder bist du viel zu feige dafür? Hast du etwa deswegen deine Armee und Daymian auf mich gehetzt? Weil du Angst hast?", höhne ich und ziehe mein Schwert, als sie ein Schritt auf meine Familie zumacht und versperre ihr den Weg. "Keinen Schritt weiter! Erst musst du an mir vorbeikommen!" Ich richte mein Schwert auf sie und sie lächelt. "Du hast dich wirklich geändert. Muss wohl daran liegen, dass du ganz genau weißt, dass du sterben wirst."
Ich schlucke und schüttele mit dem Kopf. "Das wird nicht passieren. Du wirst diejenige sein, die den Tod in allen Zellen deines Körpers spüren wird!" Ich mache einen Schritt auf sie zu. Mein Schwert zeigt noch immer auf die Dunkle Herrin und sie fängt bei meiner Drohung an zu lachen. Dann zieht auch sie ihr Schwert raus. Unsere Klingen treffen mit einem metallischen kreischen aufeinander, ehe wir voneinander ablassen und beginnen im Kreis zu gehen. Die Augen und die Schwertspitze immer auf den Kontrahenten gerichtet. Unsere Schritte sind langsam, wie Jäger umkreisen wir uns.
Dann macht die Dunkle Herrin einen Schritt auf mich zu und holt mit ihrem Schwert aus. Mit einer flüssigen Bewegung pariere ich und gehe in die Offensive. Mein Schlag trifft sie unerwartet an der Schulter und sie zischt laut auf. Ehe ich nach oben schauen kann, schleudert sie mich mit ihrer Magie zu Boden. Ich keuche, stehe aber sofort wieder auf und hole zum nächsten Schlag aus. Lalriel wehrt meine Klinge ab, wirft aber in nächster Sekunde ihr Schwert zur Seite. "Nutzlos.", schnaubt sie und entwaffnet mich indem sie ein schwarzes Band manifestiert und mein Schwert neben ihres schleudert.
"Schwertkampf liegt dir wohl nicht im Blut, was Lalriel?" Ich gluckse. "Magie ist wohl die einzige Verteidigung für dich. Kein Wunder, dass du dich versteckst. Erbärmlich.", höhne ich. Ihr Gesicht verfinstert sich und aus ihren Händen kommt schwarzer Rauch geschossen. Ich hieve mich wieder auf die Beine und wehe mit einer Handbewegung den Rauch zu ihr zurück. Lalriel keucht und ich nutze die Chance. Ranken kommen aus dem Boden geschossen und wickeln sich um die Dunkle Herrin. Sie hat immer noch mit ihrem eigenen Fluch zu kämpfen, schreit aber frustiert auf, als die Ranken sie zu Boden zwingen. Ich lächle. "Ich dachte nicht, dass du so einfach zu besiegen wärst, Lalriel.", und noch ehe die Worte meinen Mund verlassen spüre ich sie hinter mir.
Ich ziehe meinen Dolch und wirbele zu Lalriel herum, doch meine Klinge prallt auf ein schwarzes Schutzschild. Die Wucht ist so stark, dass ich zu Boden geschleudert werde und Blut spucke. "Du bist so naiv, Asalia." Fluchend stemme ich mich auf die Beine. War ja klar, dass sie es mir nicht so einfach macht und ich bin direkt in ihre Falle getappt. "Als ob ich so schwach wäre." Sie lacht und bewegt ihre Finger bis sie knacken. "Willst du sehen wozu ich imstande bin?" Sie grinst und ich erwidere es kühl. "Dann kämpf."
"Dein Wunsch ist mir Befehl, Prinzessin." Erneut lacht sie, aber ehe ich sie anschauen kann, verfinstert sich alles um mich herum. Dicke schwarze Wolken nehmen mir die Sicht und der penetrante Gestank von Blut, Tod und verbranntem Fleisch schnürt mir die Kehle zu. Ich versuche eine Lichtquelle in meinen Händen zu projizieren, aber es ist zu schwach, als das sie die Dunkelheit besiegen könnte. "Lalriel!", schreie ich, doch das einzige was ich zu hören bekomme ist ihr grausiges Lachen, dass in diesem Gefängnis doppelt so laut ist. Ich rufe meine Magie herbei und versuche die Finsternis um mich weiterhin zu besiegen. Doch es scheint hoffungslos zu sein.
Das Klirren von Schwertern, Schreie, Körper die zu Boden gehen, das reißen von Haut, Fleisch und Sehnen und das Brechen von Knochen beschlagnamen mein Gehör. Die Geräusche sind so grausam und laut, dass sie sogar meine verzweifelten Schreie übertönen. "Ich werde alle töten, die dir lieb sind.", hallt ihre Stimme von allen Seiten der dichten Wolken wider. "Alle." Ein Lachen, dass mich in die Knie zwingt.
Ich schreie, dass sie alle anderen daraus halten soll und wenn sie ihnen nur ein Haar krümt, sterben wird. Doch sie lacht weiterhin und es scheint von dem dichten Nebel widerzuhallen. Die Geräusche des Schlachtfeldes werden lauter und ich presse meine Hände auf die Ohren, um nicht mein Mageninhalt heruaszuwürgen. Doch es bringt herzlich wenig, da mir durch diesen penetranten Geruch die Galle in die Kehle steigt.
Ich krümme mich und huste, um das Kratzen in meinem Hals zu verscheuchen. Doch das bringt auch nichts und ich fange an zu schreien. Ich schreie nach Lalriel, höhne wie feige sie ist und mich einfach in dieser Finsternis zurücklässt, weil sie Angst hat, dass ich gewinnen könnte. Ich werfe ihr vor, dass sie mit miesen Tricks spielt und sie mir nicht mal eine Chance gibt mich zu beweisen. Doch sie lacht nur.
"Asalia, Asalia." Ich kann das Schnalzen ihrer Zunge bis in meinem Kopf hören und muss abermals mein Gesicht verziehen. "Diese 'miesen Tricks' wie du sie nennst, sind dieselbe Magie die du beherrschst."
"Wir besitzen nicht dieselbe Magie!", unterbreche ich sie. "Tun wir nicht? Denkst du das etwa wirklich?" Sie seufzt. "Eine Schande, dass dir meine Schwester nichts darüber erzählt hat."
"Über was?", zische ich. "Magie ist Magie. Sie ist immer dieselbe, egal wer der Träger ist." Sie hört auf zu reden und lässt es erstmal runtersacken. "Komm auf den Punkt.", knurre ich.
Sie lacht, fährt aber fort. "Ich aber habe im Gegensatz zu dir meine Magie modifiziert. Etwas besseres und stärkeres daraus gemacht. Ich habe Macht und den Willen dazu großes zu bewirken. Aber du?" Sie schnalzt mit der Zunge. "Meine Schwester hat dich mit diesen erbärmlichen Kräften alleine gelassen. Dich schwach aussehen lassen. Selbst du weißt es. Deine Naivität, deine Selbstzweifel und so viel Schwäche."
Ich kann ihre Schritte hören. Die dunkle Aura, die von ihr ausgeht und mich erzittern lässt. "Wusstest du eigentlich das die Prophezeiung nie von Hoffnung geprägt war? Das sie schon immer diese schlechte Seite hatte? Hast du mal daran gedacht, dass es deine Bestimmung ist zu sterben?" Ich zittere, als jedes ihrer Worte zu mir aufdringt und fange an heftig mit dem Kopf zu schütteln. In der Hoffnung sie würde endlich leise sein. Aber als ob mir dieser Wunsch gewährt wäre. "Meine Schwester hat nur den Guten Teil hinzugefügt, damit du einwilligst. Es war deine Bestimmung. Natürlich konnte sie dich nicht laufen lassen. Doch dein Vater war außer sich vor Zorn und Trauer. Er konnte doch seine kleine Tochter nicht verlieren, die ein Abbild seiner Frau war. Sein ein und alles war und ihm so viel bedeutete." Mir kommen die Tränen und ich stoße zittrig die Luft aus.
Ihre Schritte verhallen, als sie neben mir stehen bleibt und sich zu mir kniet. Ganz nah an meinem Ohr gebeugt, flüstert sie: "Galadriel hat dich angelogen. Die ganze Zeit. Sie wusste ganz genau, dass du es nicht schaffen würdest. Sie war zu schwach deine Kräfte so zu modifizieren wie meine. Meine Schwester hat einfach ein zu weiches Herz." Lalriels lange Fingernägel kratzen über meine Wange, als sie meine Haare aus dem Gesicht schiebt und sich zu meinem Ohr vorbeugt. "Sieh es einfach ein. Hör auf dich zu wehren und lass dich einfach von mir töten. Ergib dich deinem Schicksal.", haucht sie mir ins Ohr und ich spüre wie sich ihre Energie zusammenschweißt, um mich zu besiegen. Doch ich gebe nicht auf.
Ich packe nach meinem Dolch und steche es ihr in die Seite. Sie schreit vor Schmerzen auf, ehe die Dunkle Herrin zu Boden sackt, ihre Augen schließt und ich gewonnen habe.
Die dichten schwarzen Wolken, um uns herum lichten sich endlich. Ich atme auf. Mein Blick huscht übers Schlachtfeld und ich stelle erleichtert fest, dass nur noch wenige Feinde übrig geblieben sind und von den Kriegern in die Enge gedrängt werden. Meine Augen suchen weiter und mir fällt erst alle Last von den Schultern, als ich Adar, Roar, Sialah, Eira, Aragorn und natürlich auch Legolas erblicke. Ich will nach ihnen rufen, doch der Laut bleibt mir im Hals stecken.
Ein seltsames Kribbeln geht von meiner Mitte aus und verbreitet sich in meinem Körper. Ich blicke nach unten und erstarre, als eine Schwertspitze aus meiner Brust guckt. Plötzlich geht alles viel zu schnell.
Das was vorher nur ein Kribbeln war, verwandelt sich in Schmerz, dass sich wie Feuer in meine Haut beißt. Ein lautloser Schrei verlässt meine Kehle, als das Schwert mit einem Ruck aus mir rausgezogen wird und ich mich krümme. Dann taucht Lalriel vor mir auf, ehe sie anfängt wie Irre zu lachen und immer wieder ruft: "Ich werde alle töten, die dir lieb sind! Alle!"
Doch ihre Freude setzt sich in Grenzen, als meine Hand mit meinem Dolch vorschnellt und sich tief in ihre Magengrube bohrt. Sie schreit, als Fleisch und Knochen zerbersten und ich den Dolch langsam in ihrer Wunde drehe. Abermals schreit sie und jetzt bin ich diejenige, die ein zittriges Grinsen auf den Lippen zustande bringt. "Für Mittelerde.", flüstere ich und ziehe den Dolch raus.
Lalriel taumelt zurück, Blut kommt aus kleinen Rinnsalen aus ihrem Mund und ihre Augen fixieren nur mich. Schock steht in ihnen geschrieben, weil sie nicht erwartet hatte, dass ich doch gewinnen könnte. Auch wenn es mein Leben kostet. Sie formt lautlos mit ihren Lippen. "Gewonnen.", ehe sie zusammenbricht und ihre Augen starr in den Himmel schauen.
Mein Dolch fällt klirrend zu Boden, ehe meine linke Hand sich auf meine Wunde wiederfindet und ich entgeistert auf den großen roten Fleck in meiner Mitte starre. Ich hebe meine Hände mit den Handflächen nach oben und fange augenblicklich an zu zittern, als ich das ganze Blut auf ihnen sehe. Mein Blut. Ich taumele zurück und krümme mich, ehe ich Blut spuckend nach hinten falle. Ich höre wie Legolas meinen Namen schreit, doch meinen Mund verlassen keine Worte. Denn ich falle, schließe die Augen und vergesse für ein paar Sekunden meine Schmerzen. Doch mein Traum hält nicht lange, als mich kräftige Arme vor den Sturz bewahren und mich langsam runter lassen, ehe mein Kopf auf ein Knie gebettet wird.
Etwas warmes tropft auf meinem Gesicht und ich höre wie jemand nach mir verlangt. Mit der letzten Kraft, die ich noch aufbringen kann, öffne ich meine Augen und begene die Seinen. "Meril nîn?" (Meine Rose) Mein Herz bricht entzwei und mir laufen abermals Tränen über die Wangen. "L-L-Legolas..."
"Shh...rede nicht, meril nîn. Schone dich.", unterbricht er mich und umfasst mein Gesicht mit seinen Händen. Sachte wischt er mir die Tränen weg. Seine Geste ist so sanft, dass ich die Schmerzen für einen Moment vergesse wie beim Fallen.
"Legolas. Es ist okay.", hauche ich. Er aber schüttelt stur den Kopf. "Ich bringe dich zu Nana (Mutter) und sie wird dich wieder in Ordnung bringen. Du musst nur durchhalten, okay? Versprich es mir. Versprich mir, dass du durchhalten wirst, ja?" Seine Stimme klingt gepresst und es liegt so viel Schmerz in seinen Augen, dass sich ein Dolch in mein Herz bohrt. "Es tut mir Leid. Es tut mir so, so Leid.", flüstere ich. "NEIN!", schreit er. "Sag das nicht. Bitte..." Seine Stimme bricht und er wird von lauten Schluchzern geschüttelt.
"Lass nîn...hör mir bitte zu." (Mein Blatt), hauche ich und er versucht sich wieder im Griff zu bekommen und schaut mir in die Augen. "Immer.", flüstert er und streicht mir eine Strähne hinters Ohr.
"V-Versprich mir, dass du auf meine Familie Acht geben wirst und-und dir ein Leben aufbaust.." Ich keuche und ihm kommen wieder die Tränen. "Ich kann das nicht.", sagt er erstickt. Doch ich hebe meine Hand und platziere sie auf seiner Wange, sodass er mich ansehen muss. Seine Hand ergreift automatisch nach meinem Handgelenk, aber er kann nicht die Nötige Kraft aufbringen, meine Hand von seiner Wange zu schieben. "Du musst mir v-versprechen am Leben zu bleiben und für deine und meine Famile zu sorgen. Lass dich nicht brechen. Kämpfe für mich. Das ist mein letzter Wunsch."
Legolas schluchzt erstickt auf und ich lächele unter meinen eigenen Tränen. "Milin cen or gurieb, lass nîn. An-uir." (Ich liebe dich auf ewig, mein Blatt. Für immer.) Ich ziehe sein Gesicht zu mir runter, um noch ein letztes Mal seine Lippen auf meinen zu schmecken. "Goheno nîn." (Vergib mir), hauche ich an seinen Lippen, ehe sich meine Augen schließen und mich Schmerz und Dunkelheit empfängt.
Wir werden gewinnen. Koste es, was es wolle!
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