67. Ermutigung
"Solltet ihr Euch nicht ausruhen, Asalia? Oder habe ich mich bei den Worten Eures Vaters getäuscht?", durchbricht die raue Stimme des Königs von Gondor die Stille und ich drehe mich zu ihn um.
"Ihr habt Recht, doch konnte ich keinen Schlaf finden." Ich sehe zu den Sternen und wünsche mir nicht zum ersten Mal dort oben zu sein und mit ihnen zu tanzen. Selbst von der Gebirgskette erscheinen mir die Sterne winzig klein, doch das Strahlen des Mondes erreicht mich dennoch bis hier.
Ich höre ein Seufzen von Aragorn und spüre daraufhin seine Hand auf meine Schulter, die mich dazu drängt ihm ins Gesicht zu schauen, was ich nach ein paar Sekunden auch tue.
Trotz der Dunkelheit kann ich jede Kante, Rundung und noch so kleine Narbe seines Gesicht ausmachen und schlucke, als ich tiefen Schmerz in seinen Augen sehe. "Aragorn?", durchbreche ich den Bann, der gerade von ihm Besitz ergriffen hat. Er kommt wieder zu sich, schüttelt den Kopf und schaut mich wieder an. "Wir müssen diesen Krieg gewinnen.", sagt er so plötzlich, dass ich augenblicklich zusammenzucke.
Ich schließe die Augen und bereue sogleich meine Entscheidung überhaupt aus meinen Zelt getreten zu sein. Denn mein Ziel war es mich abzulenken und nicht über das Thema zu reden, was mich in den Wahnsinn treibt.
"Aragorn...", fange ich an, doch er schüttelt den Kopf und redet einfach weiter. "Ich weiß, dass du all das am liebsten vergessen möchtest, aber das ist deine Bestimmung, Asalia. Diesen Krieg dürfen wir nicht verlieren. Ich habe gesehen, was danach passieren wird. Arwen wird sterben, Asalia. Unser Kind wird sterben.." Er kämpft gegen die Tränen und ich muss schlucken, als ich den Namen meiner Schwester höre. Doch Aragorn spricht weiter. "Du musst die Dunkelheit besiegen. Ein für alle mal. Das ist unsere Chance auf Frieden. Auf ein Leben ohne Tod und Dunkelheit. Wer weiß, ob wir nochmal solch eine Chance bekommen werden?" Er atmet tief aus und verstärkt seinen Druck auf meiner Schulter. "Was ich damit sagen möchte, Asalia, ist das du deine Bestimmung akzeptieren musst. Je länger du dich dagegen wehrst, desto schwieriger wird es dir am Schlachtfeld fallen für die Gerechtigkeit zu kämpfen. Du musst stark sein, Asalia. Alle glauben an dich und du musst ihnen gerecht werden."
"Ich kann ihren Vorstellungen nicht gerecht werden, Aragorn. Ich bin nicht die Richtige.", flüstere ich, doch er schüttelt nur den Kopf. "Asalia.", sagt er eindringlich und legt seine andere Hand auf meine rechte Schulter. "Du zweifelst zu sehr. Glaube an dich. Habe mehr Selbstvertrauen mit dir und du wirst sehen, dass du das nicht alleine tun musst. Alle werden hinter dir stehen und dich unterstützen. Du brauchst keine Angst davor zu haben alleine auf dem Schlachtfeld zu stehen, auch wenn das meiste von dir abhängt, werden wir an deiner Seite kämpfen." Ein Lächeln umspielt seine Lippen, als er meine Schultern loslässt und sein Schwert aus der Scheide zieht.
"Ich habe deiner Schwester versprochen dir nicht von der Seite zu weichen, Asalia. Sie möchte, dass du weißt, dass sie immer für dich da sein wird und dir bei jeden Schlag, den du tust, beisteht. Sie liebt dich, Asalia und sie glaubt an dich. So sehr. Enttäusche sie nicht, indem du dir nur selbst im Weg stehst." Er kniet sich hin und streckt seine Hände, wodrauf sein Schwert liegt, aus. "Hiermit gelobe ich dich Asalia mit meinen Schwert zu beschützen, solange es mir zusteht. Ich werde nicht von deiner Seite weichen, außer du befiehlst es mir und werde dir ein guter Beschützer sein." Tränen bilden sich in meinen Augen, als ich seine Worte verstehe und muss laut schluchzen, als er sich wieder erhebt und die Worte "Das gelobe ich dir." nochmals seinen Mund verlassen, ehe er sein Schwert wieder in die Scheide gleiten lässt.
"Komm, drehen wir ein paar Runden.", holt er mich aus meiner Starre raus und ich nicke schnell, ehe ich ihm folge.
Schweigend gehen wir nebeneinander her, als ich endlich wieder Herrin meiner Stimme bin und die angespannte Atmosphäre durchbreche, "Danke, Aragorn. Du hast mir mit deinen Worten neuen Mut gemacht, den ich für den Krieg aufheben werde. Zwar habe ich noch immer Angst, aber was ich hier tun muss, kann ich mir nicht aussuchen. Das ist mir erst jetzt richtig klar geworden." Ich schaue ihm mit neuer Zuversicht in die Augen und rede weiter. "Ich werde bis zum letzten Schlag an eurer Seite kämpfen. Für den Frieden und ein Leben ohne Angst. Dies gelobe ich hier und jetzt."
***
Nachdem Aragorn und ich noch eine Weile miteinander geredet haben, hat er mich wieder zurück in mein Zelt bugsiert, damit ich mich endlich ausruhe. Ich habe ihm versucht zu erklären, dass es eh nichts bringen würde und ich eh wieder schlaflos auf meiner Matte liegen werde. Doch es war zwecklos gegen Aragorn zu arbeiten, da er es immer irgendwie schaffte jemanden dazu zu bringen, genau das zu tun, was er eigentlich nicht wollte. Keine Ahnung, wie er das immer hinbekam, aber das werde ich wohl nie erfahren, denn Könige pflegen dazu immer ihre eigenen kleinen Geheimnisse zu haben.
Als ich mich erneut auf mein Bett legte, brauchte es diesmal nicht lange, bis ich in einen ruhigen und traumlosen Schlaf glitt.
Aber wie das Schicksal es schon immer vermacht hatte, konnte selbst der ruhigeste Schlaf gestört werden. Denn das Dunkle ruhte natürlich nie, was ich erst feststellte als es schon zu spät war.
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