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Leider versagte ich auch dieses Mal, denn Legolas durschaute meine nicht ganz so geschickte Taktik, woraufhin mein Schwert in einem hohen Bogen aus meiner Hand flog. Und so lief es eine Ewigkeit lang weiter, weil ich entweder etwas falsch machte, zu unkonzentriert war, eine zu durchschaubare Taktik anwendete oder diese zu langsam ausführte.
Innerlich war ich kurz vorm explodieren, was ich mir natürlich nicht anmerken ließ. Ich hasste es nämlich einfach immer wieder dieselbe Übung zu wiederholen, nur weil etwas nicht daran stimmte. Es machte mich wahnsinnig, gleichzeitig aber auch verzeifelter.
"Nochmal." dröhnte Legolas Stimme zu mir auf, woraufhin ich gequält stöhnte.
Ich stellte mich-wie schon so viele andere Male an diesem Tag-in die Ausgangsposition und erhob mein Schwert zum nächsten Kampf.
Diesmal würde ich es schaffen.
Meine sture Seite, wollte wie immer nicht aufgeben, auch wenn ich keine Kraft mehr dazu hatte es ein wiederholtes Mal zu tun.
Ich hatte wohl keine Wahl, denn schon im nächsten Augenblick klirrten unsere Schwerter aufeinander und das Ringen um die Oberhand begann. Ich versuchte mich zu konzentrieren, den Tanz unserer Schwerter nicht aus den Augen zu verlieren und auf die nächsten Schritte meines Gegners zu achten.
Doch plötzlich schnellte sein Schwert auf mich zu, den ich in der letzten Sekunde abfangen konnte und ich Legolas schnell, aber geschickt entwaffnete.
Er blieb für ein paar Sekunden reglos stehen und starrte ungläubig auf den Boden, wo die Klinge seines Schwertes unschuldig in der Sonne blitzte. Nach ein paar Minuten der Stille fasste er sich wieder und ein Lächeln zierte seine Lippen, dann schaute er mir direkt in die Augen.
Mein Atem stockte als sich unsere Augen trafen und er dieses Lächeln von sich gab, was ich so sehr an ihm liebte. Es war dieses zarte und warme Lächeln, was er mir schon längere Zeit nicht mehr geschenkt hatte. Eine Sehnsucht überkam mich, die sich in seinen Augen zu wiederspiegeln schien. Wir näherten uns, ganz langsam, so als ob wir befürchteten, dass sich einer von uns in der nächsten Sekunde auflösen könnte.
Seine Hand berührte mich zärtlich auf der Wange, eine Berührung, wofür ich alles hinschmeißen würde. Dann näherten sich unsere Gesichter, bis wir nur noch ein Strich voneinander entfernt waren. Mir entging nicht wie Legolas Augen verräterisch auf meine Lippen landeten, sodass mir mein Atem erneut stockte.
Doch bevor er diese kleine Lücke zwischen unseren Lippen schließen konnte, wurden wir von einer ganz bestimmten Person gestört.
"Gute Arbeit, Asalia. Nun werde ich dich in etwas neues einführen." ertönte Galadriels Stimme neben uns, sodass wir vor Schreck auseinander fuhren.
Meine Wangen fingen vor Scham an zu glühen und ich senkte den Blick. Doch dann runzelte ich bei der Erkenntnis ihrer Worte die Stirn und meine Röte verschwand so schnell wie sie gekommen war, sodass meine Augen nun sie anstarrten.
Hatte sie nicht vorhin gesagt, dass Legolas heute mein Trainer wäre und sie mir erst danach, wenn es noch Zeit gab weiter mit mir an meinen Kräften arbeitete?
"Ähm...liegt hier nicht ein Missverständnis vor?" kam es von Legolas, der wieder vollkommen gefasst wirkte, doch ich konnte hinter seiner Fassade die Unruhe in seinen Augen erkennen.
"Nein, ganz und gar nicht. Du wirst Asalia erst nach meiner Übung weiter unterrichten. Falls natürlich noch Zeit bleibt."
Ihr Blick erwartete kein Wiederspruch, welchen Legolas auch nicht lieferte. Denn er hatte erkannt, dass Galadriel ganz klar darüber bestimmte und er sich wohl oder übel fügen musste.
Er knirschte hörbar mit den Zähnen und ich konnte Entäuschung und Wut in seinen Augen sehen, auch wenn ich nicht verstand weshalb solche Gefühle in ihm tobten.
"Ich werde dir jetzt eine neue Seite deiner Kräfte zeigen, die deine altelbischen Natur-Kräfte bilden."
Verwirrt runzelte ich die Stirn.
"Aber ich kann doch mit diesen nur heilen..." begann ich zu sprechen, doch sie brachte mich zum Schweigen, indem sie mir das Gegenteil bewies.
"Das auch, aber du kannst wesentlich mehr mit diesen anfangen, als du gedacht hattest."
Ich nickte langsam, unsicher verstanden zu haben, was sie mir erzählen wollte.
"Du kannst zum Beispiel die Natur nach deinem Willen ins Leben rufen oder von Tieren Hilfe holen lassen." erklärte sie mir, was mich nicht schlecht staunen ließ.
Allein die Tatsache mit der Natur zu konfrontieren verstärkte meine Neugier auf diese neue Art meiner Kräfte.
"Aber bedenke, dass jedes Teil der Natur ein Leben und eine Seele hat. Die Natur ist wiedergespentig und beugt sich nicht jedermanns Willen. Du musst Geduld mit ihr haben so als ob du ein Lebewesen kennen lernen möchtest und diesem zeigt, dass er dir vertrauen kann." wies sie mich darauf an und ich nickte.
Um ehrlich zu sein kannte ich das schon, denn mein Lehrer Tarion, hatte mich darin reichlich gelehrt und erklärt wie die Natur tickte. Ich wusste so ziemlich vieles darüber, da ich von diesem Thema sehr begeistert bin und ich gerne Tarion bei seinen Worten lauschte, wenn er mal wieder darüber erzählte. Er könnte mir glatt jeden Tag davon erzählen, nur war das leider nicht das einzige was ich lernen musste. Es gab noch eine Haufen anderer Dinge, die nicht missachtet werden durften, da mein Vater sowie Tarion darauf bestanden und auch anderes Wissen für nötig hielten.
"Und was ist meine Aufgabe?" hörte ich mich selbst fragen.
"Du sollst versuchen eine Ranke aus dem Boden in die Höhe schießen zu lassen." erklärte sie mir und ich nickte.
"Wenn du bereit bist, kannst du anfangen." fügt Galadriel noch hinzu, woraufhin ich wieder nicke.
Meine Augen schließen sich wie von selbst, woraufhin ich tief ein und aus atme. Ich versuche mich auf die innere Kraft der Natur zu konzentrieren. Tatsächlich durchfährt mich ein kräftiger Energiestoß, woraufhin ich vor Schreck zucke.
"Asalia?" kommt es besorgt von Legolas und ich spüre wie er mir näher kommt, aber sofort von Galadriel aufgehalten wird, die ihm erklärt, was passiert und er mich in Ruhe lassen soll.
Ich blende die Beiden aus und knie mich vorsichtig hin, um dann meine Hand auf den Boden zu platzieren. Langsam schicke ich meine Energie durch die Erde und lasse der Natur Zeit das Neue in der Erde zu analysieren. Die Zeit vergeht langsam und es scheint so, als ob sich die Natur mit der Erde absprechen würde.
Doch plötzlich fing der Boden an zu beben und ich konnte spüren wie sich im Erdinnern eine Ranke durch die Oberfläche drängte und aus der Erdkruste neben mir ausbrach. Meine Augen öffneten sich wie auf Komando mit der nächsten Ranke rechts neben mir. Ich versuchte die wilden Ranken im Griff zu kriegen, was mir auch schließlich nach einem kurzen Kampf um die Kontrolle gelang. Ich ließ die Ranken in die Höhe wachsen, wo sich die Beiden miteinander verbanden und eine Art Tor über meinen Kopf bildeten. Dann aber entfernte ich langsam meine Hand vom Boden und zog meine Energie zurück.
Die Ranken verschwanden so schnell im Erdinnern wie sie auch gekommen waren.
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