"Wo ist denn eigentlich Legolas? Sonst verbringst du eigentlich die Zeit immer mit ihm.." ein stechender Blick war auf mich gerichtet, woraufhin ich die Achseln zuckte.

"Naja...Legolas trainiert, wie jedes mal nach dem Training. Ich bekomme ihn dann danach nicht mehr zu Gesicht."

Ich seufzte an den Gedanken an die abweisenden Gesten von ihm. Das machte mich auf eine schmerzhafte Weise traurig. Ich vermisste die Zeit mit ihm zusammen.

"Wir verbringen nicht mehr so viel Zeit miteinander wie früher.." fügte ich leise hinzu. Meine Stimme hörte sich niedergeschlagen an, was ich auch wirklich war.

Ich verstand ihn nämlich nicht. Warum verbrachte er keine Zeit mehr mit mir zusammen? Wir hatten nicht mehr viel Zeit und wer wusste schon, ob es überhaupt eine Zukunft für uns gab?

"Das tut mir echt Leid, Asalia...aber sieh auch das Positive daran. Wenn er sich fit hält, kann er auch aus dem Krieg unversehrt rauskommen und wir verbringen auch dadurch mehr Zeit miteinander." munterte sie mich lächelnd auf und in Gedanken stimmte ich ihrer Aussage zu.

"Ja, du hast Recht. Danke. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich die Zeit mit dir vermisst."

Sie lächelte bei meinen Worten und pflichtete mir bei.

"Wann ist denn eigentlich deine Schicht zuende?" fragte ich nach dem Austausch wie viel Spaß wir früher gemeinsam gehabt hatten.

"Tut mir echt leid, dass jetzt sagen zu müssen, aber ich werde noch bis spät in die Nacht hier stehen müssen." meinte sie seufzend.

"Ach, alles gut. Das macht nichts. Vielleicht holen wir ein anderes mal die Zeiten von früher auf." erklärte ich ihr lächelnd, woraufhin sie ein leises 'Danke' vor sich hin murmelte.

"Du solltest aber auch schon langsam reingehen. Es wird schon dunkel und dein Vater fragt sonst nach dir." redete Sialah mir ein, nachdem wir über alles mögliche geredet hatten.

"Ja, da hast du Recht." fing ich an.

"Na, dann viel Glück dir, Sialah. Wir sehen uns." Ich nahm sie in die Arme, was sie auch erwiderte.

"Danke. Dir eine erholsame Nacht." sagte Sialah inmitten der Umarmung.

"Danke" sagte ich noch, bevor wir uns langsam voneinander lösten.

Wir sprachen noch unsere letzten Worte aus, bevor ich den Weg zurück in mein Heim steuerte.

___

Der Monat neigte sich immer mehr dem Ende zu und das hieß wiederrum, dass der Krieg nicht mehr lange hin war. Um genauer zu sein, war es nur noch eine Woche bis dahin und ich hatte immer noch einen Haufen über meine Kräfte zu lernen. Aber es fehlten mir noch sämtliche Kampftechniken, um bestens vorbereitet zu sein.

Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass ich jemals für einen Krieg ausgerüstet wäre, denn mir raubte schon jetzt die Angst den letzten Nerv.

Natürlich versuchte ich mich so gut wie möglich abzulenken und keinen Gedanken daran zu verschwenden, aber wenn wir mal ehrlich sind, wer hat denn jemals geschafft seine Gedanken ganz abzuschalten?

Ich seufzte und machte mich wie jeden morgen auf den Weg zum Trainingsplatz. Es war natürlich der "Alte" und etwas abgelegene, was mich nicht störte, sondern eher Erinnerungen an dem Training mit Tauriel und Legolas in mir weckte.

Ja...Legolas.

Er hatte mir zum ersten Mal all die Lehren der Kampfkunst beigebracht und mich mit Waffen vertraut gemacht. Hier habe ich so viel Zeit mit ihm verbracht, dass dieser Ort etwas besonders für mich geworden ist.

Ich schritt zur Mitte des Platzes, wo schon Galadriel und Legolas auf mich warteten.

Aber ich schaute mir wie jedesmal, wenn ich diesen Ort betrat, nochmal genauer an. Um die große Fläche Grün, worauf mein Training immer statt fand, säumten die Bäume eine Art Kreis, welche zum Bogenschießen benutzt wurden. Sonst befanden wir uns in einem Art Wald oder Wiese. Wie man es halt nennen mag.

Ging man aber vom Trainingsplatz weg und das in die entgegengesetzte Richtung von Bruchtal, banden sich die Bäume dichter und das konnte man schon eher Wald nennen.

"Asalia? Können wir nun anfangen oder müssen wir noch länger warten?" Galadriels Worte rissen mich aus meinen Gedanken.

"Nein, nein...alles gut. Wir können loslegen." antwortete ich etwas unbeholfen, aber ihr schien es nicht allzu aufzufallen oder sie ignorierte es einfach.

"Heute lernst du ein paar Tricks von Legolas und wenn es danach noch Zeit gibt, erzähle ich dir etwas neues über deine Kräfte."

Ich nickte und hüpfte innerlich vor Freude auf und ab, weil ich endlich wieder mit Legolas trainieren durfte, aber auch mal wieder etwas Zeit mit ihm verbrachte. Und ich wusste ganz genau, dass sich Galadriel komplett aus dieser Sache raushalten würde und nur ihre Augen auf uns richtet.

"Zuerst zeige ich dir wie du mitten beim parieren einen Gegner lahm legen kannst oder sogar dabei tötest." weihte Legolas mich in seine erste Übung, mit dem der Tag starten würde, ein.

"Wenn man kämpft, kann es dazu kommen, dass ein Gegner dir überlegen ist oder ihr beide gleichstark seid und du es somit nicht wirklich einfach hast diesen zu erledigen."

Ich nickte, als Bestätigung, dass ich ihm zuhörte und er fuhr fort.

"Setzt du kleine Taktiken ein, die die Konzentration deines Gegners für kurze Zeit weichen lässt und seine Deckung in dieser Zeit schwächer ist, kannst du diesen schnell umlegen, ohne das er wirklich mitkommt." erklärte er und ich nickte.

"Aber hier kann ich dir keine genauen Tricks beibringen, denn du musst dir deine eigenen ausdenken und anwenden. Meistens geschieht das Entstehen solcher Tricks beim kämpfen und genau das solltest du während eines Kampfes mit mir versuchen." beendete Legolas seine kleine Rede und ich musste unwillkürlich Grinsen.

"Noch Fragen?"

Ich schüttelte den Kopf.

"Wir können beginnen" sagte ich, woraufhin Legolas nickte.

Dann zog er sein Schwert aus der Scheide und ich folgte seinem Beispiel. Wir stellten uns in die Ausgangsposition und schon in wenigen Sekunden begann der Kampf, indem Legolas zu einem Schlag ansetzte und unsere Klingen aufeinander trafen.

Das Ringen mit den Schwertern nahm seinen Lauf und ich parierte seine Schläge oder wich diesen ganz aus.

Beim Kampf hatte ich die eigentliche Übung und den Sinn dahinter schon vergessen, was Legolas natürlich zu seinem Vorteil nutzte, denn bei meinem nächsten Schlag, landete ich in binnen von Sekunden auf dem Rücken.

Ich realisierte meinen Sturz erst, als ich den starken Schmerz spürte, der meinen Rücken durchzuckte. Ich biss mir bei den plötzlichen Schmerzen auf die Lippe und zwang mich wieder zum Aufstehen, was mir eher weniger gelingen wollte.

Es ging alles so verdammt schnell, dass ich nicht mal wusste wie Legolas mich so zu Fall bringen konnte, geschweige denn, wie schnell er sich bewegen konnte.

"Bist du okay?" fragte mich plötzlich jemand und riss mich somit aus meinen Gedanken.

Mein Kopf schnellte hoch und traf auf das Gesicht von Legolas, der mir seine Hand entgegen hielt, um mir aufzuhelfen.

"Ja, alles okay" versicherte ich ihm und rang mir ein Lächeln ab, während ich nach seiner Hand griff und Legolas mich wieder auf meine Füße zog. Dabei ignorierte ich die Schmerzen auf meinen Rücken.

"Was war dein Fehler?" fuhr er nun mit seiner Harten-Trainer-Nummer fort.

Ich seufzte leise und hob mein Schwert vom Boden, der beim Sturz aus meiner Hand entglitten war, auf, während ich zur Antwort setzte.

"Ich habe die eigentliche Übung aus den Augen verloren und ich war unachtsam."

"Stimmt" bestätigte er meine Aussage und fuhr dann mit seiner Lektion fort.

"Versuchen wir es nochmal. Aber denke diesmal daran."

Ich nickte und schon in den nächsten Sekunden, begann unser nächster Kampf.