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Kapitel 3 - Der Preis der Macht

"Das sieht... schrecklich aus", keuchte der Arzt und presste dabei angestrengt seine Zähne zusammen. Selbst sein dunkler Bart konnte den Schatten nicht verbergen, der sich in diesem Moment über Benjamins Züge legte.

Quer über Kyles Handrücken und über seine Handfläche, zog sich jeweils eine hässliche Schnittwunde. Obwohl die Verletzungen schon fast ein Jahr alt waren, hatten sie sich bislang nicht richtig geschlossen. Sie bluteten zwar nicht, doch die Wundränder waren schwärzlich verfärbt und man konnte unter diesen das verletzte, zuckende Gewebe förmlich sehen. Feine dunkle Äderchen zogen sich verzweigt von der Fingerspitze bis über das Handgelenk. Eine weitere, kleinere Wunde am Daumen zeichnete das gleiche Bild, und Dr. Archer presste die Lippen so fest aufeinander, dass sie ganz blass wurden.

"Ich hätte das nie zulassen dürfen", presste Archer leise hervor. Sein Griff um Kyles Hand wurde ein wenig fester, fast so, als wolle er seinen Patienten festhalten, damit er nicht davonspringen konnte. Gleichzeitig war sein mitleidvoller Blick voller unausgesprochener Selbstvorwürfe.

Kyle stöhnte leise und fuhr sich mit der freien Hand von der Stirn aus durch das schwarze Haar, um die dunklen Wellen zurückzustreichen.

"Klar, weil sie mich auch sicher davon hätten abbringen können!", sagte Kyle und schnalzte mit der Zunge. "Feuer bekämpft man nun mal am besten mit Feuer! Dunkle Magie gegen dunkle Magie. Ohne sie hätten wir den Kampf gegen den Dämon niemals lebend überstanden. Ich habe unser Überleben über die Gebote des Ordens gestellt. Es war notwendig", versicherte er dem Doktor zum gefühlten hundertsten Mal, „und das wissen Sie ganz genau!"

"So etwas derart Hirnrissiges dürfen Sie nie, nie wieder tun! Verstanden? Das hier...", und Ben verwies auf die Wunde, welche nicht heilen wollte, "... wird Sie eines Tages umbringen. Wenn es nicht die Auswirkungen dieser okkulten Praktiken sind, dann sicher die Keime und Verunreinigungen, die hier ein offenes Tor zu ihrem Blutkreislauf finden." Benjamin Archer fixierte den Blick seines Kameraden mit einer Entschlossenheit, als wolle er diese Worte in Stein meißeln.

Kyle Crowford verzog daraufhin ein wenig verärgert die Lippen.

"Meinen Sie, ich hätte mich leichtfertig für den Einsatz verbotener Magie entschieden? Damit habe ich riskiert, vom Orden meiner Kräfte und meines Wissens beraubt zu werden", zischte Kyle gereizt und sein Blick glitt unruhig zur Tür, um sicherzugehen, dass niemand dieses Gespräch mitbekam. Es war, aus seiner Sicht, Wahnwitz, dieses Thema ausgerechnet hier im Orden zu diskutieren.

Der Verlust seiner Magie hätte für Kyle einen deutlich höheren Preis dargestellt, als Benjamin Archer ahnte. Es ging um weit mehr als verbotenes Wissen und Machtgier. Es ging schlicht und ergreifend um Kyles Seele...

Fakt war, dass Kyle es nicht zulassen konnte, dass sein Partner hier und jetzt Staub, der sich glücklicherweise gelegt hatte, mit seinen Bedenken wieder aufwirbelte. Und dass nur wegen dieser vergleichsweise kleinen Schnittwunden.

"Verstehen Sie denn nicht, dass ich nur besorgt um Ihr Wohlergehen bin, Crowford?", hakte der Arzt nach. "Sehen Sie sich das an: Die Wunde ist hochgradig entzündet, sie eitert und bricht immer wieder auf. Das muss doch schmerzen!"

Ben klang beinahe verzweifelt und Kyles Wut verpuffte zischend, als hätte jemand mit einer Nadel ein Loch in einen Ballon gestochen, als er in das ehrlich besorgte Gesicht des Doktors blickte.

Es musste frustrierend für einen Arzt sein, eine Wunde nicht mit traditioneller Medizin heilen zu können ... noch dazu bei seinem Partner. Er wirkte hilflos - und absolut ratlos.

"Versprechen Sie mir inständig, so etwas nie wieder zu tun", verlangte Ben dann leise. "Diese Form der Magie ist nicht ohne Grund vom Orden verboten worden. Sie schindet Körper UND Geist!"

Am liebsten hätte Kyle frustriert gestöhnt und sich mit der Hand übers Gesicht gefahren.

"Das kann und werde ich nicht", seufzte er schließlich. "Sollte die Situation es erfordern und ich bin bar jeder anderen Option, werde ich alles in meiner Macht stehen tun, um Ihre und meine Sicherheit zu gewährleisten. Der Orden erlaubt uns in Notfällen den Einsatz physischer Gewalt. Nun, sehen Sie es als Einsatz psychischer Gewalt. Ich kann Ihnen aber versichern, dass dies nur ein kleiner Teil meines Repertoires ist und ich diese Form der Zauberei nicht präferiere!"

Dr. Archer schüttelte nur den Kopf. Er konnte beileibe nicht verstehen, warum Kyle riskierte, seine Seele und seinen Körper mit schwarzer Zauberei zu beflecken. Er ahnte selbstverständlich, dass mehr dahintersteckte, denn er schätzte den jungen Magus als zu klug und belesen ein, um ein solches Opfer achtlos einzugehen. Aber da Kyle ihm eine klare Antwort zu seinen leichtfertigen Handlungen meist schuldig blieb, blieb ihm nichts weiter übrig, als diesen mit vorwurfsvollem Blick anzustarren; in der seligen Hoffnung, dass sich irgendwann Vernunft in dessen Hirn breit machte.

Kyle wusste, dass er dem Doktor Antworten schuldig war. Und auch, wenn er nicht vorhatte, diese ihm auch wirklich zu geben, wollte er den jungen Doktor nicht verstimmen. Um seine Partner ein wenig zu besänftigen, hob er kurz seine verletzte Hand und fügte versöhnlich hinzu: "Es sieht schlimmer aus, als es ist. Es tut kaum noch weh."

Das war natürlich gelogen.

Es schmerzte jeden Tag, auch wenn die Intensität nachgelassen hatte. Es war, als würde er sich die Wunde jeden Morgen aufs Neue ins Fleisch schneiden. Schwarze Magie war keine angenehme Praktik und Blutmagie forderte leider immer ein Opfer. Und da Kyle damals nicht die Möglichkeit hatte, ein Opferlamm den Blutpreis zahlen zu lassen, musste er die Konsequenzen selbst tragen.

"Wie lange wird es dauern, bis sich die Wunde geschlossen hat und die ... Nebenwirkungen abgeklungen sind?", fragte Dr. Archer nun und bedeutete Kyle erneut, auf der Liege Platz zu nehmen. Dann suchte Dr. Archer aus Holzschränken und Schubladen die Materialien zusammen, die er für die Behandlung benötigte. Auf einem Holztablett trug er kleine braune Fläschchen neben Verbandsrollen, Nadel und Faden, Klemmen und anderen Utensilien herbei und stellte sie auf den kleinen Bestelltisch neben dem Bett.

"Das kann ich nicht sagen. Es ist jedes Mal anders und ich habe nicht viel Erfahrung damit. Magie lässt sich selten in eine feste Form pressen. Sie ist unberechenbar – das macht sie so gefährlich. Beim letzten Mal hat es etwas mehr als zwei Jahre gedauert, bis die Wunde so weit geschlossen war, dass sie nicht mehr schmerzte."

Kyles Blick blieb an der Tür des Krankenzimmers hängen. Es war ihm unangenehm, über dieses Thema zu sprechen, und er wünschte, Dr. Archer würde es einfach sein lassen.

"Zwei Jahre!", keuchte Dr. Archer und sein Blick heftete sich fassungslos an die Hand des Magiers. Zwei Jahre, das war eine lange Zeit für so eine kleine Verletzung. „Und wenn die Wunde an einer gefährlicheren Stelle gewesen wäre?"

"Nun, man nennt es nicht umsonst Blutopfer", antwortete Kyle und sah, wie Dr. Archer bei diesem Gedanken ein wenig erbleichte. Der Magier konnte sich ein trockenes Glucksen nicht verkneifen. "Sie sind im Orden der Sucher und der Gedanke an rituelle Opfer erschreckt Sie, Mr. Archer?", neckte er den anderen Sucher ein wenig und konnte förmlich sehen, wie Dr. Archer die Schultern höher zog, weil sein männlicher Stolz angegriffen war, und dann zum Gegenschlag ausholte. "Glauben Sie mir: die Menschen haben Jahrtausende lang Menschen und Tiere geopfert, um übermenschliche Mächte zu besänftigen. Ich bin nur Einer, in einer langen Reihe von Menschen mit einem Messer."

"Im Gegensatz zu Ihnen, Crowford, bin ich es nicht gewohnt, mich in der Gesellschaft blutgieriger Kultisten herumzutreiben oder mich mit verbotenem Wissen zu beschäftigen", erwiderte er spitz. "Außerdem sind die meisten, die behaupten, sich in solchen Dingen auszukennen, ohnehin nichts Weiteres als Verrückte."

Wo er recht hatte, hatte er recht. Nur bei einem unter Hunderten, der von sich behauptete, die okkulten Künste zu beherrschen, traf dies auch zu. Die wenigsten Seher oder Spiritisten waren einfach gut informiert oder belesen. Das Gros jedoch bestach Teilnehmer bei Séancen, verwendete möglichst vage Aussagen bei ihren Prophezeiungen, und hinter ihren flackernden Kerzen oder bewegenden Gegenständen verbargen sich Tricks und Taschenspielereien. Es war ein Geschäft, bei dem leichtgläubige und ja, vielleicht auch trauernde oder verzweifelte Menschen ausgenutzt und ausgenommen wurden. Aber diese Scharlatane waren nicht die Sorge des Ordens. Nein. Es war eben jener Eine unter Hunderten.

Wenn man es genau nahm, waren die Sucher in den meisten Fällen wohl eher eine Art Freizeitermittler. Die Suche nach echten übernatürlichen Erscheinungen oder Wesen glich der nach der Nadel im Heuhaufen.

"Sind Sie sich sicher, dass Sie jemanden verärgern wollen, der sich mit Schwarzer Magie auskennt, Mr. Archer?", erwiderte Kyle und zog eine seiner geschwungenen Augenbrauen demonstrativ etwas höher.

"Nein, nach dem, was ich gesehen habe, würde ich lieber darauf verzichten."
Dr. Archer hob unterwürfig die Hände. Er ließ sich auf den Holzstuhl sinken und zog eine Erweiterung des Beistelltisches nach oben. Mit einem Klick fixierte er die Scharniere. Die Ablage benutzte man normalerweise, um Werkzeuge oder Materialien zu drapieren. Jetzt konnte Kyle seine Hand darauf ablegen.

Nachdem Dr. Archer die Wunde mit geübten Handgriffen gesäubert und mit Jod desinfiziert hatte, verband er sie sorgfältig, schlitzte das Ende des Leinenverbandes ein und band schließlich alles zusammen.

"Fertig." Zufrieden betrachtete der Doktor sein Werk und wusch die Hände in einer Keramikschüssel, welche auf einem Eisengestell stand. Obwohl Crowford ihm versichert hatte, dass die Wunde nur durch die Nachwirkungen der schwarzen Magie schwärzlich verfärbt war, wollte Ben offenbar kein Risiko eingehen.

"Gut. Und jetzt die frische Verletzung", erklärte Ben dann und wandte sich wieder Crowford zu.

In diesem Moment fiel ihm fast das Jod aus den Händen.

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