34.
Also versuchte ich die Fesseln mit 'Willenskraft' zu lösen, was aber nicht funktionierte. Toll. Was sollte ich jetzt tun? Da sitzen und abwarten bis Jamy tot war? Niemals. Also tat ich das, was mir am einfachsten erschien. Ich stand auf und versuchte mir meine Hände an der Wand, die an einer Stelle einen Nagel hatte, abzumachen. Das funktionierte. Blind rannte ich in die Dunkelheit. Schreie erreichten mich. Jamy! Wieder rannte ich durch zahllose Gänge. Die Angst, die Wut, die mich packte durchdröhnte meinen Körper und ließ mich nicht mehr aufhören zu laufen. Und endlich - endlich kam ich in einen großen runden Raum. Doch wer da so erbärmlich schrie, war nicht Jamy. Es war ein Mädchen. Etwa drei Jahre älter und vor Schmerzen schreiend. Sie schwebte einige Meter in der Höhe. In einem blauen Licht. Und in der Dunkelheit des Raumes lag Jamy. Er atmete schwer und schnell, aber es schien ihm so weit gut zu gehen. Vor dem Mädchen stand die Gestalt und lachte ein schreckliches gackerndes Lachen. Was sollte ich tun? Die Gestalt zu Boden bringen oder zu Jamy gehen? Egal wie sehr es mich schmerzte, ihn so zu sehen, ich musste das Mädchen retten. Ich lief langsam auf die Gestalt zu. Dann stürzte ich mich auf sie und das Mädchen viel mit einem letzten lauten Schrei zu Boden. Die Gestalt, die eben noch gelacht hatte, zerfiel einfach zu Staub.
Leicht verwirrt und extrem erleichtert rannte ich zu Jamy.
,,Jamy, alles in Ordnung? Geht es dir gut?!"
,,Ja. Schon. Hab nur ein paar Wunden.", sagte er.
,,Oh Jamy, was machst du nur immer?"
Er richtete sich auf und umarmte mich. Das Mädchen glotzte komisch. Was hatte die denn für ein Problem?
Nachdem er mich losgelassen hatte, stellte er mir sie vor und ihr mich. Sie hieß Kassandra und war seine Cousine. Ich lächelte freundlich, was sie aber nicht erwiederte. Abfällig sah sie auf mich herab und sagte: ,,Aha."
Warum war die denn so fies? Da ich soweiso schon gereizt war, wurde ich richtig wütend. Was fiel ihr eigentlich ein mich so zu behandeln?! So eine dumme Kuh!
,,Du brauchst mich echt nicht so behandeln, als wäre ich irgendein widerliches Stück Müll, nur weil du nicht zugeben willst, dass du von mir gerettet wurdest!", rief ich und lief zurück in den Gang. Sollte sie doch in dieser verdammten Höhle verrotten. Ich hörte Jamy noch sagen: ,,Musst du immer alle so ansehen?" Als ob es nur das wäre! Ihre ganze Ausstrahlung war so. Er lief zügig hinter mir her und hielt mich an der Schulter fest. ,,Was?", sagte ich giftiger als gewollt und senkte sofort den Blick. Traurigkeit schlich sich in sein Gesicht.
,,Bist du sauer auf mich, weil ich dich nicht befreit habe?"
,,Nein, eigentlich bin ich gar nicht sauer auf dich. Tut mir leid.", flüsterte ich und umarmte ihn zur Sicherheit nochmal. Man konnte hören, wie er erleichtert durchatmete.
,,Na ja... also...", fing ich an und er schob mich besorgt ein wenig von sich weg um mich ansehen zu können.
,,... ein bisschen vielleicht... weil du deine Cousine hierher gebracht hast."
,,Linn.", stöhnte er und fuhr sich durch die Haare. ,,Sie ist einfach gekommen. Ich hab sie nicht geholt."
,,Natürlich nicht, dazu wärst du ja auch zu eitel.", grinste ich.
Er lächelte, was im Dunkel des Gangs etwas gruselig aussah, aber auch süß wie immer.
,,Niemals würde ich jemand anderen dich retten lassen, ich werde niemals daran zweifeln, dass ich mich von Fesseln befreien kann, wenn ich zu dir könnte.", flüsterte er und plötzlich war er mir ganz nah. Sanft strich er mir über die Arme. War das gerade eine Liebeserklärung gewesen??? Ich stand irgendwie unter Schock und starrte ihn einfach nur an. Plötzlich fragte er dann: ,,Hey, alle in Ordnung?" Ich riss mich zusammen, drehte mich schnell um und sagte: ,,Jap, wir müssen weiter. " Etwas verwirrt ging er hinter mir her. Was war eigentlich mit seiner dummen Cousine? Aber das konnte mir ja eigentlich egal sein. Die würde schon einen Weg raus finden. Wobei... wir konnten sie doch nicht einfach da sitzen lassen und alleine gehen lassen. Aber wenn sie nun auch ein Werwolf war... ?
,,... hey, hast du mich gehört, Linn?", unterbrach Jamy meine Gedanken.
,,Ähhh... was?", fragte ich verwirrt und er lachte kurz auf und sagte dann: ,,Wir können Kassandra dort lassen, falls du darüber nach denkst."
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