28. Kapitel - Tränen
Seine Worte erreichten nur langsam ihr Gehirn, doch sie überwanden die Barriere die ihre Gefühle und die fehlende Luft gebaut hatten.
Zitternd und so laut sie noch konnte, schrie sie um Hilfe.
"LIËTH!!!!". Zu mehr reichte ihre Luft nicht und sie konnte nur noch hoffen, während die Schlinge bunte Punkte vor ihren Augen tanzen ließ.
Tränen verdeckten ihr die Möglichkeit zu denken und ließen sie vergessen zu was sie als Luftelement fähig war.
Schmerz durch zuckte ihren Körper, als sie die sanfte Stimme von Liëth in ihrem Kopf hallen hörte.
Der Druck um ihren Hals und um ihre Taille verschwand und sie landete unsanft auf dem Boden. Bunte Punkte tanzten vor ihrem Auge, doch sie hielt sich an den Grasbüscheln fest, um nicht in das dunkle schwarze Loch der Bewusstlosigkeit zu fallen.
"Wir werden sie töten, egal was Ihr sagt", zischte einer der Rankenfrauen.
Lilly spürte, wie Zack sich neben sie kniete, während sie weiter erleichtert nach Luft schnappte und versuchte den komischen Druck los zu werden.
Diese Kinder können nichts dafür. Lasst sie in Frieden ihre Aufgabe erledigen. Ich werde euren König heilen.
Liëth' Stimme klang gefasst, doch gleichzeitig wütend.
Die Rankenfrauen zögerten, stimmten dann jedoch zu.
Der Pegasus schritt fast schon magisch auf eine grüne dunkle Blüte zu, in der ein Mann zusammengesackt und leblos kauerte.
Nur leicht konnte man den Atem erkennen.
Tiefe Wunden zierten seinen ganzen Körper und manche der vertrockneten Blütenblätter lagen zu boden des verkümmerten Wesens.
Er zitterte und schien um sein Leben zu kämpfen und Lilly konnte die traurigen und ängstlichen Mienen aller Rankenfrauen erkennen.
Liëth stand nun vor dem Wesen und senkte ihren Kopf über ihren Flügel.
Es sah so aus, als könnte sie den grauenvollen Anblick nicht ertragen und eine einzelne kleine Träne tropfte auf ihrem rosernen glitzernden Flügel. Dann richtete sie sich wieder auf.
Alle waren still, sogar Lilly unterließ ihre verzweifelt Schnappatmung und beobachtete fasziniert wie die kleine Träne den Flügel hinunter lief und sich mit dem glänzenden Staub voll saugte.
Sie wurde größer und größer zu einer
Leuchtenden rosanen Kugel, die ähnlich wie ein kleiner Stern strahlte.
Die Träne hing kurzzeitig an dem Flügel, dann ließ der Pegasus sie auf den verletzten Rankenkönig gleiten.
Ein helles Licht umstrahlte ihn plötzlich und die einzelnen Teilchen des Tropfens sickerten in jeder einzelne Wunde und ließen sie langsam verschwinden. Das pinke Glitzern zog sogar die einzelnen Blütenblätter wieder heran, sodass sie nach wenigen Sekunden wieder ein majestätisches Wesen vor ihnen zum Leben erwachte.
Der ehemal verkümmerte Körper richtete sich auf und zeigte sich.
Royalblaue Blütenblätter bildeten die Beine. Sein breiter muskulöser Körper war ebenfalls von Ranken besetzt und auch seine Hände waren Knotenpunkte aus 5 Ästen. Sein ernstes Gesicht blickte in die Runde und beobachtete misstrauisch die fremden Gesichter.
Die Augen der Rankenfrauen waren vor Freunde schon am glänzen und pure Erleichterung überschwemmten ihre Blicke.
"Was passiert hier?", fragte er nur und sah sich misstrauisch um.
Dieser Kinder hier, haben entdeckt, dass Ihr in Lebensgefahr schwebtet. Ihnen ist es zu verdanken, dass Ihr gerettet werden konntet.
Liëth erklärte dem Rankenmann ruhig, was passiert war und ihre ruhige sanfte Stimme ließ auch Lilly zu Ruhe kommen.
"Nun...", seine dunkle raue Stimme zischte nicht weniger, als die von den anderen Frauen, als Liëth die Erzählung beendet hatte. "Ich will nicht undankbar sein und es tut mir sehr leid, dass mein Volk euch fast getötet hätte, daher nehmt euch so viel von dem Kristall, wie ihr wollt", forderte er sie auf.
Lilly hockte immer noch auf dem Boden, nicht bereit schon aufzustehen.
"Zack? Kannst du gehen? Ich will lieber noch was sitzen bleiben", bat sie den Jungen leise, hielt ihm ihre Flasche hin und er nickte besorgt.
Er stand auf und holte die zwei Glasfläschchen raus, ging zu dem Kristall nahe dem König und scharbte vorsichtig kleine Mengen in das Glas.
Sobald er fertig war bedankte er sich und steckte sie ein.
Ich würde ebenfalls gerne nocheinmal mit meinem Vater zurück kehren um herauszufinden, wer Ihnen das angetan hat, wenn Ihr damit einverstanden seid.
Bemerkte Liëth und der König nickte, wie selbst verständlich.
"Nun denn, ich hoffe Ihr habt nichts dagegen, wenn wir jetzt gerne wieder unsere Ruhe hätten", zischte er freundlich und ein Lächeln zierte sein müdes Gesicht.
Natürlich.
Liëth trat zurück und lief auf Lilly und Zack zu. Dieser half ihr auf und sah sie besorgt an.
"Alles gut?", fragte er unsicher und beobachtete kritisch ihre schwankenden Bewegungen.
Auf Lillys Hals lastete weiterhin ein unangenehmer Druck, den sie nicht los wurde und der ihr das dauerhafte Gefühl gab Würgen zu müssen.
Dennoch nickte sie, zu stur um ihre immer noch vorhandene Schwäche einzusehen.
"Irgendwie glaub ich dir das nicht", beharrte Zack ernst und schaute sie fast schon belustigt an.
Daraufhin warf sie ihm einen vernichtenden Blick zu und er lachte leise auf.
"Naja, wie du meinst... ich wollte... mich noch bei dir bedanken", begann er leise. Sie waren mittlerweile wieder auf dem Weg zurück zu der Lichtung, wo sie auf den König Pegasus getroffen waren. Liëth lief schweigend voran und mischte sich nicht ein, obwohl sich Lilly ziemlich sicher war, dass das Wesen alles verstand.
"Wofür?", fragte sie ebenso leise, allerdings nicht absichtlich. Ihre Stimme gab zu dem Zeitpunkt einfach nicht mehr her.
"Das fragst du noch?! Du hast mir das Leben gerettet! Ohne zu zögern! Du hättest genauso gut drauf gehen!", rief er entgeistert.
Lilly blieb still. So hatte sie noch nicht darüber nach gedacht.
Um genau zu sein hatte sie in dem Moment gar nicht gedacht, sondern einfach gehandelt. Im Nachhinein könnte sie sich selbst beschimpfen über ihren Leichtsinn. Aber sie tat es nicht.
Weil es sein Leben gerettet hatte.
Sie seufzte.
"Vielleicht", antwortete sie dann nur und zuckte mit den Schultern.
Zack warf ihr daraufhin einen ziemlich verwirrten Blick zu, den sie mit einem kleinen erzwungenen Lächeln erwiderte.
Jetzt wo das Adrenalin ihren Körper verlassen hatte, blieb ein Häufchen Müdigkeit über.
Wir sind da. Mein Vater und Mrs Smith und Mr Trenley warten schon.
Lilly hob erschöpft ihren Kopf und schaute zu den drei Personen.
Mrs Smith schaute überrascht zu ihnen, während Mr Trenley schon besorgt auf sie zu lief.
"Was ist passiert? Ihr seht viel schlimmer aus, als die anderen Schüler! Und die sahen auch nur so aus, wenn sie sich ganz dumm angestellt haben!!", rief er erschrocken und musterte sie besorgt.
Zack schnaubte auf, was ihren Blick kurz zu ihm fahren ließ.
Das Rankenvolk wollte die Kinder töten, erleuterte Liëth ruhig.
"Warum?", wollte Mrs Smith sofort wissen.
Ihr König. Er wurde auf burtale Weise verletzt und die Rankenfrauen wollten ihn für jeden Preis schützen, sie trat während der Erzählung neben ihren Vater.
Wie kann das sein? Alle Tore sind gut bewacht! Schickt Boten aus! Wir müssen wissen was der Grund für diesen Vorfall war! ... Ja, Liëth?
Nachdem der Häuptling und die Beiden Lehrer einer Stummen Rede zugehört hatten, die Lilly und anscheinend auch Zack nicht mitbekamen, blickte er zu ihnen.
Ein leises mysteriöses Lächeln schlich sich Mrs Smiths Gesicht und Mr Trenley holte zwei kleine Glasfläschchen hervor.
Der silberne Pegasus schritt langsam vor und blieb vor ihnen stehen.
Plötzlich bemerkte Lilly, wie Zack sich verbeugte und tat es ihm schnell nach.
Erhebt euch, bitte!, forderte Kaori sie auf. Was ihr getan habt war sehr mutig von euch. Und es tut uns sehr leid, dass ihr wegen einer solch großen Unachtsamkeit unserer Seite fast gestorben wärt. Daher haben Mrs Smith und ich beschlossen euch ein wertvolles Geschenk zu überlassen., erklärte er und neigte leicht den Kopf vor ihnen, was Lilly leicht verunsichert zu Zack blicken ließ.
Nun kam Mr Trenley zu ihnen und reichte ihnen zwei kristallene Miniaturglasfläschchen in die gerade mal ein Tropfen Wasser gepasst hätte. Lilly starrte fasziniert auf die Tropfenform, welche umschlungen war von funkelnden Kristallbändern. Lilly und Zack nahmen verdutzt und überfordert das Geschenk entgegen und wollten sie wegpacken doch der König hielt sie auf.
Ähnlich wie Liëth nur wenige Minuten zuvor, neigte er seinen Kopf über den Flügel und ließ eine Träne auf ihn fallen.
Langsam rollte sie hinab, nahm immer mehr des glänzenden Staubes auf, wuchs und wuchs zu einem Hoffnung schenkenden Licht.
Schließlich hing der silberne Stern, wie ein funkelnder Diamant am Flügel des majestätischen Wesens.
Kaori führte die Träne zu Zacks offenem Fläschchen und ließ sie hinein Tropfen. Der ganze Kristall strahlte nun leicht und hinterließ ein wunderschönes Lichtspiel auf Zacks Handfläche.
Der Anblick druckte sich tief in ihre Erinnerungen ab.
"Wow...", entfuhr es Lilly. Als sie merkte, dass die meisten sie belustigt ansahen, wurde sie schlagartig rot.
Kaori richtete sich nun an sie und wiederholte die ganze Prozedur, der Sternenträne. Die Träne glitzerte nun in der Flasche in ihrer Hand.
Wärme und Energie umhüllten kurzzeitig ihren Körper weshalb sie erleichtert aufatmete und eine Gänsehaut sich über ihren ganzen Körper zog.
Diese Tränen dürft ihr behalten. Sie bedeuten eine sofortige Heilung von allen Wunden und eine kleine Menge reicht bereits, um tödlich Verletzte vor der ewigen Dunkelheit zu bewahren.
Wahrt sie gut auf und erzählt nich jedem von ihr. Versteckt sie oder tragt sie bei euch, wie ihr wollt. Wir mussten schon häufig die Erfahrung machen, dass viele Bändiger zu gierig nach dem Wert sind.
Benutzt sie klug und nur dann wenn es wirklich wichtig ist. Ihr habt nur eine und es werden nicht immer ein Pegasus in eurer Nähe sein.
Wir sind euch sehr dankbar, dass ihr uns, auch wenn vielleicht ungewollt, gezeigt habt, dass ein Teil der Lebewesen in Gefahr schwebt. Ihr solltet euch keine weiteren Sorgen machen, wir haben ab jetzt alles unter Kontrolle. Mr Trenley wird euch nach Hause bringen.
Ich wünsche euch einen wunderschönen Tag und schnell heilende Wunden.", erklärte er mit ruhiger und höflicher Stimme, während er leicht den Kopf neigte.
Lilly und Zack verbeugte sich ebenso höflich und bedankten sich leise.
Erst jetzt viel Lilly das Metallband auf, das sich um die Flasche schlang.
Kurz kam ihr die Überlegung auf, die Träne zu benutzen, um ihre eigenen Wunden zu heilen. Zwei Sekunden später verwarf sie Idee und umschloss das Glas fester in ihre Hand und ließ das Band hängen.
Sie fragte sich, wann sie diese Träne jemals brauchen würde und hoffte, dass sie sie bis zu ihrem Tod nicht nutzen musste.
Denn das würde heißen, dass jemand in ihrer Nähe in Lebensgefahr schweben würde.
"Mrs Kors, kommen Sie?", fragte Mr Trenley und riss sie aus ihren Gedanken.
"Mmh?! Ja!", rief sie überrascht und lief schnell, ohne wieder dem Schwindel zu verfallen, zu Mr Trenley und Zack die weiter vorne auf sie warteten. Stechende Blicke lagen dabei auf ihrem Rücken.
Sie gingen schweigend weiter und Lilly genoss einfach nur den Ausblick.
Zack lief neben ihr und ihr Lehrer hate die Führung übernommen.
Es dauerte nicht lange, bis sie wieder beim Portal angelangt waren.
Sie gingen weiter und waren bald einige Zeit später wieder in der Akademie.
Sofort wurde Lilly von Jake und Tyler empfangen, die sie geschockt musterten, doch sie meinte nur, sie würde ihnen alles später erzählen, wolle sich aber jetzt ausruhen.
Ihre Freunde hatten nichts dagegen und leise verabschiedete sie sich von ihnen und von Zack, der ihr ein kleines Lächeln zurück warf als Antwort.
Den Rest des Tages ließ sie damit ausklingen, dass sie fasziniert die Kette in ihrer Hand beobachtete und sich letzendlich dazu entschloss, sie um ihren Hals zu hängen und sie unter ihrem T-Shirt zu verstecken.
Es dauerte nichr mehr lang, bis sie vom Schlaf übermannt wurde und in die friedliche Stille sank.
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Schönen 3. Advent!!
Mal etwas eher magisches für die Weihnachtszeit!🎉🎅☃❄💕
LG
cxtlover
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