Kapitel 30
Rhana schreckte auf, als ein Klopfen an ihrer Zimmertür ertönte.
Benommen rutschte sie halb vom Stuhl, auf dem sie eingeschlafen war. Alles tat ihr weh, als sie sich leise ächzend erhob. Ihr Blick fiel dabei auf Lewin, der noch immer in ihrem Bett lag und unwillig grummelte. Ein Zeichen, dass er gleich wach wurde. Sie sollte zur Tür, damit nicht erneut geklopft wurde.
Allerdings war sie nicht schnell genug und der Besuch klopfte erneut. Dieses Mal etwas auffordernder.
Rhanas Blick huschte zu Lewin, der leise knurrte und die Augen aufschlug, da erreichte sie die Tür und öffnete diese.
Überrascht blickte sie auf eine Brust. Als sie den Blick hob, erkannte sie Idris, der sie musterte.
»Ich wollte nachsehen, ob alles in Ordnung ist«, bemerkte er leide, während er sie musterte. »Du warst nicht beim Essen.«
Rhana rieb sich die Augen. »Hab geschlafen«, murmelte sie, wobei sie hörte, wie Lewin aufstand.
»Das ist gut. Ich bin aber auch hier, um dir mitzuteilen, dass wir uns morgen zu deinen ersten Flugstunden treffen«, erklärte er, doch als er Lewin entdeckte, hob er eine Augenbraue. Er schien über dessen Anwesenheit nicht begeistert zu sein.
»Was heißt ihr trefft euch morgen?«, fragte er verstimmte.
»Das was es heißt. Du bist übrigens mit Yuvan in einer Gruppe.«
Lewin musterte Idris kampfbereit, bevor er Rhana zu sich zog. »Das kannst du vergessen. Ich werde nicht zulassen, dass du mit Rhana alleine bist. Yuvan hat mir alles über doch erzählt.«
Idris hob eine Augenbraue. »Hat er dir dann sich erzählt, dass ich Lehrer hier bin?«, fragte er herausfordernd und lauernd.
Lewin schnaubte. »Du und Lehrer? Dafür bist du doch gar nicht alt genug.«
Ihm war anzuhören, dass er Idris nicht glaubte. Dieser schien jedoch eher erschöpft über seine Art. »Ob du mir nun glaubst oder nicht: Rhsna wird morgen mit mir Flugstunden haben. Und du hast in den Räumen einer Frau nichts zu suchen«, sagte er ernst und durchbohrte Lewin förmlich mit seinen Blicken.
Diesr starrte ungerührt zurück, bis Rhana seine Aufmerksamkeit auf sich zog, indem sie ihm eine Hand auf den Arm legte. »Fang bitte keinen Streit an. Du willst doch nicht von der Schule geworfen werden, oder?«, fragte sie, wobei sich in ihrem Inneren ein leichtes Gefühl regte. Fast so, als gefiele ihr dieser Gedanke, doch sie verdrängte diese Tatsache gleich wieder.
Lewin schnaubte frustriert. »Wenn du wirklich ein Lehrer bist, warum bringst du mir dann nicht das Fliegen bei?«, fragte Lewin, der sich noch nicht zurechtweisen ließ.
»Weil wir Rhana einen Drachen besorgen müssen, auf dem sie fliegen kann und das ist mein Spezialgebiet. Du hast deinen eignen und musst nur die Grundlagen lernen. Die kannst du dir such von Yuvan aneignen. Aber keine Sorge, testen werde ich dich trotzdem.«
Rhana hatte das Gefühl zwischen den beiden würde eine kribbelnde Spannung entstehen, die ihr auf der Haut kitzelte. Es war überraschend unangenehm, da sie durchaus das Gefühl hatte, Idris wäre ein Raubtier, das man nicht unterschätzen sollte. Angst hatte sie dennoch keine.
Lewin wirkte nicht, als würde er nachgeben wollen, doch Rhana wünschte es sich sehr. Es war unschwer zu erkennen, dass Idris eindeutig der Stärkere war. Dabei bemerkte sie durchaus, dass seine Hände bandagiert waren, was bei ihr die Frage aufkommen ließ, was eigentlich im Gebirge geschehen war.
Lewin gab einen unwilligen Laut von sich, bevor er sich an Idris vorbeischob und das Zimmer verließ. Er sagte nichts, sondern stapfte wütend davon.
Rhana sah ihm kurz hinterher und atmete dann tief aus. »Entschuldige«, meinte sie mit einem müden Lächeln, bevor sie zur Seite trat. »Komm doch rein. Dann kannst du mir nochmal in Ruhe sagen, was du mir sagen wolltest«, bot sie an.
Idris musterte sie eingängig, bevor er die Hand hob. Darin hielt er ein Küchentuch, in das etwas eingewickelt war. »Ich habe dir auch etwas zu Essen mitgebracht«, erklärte er, als er vorsichtig eintrat.
Rhana bemerkte sofort, dass er sich irgendwie unwohl fühlte, doch sie verstand nicht warum.
»Danke, aber das wäre nicht nötig gewesen«, sagte sie und nahm ihm den provisorischen Beutel ab.
»Als Entschuldigung, dass ich dich das letzte Mal so bedrängt habe«, erklärte er, was Rhana die Stirn runzelte ließ. Wann hatte er sie bedrängt?
»Ich versteh nicht ganz«, murmelte sie irritiert und sha ihn fragend an.
Idris machte eine wegwerfende Handbewegung, was Rhanas Aufmerksamkeit auf seine Hände richtete.
»Nicht so wichtig«, murmelte er und trat an das kleine Tischchen heran, das im Raum stand. Er musterte es kurz und hob es dann an, um es Rhana ans Bett zu stellen. Er selbst nahm den einzigen Stuhl und setzte sich zu ihr.
Langsam stellte Rhana das Essen auf den Tisch, bevor sie sich auf dem Bett niederließ. Wie gern würde sie es jetzt machen wie Lewin. Sich nach hinten fallen lassen und schlafen. Aber sie hatte Besuch. Außerdem verkündete ihr Bauch, dass sie Hunger hatte.
Sie spürte Idris Blick auf sich, als sie begann, das Tuch zu öffnen. Darin kam eine kleine Dose zum Vorschein, die sie ebenfalls öffnete. Der Duft von Reis und gebratenem Schwein mit Gemüse stieg ihr in die Nase und ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Obwohl sie in der Taverne gegessen hatten, waren sie doch sonst nicht dazu gekommen. Darum hatte sie auch als erstes in die Mensa gewollt, doch Lewin hatte ihren Plan vereitelt.
»Danke, das kann ich wirklich gerade gebrauchen«, murmelte sie und nahm den Löffel zur Hand, der dabei lag.
Sie war so auf das Essen fixiert, dass sie Idris zufriedenen Ausdruck nur kurz aus dem Augenwinkel sah.
Sie wurde wirklich nicht ganz schlau aus ihm.
Idris lehnte sich zufrieden zurück, während Rhana aß.
Eigentlich hatte sie es, dabei beobachtet zu werden, doch Idris Anwesenheit störte sie nicht sonderlich. Allerdings fiel ihr auf, dass er seine Hände versteckte, was ihre Neugier nach dem, was geschehen war, nur noch mehr wachsen ließ.
Trotzdem sprach sie es nicht noch einmal an. »Wann beginnt der Unterricht morgen?«, fragte sie, da sie bereits aufgeregt darauf war, das Drachenreiten zu lernen. Gleichzeitig aber hatte sie Angst davor. Ihr war klar, dass sie nicht auf Kaza reiten konnte und Idris hatte gemeint, sie bräuchte einen Drachen. Musste sie noch einmal einen suchen oder würde man ihr einen stellen? Rhana konnte es nicht sagen.
»Nach dem Frühstück. Bis dahin sollte ich auch die Leine für Kaza fertig haben, damit sie mitkommen kann«, erklärte er, was dafür sorgte, dass Rhana nun doch sehr auffällig auf seine Hände blickte.
»Kannst du mit deinen Verletzungen wirklich die Leine machen?«, wollte sie wissen, denn sie wollte nicht, dass er Schmerzen erlitt, nur weil er ihr etwas anfertigte.
Idris folgte ihrem Blick auf seine Hände. »Ach das. Das tut nicht weh«, versicherte er mit einem Lächeln,
Rhana verengte leicht die Augen. Entweder er log sie an, oder es tat ihm wirklich nicht weh. Dann blieb aber die Frage, warum er seine Hände bandagiert hatte, wenn sie nicht verletzt waren und schmerzten.
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