Kapitel 15
Ein lautes Brüllen weckt mich aus meinem traumlosen Schlaf. Ich schrecke auf und realisiere wo ich bin- in dem Versteck von Nick, mit meinem Kopf auf seiner Brust liegend. Es hat für mich keine Bedeutung. Für mich war's das erstmal mit dem Lieben. Ich hab es satt danach enttäuscht zu werden. Nick und ich sind Verbündete.
Woher kam das Brüllen welches mich geweckt hat? Ich schätze, dass es aus dem Laubwald kam. Es war eines dieser Kreaturen, die Theodor und Lion infiziert haben. Mutationen des Kapitols. Nick scheint noch zu schlafen. Das merkt man an seinem gleichmäßigen Atmen. Es mitten in der Nacht sein, denn der Mond steht relativ hoch.
Wie kann man nur so leichtsinnig und lebensmüde sein? Keiner hat Wache gehalten, obwohl die Karierros in der Nacht doch jagen. Und so gut versteckt sind wir nun auch nicht. ,,Wach auf!", flüstere ich und rappele mich selbst auf. Nick schnauft kurz und dreht sich dann zur Seite. Will er tatsächlich weiter schlafen? ,,Komm jetzt. Wir müssen das Mädchen aus 12 finden. Ich für meinen Teil will endlich, dass diese Spiele enden.", erkläre ich und schlage ihm auf den Oberarm. Dabei denke ich an meinen Oberarm, der schon seit dem Beginn der Spiele verletzt ist. Es ist aber keine wirklich schlimme Wunde. ,,Wenn du willst, dass die Spiele enden, könnte ich das für die arrangieren.", murmelt Nick und grinst im Halbschlaf. ,,Jetzt komm.", sage ich etwas strenger. Dann seuftst Nick und steht endlich auch auf. Er schnappt nach meinem Rucksack und seinem Schwert. ,,Na dann los.", nuschelt er noch halb schlafend. Ich greife mir meinem Dreizack und wir brechen auf. ,,Was denkst du, wo sie sich versteckt hält?", fragt Nick. ,,Ich schätze, dass sie sich auf den Bäumen versteckt hält. Mein Dad meinte, dass sich ihre Mutter, Katniss Everdeen, in ihren Spielen auch auf Bäumen versteckte. Ich denke Willow macht es ihr gleich.", erläutere ich schnell. ,,Das hilft uns nicht wirklich weiter. Es gibt hier zwei ziemlich große Wälder. Wie willst du die durchforsten, ohne irgendwie aufzufallen?", fragt er. ,,Wir müssten uns aufteilen, um eine größere Chance zu haben.", fügt er hinzu. Aufteilen, ich mag diesen Begriff nicht mehr. Dadurch hab ich Theodor verloren. Naja, vielleicht nicht ganz. Er war ja auch infiziert. ,,Ich denke, dass wir nur den Laubwald absuchen müssen. Es ist schwieriger in dem Nadelwald zu überleben, als in dem Laubwald.", meine ich. ,,Wenn du meinst.", antwortet er bloß. Damit war das beschlossen und wir machen uns auf den Weg zu dem Wald.
Die Karierros sind jedoch vielleicht auch auf der Jagd, doch wenn wir am Tag suchen würden, finden wir sie niemals. ,,Sie muss sowie nur nachts herauskommen, denn bei Licht wäre sie schon lange entdeckt wurden.",sagt Nick. Somit machen wir uns auf den Weg in den Laubwald. ,,Nick?"
,,Ja, was ist?"
,,Du weisst Bescheid über die Wesen in diesem Wald?", frage ich vorsichtig.
,,Ja, bin ihnen bereits begegnet.", antwortet er. ,,Und du wurdest nicht infiziert?", erfrage ich leise. ,,Sonst wäre ich jetzt wahrscheinlich nicht mehr hier.", gibt er als Antwort. Das stimmt wohl. Bei Theodor und Lion hat es auch nicht lang gedauert, bis dieses Virus sich ausgebreitet hat. ,,Wie hast du es geschafft, denen ohne weiteres zu entkommen?", will ich wissen. Er bleibt auf einmal stehen und hält kurz inne. ,,Es war gleich beim Beginn der Spiele. Ich schätze eine Stunde nachdem sie begannen. Ich rannte mit dem Mädchen aus meinem Distrikt in den Wald. Wir dachten, dass er für's erste sicher wäre. Dann tauchten diese Mutationen auf. Sie griffen uns an. Ich habe es überlegt doch sie.. Sie hat sich für mich geopfert. Sie meinte, ich hätte bessere Chancen auf den Sieg.", erklärt er. ,,Das tut mir leid.", antworte ich. ,,Passt schon. Wir sollten jetzt aufhören zu Reden. Sonst hört das Mädchen uns womöglich noch.", schlägt er vor. Ich stimme dem stumm zu und wir suchen weiter. Beide mit Rucksäcken auf dem Rücken und Waffe in der Hand. Ständig auf der Hut vor den Karierros, den Mutationen und auch vor ihr. Keiner von uns kennt sie richtig. Eigentlich wunderlich, dass es ein Mädchen aus 12 bis jetzt durchgehalten hat. Doch wie ich hat sie auch zwei Sieger als Eltern und ist somit nicht wirklich schwach, weil sie es dort ganz gut haben muss.
Ab und an müssen wir anhalten und eine kurze Pause machen, denn Nick hat mir nach langen betteln endlich erzählt, dass er sich noch vor den Spielen schwer am Bein verletzt hatte. Nur verraten wie, hat er mir nicht.
,,Gehen wir-" Meine Worte werden durch ein starkes und lautes Brüllen unterbrochen. Ich zucke leicht zusammen und sehe in die Richtung, aus der das Brüllen kam. ,,Das waren sie- die Mutationen.", sagt Nick und steht von dem Stein auf, auf dem er saß, um sich auszuruhen. Ich erhebe meinen Dreizack. ,,Komm, verschwinden wir.", schlage ich vor. Nick stimmt mir zu und greift seine Waffe. Wir sind gezwungen in die Richtung zu gehen, aus der das Brüllen kam, denn aus der anderen sind wir gekommen. ,,Ich hab ein ganz schlechtes Gefühl in diesem Wald.", wispere ich kaum hörbar. Im nächsten Moment weiss ich, dass mein Gefühl mich eigentlich nie täuscht. Eine dieser Mutationen kommt blitzschnell aus dem Gebüsch gesprungen und rennt auf uns zu. Es prescht auf Nick zu. Ich stelle mich schützend in den Weg und ersteche das Vieh mit meinem Dreizack. ,,Das wird nicht der Letzte gewesen sein.", befürchte ich. Damit hatte ich ebenfalls recht. Aus der anderen Richtung kommt eine nächste Mutation angerannt und springt kurz vor mir ab. Es fällt geradewegs auf Nick. Es stützt sich mit den Pfoten auf den Speer, den Nick zum Schutz vor seiner Brust hält. Er hält das nicht mehr lange aus. Schweiß tropft auf seiner Stirn. Ich nehme meinen Mut zusammen und pfeife, um die Aufmerksamkeit des Tieres auf mich zu ziehen. Ich merke schnell, dass das nicht die schlauste Idee von mir war. Die Mutation sieht zwar von Nick ab, doch hat es nun dafür auf mich abgesehen. Mit dem Dreizack kann ich etwas gegen die Viecher ausrichten, doch genau das verhindert das Tier. Es schlägt mit mit seinen Pranken die Waffe aus der Hand, sodass er ein paar Meter wegfliegt. Einem kurzen Blick erhasche ich noch auf den am Boden liegenden Nick, dann rennt die Mutation mich um, sodass ich auf den Boden falle. Panik steigt in mir auf. Ich kann nichts gegen das Vieh ausrichten. Rein gar nichts. Die beiden vorderen Pranken stehen links und rechts von meinem Kopf. Die Mutation sieht mich durchdringlich an. Es keucht und schnauft stark. Die riesigen, spitzen Zähne sind gefletscht. Es könnte mich jeden Augenblick töten, doch es macht nichts. Ich bin wie gelähmt vor Schock. Doch irgendetwas an der Mutation fällt mir auf.
Dann raschelt es plötzlich im Dickicht. Das Tier sieht auf, doch setzt dennoch keinen Schritt vor. Es reckt den Hals im die Richtung und im selben Anblick fliegt ein Pfeil in das Auge der Mutation. Es schlägt die Pfote auf das Auge und taumelt zurück. Ich rutsche etwas nach hinten und rappele mich schnell auf. Die starre auf die sich krümmende Mutation. Gleich darauf hat das ein Ende. Ein weiterer Pfeil kommt knapp an meinem Ohr vorbei geschossen und landet in der Brust des Tieres. Dies setzt ihm ein Ende. Ich stehe reglos da. Hinter mir ist ein bewaffneter Tribut, ohne Hemmungen zu schießen und zu töten. Es raschelt erneut und ich vernehme Schritte, die näher auf mich zu kommen. Dann steht sie neben mir. ,,Willst du etwa nicht zu ihm gehen?", fragt sie mich. Wir sehen wahrscheinlich beide zu Nick, der immer noch reglos am Boden liegt. ,,Du bist Willow.",
,,Woher kennst du meinem Namen?"
,,Er wurde mir erzählt."
,,Von wem?"
Darauf gebe ich ihr keine Antwort. Im Augenwinkel sehe ich, dass sie zu mir schaut. Dann geht sie auf Nick zu und kehrt mir den Rücken zu. Sie hat keine Jacke an, wie Nick, sondern hat sie sich um die Hüfte gebunden. Zerzaustes, braunes Haar, den Bogen in der Hand und den Köcher auf dem Rücken. Ich gehe ihr nicht nach, sondern laufe geradewegs zu meinem Dreizack und hebe ihn lautlos auf. Sie kniet sich neben Nick und nimmt irgendwas aus ihrer Bauchtasche, die mir jetzt erst auffällt. Ich schleiche mit dem Dreizack in den Händen auf sie zu. ,,Wenn du nicht willst, dass gleich eine Kanone für ihn ertönt, dann würde ich das lassen.", sagt sie auf einmal. Was meint sie damit? Ich überlege kurz, doch kniee mich dann neben sie. Den Boden hat sie aus der Hand gelegt und hält in dieser Hand nun eine Dose. Nicht irgendeine Dose. Es ist genau die selbe Dose, die auch Lucious immer bei sich trägt. Sie öffnet den Deckel und streift das Zeug, welches sich darin befindet, sachte über die Wunde, die Nick durch die Mutation im Gesicht bekommen hat. Dann sehe ich es. Den Stich. Er wurde von dem Tier gestochen, ohne das ich es gemerkt habe. Sie hat das anscheinend auch mitbekommen und sieht sich den Stich an seinem Bein an. Auch dort schmiert sie dieses Zeug drauf. ,,Was ist das?", will ich wissen, doch sie hat wohl nicht vor darauf zu antworten. Dann packt sie die Dose zurück in die Bauchtasche. ,,Ihr habt nach mir gesucht, richtig?", fragt Willow und sieht mich an. ,,Wir brauchen dich, um die Karierros zu erledigen.", antworte ich. Sie sieht kurz von mir ab. Sie überlegt, ob sie das Angebot eingehen sollte. ,,Verbündete?", erfrage ich vorsichtig und reiche ihr die Hand. ,,Verbündete.", erwidert sie und drückt meine Hand.
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