Kapitel 8
Als Cato mich weckt, wird es schon hell. „Hast du denn gar nicht geschlafen?", frage ich ihn schockiert. Schließlich hatte er letzte Nacht auch kaum geschlafen. „Nein, aber es ist schon okay. Bin sowieso gar nicht müde." Ich seufze. Das habe ich letztens auch noch gesagt. „Ach, komm schon, dann schlaf' jetzt ein bisschen, bevor du mir noch vor Müdigkeit umkippst", sage ich und setze mich auf. Bis noch eben hatte mein Kopf auf seinem Arm gelegen. Etwa die ganze Nacht? „Aber ... Es ist doch schon hell. Lass uns lieber ein paar Tribute suchen und jagen gehen." Wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, wird er das nicht so schnell los. Meistens zumindest. „Komm schon, nur ein oder zwei Stündchen. Dann wecke ich dich. Versprochen. Oder früher, sollte etwas passieren", verspreche ich.
Genau in diesem Moment ertönt ein Kanonenschuss. Wer jetzt wohl gestorben ist? Na ja, am Abend werden wir es ja sehen. Cato schmunzelt: „So viel dazu." „Ja, und jetzt schlaf ein wenig", sage ich nun bestimmter und strenger. Sonst wird der mir nie auch nur ein bisschen einschlafen. „Ja, ja, schon gut", gibt er nicht sehr überzeugend von sich, legt sich dann aber doch neben mich hin, während ich ihm sitzend zuschaue. Nach kurzer Zeit schläft er dann auch schon ein. So viel zu nicht müde...
Nach geschätzten drei Stunden wecke ich ihn dann. „Wie spät ist es? Wie lange habe ich geschlafen?", fragt er hektisch. Wohl aus Angst, zu viel verpasst zu haben und setzt sich auf. „Ungefähr drei Stunden. Aber es ist auch nichts passiert, also keine Sorge", antworte ich. Eigentlich hätte ich ihn ruhig noch ein paar Stunden schlafen lassen sollen. Schließlich hätte er den Schlaf brauchen können und passiert ist sowieso nichts. Zum Schluss hätte er sich dann aber aufgeregt, weil ich ihm versprochen habe, ihn nach ein bis zwei Stunden zu wecken. „Wie war das mit ein bis zwei Stunden?", entgegnet er, doch anhand des Grinsens auf seinem Gesicht kann ich erkennen, dass er mir überhaupt nicht böse ist. „Genau, ein bis zwei Stunden. Macht zusammen drei Stunden", sage ich – ebenfalls grinsend – und hauche ihm dann sanft einen Kuss auf die Stirn. Er schüttelt auf meine Aussage hin nur lächelnd den Kopf.
„Aber langsam sollten wir wieder Jagd auf die anderen Tribute machen, was meinst du?" „Dann müssen wir doch wieder unser Lager verlassen! Aber gut, du hast recht. Nur hier im Lager herumgammeln ist auch keine Option!" Schon bauen wir unser Lager ab, nehmen nur die wichtigsten Sachen mit. Das heißt: zwei Schwerter für Cato (meine Messer habe ich ja nach wie vor alle in meiner Jacke), Essen, ein paar noch immer volle Wasserflaschen und noch die ein oder andere Sache. Bevor wir unser Zelt verlassen, zertretet er den Bogen, so dass ihn niemand mehr verwenden kann – falls überhaupt jemand damit umgehen kann. Wir können es auf jeden Fall nicht, weswegen wir keinen Nutzen von ihm haben. Wenn er kaputt ist, ist es nur das Beste für uns.
Eine Weile irren wir durch den Wald, ohne andere Tribute zu sehen. Gegen Mittagszeit ertönt dann die Hymne, gefolgt von Fanfaren. Vermutlich verkündet Claudius Templesmith uns nun, dass ein Festmahl am Füllhorn bevorsteht. Das wäre perfekt für uns! Perfekt, um noch ein paar andere Tribute zu töten. „Gratulation an die acht verbleibenden Tribute! Sehr außergewöhnlich, dass bereits am dritten Tag schon so viele tot sind, doch kommen wir nun zum Thema: Es gibt eine Regeländerung! Beide Tribute aus dem selbem Distrikt werden zu Siegern erklärt, sofern sie die beiden letzten Überlebenden sind." Er wiederholt die Aussage zweimal, damit es auch jeder versteht. Erst beim dritten Mal verstehe ich, was das für mich bedeutet: Cato und ich – wir können beide überleben!
Als die Hymne ertönt ist, sind wir beide stehen geblieben, jetzt umarme ich ihn glücklich. Genau in diesem Moment höre ich jemanden – ich glaube, es ist Katniss – laut schreien: „Peeta!" Wie dumm von ihr! Da wird mir klar, dass eigentlich noch so gut wie jeder davon profitieren kann. Abgesehen von den Jungen aus 1 und 3 und dem Mädchen aus 5. Es sei denn, der Kanonenschuss hat Peeta, Rue oder Tresh gegolten – Katniss' Kanone kann es ja schließlich nicht gewesen sein, sie hat eben noch nach Peeta geschrien. „Wir können, nein, wir werden beide überleben", flüstert Cato mir glücklich während unserer Umarmung ins Ohr. „Ja, das werden wir", sage ich lächelnd und löse mich aus unserer Umarmung. „Um unseren Sieg zu beschleunigen, sollten wir weitergehen, andere Tribute suchen. Was meinst du?" Ich sehe ihm an, dass er mich gerne länger umarmt hätte, doch er nickt nur. „Du hast recht." Also gehen wir weiter.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro