Kapitel 14
So vergeht wieder eine Weile. Die Hymne ertönt, als es schon seit ein paar Minuten dämmert. Cato ist bis jetzt noch immer nicht zu sich gekommen und ich werde langsamer wieder nervöser, dass er vielleicht doch sterben wird. Ich versuche, mir einzureden, dass dies nur Quatsch sei und fokussiere mich auf das Gesicht, das am Himmel erscheint. Das Gesicht des Mädchens aus 5. Das Mädchen, dem ich den Todesstoß versetzt habe, bevor es Cato den Todesstoß versetzen konnte. Es bleibt etwa zehn weitere Sekunden am Himmel zu sehen, ehe das Bild wieder verschwindet und die Hymne verklingt. Das wird eine lange Nacht werden, sofern Cato nicht bald aufwacht, denn ich werde wohl oder übel wach bleiben müssen, wenn ich denn nicht will, dass uns beiden irgendetwas passiert. Anstelle zu hocken, setze ich mich nun doch hin. Auf Dauer ist hocken einfach nicht so bequem. Mein Blick bleibt wieder auf Cato hängen, der noch immer nicht zu sich kam.
Verdammt! Irgendwann muss ich doch eingeschlafen sein. Als ich meine Augen öffne, beginnt, ein neuer Tag heranzubrechen. Na ja, passiert scheint nichts zu sein. Cato kam noch immer nicht zu sich, hat aber weiterhin einen Puls. Ich blicke ein wenig um mich herum, doch auch unsere Umgebung scheint unverändert.
Also esse und trinke ich ein wenig von unseren Vorräten, die langsam, aber sicher, zuneige gehen. Sie reichen vielleicht noch für zwei, drei Tage. Als ich fertig gegessen und getrunken habe, ertönt ein Kanonenschuss. Er lässt mich zusammenzucken. Erneut befürchte ich, dass der Kanonenschuss Cato gegolten hätte. Panisch fühle ich seinen Puls, der zum Glück noch immer existiert. Langsam sollte er aber wirklich wieder zu sich kommen... Und... Wem hat der Kanonenschuss dann gegolten? Ich überlege, wer noch, außer uns Beiden, lebt: der Junge aus 1, Loverboy und diese Katniss. Vermutlich ist der Tote also der Junge aus 1. Zumindest gehe ich davon aus, denn wenn die beiden aus 12 nicht ganz dumm sind, haben sie sich miteinander verbündet – schließlich spielen sie ja auch dieses bescheuerte Liebespaar, wobei ich kotzen könnte, um Sponsoren zu gewinnen – und folgedessen auch den Jungen aus 1 getötet. Zumindest wäre das meine Vermutung. Oder sind die beiden aus 12 gar doch dümmer als ich dachte?
Erneut schweift mein Blick gen Cato und mir fällt ein Stein vom Herzen: Er hat gerade eben die Augen geöffnet! „Cato!", rufe ich überglücklich und lächle ihn an. „Clove! Was ist passiert?", fragt er schwach und ringt sich ein Lächeln auf. „Du warst bewusstlos. Für ein bis zwei Tage. Wohl aufgrund der vermeintlichen Feuerwand. Ich war auch einen halben Tag bewusstlos. Keine Ahnung, was das tatsächlich war, aber Feuer war es definitiv nicht, sonst wären wir jetzt beide schon längst tot." „So lange?" Er scheint entsetzt zu sein. „Ja. Dafür sind jetzt das Mädchen aus 5 – ich habe es höchstpersönlich getötet, bevor es dich töten konnte – und noch jemand tot. Ich vermute, dass es der Junge aus 1 ist, schließlich sind sonst nur noch Loverboy und Katniss am Leben. Wäre für mich logisch, wenn die beiden ihn umgebracht hätten."
Cato nickt und setzt sich auf, wendet dann aber ein: „Wobei ich den beiden Idioten aus 12 auch durchaus zutrauen könnte, dass sie es zu zweit gar nicht gegen Marvel geschafft haben. Ich mein, Katniss' Elf im Einzeltraining muss noch nichts heißen." „Stimmt auch wieder, wobei ich es bezweifle." Dann halte ich inne: „Wer ist eigentlich Marvel?" Er lacht kurz auf. „Der Junge aus 1. Kanntest du bislang seinen Namen gar nicht?" Ich schüttle nur den Kopf: „Nein, woher auch?" Bevor er noch etwas erwidern kann, füge ich eine Frage hinzu: „Wie geht's dir eigentlich? Ich mein, man ist doch nicht einfach so zwei Tage ohnmächtig." Cato winkt nur ab. „Ach, es geht schon." Ich mustere ihn mit einem besorgten Blick, unterlasse es aber, zu bestreiten, dass es ihm gut ginge. Schließlich sieht er nicht aus, als würde ihm etwas fehlen.
Während ich mich neben Cato setze, beobachtet dieser mich sorgsam, fragt: „Vorschläge, was wir jetzt machen könnten?" „Warten, bis es Abend wird und wir sehen, wer der Tote von heute ist?" „Und was machen wir bis es Abend wird?", erwidert er grinsend und rückt ein wenig näher an mich heran. „Öhm ... Weiß ich nicht. Hast du denn eine Idee?" Ich grinse ebenso während die Sonne gerade am Zenit steht. Es ist also Mittag. So verriet mir zumindest ein kleiner Blick gen Himmel, denn eigentlich sind meine Augen in diesem Moment nur auf Cato gerichtet.
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