Kapitel 13
Gleich würden wir einfach bei lebendigem Leibe verbrennen.
Dachte ich. Denn als ich irgendwann in der Früh – es ist bereits hell – erwache, merke ich, dass ich noch lebe. Ich muss wohl in Ohnmacht gefallen sein. Mir tut zwar alles weh, doch ich lebe. Als ich an mir selbst herabblicke, stelle ich fest, dass überhaupt nichts an mir verbrannt ist. Was war das dann, wenn keine Feuerwand? Vielleicht war das ein Trick der Spielemacher, um uns Angst zu machen und dafür sorgen, dass wir wegrennen? Dass wir sterben, wollten sie wohl nicht. Sonst wären wir schließlich längst tot.
Ich schaue mich nach Cato um, ob ihm denn irgendetwas zugestoßen wäre, doch ich sehe ihn nirgends. Nicht neben mir, nicht woanders in der Nähe des Füllhorns, nirgends. Panik macht sich in mir breit. „Cato?", sage ich, ohne jede Hoffnung. Ich erhalte auch keinerlei Antwort.
Dafür sehe ich ein Mädchen, in der Hand ein kleines Messerchen¹, das flink schier ziellos an mir vorbeihamstert, doch bleibt es in ein paar Metern Entfernung von mir stehen, beugt sich über irgendeinen Haufen, der verdammt menschlich aussieht. Cato! Schnell werfe ich ein Messer auf das Mädchen, doch es ist flink und schlau und weicht rechtzeitig aus. Mist! Ich treffe doch immer! Das Messer fällt nutzlos zu Boden und bleibt in diesem stecken. Das Mädchen nimmt nun das Messerchen fester in die Hand, will es in die Person, die auf dem Boden liegt und höchstwahrscheinlich Cato ist, rammen. Erneut werfe ich mein Messer, ziele genau wie immer. Diesmal hat das Mädchen nicht aufgepasst, ist nicht ausgewichen. Das Messer bohrt sich in die Brust des Mädchens, genau an die Stelle, wo ihr Herz ist. Sie spuckt Blut, fällt zu Boden. Ein schöner Anblick! Wie dumm sie doch war! Eigentlich sollte sie clever sein, sie hat sich doch durch ihre Klugheit aufgezeichnet. Warum also hat sie sich die Person vorgenommen, die einfach nur auf dem Boden kauerte und mich vollständig ignoriert? Ich habe schon vorhin ein Messer auf sie geworfen, dem sie ausgewichen ist. Sie hätte doch mit einem zweiten rechnen müssen. Na ja, auch egal, ein Tribut mehr tot. Ein Tribut mehr, den ich töten konnte, Blut spucken sehen konnte.
Rasch gehe ich auf die Person zu, die das Mädchen aus 5 hat töten wollen. Es ist tatsächlich Cato. Besorgt beuge ich mich über ihn, ignoriere den Leichnam des Mädchens aus 5 neben ihm. „Cato?" Keine Regung. „Cato?", frage ich nun etwas lauter und ein wenig hysterisch. Noch immer nichts. Verzweifelt messe ich seinen Puls, sofern er denn noch einen hat. Zuerst höre ich gar nichts, doch dann höre ich sein Herz ein wenig schlagen. Zwar nicht so stark wie normalerweise, doch immerhin. Erleichterung macht sich in mir breit. Ich mustere ihn genauer. Mitgenommen scheint ihn die „Feuerwand" aber auch nicht zu haben. Wirklich merkwürdig, was das war. Diesmal waren die Spielemacher echt kreativ.
In diesem Moment ertönt ein Kanonenschuss. Ich zucke zusammen, verliere das Gleichgewicht und falle auf Cato. Erst dann wird mir bewusst, dass der Kanonenschuss höchstwahrscheinlich dem Mädchen aus 5, nicht ihm gegolten hat. Schließlich hat er noch einen Puls, den ich diesmal deutlich höre, da ich direkt auf ihn gefallen bin. Trotzdem zeigt er noch immer keine Regung, seine Augen sind geschlossen. Ich erhebe mich von ihm, hocke mich dann aber neben ihn, berühre ihn sanft und halte dann einfach seine linke Hand. Optisch merkt man ihm überhaupt nicht an, dass ihm irgendetwas passiert ist, doch irgendetwas muss ja passiert sein. Schließlich hatte die vermeintliche Feuerwand ja auch mich mitgenommen, wenn auch die Schmerzen – wovon die auch immer kommen mögen – nachlassen.
Eine Weile mustere ich Cato besorgt während ich seine Hand einfach nur halte. Als wäre es ein Anhaltspunkt. Einige Zeit vergeht, in der ich so hocke, bis ich beschließe, die Leiche des Mädchens aus 5 – sie beginnt bereits zu stinken – ein wenig weg zu ziehen und unsere Vorräte hier her zu verlagern. Das Mädchen zerre ich etwa 60 Meter von uns weg, ehe ich wieder in die andere Richtung, Richtung Füllhorn gehe. Ich kann es mir leisten, die Vorräte auf dreimal allesamt zu Cato zu schleppen – auf einmal oder zweimal würde ich es nie schaffen -, da er gerade einmal zwanzig Meter vom Füllhorn liegt. Natürlich hätte ich auch ihn zum Füllhorn schleppen können, doch das wollte ich nicht, ich habe Angst, ihn dabei zu verletzen. Anschließend hocke ich mich wieder neben ihn, fühle seinen Puls – der allmählich normal wird - und hoffe, dass er bald wieder zu sich kommen wird.
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¹Man beachte den Unterschied zwischen Messerchen und Messer. Der Übersicht halber hat das Mädchen aus 5 ein Messerchen während Clove mit Messern kämpft.
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