Kapitel 11
[...]als plötzlich eine Person auf mich zuspringt, mich gegen den Baum drückt und mir drohend ein Messer an die Kehle hält. Ein Schnitt und ich bin tot. Ausnahmsweise bekomme ich einmal Angst.
Dieser Junge, der mich gegen den Baum drückt – es ist keine mindere Person als Tresh, die einzige schwarzhäutige Peron, die in der Arena noch lebt – blickt mich grimmig an. Komisch eigentlich, schließlich ist Offensive doch nicht seine Taktik, eher Defensive. Immerhin habe ich ihn innerhalb der Arena nach Beginn nicht wirklich gesehen. Um genau zu sein kein einziges Mal. Warum nur ändert er dann so plötzlich seine Taktik? Wo sie bis jetzt doch recht plausibel schien, immerhin ist er noch am Leben. Was sich hoffentlich gleich ändern wird...
„Cato! Cato", schreie ich einfach panisch, in der Hoffnung, es würde mich eventuell retten. Tresh blickt mich drohend an, dreht sich dann aber zu Cato um, welcher auch schon von dem Jungen aus 3 aufblickt, sich seine Schwerter nimmt und auf uns zukommen will.
„Bleib stehen!", brüllt Tresh ihn an, „Wenn dir etwas an dem Leben dieses Mädchens liegt, bleib stehen!" Cato – völlig verdutzt, der Ärmste – bleibt stehen und blickt misstrauisch gen Tresh, dann kurz besorgt in meine Richtung. „Verschone sie, wenn dir etwas an DEINEM Leben liegt", fährt Cato Tresh an. Vorsichtig versuche ich, mich irgendwie zu befreien, doch Tresh drückt mich mit aller Gewalt – er ist echt stark – gegen den Baum, sodass ich mich gar nicht wehren kann. „Wer weiß? Vielleicht sterbe ich lieber im Gewissen, eine unmögliche Person wie Clove getötet zu haben", grinst Tresh Cato böse an. Langsam, aber sicher, wird meine Angst immer größer. Ich wage auch kaum, zu atmen, denn jeder zu große Atemzug könnte meinen Tod bedeuten – schließlich hat er sein Messer dicht an meiner Kehle angesetzt.
Da! In diesem Moment erweicht Cato nicht ausschließlich mir gegenüber, sondern auch Tresh gegenüber. Tresh hat seine einzige Schwachstelle gefunden: mich! „Bitte, renn einfach weg, lass sie leben!", fleht Cato, nahezu schon erbärmlich. Tresh grinst triumphierend, sagt dann aber: „Nenne mir einen Grund, sie nicht zu töten!" „Vielleicht dein eigenes Leben?" „Wie gesagt, lieber sterbe ich im Wissen, dieses widerliche Monstrum getötet zu haben!" Er blickt kurz von Cato zu mir, verzieht das Gesicht. Wie hat er mich bitte genannt? Ein widerliches Monstrum? Wie kann dieser Idiot, der kaum mehr IQ als eine Schnecke hat, von mir behaupten, ich sei ein Monstrum? Die Angst in mir schwindet und verwandelt sich in Wut. Mein einziges Problem: Ich bin quasi wehrlos. Wäre dieses Mistvieh nicht so stark, hätte ich mich locker befreien können. Doch bei dem? Keine Chance! Oder?
Sein Blick schwenkt wieder gen Cato, blickt ihn abwartend an, welcher nervös wird, wohl eher weniger weiß, was er sagen und tun soll. Leider bin ich mit meinem Latein auch am Ende, weswegen ich meinen nahen Tod befürchte. Für eine kurze Zeit herrscht Stille. Tresh scheint Catos Antwort abzuwarten, dieser hingegen blickt verzweifelt zwischen Tresh und mir hin und her, ich hingegen versuche, meine Panik halbwegs in den Griff zu bekommen.
Doch da passiert etwas Unerwartetes. Tresh hat sich mit seinem Blick so auf Cato fokussiert, dass er irgendwie das Messer unbewusst fallen lässt. Einfach so, völlig unerwartet. Wie man so dumm sein kann, ist mir unerklärlich, doch kann es mir auch egal sein. Erschrocken bückt Tresh sich da auch schon, um das Messer aufzuheben, als er merkt, was passiert ist. Cato nutzt diesen Moment aus, um blitzschnell auf ihn zu zustürmen und ihn eines seiner beiden Schwerter in die Brust zu rammen. Ich bewundere Catos Reaktionsfähigkeit in diesem Moment echt, schließlich erfasste er die Lage, stürmte auf ihn zu UND rammte ihm das Schwert in die Brust ehe Tresh überhaupt ein Messer aufheben konnte. Und ich? Ich stand einfach nur an dem Baum.
Cato zieht das Schwert aus Treshs Körper, welcher in dem Moment, als Cato ihn loslässt, leblos zu Boden fällt. Schade eigentlich, so ein rascher Tod, doch immerhin besser als wenn ich gestorben wäre. Cato mustert kurz Treshs Leichnam, wohl, um sicherzugehen, ob er auch wirklich tot ist – sein Tod kam schließlich gar schnell, angesichts der Lage -, blickt dann auf das Schwert, das voll mit frischem Blut überzogen ist, ehe er sich mir zuwendet und ein wenig auf mich zu geht. Der Kanonenschuss, der Treshs Tod verkündet, ertönt. Oder ist es doch der für den Jungen aus 3? Man weiß es nicht. Fix ist, dass beide bald durch einen Kanonenschuss geehrt werden.
„Geht's dir gut?", fragt Cato und mustert mich besorgt. Ich nicke: „Klar, was sollte mir denn passiert sein? Tresh war scheinbar doch zu inkompetent um mich zu töten." Genau in diesem Moment ertönt ein zweiter Kanonenschuss. Entweder der für den Jungen aus 3 oder der für Tresh oder ist etwa doch noch wer gestorben? Cato ignoriert den Kanonenschuss, meint nur mit ernster Miene: „Aber es war verdammt knapp. So etwas darf nicht noch einmal passieren, ja? Ich hatte verdammte Angst um dich." „Klar", meine ich schmunzelnd, versuchend, ihn ein bisschen aufzumuntern. Er mustert mich noch einmal besorgt, nickt dann aber. „Immerhin sind jetzt nur mehr vier andere Tribute am Leben." „Der Junge aus 1, das Mädchen aus 5, Loverboy und dieses Miststück von einem Menschen, richtig?", frage ich und werfe kurz einen Blick auf unsere Vorräte. Er seufzt. „Genau. Und keine Ahnung, wie wir die auf die Schnelle finden sollen. Uns hilft wohl nicht viel außer auf ein Festmahl oder eine andere Methode der Spielemacher, uns zusammentreiben, zu hoffen. Zumindest bezweifle ich, dass uns die anderen direkt in die Arme rennen werden wie die beiden." Mit dem Kopf deutet er in die Richtungen, in denen der Junge aus 3 und Tresh tot auf dem Boden liegen sollten. „Das bezweifle ich allerdings auch. Komm, lass uns ein wenig weitergehen, damit sie die beiden Leichen wegtragen und wir gemütlich ein Lager errichten können." „Wenn du meinst", sagt Cato und wir gehen in irgendeine Richtung. Einfach nur weg von den beiden Leichen.
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