Kapitel 27: Wie schön es ist, daheim zu sein
Am Wochenende gingen Mayson und ich nach Hause. May ging leise runter und schaute, ob Eric unten war. Er kam mit meinem Bruder hoch. „Hey, du!", begrüßte ich ihn. Wir nahmen uns in den Arm und er fragte mich: „Ich hab dich gar nicht kommen gehört und gesehen. Wie bist du reingekommen?" „Wir sind über den Baum reingeklettert. Ich wollte nicht, dass Mom erfährt, dass ich da bin, ja? Sag es ihr nicht", meinte ich. Eric nickte und wir setzten uns aufs Bett.
„Schatz, komm bitte mit", hörten wir Ray unten sagen. „Nein! Das Baby tritt mich! Ich bleibe hier!", rief sie.
Baby?!
Ich sah die Jungs entgeistert an. May kratzte sich verlegen am Hinterkopf und Eric sah zu Boden. „Mom ist schwanger. Im neunten Monat. Wir kriegen eine kleine Schwester", erklärte er.
Ich war im Inbegriff, zu toben! „Jungs!", schrie Nissa. „Ja?", riefen sie. Dann ging die Tür auf und sie sah uns an. Ganz lange. Keiner sagte etwas. „Emily", flüsterte sie hörbar. Sie lief auf mich zu, um mich in ihre Arme zu schließen. Ich stieß sie mit einem einfachen Stoß zurück. „Emily!" Ich funkelte sie böse an.
„Em. Sei netter!", meinte Mayson leise. „Nein! Sie ist für mich gestorben! Sie ist eine Fremde!", schrie ich. Dann lief ich aus dem Zimmer, in das Bad. Ich schuf ein Portal in die Schule und ging dorthin. Ich wollte einfach weg von dieser Frau, die mal meine Mutter war.
Ich rannte durch die Räume, ging zu unserem Klassenraum und setzte mich auf meinen Platz. Taylor war leider auch zuhause, sonst wäre ich zu ihr gegangen.
Ich legte meinen Kopf auf das Holz und ließ Zayev raus. Er tobte im Raum herum, während ich dasaß und wütend war.
„Zayev!", schrie jemand. Es war Jane. Ich sah auf und sie strich ihm über das Fell. Er genoss es sichtlich. Dann trat sie zu mir und fragte vorsichtig: „Solltest du nicht Zuhause sein?" „Meine Familie kann mir 'nen Scheiß!", schrie ich. „Ach Emily... Es mag schwer sein, aber du gehörst nun mal zu ihr", meinte Jane zärtlich, „Willst du mir alles erzählen?" „Mein Dad ist gestorben, im ersten Jahr hier. Meine Mom" - Ich sprach das Wort gehässig und herablassend aus „hat mir nichts! Wirklich nichts davon gesagt. Erst in den Sommerferien hab ich es erfahren! Ich hab das ganze letzte Jahr kein Wort über sie gehört. Sie ist mir scheißegal! An meinen Geburtstag hab ich dann erfahren, dass May mein Stiefbruder ist. Kein Problem. Ich mag ihn! Dann war ich heute mit ihm bei meinem kleinen Bruder, zuhause. Dann kam sie rein! Und jetzt hab ich erfahren, dass ich diesen Monat eine Schwester bekomme! Alle wussten es, Mayson, Eric!", meinte ich wütend. „Freu dich doch wenigstens ein bisschen", sagte Miss Demold. Ich spuckte: „Nein! Ich bin in einem halben Jahr bin ich schon 20 und niemand kriegt dann noch ein Baby!"
Sie legte mir ihre Hand auf die Schulter und sah mich einfach nur an.
Vermutlich erwartete sie, dass ich gleich in Tränen ausbrechen würde. Aber das tat ich nicht. Ich hatte es mir geschworen! „Mach dir keine Gedanken. Ich hab auch zwei Geschwister, die 14 und 12 Jahre jünger sind. Manchmal ist das einfach so."
Ich ging gegen Abend wieder in mein Zimmer.
Eric tat mir leid. Ich konnte ihm nichts erklären. Und auch er konnte mir nichts erzählen. Ich vermisste ihn schrecklich. Obwohl wir uns früher immer gestritten haben. Wir hatten zwar viel miteinander geschrieben oder Video-Chats gemacht, aber dennoch... Nach dem Abendessen ging ich früh schlafen. Su war noch mit anderen unten. Jane kam sogar nochmal, um bei mir nach dem Rechten zu sehen.
Am nächsten Morgen war es Montag. Der Wecker klingelte. Ich war immer noch todmüde. In der Nacht hatte ich kein Auge zugemacht. Su war mal wieder hochmotiviert und feuerte mich an, aufzustehen. „Man... Su! Ich hab die Nacht nicht geschlafen. Noch fünf Minuten, ja?" „Dann aber wirklich!", meinte sie, als wäre sie meine Mutter.
Im Unterricht schlief ich fast ein, so müde war ich.
Gegen halb zehn war Pause. Ich hatte mich wie immer mit meinen Freunden in der Halle verabredet. Mayson kam nicht. „Er fehlt schon den ganzen Tag", sagte Nat, auf meine Frage hin.
„Miss Rossonder?", rief Mister Filelo mich. Ich ging zu ihm und er meinte: „Ihre Familie hat in der Nacht Zuwachs bekommen. Sie sind den restlichen Tag vom Unterricht befreit. Gehen Sie doch zu Ihrer Familie. Wünschen Sie ihrer Schwester alles Gute, von uns." „Na toll", dachte ich, „Danke Ray!" Dann ging ich zurück zu Dean, Clint, Nat und Jeremy. „Sie ist da. Ich werd' mir Ray sprechen. Bis dann", verabschiedete ich mich.
Ich ging durch ein Portal zu May. Der Trick war, an ihn zu denken. Dann kommt man genau da hin, wo er ist. Er stand mir Ray auf dem Flur von einem Krankenhaus. „Hey", sagte ich lächelnd und nahm ihn in den Arm. „Hey Emily. Hätte nicht gedacht, dass du kommst", sagte Mays Vater lächelnd. „Ich will Nissa nicht sehen. Nur die Kleine. Wie heißt sie?" „Skylie", antworteten die Männer im Chor. Schöner Name! „Zweitname?" „Ruby", meinten sie wieder wie aus einem Munde. „Schöne Namen!", meinte ich.
Dann ging die Türe auf und die Schwester sagte: „Sie können jetzt hineingehen!" Ich blieb draußen stehen, während Raymond und Mayson zu Nissa und Skylie gingen. Ich sah auf die Uhr. Es war viertel vor zehn. Ich wollte den Unterricht nicht verpassen. Also klopfte ich und man öffnete mir. Nissa lag im Bett und hielt das Baby auf dem Arm. Ich stellte mich ins Bad. Ich war so leise, dass nur Mayson, der mich reingelassen hatte, wusste, dass ich da war.
Ray hörte ich sagen: „May, willst du sie mal halten?" „Gerne!" Dann hörte ich seine Schritte. Er kam zu mir rein. „Deine Schwester", flüsterte er. Ich nahm sie auf den Arm und küsste ihre Stirn. Mir wurde sehr kalt dabei. „Du wirst mich vielleicht nie kennenlernen, aber ich werde dich nicht vergessen. Bis dann, Skylie", murmelte ich. Dann übergab ich May mein Smartphone. Er machte ein Foto von uns und gab es mir dann zurück. „Geh", sagte er im Flüsterton. Ich nickte, gab ihm Skylie zurück und ging durch ein Portal zurück in die Schule. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig zu Theorie.
Jane lächelte mir zu und dann machte sie mit uns allen Unterricht. Ich war so müde, dass ich mit dem Kinn auf den Händen gestützt, einschlief. Ich würde von einem Rütteln an meiner Schulter geweckt. „Was ist mit Skylie?! Wo ist sie?!", fragte ich erschrocken. „Emily!", mahnte mich Jane, die mich geweckt hatte. „T'schuldigung. Ich hab die Nacht nicht geschlafen", erklärte ich mich. „Komm. Jetzt aber ab in die Mittagspause!", lächelte sie. Ich stand auf und ging. Dean saß allein am Tisch. „Hey Babe!", meinte ich. „Und? Ist sie gesund?" „Skylie geht's gut. Und dir? Du siehst so- irgendwie schlecht aus." „Alles bestens!" Ich hörte aus seiner Stimme, dass er log, wollte aber nicht weiter darauf eingehen.
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