Kapitel 9 - Der Schlüssel zum Selbstbewusstsein?
Der Sonntag bei Caty verlief ziemlich Ereignislos. Seit unserem Gespräch von gestern, hatte sich zwar nicht wirklich etwas verändern, trotzdem war irgendetwas anders. Als hätte sich eine Kleinigkeit verändert, die alles umgerissen hat. Vielleicht war es mein Bild über Caty, welches zerplatzt war. Für mich war sie schon immer die perfekte Caty gewesen. Caty, mit den langen blonden Haaren und dem perfekten Körper. Caty, die sich durch ihr Charisma mit jedem verstand. Oder einfach Caty, die nie Probleme hatte. Wie sehr ich mich doch getäuscht hatte. Und auch, wenn ich es auf eine etwas unschöne Art und Weise herausgefunden habe, ist es doch eine Erleichterung, dass ich es jetzt weiß.
Dadurch sind mir verschiedene Eigenarten an meiner Besten Freundin klarer geworden. Ich hatte mich schon immer gewundert, warum sie ihren atemberaubenden Körper hinter solch weiten Klamotten versteckte. Keine Frage, sie waren immer noch stylisch, aber ich sah sie nur selten mit einer kurzen Hose oder einem engen Oberteil. Auch habe ich heute das erste mal wahrgenommen, dass sie nicht wirklich auf Körperkontakt aus ist. Sie umarmt mich zwar ab und an einmal, aber das auch nur, wenn es mir schlecht ging und es dann absolut nötig war.
《So war Caty schon immer. Etwas Berührungsscheu.》 Hatten ihre Eltern gesagt, aber als ich zu meiner Freundin guckte, erkannte ich in ihren Augen, woran es lag. Nämlich einfach daran, dass sie das mit etwas negativem verband. Eigentlich ziemlich schade, was diese Jungs mit ihr angerichtet haben, dass sie sich so körperlich unwohl fühlte.
Trotzdem bin ich froh darüber, dass wir dieses Gespräch hatten. Ich habe das Gefühl, es ist gut, dass ich jetzt weiß wie ich mit Caty und ihren Problemen umgehen soll. Oder, dass ich sie erstmal als Probleme anerkenne.
Im Laufe des Tagen habe ich festgestellt, dass Caty die ganze Sache unangenehmer war, als mir. Sie ist stiller geworden, was echt total untypisch für sie ist. Normalerweise ist sie die Erste am Morgen, die anfängt zu reden. Ich gehe aber mal davon aus, dass es ihr einfach peinlich war, sich so zu öffnen. Es muss schon überwältigend sein, wenn man sein größtes Geheimnis einfach so offenbart. Ich werde ihr jetzt erstmal die Zeit lassen, die sie braucht. Wenn sie noch irgendeinen Gedanken hat, der bei ihr herumschwirrt, wird Caty ihn mir mitteilen. Da bin ich mir sicher.
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Montag. Schule. Meine Eltern.
Das waren so ziemlich die ersten Gedanken, die sich bei mir bemerkbar machten, als Caty und ich zusammen am Esstisch saßen. Ich saß dort mit meinem Kaffee in der Hand, der so ziemlich das einzige war, was mich morgens aus dem Bett brachte. Meine Beste Freundin hingegen war schon putzmunter und schlang hibbelig ihre Toats runter.
《Was bist du so aufgedreht?》 Fragte ich sie und konnte einen genervten Unterton nicht ganz unterdrücken. Das störte Caty aber nicht im geringsten, denn ihr Grinsen wurde noch breiter, als hätte sie nur so auf diese Frage gewartet.
《Schön das du fragst. Also, es kommt ja nicht häufig vor, dass wir uns gemeinsam für die Schule fertig machen und ich habe dich ja gestern noch angeschrieben, dass du extra viele Klamotten mitnehmen sollst. Hast du das gemacht?》 Fragte sie mich und ich nickte langsam. Ich konnte schon ahnen, worauf das hinauslief.
《Perfekt. Dann werde ich heute mit dir dein ultimatives Outfit zusammenstellen. Ich verspreche dir, alle werden die Blamage mit den zu kleinen Klamotten vergessen.》 Ehrlich gesagt, fand ich diese Idee gar nicht mal so blöd. Caty ist eine super Ansprechpartnerin, wenn es um Mode ging und sie schaffte es immer wieder die hässlichsten Teile miteinander zu kombinieren und etwas schönes zu erschaffen. Also nickte ich ihr zu und sie spring sofort von ihrem Stuhl auf.
《Super. Maria, du kannst dir gar nicht vorstellen wie lange ich das schon machen wollte. Also komm, stell deinen Kaffee weg, du musst dir das sowieso abgewöhnen. Zu viel Koffein ist nicht gut.》 Sagte sie mir und zog mich sofort von meinem Platz hoch und schob mich dann die Treppen nach oben. Ich trauerte zwar immer noch um meinen halb getrunkenen Kaffee, wusste aber, dass ich mich geschlagen geben sollte.
Schon eine kurze Zeit später lagen verschiedene Hosen und Oberteile überall in Catys Zimmer verteilt und gerade stand ich kritisch vor dem Spiegel und betrachtete mich selber in dem Outfit, welches Caty jetzt ausgiebig betrachtete.
《Irgendetwas fehlt. Etwas stimmt nicht. Weißt du, dein dunkelblaues Shirt harmoniert ziemlich gut mit der weiten braunen Hose. Mit dieser Farbmischung könntest du glatt in einem Bollywood Film mitspielen. Trotzdem fehlt etwas. Oder warte...》 Sie hastete auf ihre Kommode zu und nahm sich zwei Haarklammern heraus. Eine ist blau und die andere braun und beide passten perfekt zu meinem restlichen Outfit. Nachdem Caty sie mir in mein recht dickes braunes Haar steckte, änderte sich ihr Gesichtsausdruck schlagartig und auf ihrem Lippen spielte sich ein breites Grinsen ab.
《Es sieht perfekt aus. Einfach wunderschön. Es scheint, als wärst du für diese Kleidung geschaffen. Wie findest du es?》 Fragte sie mich und sah mich erwartungsvoll an. Ich schaute noch einmal kritisch in mein Spiegelbild, aber eigentlich stand mein Entschluss schon fest.
《Ja Caty, ich liebe es.》 Sie klatschte in die Hände und wir beide machten uns sofort auf den Weg zur Schule, da wir durch die Auswahl der Kleidung sehr viel Zeit verloren hatten.
Auf dem Schulweg breitete sich langsam ein merkwürdiges Gefühl in mir aus. Es war kein negatives, es war einfach anders. Ich hatte fast das Gefühl, als fühlte ich mich...
hübsch.
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Hey Freunde,
Ich hatte wirklich Spaß dabei, dieses Kapitel zu schreiben, und ich hoffe, es hat euch mindestens genauso viel Spaß gemacht es zu lesen. Feedback ist wie immer Willkommen.
Habt noch einen schönen Tag und bleibt gesund,
Bis bald✌
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