Kapitel 7 - Grabschattacke
Der Morgen bei Caty verlief deutlich entspannter, als ich es von Zuhause gewohnt war. In dem kleinen, rustikal gehaltenen Haus herrschte eine angehneme Lautstärke, was eigentlich verwunderlich war, da neben Caty und ihren Eltern auch noch die drei Schwestern von Caty wohnten.
Mr. Allen stand gerade am Herd und bereitete ein typisch englisches Frühstück zu. Er war Koch und liebte es anderen eine Freude zu machen, indem er ihnen Essen zubereitete. Mein Magen gab bereits laute Geräusche von sich, da er sich anscheinend genauso sehr wie ich nach dem Essen von Catys Dad sehnte.
《Maria, lass uns gleich raus gehen. Vielleicht können wir noch an ein Eis gelangen. Ich denke mal, die Leute stehen bei diesem Wetter Schlange, um so eine Erfrischung zu bekommen.》 Schlug Caty vor, was ich mit einem Nicken quittierte. Eigentlich mochte ich Eis sehr gerne, vor allem wenn es draußen fast 40 C° heiß war, doch ich spürte jedes mal die verurteilenden Blicke auf mir liegen, wenn ich Eis aß. Sie taten alle so, als wäre es mir, als dicker Mensch verboten etwas ungesundes zu essen.
《Mum, gibst du uns beiden gleich Geld?》 richtete sich Caty an ihre Mutter, die sich bis eben noch mit Lilly, Catys zwei Jähriger Schwester, beschäftigt hatte. Doch als sie sich meiner Freundin widmete legte sich eine große Sorgenfalte auf ihre Stirn.
《Ich weiß nicht, Schatz. Micheal, glaubst du das Geld reicht dafür?》 fragte sie ihren Mann. Jasmin, Catys Mutter, arbeitete nicht, da sie sich um vier Mädchen kümmern musste, die teilweise noch Kleinkinder waren. Demnach hatten sie insgesamt nicht viel Geld, und waren eigentlich ständig knapp bei Kasse. Das ist vor allem für Caty schwer, die ihrer Leidenschaft, der Mode, deshalb nur selten nachgehen kann. Aber sie wäre ja nicht Caty, wenn sie nicht auch in günstigen Second-hand Läden außergewöhnliche Teile finden könnte. Durch meine Mum, die als Medizinerin gut verdiente, mussten wir uns wirklich nie Gedanken um Geld machen, was ich noch mehr zu schätzen lernte, seit ich wusste, dass die Allens da nicht das beste Los gezogen hatten.
《Ich kann auch für uns beide bezahlen. Ich habe etwas Geld mitgenommen, und ich kann Caty ja auch mal was ausgeben.》 Schlug ich vor und schlagartig änderte sich Mrs. Allens Ausdruck.
《Oh Maria, das ist wirklich nett von dir. Normalerweise würde Caty das natürlich nicht annehmen, aber diesen Monat sieht es finanziell... naja. Jedenfalls Danke.》 Man sah an ihrem Gesicht, dass ihr das ziemlich unangenehm war. Aber bei sowas brauchte sie sich wirklich nicht zu schämen. Ganz im Gegenteil. Ich habe sehr viel Respekt davor, dass sie es mit zwei pupatären und zwei kleinen Mädchen aushielt.
《Das ist doch selbstverständlich. Ich mache das gerne.》 Sagte ich und schenkte ihr ein warmes Lächeln.
Nach dem Essen flitzten Caty und ich aus dem Haus und begaben uns in der unerträglichen Hitze zur nächsten Eisdiele. Zum Glück wohnten wir beide nahe der Innenstadt, waren also schon nach wenigen Minuten da und dürften sogar feststellen, dass fast niemand bei der Eisdiele war.
《Hat sich wohl keiner aus dem Haus getraut.》 Scherzte Caty und stoß die Tür auf und sofort waren wir von einer angenehmen Kühle umgeben, die mich erleichtert ausatmen ließ.
《Was kann ich euch beiden Süßen geben?》 Fragte uns eine kleine, ältere Frau, die uns erwartungsvoll anblickte.
《Wir hätten einmal beide bitte eine Kugel Kirsche.》 Antwortete ich uns grinste zu meiner Besten Freundin rüber. Dass wir Kirsche bestellten war irgendwie zu einer Tradition geworden, seit uns eine Mitarbeiterin einmal statt Erdbeere Kirsche gegeben hatte und wir uns beide sofort in den Geschmack verliebten.
Als uns die Frau die Becher gab, schaute sie mich an und sagte dann mit einem gespielten Lächeln auf den Lippen: 《Hättest auch ruhig zwei Kugeln nehme können, Liebes. Das hätte auch nicht viel geändert.》 Ich stutzte. Klar, von anderen Einkaufern ein paar Sprüche abzubekommen, daran hatte ich mich gewöhnt. Aber von der Verkäuferin selber hatte ich eigentlich anderes Verhalten erwartet.
Ohne ein weiteres Wort nahm ich Catys Hand und zog sie mit raus. Ich wusste, dass sie wieder etwas sagen wollte. Ich kannte sie gut genug, um wissen zu können, dass sie sowas nicht im Raum stehen lassen würde.
《Warum hast du mich rausgezogen? Hast du nicht gehört, was diese Frau zu dir gesagt hat? Lass das doch nicht auf dir sitzen, Maria. Wie kann sie dich nur so behandeln, ich glaub's nicht.》 Caty hatte sich so in Rage geredet, dass sie nicht die Gruppe von Jungen bemerkte, die grinsend auf sie zukam. Ich hatte sie noch nie zuvor gesehen, aber vielleicht war Caty mit ihnen befreundet. Sie kannte so ziemlich jeden an unserer Schule und hatte allgemein gute Kontakte. Doch als ich sah wie der vorne stehende mit seiner flachen Hand ausholte, wusste ich, dass das wohl kaum ihre Freunde waren. Aber bevor ich einschreiten konnte, landete schon seine Hand auf dem Hintern meiner Freundin. Sie hielt in ihrer Rede hinne, drehte sich um und beobachtete genauso wie ich das Schauspiel, was sich uns dort bot. Der Typ, der ihr auf den Arsch gehauen hatte wurde jetzt von seinen anderen Gorillas abgeklatscht, während wir sie einfach nur sprachlos ansahen.
《Hat es dir die Sprache verschlagen?》 Scherzte der Junge und ich konnte sehen wie Catys Gesicht vor Wut rot anlief. Das würde hier nicht gut enden. Ich konnte praktisch spüren wie Caty die Wörter für ihre Rede sammelte. Diesmal hielt ich sie sich nicht auf. Diesmal hatte er es verdient.
《Komm schon, lass uns lieber woanders hingehen, deine Freundin findet bestimmt den Weg zurück. Obwohl, es könnte natürlich sein, dass ihr Bauch ihr die Sicht versperren wird.》 Gluckste er. Die Beleidigung von ihm nahm ich gar nicht richtig wahr, da ich das einfach gewohnt war und es bei Weitem nicht das schlimmste war, was mir je an den Kopf geworfen wurde. Bei Caty sah es da ganz anders aus. Ich merkte wie ihr Gedultsfaden riss. Sie ging einen Schritt vor, schlug ihn aber nicht, sondert steckte ihm das feuerrote Kirscheis direkt ins Gesicht. Ohne eine Reaktion abzuwarten rannte sie los, und dieses mal war sie die jenige, die mich an der Hand mitzog.
Ohne auf das Fluchen der Jungengruppe zu hören, rannte wir beide durch die quälende Hitze und ich versuchte zu ignorieren wie meine Kondition von Meter zu Meter schwächer wurde. Und kurz bevor ich dachte, ich würde gleich umkippen kam Caty zum Halt und schaute mich halb belustigt halb beschämt an. Obwohl das wohl auch daran liegen könnte, dass wir gerade mehrere Minuten durch diese brennende Hitze gerannt sind. Trotzdem konnte ich erkennen, dass ich eigentlich nicht dazu bestimmt war, das mit anzusehen. Ich konnte mir auch denken, warum.
《Caty, passiert dir sowas öfter?》
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Hey Leuddddis,
Ich hoffe, ihr hattet Spaß, dieses Kapitel zu lesen und konntet einen besseren Einblick in Catys Leben bekommen.
Feedback ist wir immer Willkommen<3
Bleibt gesund,
Bis bald✌
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