Kapitel 13 - Zuflucht
Keuchend bog ich in die Straße ein, schon völlig außer Atem. Die letzten zwanzig Minuten bin ich durchgängig gelaufen, was mir ein übles Stechen in der Brust beschwerte. Das Wetter hatte sich zu Samstag kaum verändert. Es war immer noch unverändert warm draußen und ich hatte ein starkes Déjà-vu von dem Tag, als ich genauso verzweifelt zu dem Haus meiner besten Freundin rannte. Doch die Hoffnungslosigkeit war Heute eine ganz andere, als noch vor zwei Tagen. Etliche Szenarien wie mein Leben jetzt weitergehen sollte, spielten sich in meinem Kopf ab, jede schlimmer als die vorherige. Als ich an Catys Haus angelangt bin, stürzte ich mich regelrecht auf die Klingel. Ich wusste, dass ihre Eltern beide nicht zuhause waren und Caty daher mit ihren Schwestern alleine war. Die Tür wurde mir von Amber geöffnet, Catys älteren Schwester. Als sie mich erblickte, trat sie einen Schritt zur Seite, damit ich an ihr vorbei konnte. Schnell legte ich meine Schuhe ab und mir wurde noch von Amber hinterhergerufen, dass Caty in ihrem Zimmer sei.
Als ich in ihr Zimmer eintrat, fand ich Caty auf ihrem Bett vor wie sie auf ihr Handy starrte.
《Maria? Was machst du hier?》 Fragte sie, als sie mich erblicke. Sie schien wohl meinen verzweifelten Gesichtsausdruck verstanden zu haben, denn sie stand augenblicklich von ihrem Bett auf.
《Ist was passiert?》 Fragte sie nochmal deutlicher nach, obwohl sie meine Antwort wahrscheinlich schon kannte.
Total erschöpft ließ ich mich auf ihren Sessel fallen und rieb mir meine pochenden Schläfen. Wie sollte ich ihr das jetzt erklären? Wie sollte ich ihr deutlich machen, dass ich womöglich von der Schule fliegen werde?
《Ich glaube, ich stecke echt in Schwierigkeiten, Caty. Ich- sie hat mich provoziert, ich konnte eigentlich nicht anders.》
《Soll ich dir helfen die Leiche zu vergraben?》 Sagte Caty und auf ihren Lippen spielte sich ein leichtes Grinsen ab.
《Das ist gerade nicht lustig. Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll.》 Sagte ich verzweifelt.
Auch ihr Grinsen war jetzt verflogen.《Jetzt sag doch erstmal, was überhaupt passiert ist.》 Hakte sie nach.
《Ich habe sie geschlagen.》Ich blickte hoch in ihre Augen und ich konnte erkennen, dass sie das nicht erwartet hatte. Ich hatte es ja nicht mal von mir selber gedacht, dass ich sie einfach schlagen würde.
《Du hast sie geschlagen? Wir reden hier doch über Alexa, oder? Die Alexa, die das Ganze sicherlich dem Schulleiter erzählen wird?》
《Ja, die Alexa. Was wenn sie mich rausschmeißen? Dürfen die das überhaupt?》 Alleine der Gedanke daran ließ mein Herz schneller schlagen. Was würden meine Eltern dazu sagen, wenn sie mich rauswerfen würden? Ein Gespräch darüber blieb sowieso nicht aus. Meine Mutter würde wahrscheinlich in Ohnmacht fallen. Was das wohl unserem tollen Ruf antun würde.
《Ich glaube kaum, dass sie das machen werden, schließlich bist du vorher nie wirklich aufgefallen. Aber Maria, ich kann kaum glauben, dass du jemanden geschlagen hast. Sonst willst du ja nicht mal mit denen reden. Hat es sehr geblutet?》 Fragte sie mich jetzt und ich konnte einen Hauch von Schadenfreude in ihrer Stimme erkennen. Natürlich wusste ich, dass sie schon immer wollte, dass ich mich wehrte, aber Gewalt lehnte sie eigentlich trotzdem ab.
《Ja, hat es. Ziemlich übel sogar. Was, wenn ich ihre Nase gebrochen habe?》Fragte ich sie besorgt. Ich wusste nicht mal selber, ob es mir tatsächlich leid tat oder ob ich nur Angst hatte, wegen den Konsequenzen.
《Dann wäre ihre Nase jetzt nicht mehr so perfekt gerade wie vorher.》 Scherzte Caty. Teilte sie denn meine Sorgen überhaupt nicht? Konnte sie sich nicht vorstellen, dass ich gerade die Angst meines Lebens hatte, wegen dem, was jetzt auf mich zukommen würde?
《Hör auf Witze zu machen. Wie soll ich meinen Eltern beibringen, dass ich gerade Gewalttätig geworden bin? Sie werden mich doch nie wieder mit den selben Augen sehen. Sie streiten sich doch schon jeden Tag meinetwegen.》 Auch sie schien langsam den Ernst der Lage erkannt zu haben. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, aber wir beide wussten, dass es darauf hinauslaufen würde, dass ich mit ihnen sprach. Mental hatte ich mich schon damit abgefunden, trotzdem ging ich in meinem Kopf immer wieder Möglichkeiten durch, wie man so ein Gespräch beginnen sollte.
《Du musst es ihnen vielleicht gar nicht sagen. Warte doch erstmal darauf, dass der Schulleiter dich konfrontiert. Wer weiß, möglicherweise wird Alexa doch nicht sagen. Aus welchem Grund auch immer.》 Sie schien selber nicht wirklich davon überzeugt, wir beide wussten wie sie tickte. Widerwillig stand ich auf und trottete bereits richtung Tür.
《Dann gehe ich jetzt besser. Ich will nicht auch noch zu spät nach Hause kommen. Meine Eltern haben mich schließlich das ganze Wochenende nicht gesehen.》 Caty rief mir noch eine flüchtige Verabschiedung zu und sagte, dass ich das schaffen würde.
Das hoffte ich auch.
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Hi Leute,
Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen, schreibt mir doch gerne eure Kritik in die Kommentare.
Bleibt gesund,
Bis bald✌
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