Kapitel 12 - Der Teufel im Spitzenkleid
《Na, hast du dich wieder von jemanden beschützen lassen?》 Ich hatte bereits den halben Schulweg hinter mich gebracht, als ich die liebenswerte Stimme von Alexa hinter mir hörte. Ich holte schnell meine Kopfhörer raus und schaltete die Musik ein, in der Hoffnung, ihre Stimme ausblenden zu können. Ich hörte gerade Sia zu wie sie Chandelier in meine Ohren trällerte, als ich aus dem Augenwinkel mitbekam wie Alexa den Abstand zwischen uns beiden schloss und jetzt neben mir ging. Ich spürte ihre abgeneigten Blicke auf meiner Haut und es fühlte sich an, als würde jemand mit einer kleinen Nadel auf meine Haut piksen. Nur gedämpft nahm ich ihre Stimme wahr und ich konnte kaum verstehen, was sie mir alles an den Kopf rief. Auf einmal spürte wie mir die Kopfhörer aus den Ohren gerissen wurden und ich blickte in Alexas wutverzerrtes Gesicht.
《Hey, hör mir doch mal zu, wenn ich mit dir rede. Denkst du ernsthaft zu kannst mich einfach so ignorieren, du Elefant?》 Sagte sie und schmiss mir die Kopfhörer gegen die Brust. Ich wandte meinem Blick von ihr ab und beschleunigte meine Schritte. In meinem Kopf ratterten meine Gedanken umher und ich hatte keine Möglichkeit sie zu sortieren. Wie sollte ich jetzt reagieren? Ich konnte weglaufen, aber dann würde ich mich nur zum Affen machen, außerdem war Alexa sowieso schneller als ich. Sie konfrontieren? Keine gute Idee. In Stresssituationen fällt es mir schwer genug überhaupt vernünftige Sätze zu bilden, geschweige denn einen schlagfertigen Konterspruch über die Lippen zu bringen. Ich wünschte, Caty wäre jetzt hier. Sie wüsste, was zu tun war. Aber sie war nicht hier und ich sollte mich ja wohl selber um sowas kümmern können. Ich merkte, wie auch Alexa schneller ging, um mit mir Schritt halten zu können.
《Hast du mich nicht verstanden? Du sonst mir zuhören. Bist du überhaupt dazu in der Lage zu reden, wenn Miss Perfect nicht bei dir ist?》 Mir war klar, dass sie Caty meinte, trotzdem blieb ich still. Ich wusste, ich sollte sie eigentlich verteidigen. Verteidigen, vor den Menschen, die nett zu ihr sind, bis Caty nicht mehr dabei ist. Aber ich konnte es nicht. Es fühlte sich so an, als sei mein Gehirn blockiert. Als könnte es keine Signale an meine Lippen schicken, dass es jetzt angebracht war, den Mund aufzumachen.
《Maria! Hallo! Ich habe gesagt, bist du zu dumm dich mit anderen zu verständigen, wenn deine Schlampenfreundin nicht dabei ist?》 Ich spürte einen Druck auf meinen Rücken und kurze Zeit später fand ich mich auf dem Boden wieder, mit dem Gesicht zu den Steinen gerichtet. Alles drehte sich. Nur unterschwellig hörte ich Alexas schrilles Gelächter. Meine Hände pochten, meine Brust schmerzte. Alles in meinem Kopf schien an einem falschen Platz zu stecken. Meine Gedanken schwebten herum, als seien sie schwerelos und es war mir unmöglich sie einzufangen. Niemand war da. Ich war alleine und hinter mir der Teufel höchstpersönlich in einem weißen Spitzenkleid. Alexa.
Langsam sammelten sich meine Gedanken wieder. Sie wurden von der Gravitation langsam wieder auf den Boden gezogen und mit jedem Meter, dem sie sich der Erde näherten stieg Wut in mir auf. Pure Wut. Ich spürte, wie mein ganzer Körper zu kochen anfing und auch Alexa beendete ihre Lache und schaute mich jetzt nur noch verwirrt an. Ich wusste nicht mal, was mich so wütend gemacht hatte. Ob es der Fakt war, dass sie mich zum ersten mal körperlich verletzt hatte. Dass sie meine Beste Freundin eine Schlampe genannt hatte. Oder dass auch ich einfach langsam die Nase voll hatte, von den ganzen Provokationen. Ich wusste wirklich nicht, welcher Punkt es ausgelöst hatte, dass ich jetzt auf Alexa zuging, bereit alles zu tun, was nötig wäre, damit sie endlich die Klappe hielt.
《Was ist dein Problem, du Missgestalt? Wusstest du nicht, dass deine Freundin eine kleine Bitch ist?》 Das war mir zu viel. Das war der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Der Satz, der meine letzten Zweifel wegwischen ließ.
Vor mir war das Spitze Gesicht meiner Mobberin, die mir jetzt belustigt ins Gesicht grinste. Ich blickte in ihre Dunkelblauen Augen, die sich wie Messer in meinen Körper bohrten.
Ich spürte wie meine Gedanken ganz nah an der Erdoberfläche waren. Mit jeder Sekunde rasten sie immer schneller auf den Boden zu. Mein Adrenalin pumpte durch meinen ganzen Körper, während mein Magen sich umschlug, als säße ich in einer Achterbahn. Ich wusste, in ein paar Sekunden würde ich explodieren. In ein paar Sekunden würde ich ausrasten. In ein paar Sekunden, würden meine Gedanken ankommen.
Im letzten Moment stoppte die Achterbahn, mein Magen beruhigte sich, meine Gedanken trafen auf die Oberfläche und ich holte aus.
Der zierliche Körper von Alexa stolperte nach hinten und sie hielt sich mit einem schmerzerfüllten Gesicht ihre Nase. Ich hörte, wie sie schnell ein und ausatmete und ich sah wie das Blut aus ihrer Nase auf ihr weißes Kleid tropfte. Jetzt fing sie an zu schluchzen und versuchte verzweifelt das Blut aufzuhalten, dass aus ihrer Nase strömte.
Ich stand ziemlich geschockt vor ihr und beobachtete das Ganze. Meine Knöchel pochten und ich spürte, dass auch etwas Blut an meinen Fingern klebte. Ich hatte gerade Alexa geschlagen. Das Mädchen, was hauptsächlich daran Schuld war, dass meine Schulzeit die Hölle auf Erden für mich war. Das Mädchen, was jetzt weinend und schmerzerfüllt vor mir stand, weil ich ihr eine reingehauen hatte. Ich hatte nicht nachgedacht, nicht über die Konsequenzen, über nichts. Jetzt aber prasselte die bittere Realität auf mich ein. Nicht wie ein normaler Regen. Nein, wie ein ganzes Gewitter. Ich hatte Alexa geschlagen. Ich würde Ärger bekommen. Natürlich wird sie das nicht einfach unkommentiert lassen. Mit dieser Erkenntnis rannte ich los. Ich drehte mich um und lief wef. Lief weg vor Alexa, die jetzt kein weißes Kleid mehr anhatte, sondern ein rotweißes. Lief weg vor dem Ärger, der mich ereilen wird. Lief weg vor meinen Problemen
Lief weg vor Allem.
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Heyyy,
Was sagt ihr dazu, dass sich Maria das erste mal gewehrt hat? Wie fandet ihr das Kapitel? Ich bin natürlich offen für Feedback:)
Bleibt gesund,
Bis bald✌
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