Kapitel 11 - Mobbinghintergrund?
Die Theaterstunde verlief wie ich es erwartet hatte. Nachdem Mr. Williams uns allen die Skripte gab, verbrachten wir die letzten dreizig Minuten damit, unsere Texte auswendig zu lernen und unsere Rollen besser zu verstehen.
《So, meine Theaterleute, die Stunde ist vorbei. Ihr sollt bitte bis nächste Woche eure erste Szene auswendig lernen》 verkündete Mr. Williams. Glücklicherweise hatte ich das bereits heute geschafft, was mir die Aussicht auf eine entspannte Woche ermöglichte.
《Bist du zufrieden mit deiner Rolle?》 Mike hatte zu mir aufgeholt, nachdem er eben nochmal kurz mit unserem Leher geredet hatte. Jetzt gingen wir beide gemeinsam zum Schultor.
《Ja, schon. Die Hauptrolle wäre natürlich schöner gewesen, aber man kann ja nicht alles haben.》 Ich schenkte ihm ein leichtes Lächeln. Ich war ein wenig überfordert, wegen dem plötzlichen Smalltalk von seiner Seite aus. Ich versuchte aber trotzdem locker zu bleiben, vor allem, weil Mike echt in Ordnung zu sein scheint. Wenn ich das überhaupt schon beurteilen durfte. Schließlich saß er jetzt erst zwei mal an unserem Tisch und ich kannte ihr daher auch gerade einmal eine Woche lang.
《Du musst wahrscheinlich ziemlich zufrieden sein, Romeo.》 Sagte ich grinsend. Ihn in diesem Kontext Romeo zu nennen, kam mir etwas befremdlich vor, da ich sonst nur Noah gegenüber Caty so nannte. Mike schaute jetzt etwas verlegen zu Boden, aber auch er schien echt glücklich zu sein mit seiner Rolle.
《Schon. Ich spiele zum ersten mal so eine große Rolle. Ehrlich gesagt, habe ich schon Angst, dass ich das jetzt nicht schaffe. So gut wie du, werde ich es aber wohl kaum spielen können.》 Ich schaute ihn verwirrt an. Er wusst doch überhaupt nichts von meiner Schauspielerei? Er erkannte meinen fragenden Blick und fügte noch schnell hinzu:
《Ich habe mit Mr.Williams darüber geredet. Er hat gesagt, wenn ich einmal Hilfe brauchen sollte, solle ich mit dir reden.》 Ich konnte es meinem Lehrer nicht wirklich übel nehmen, dass er das Mike vorgeschlagen hatte, ohne mit mir darüber zu reden. Schließlich kannte ich den Druck, der auf einem lastete, sobald man eine Hauptrolle bekommen hatte. Bei meiner ersten habe ich nächtelang kein Auge zubekommen und bis heute könnte ich dir Peter Pans Text fehlerfrei aufsagen.
《Verstehe. Also ich habe kein Problem damit, dir bei deiner Rolle zu helfen. Ich kann deine Situation sehr gut nachvollziehen.》 Sagte ich und schaute ihn aufmunternd an. Er strahlte mich an und bedankte sich ehrlich für das Angebot. Er schien wirklich verzweifelt gewesen zu sein.
《Dann lass uns Nummern tauschen. Dann können wir gleich das erste Treffen planen.》 Erklärte er und zog sein Handy hervor. Ein Treffen? Ich dachte zwar, dass wir das ganze in der Schule machen würden, aber trotzdem holte auch ich mein Handy raus und wollte ihm gerade meine Handynummer vorlesen, als sich Alexa in unser Blickfeld drängte.
《Wie ich sehe hast du doch einen Typen gefunden, der dir aus Mitleid seine Nummer gibt, Maria. Wie lange musstest du ihn anbetteln, damit er sie dir gibt?》 Sie lachte gehässig und zwirbelte ihre schwarzen Haare zwischen ihren Fingerspitzen. Ich hatte eigentlich vorgehabt sie wie gewohnt zu ignorieren, doch anscheinend traf ich immer auf Menschen, die nicht so schnell klein bei gaben. Mike trat vor uns betrachtete sie durch seine dunklen Augen abfällig.
《Nur zu deiner Information, ich habe sie nach ihrer Nummer gefragt. Also rede nicht über Dinge, von denen du keine Ahnung hast. Wenn du uns jetzt entschuldigen würdest, du versperrst den Ausgang.》 Er deutete auf das Tor hinter ihr, woraufhin sie mit einem letzten Augenverdrehen verschwand.
《Danke, dass du das gemacht hast.》 Sagte ich kleinlaut. Es war mir ziemlich unangenehm, dass er jetzt mitbekommen hatte, dass ich gemobbt wurde.
《Kein Problem, ich habe auch so meine Erfahrungen mit Mobbern gemacht.》 Sagte er und tippte schnell seine Nummer in mein Handy ein. Mike hatte Erfahrungen mit Mobbing? Wurde er vielleicht sogar selber gemobbt? Aber egal wie groß meine Neugierde war, es schien mir unangebracht das jetzt zu fragen. Ich konnte auch erkennen, dass ihm das ganze recht unangenehm war, denn er gab mir schnell mein Handy zurück und flüchtete dann, nachdem er nochmal leise 《auf Wiedersehen》 gemurmelt hatte. Ich selber stand jetzt ziemlich verdattert am Schultor und schaute Mike hinterher, der schon fast in der Masse verschwunden war. Ich nahm mir fest vor herauszufinden, was genau für Erfahrungen er meinte, aber dafür musste ich wohl auf unser erstes Treffen warten.
_________________________________________
Hallöchen,
In letzter Zeit kam leider kein weiteres Kapitel, was mir auch leid tut. Aber ich habe mal von einer sehr weisen Person gehört, dass man Kreativität nicht erzwingen soll. Feedback ist sehr Willkommen.
Vergesst nicht zu voten, falls es euch gefallen hat und bleibt gesund,
Bis bald✌
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro