Kapitel 123
Kimiko...
~°)(●)(°~
Immer weiter zogen mich diese ganzen Gefühle und Erinnerungen mit sich, doch war es anders als bei Shin. Waren seine Erinnerungen sehr klar, wenn auch schnell aufeinander folgend, so waren Natsumi ihre wie verschwommen. Es war so, als wären ihre nicht greifbar für mich, nicht das ich mir wünschte es wäre anders. Ich hörte Geräusche, wie die eines Hundes, klang es doch wie ein Winseln... warte was!? Die Bilder, welche vor mir erschienen, wurden langsam klarer und ich erkannte einen kleinen Hund... nein, einen Wolf... einen Welpen. Dessen Fell war weiß wie Schnee und ich musste zugeben das er wirklich süß war. Er schien sehr aufgeweckt zu sein und spielte inmitten anderer Welpen, wenn es nicht sogar seine Geschwister waren. Auf einem kleinen Felsvorsprung saß ein ausgewachsener Wolf, nein, eine Wölfin! Es war wie sonst auch, dass diese Erkenntnisse so unweigerlich in mir aufkamen, kaum das ich sie erfasste. Sie sah den Welpen dabei zu wie sie miteinander spielten, doch spitzte sie nun ihre Ohren... was hatte sie denn? Der kleine weiße Wolf kam zu ihr und schmiegte sich an sie, doch schubste die Wölfin ihn in die Richtung einer Höhle, welche ich nun erst erkannte. Das gleiche wiederholte sie bei den anderen Welpen, bis alle in der Höhle verschwunden waren. Ich vernahm Geräusche in der Ferne... Schritte! Sie kamen immer näher und ich vernahm nun auch Stimmen. Die Wölfin drängte sich gegen die Welpen und diese somit weiter in die Höhle, während sie sich knurrend vor dem Eingang aufbäumte. Die Stimmen und die Schritte kamen näher, bis sie ihr Ziel nun erreicht hatten. Es waren vier Männer, Jäger wie ich an ihrer Kleidung und den Gewehren ausmachen konnte. Sie lachten als sie die Wölfin erblickten und sprachen davon, dass es nun endlich an der Zeit war... aber für was!? Andere Erinnerungen kamen in mir auf, nein, waren es eher Bruchstücke welche mir halfen zu verstehen! Diese Männer waren nicht das erste Mal hier! Sie kamen in den letzten Tagen oft und waren auf der Suche nach den Wölfen! Sie waren Jäger, die skrupellos Tiere niedermetzelten nur um ihren Spaß zu haben. Die Wölfin gehörte ursprünglich zu einem Rudel von neun Tieren, welche alle bis auf sie erschossen wurden. Sie und ihre vier Welpen, waren das einzige was noch übrig geblieben war... nein! Diese bruchstückhafte Erinnerungen oder was auch immer sie waren, hielten inne und ich fand mich vor der Höhle wieder. Ein lauter Knall erklang, während nun ein lautes Jaulen zu vernehmen war... nein verdammt! Die Wölfin lag, alle Viere von sich gestreckt, vor der Höhle. Ihr graues Fell war blutbefleckt, während das hämische Lachen der Jäger erklang. Doch verstummten sie nun, als ein Geräusch erklang... nein, bitte nicht! Die kleinen Welpen winselten und erregten somit die Aufmerksamkeit der Jäger. Diese kamen der Höhle nun näher, während sich einer von ihnen hinkniete und einen der Welpen am Nacken packte um diesen somit ans Tageslicht zu befördern. Immer mehr der Welpen wurden von ihm aus der Höhle gezerrt, bis der Schneeweiße nun zum Vorschein kam. Sie setzten alle beisammen auf den Waldboden ab und was nun passierte, war einfach nur grausam! Sie schossen ohne Skrupel einen nach dem anderen ab, bis nur der kleine weiße Wolf noch übrig war. Einer der Männer setzte erneut an, um einen weiteren Schuss aus seiner Waffe abzugeben, doch vernahm ich da, so wie die Männer, ein Rascheln im Unterholz. Noch bevor ich wusste wie mir geschah, erschien ein weiterer Wolf aus dem Dickicht und sprang auf die Männer zu. Einem nach dem anderen biss er in die Kehle, bis alle vier tot auf dem Boden lagen. Der Wolf war sehr groß und nun bemerkte ich auch, wer er war... Shin! Aber... wieso!? Shin ging zu dem kleinen weißen Welpen, der winselnt vor ihm hin und her trat. Er beugte sich nach vorne und schnüffelte an dem kleinen Ding, als er es nun in den Nacken biss. Er hob es auf und trug es davon, als dieses Bild vor meinen Augen nun verschwamm. Mein Kopf begann unangenehm zu dröhnen, als ich mich erneut mitten im Wald wiederfand und zwar direkt vor dem Anwesen der Gründer! Was!? Aus dem Dickicht kamen einige Wölfe gelaufen, welche das Anwesen umkreisten, als Shin, nun wieder in seiner eigentlichen Gestalt, aus der Villa trat. Alle Wölfe hielten inne, als sich ein schneeweißer von der Gruppe löste und zu ihm lief. War das dort etwa der kleine Wolf von eben? Nein, eher eine Wölfin! Sie beugte den Kopf, gar so als würde sie sich unterwerfen, als eine weitere Person aus der Villa trat. Es handelte sich dabei um keinen anderen als Carla, doch war er nicht allein! Ein Mädchen mit weißen, langen Haaren folgte ihm und mir wurde in dem Moment bewusst, das dies dort Kasumi sein musste! Doch was war nun!? Die Wölfin jaulte auf, gar so als hätte sie nun Schmerzen! Was!? Ich sah dabei zu, wie sich ihr Körper veränderte, verformte... aber wie!? Erst jetzt bemerkte ich wie Carla seine Augen aufleuchteten, aber auch wie dies nun endete. Dort vor Shin auf dem Boden stand nicht länger ein Wolf, nein, dort auf ihren Knien und auf den Händen gestützt, war nun ein Mädchen! Nein, das konnte doch jetzt nicht sein! Das dort war definitiv Natsumi, aber bedeutete dies, dass Carla sie gewandelt hatte! Wieder verschwammen die Bilder und zogen mich weiter... nein! Das Dröhnen setzte erneut in meinem Kopf ein, nahm immer weiter zu, bis ich dachte das es mir jeden Moment den Verstand rauben würde... ich halte es nicht mehr aus verdammt! Was nun folgte waren Bilderfetzen und Gefühle, welche auf mich herniederprasselten. Ich sah wie Kasumi und Natsumi zusammen das Anwesen säuberten, Essen zubereiteten und auch so die Gründer bedienten und dabei jeden ihrer absurden Wünsche erfüllten, aber war dies nicht alles. Als würde es nicht reichen, dass sie wie Sklaven gehalten wurden, so bedienten sich Carla und Shin an ihrem Blut! Natsumi wurde nicht nur einmal von Shin gebissen, tat er dies so gut wie jeden Tag, aber schien es ihm mit der Zeit nicht mehr zu reichen, verlangte er nach anderen Dingen. Ich sah wie sie miteinander schliefen, wie Shin sie nahm und welche Dinge er sie zwang zu tun. Doch egal welche Perversion er auch an ihr ausübte, so schien es mir, dass Natsumi genau dies auch wollte! Ich spürte ihre ganzen Gefühle, die unendliche Dankbarkeit welche sie ihm gegenüber empfand, aber auch, wie sie sich mit jeden weiteren Tag der verging, immer mehr in ihn verliebte. Natsumi liebte Shin, trotzdessen was er ihr alles antat und das Schlimme daran war, dass ich sie verstehen konnte. Ja, erinnerte mich Natsumi an mich... Raito, egal was du in der Vergangenheit auch getan hattest, egal welche Schmerzen ich auch erleiden musste, ich hatte mich unsterblich in dich verliebt. Natsumi war am Ende genau so wie ich... naiv, verrückt und dumm. Wieder verschwammen die Bilder vor meinen Augen, bis hin zu einem bestimmten Tag. Was!? Es war jener Tag als ich hierher kam! Natsumi hatte mich bei meiner Flucht hier aus diesem Anwesen beobachtet und ich konnte regelrecht ihre Wut, ihren Hass spüren, als mich Carla und Shin zurück brachten... aber warum!? Warum hasste sie mich so sehr! Ich spürte aber noch etwas anderes... Eifersucht! Dachte Natsumi wirklich, dass ich ihr Shin wegnehmen würde und das am Ende sogar wollte? Bei weitem nicht! Shin begann nun jedoch, sie mehr als nur abwertend zu behandeln, was diese ganzen Gefühle in ihr noch verstärkten... doch war dies nicht alles. Was!? Wieder wurde ich mit fortgerissen und so langsam wurde mir aufgrund dessen schlecht, doch als ich nun erkannte, wohin es mich nun zog, spannte sich sogleich mein Körper an! Ich sah mich selbst in der Folterkammer gefesselt und wie mein Blut den Gründern nach gesäubert wurde, doch war dies nicht alles, war Natsumi auch dort! Ich sah ihr dabei zu, wie sie mir meine Pulsadern mit einem Messer aufschnitt, sah ihr dabei zu, welche Freude sie doch dabei empfand mich endlich töten zu können! Der Anblick war einfach nur grauenhaft, doch konnte ich meinen Blick einfach nicht abwenden! Immer mehr Blut tropfte zu Boden, mein Blut und mir wurde in diesen Moment bewusst, was Carla damals meinte, als er sagte das ich genau dieses doch verloren hatte. Natsumi hatte meine Pulsadern aufgeschnitten, gar so als wäre ich nur ein Stück Fleisch und ich konnte ihre Mordlust spüren, welche sie dabei empfand. Doch noch bevor sie ihr Werk beenden konnte, kam ihr Kasumi zuvor! Sie hielt Natsumi davon ab, zu spät wie sich nun herausstellte. Carla und Shin erschienen, wobei der zuerst genannte Kasumi tötete! Jetzt verstand ich was Natsumi meinte... darum gab sie mir die Schuld an allem. Auch Shin wandt sich nun von ihr ab, verletzte sie schwer. Natsumi verließ das Anwesen und lebte fortan hier im Wald, ihr Kummer, ihre Trauer... das alles war einfach zu viel für mich! Die Bilder verschwammen wieder, dieses Mal gänzlich und ich fand mich nun erneut hier auf dem Boden liegend wieder, wobei Natsumi noch immer auf mir saß.
~°)(●)(°~
Natsumi hatte seitlich in meinen Hals gebissen, wobei sie nun abließ und mich mehr als nur verwirrt ansah. Ich dagegen sah mit tränenden Augen zu ihr hinauf, hatten sich genau diese mittlerweile gebildet um nun über meine Wangen zu laufen... wieso hattest du Mitleid mit ihr Kimiko!? Weil sie so war wie ich! Ich wusste das dies dumm war, aber tat sie mir einfach nur Leid, kannte ich ihren Schmerz. Kasumi war wie ihre eigene Schwester und nun tot. Wer konnte dieses Gefühl nicht besser nachvollziehen als ich, hatte ich doch auch Menschen verloren welche mir sehr wichtig waren... meine Eltern. Natsumi sah mich noch immer verwirrt an, während ihr Gesicht von meinem Blut völlig verschmiert war. Ihr verwirrter Blick verschwand nun gänzlich und machte nur noch einem Platz... einem hämischen Grinsen!
Natsumi:"Wenn du weg bist, dann wird Shin Sama endlich wieder bei mir sein. Dann werden wir wieder zusammen sein. Dann wird er endlich mich sehen und nicht mehr dich!"
Trotz allem liebte Natsumi ihn immer noch und auch wenn es seltsam klang, so konnte ich sie noch immer verstehen, was ihre Verzweiflung anging. Ich wusste nur zu gut wie es war ein übernatürliches Wesen zu lieben und wie ausweglos dies doch am Ende war. Auch wenn sie ein gewandelter Wolf war, so war sie genau wie ich sterblich und somit diesen Wesen bei weitem unterlegen. Wir waren nicht wie sie, passten nicht zu ihnen und am Ende würden wir nur eines geben... unser Leben. Doch im Gegensatz zu ihr war ich mir dessen durchaus bewusst, doch schien Natsumi regelrecht besessen davon zu sein, dass sie mit Shin eine Zukunft hatte und um dies zu erreichen, musste sie mich aus dem Weg räumen! Ich spürte wie sie mit ihren Fingern meine Haare umschloss und an diesen zog, was einen unangenehmen Schmerz auf meiner Kopfhaut auslöste. Natsumi zwang dadurch meinen Kopf noch weiter nach hinten, wodurch meine Kehle nun komplett entblößt vor ihr lag. Ich wusste was sie als nächstes tun würde... du musst von hier verschwinden Kimiko! Ja, aber gab es kein Entkommen. Natsumi würde mir den Gnadenstoß geben, indem sie meine Kehle zerfetzte, gar wie ein Tier was seine Beute riss, um mich somit zu töten. Natsumi grinste nun schon beinahe hämisch auf mich herab, schien sie zu wissen das ich mir durchaus bewusst darüber war, was nun als nächstes passieren würde. Aber vielleicht war das alles hier sogar am besten so, wäre dann das Problem meiner Existenz für alle Male endlich gelöst. Ayumi hätte ihre Schwester wieder, auch wenn ich nicht wusste wie Carla und Shin hier drauf reagieren würden, aber wäre somit auch Raito in Sicherheit und dies hatte für mich die höchste Priorität. Natsumi grinste mich noch immer an, während sie sich nun schon beinahe zu langsam zu mir nach unten beugte. Sie wollte das hier wohl bis zum letzten Augenblick genießen... zumindest etwas worin sie Shin durchaus ähnelte. Wie dem auch sei, störte ich mich nicht länger daran. Mir war unerträglich kalt, hatte ich doch mehr Blut verloren als ich mir selbst darüber im Klaren war. Ich konnte die Wunde, welche sie mir zugefügt hatte, nicht sehen, doch spürte ich die Schmerzen welche diese mir bereitete. Doch wenn Natsumi eine Arterie getroffen haben sollte, so wäre das hier nur noch eine Frage von Minuten, Sekunden... du stirbst Kimiko. Ja, ich würde bald tot sein und der Biss in meine Kehle, würde das unausweichliche nur beschleunigen. Selbst wenn sie es doch nicht tun würde, so würde ich sterben... wenn dies auch langsam und grausam.
Natsumi:"Stirb endlich."
Mit diesen Worten öffnete Natsumi ihren Mund um mir ihre Fangzähne zu präsentieren, doch wollte ich es einfach nicht sehen... hör auf zu spielen und beende was du begonnen hast! Ich schloss meine Augen und erwartete ihren todbringenden Biss... du gibst auf Kimiko! Ja, dass tat ich, wollte ich einfach nicht mehr kämpfen... Raito, dennoch hätte ich dich gerne noch einmal gesehen, dich noch einmal gespürt. Doch sollte es nicht sein, was das beste für alle war. Ich erwartete den Schmerz, erwartete ihren Biss und das es endlich ein Ende fand, doch vernahm ich nun in der Ferne etwas anderes... ein Knurren! Ich öffnete erschöpft meine Augen, sah zu Natsumi hinauf, welche nun beinahe meinen Hals erreicht hatte, als sie nun etwas regelrecht von mir runter riss! Das alles ging so schnell, dass es mir nicht möglich war zu erkennen, was da gerade genau passiert war. Ich drehte erschöpft und unter Schmerzen meinen Kopf zur Seite um etwas zu erkennen... was!? Ich sah Natsumi wie sie dort nun ebenfalls auf den Rücken liegend lag, während sie zu etwas hinaufstarrte. Dabei handelte es sich um nichts anderem als einen großen Wolf, welcher direkt über ihrem Körper stand und sie mehr als nur wütend anknurrte! Er fletschte die Zähne und dennoch, erkannte ich keinerlei Angst von Natsumi ausgehen. Schnell wurde mir auch klar warum, erkannte ich den Wolf nun selbst... Shin. Er hatte Natsumi von mir runter gerissen, noch bevor sie in meine Kehle beißen konnte... er hatte mich gerettet! Eher deinen Tod herausgezögert, Kimiko! Ja, würde ich so oder so sterben... was!? Die Schmerzen nahmen plötzlich zu, wenn das überhaupt noch möglich war! Ich stöhnte auf vor Schmerz, während ich meine Augen zukniff. Ich musste stark husten und schmeckte sogleich mein Blut... hatte sie doch etwas getroffen, wenn ja, dann müsste Shin sich zumindest nicht mehr bemühen. Ich fühlte mich wie benebelt, wodurch es mir schwer fiel klar zu denken, doch vernahm ich nun Natsumi ihre Stimme. Diese klang anders, denn war sie bis eben noch aggressiv und so voller Wut, so erklang sie nun einfach nur verzweifelt.
Natsumi:"Shin Sama... bitte... ich habe das doch alles nur für euch getan! Ich liebe euch... bitte..."
Auch wenn Natsumi mir gerade unermessliche Schmerzen zugefügt hatte, so hatte ich gerade nur eines für sie übrig... Mitleid. Ich wusste wie es sich anfühlte, wenn man verzweifelt in jemanden verliebt war und mir wurde gerade bewusst, dass sich ihre Aggressivität mir gegenüber, eigentlich nicht mir galt, sondern eher der verzweifelte Akt eines Mädchens war, wieder zu dem Mann zurückzukehren den sie über alles in der Welt liebte. So sehr mich ihre Worte auch berührten, so schienen diese das genaue Gegenteil bei Shin auszulösen. Ich drehte meinen Kopf erneut zu ihnen und sah das sich Shin nicht sonderlich dafür zu interessieren schien was sie dachte, knurrte er sie noch immer an, während sie nun weinend unter ihm lag. Mir wurde in dem Moment bewusst, dass er ihr nicht verzeihen würde und das er sich nicht von dem, was sie da sagte, beeinflussen lassen würde. Mir war bewusst, was er gerade in diesem Moment dachte, auch wenn ich dieses Mal seine Gedanken nicht hören konnte. Shin würde sie töten, zerfleischen und genau das wollte ich nicht! Ich drehte mich etwas mehr zur Seite, was die Schmerzen verschlimmerte, doch musste ich es einfach tun! Ich lag nun halb auf der Seite und sah nun das ganze Blut welches den Boden unter mir bereits rot gefärbt hatte. Ich wandt meinen Blick ab und wieder ihnen zu. Diese ganzen Schmerzen waren die Hölle selbst und dennoch versuchte ich gerade diese einfach auszublenden. Ich biss mir verzweifelt auf meine Lippen, während ich noch immer zu ihnen schaute.
Kimiko:"Shin... bitte... lass sie... am Leben... sie ist einfach... nur verzweifelt... bitte... töte sie nicht... sie... liebt dich... Shin..."
Das Knurren ließ nach, während der Wolf nun zu mir schaute. Shin schien gerade über irgendetwas nachzudenken, doch drehte er nun seinen mächtigen Kopf wieder zu Natsumi. Er schnaufte laut aus, doch ließ er nun gänzlich von ihr ab um zu mir zu kommen... aber was!? Ich sah ihm nun dabei zu, wie sich sein Körper veränderte, nein, verwandelte! Er stand nun vor mir, doch vernahm ich nun eine Art Winseln, welches von ihm ausging. Immer mehr veränderte sich seine Form, wurden seine großen Tatzen nun länger, zierlicher, bis sie schließlich die Form einer Männerhand angenommen hatten. Dasselbe galt auch für seine Hinterläufe, welche sich zu Beinen formten, während sich nun auch sein Fell zurückbildete, bis nur noch seine Haut zu erkennen war. Shin verwandelte sich gerade zurück und zu jenem Gründer, der mich vor kurzem noch selbst gebissen hatte. Ich sah ihm dabei zu, wie er sich nun kniend vor mir auf dem Boden befand, dabei auf seine Hände gestützt und wenn ich mich nicht irrte, schien er Schmerzen zu haben. Shin atmete schwer und wenn es an dem war, so war diese Verwandlung bei weitem nicht ohne. Dennoch war es faszinierend für mich, worüber ich mir in meiner jetzigen Lage alles so Gedanken machte... hatte ich jetzt für diesen Moment sogar mit ihm Mitleid, einfach nur dumm. Wie auch immer, schien sich Shin nun wieder gefangen zu haben, als er nun aufstand um die letzte Distanz zwischen uns zu überbrücken. Er kam zu mir und war dabei völlig nackt, doch war ich einfach zu geschwächt um mich daran zu stören oder in irgendeiner Art und Weise peinlich berührt zu sein. Ich war nur noch ein Schatten meiner selbst, mehr tot als lebendig. Shin kam mir immer näher und es fiel mir mittlerweile schwer, in irgendeiner Art den Blick noch aufrecht zu erhalten, wollte ich gerade einfach nur meine Augen schließen um zu schlafen und das wohlmöglich für immer. Ich war unerträglich müde, spürte ich mittlerweile meinen Körper nicht mehr und wenn dann war da nur diese Kälte, welche mich komplett zu erfüllen schien. Ich wusste das es nur noch eine Frage der Zeit war, bis ich sterben würde... bitte lass es endlich enden! Dennoch bekam ich mit, wie sich Shin nun vor mir hinkniete und auf mich herabschaute. Er trug seine Augenklappe nicht, wodurch ich direkt in das innere seiner Augenhöhle sehen konnte. Es war nicht meine Absicht, doch starrte ich gerade regelrecht zu dieser, was er nun zu bemerken schien. Shin hielt nun seine Hand vor dem Auge, um somit den Blick darauf zu verhindern. Ich dagegen sah ihn nun verzeihend an, tat es mir wirklich Leid ihn in diese unangenehme Situation gebracht zu haben... als hätte er es verdient Kimiko!
Shin:"Du bist wirklich faszinierend Menschlein, dass du selbst jetzt noch an wen anderes denkst als an dich... vor allem, wenn sie es doch war, welche dich in diese Situation gebracht hat... komm, ich bringe dich rein."
Ja, so wie ihr und alle anderen in den letzten Monaten auch, doch war ich zu schwach um ihm genau das zu sagen. Shin wollte mich zurück ins Anwesen bringen, doch wollte ich dies auch? Wenn er mich zurück bringen würde, so war die Wahrscheinlichkeit zu überleben sehr hoch... doch wollte ich das überhaupt? Ich konnte gerade einfach keine klaren Gedanken mehr fassen, weil ich zu sehr in einer Art Nebel gefangen war, welcher mich komplett zu umhüllen schien. Doch drang dennoch Natsumi ihre leise Stimme an mein Ohr.
Natsumi:"Warum!? Was hat sie verdammt nochmal an sich, dass ihr euch so verhaltet!? Ihr habt gesagt, dass wenn ihr mich wieder seht, ihr mich töten werdet! Aber was tut ihr!? Ihr hört auf einen Menschen! Ihr seid nicht mehr der Shin Sama, dem ich gedient habe! Dieser Mensch hat euch weich gemacht!"
War das jetzt wirklich ihr ernst? Anstatt sich zu freuen, dass Shin sie am Leben gelassen hatte, so schien genau dies sie wütend zu machen. Ich verstand einfach nicht warum und war gerade auch nicht in der Lage mir weiter Gedanken darüber zu machen. Shin schien sich diesbezüglich überhaupt nicht zu kümmern oder in irgendeiner Art und Weise Interesse zu zeigen. Doch spürte ich nun wie er seine Arme unter meinen Körper legte, um mich hochzuheben. Der dadurch entstandene Schmerz, welcher mit jeder weiteren Bewegung zunahm, ließ mich aufstöhnen, doch kümmerte es Shin nicht und ich war wiederum nicht in der Lage mich dagegen zu erwehren. Ich spürte wie er mich an sich zog und die Wärme, welche von ihm ausging, war sehr angenehm als ich diese auf meiner kalten Haut vernahm. Shin trug mich zurück in die Richtung des Anwesens, während unzählige Schneeflocken auf mein Gesicht herniederfielen. Doch hielt er nun in seiner Bewegung inne, als ich seine raue Stimme vernahm.
Shin:"Verschwinde... du bist kein Teil mehr des Rudels. Wenn du bleibst, werden dich deine Geschwister zerfleischen."
Ohne ein weiteres Wort an Natsumi zu richten, ohne sich auch nur noch einmal zu ihr umzudrehen, setzte er nun seinen Weg fort... aber was? Ich vernahm ein Knurren, welches ich zuvor noch nie gehört hatte und auch Shin schien es nun zu bemerken! Was!? Alles ging so schnell, dass ich nicht mal sagen konnte, was genau gerade passiert war. Doch schien Shin von etwas getroffen und zu Boden gerissen worden zu sein, wohl bemerkt, mich dabei noch in seinen Armen haltend. Ich wurde ebenfalls mitgerissen und fiel nun gen Boden, doch noch bevor ich auf diesen aufschlagen konnte, drehte uns Shin, welcher mich noch immer fest in seinen Armen hielt so, dass er auf seinem Rücken landete, während ich nun auf seinem Oberkörper lag. Auch wenn die Härte des Bodens mir somit erspart blieb, so waren die Schmerzen, welche noch immer einen neuen Pegel zu erreichen schienen, einfach nur unerträglich für mich!
Ich spürte Shin seine Hände auf meinen Schultern und wie er mich nun vorsichtig, beinahe schon sanft, zur Seite und auf den Boden legte. Er selber stand nun auf und sah nun in eine bestimmte Richtung, was ich ihm unter Schmerzen gleich tat, indem ich mich vorsichtig auf meine Hände stützte. Was!? An der Stelle, wo Natsumi bis eben noch gelegen hatte, war nun keine Spur mehr von ihr! Shin, der noch immer vor mir stand, sah nun zur Seite und somit links von uns, woher ich nun wieder dieses Knurren vernahm. Ich schluckte hart, während ich nun ebenfalls in die Richtung schaute... nein! Dort, vor uns, stand ein weißer Wolf, nein, eine Wölfin mit stechend goldenen Augen, welche uns wütend anknurrte und die Zähne fletschte. Aber war dies nicht alles, kam sie nun auf uns zugerannt und wenn ich mir über eines in diesem Moment im Klaren war, dann das diese Wölfin Natsumi war, welche sich zurück verwandelt hatte!
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro