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#53 Listen to my silence

- Trigger warning -
Am Anfang dieses Kapitels werden Gedanken an Selbstverletzung behandelt.
Wenn Ihr diese Szene überspringen wollt, könnt ihr ab dem fett gedruckten, doppelten Bindestrich weiter lesen.
stay safe, ily


Pov Jimin

Chaos.
Das beschrieb meinen Verstand wohl am besten, als ich regungslos auf der Couch saß, die Hände vor dem Mund verschränkt hatte und die Nagelschere auf dem Wohnzimmertisch vor mir betrachtete. Mein Herz pochte schnell und meine Atmung folgte dessen Rhythmus. Auch meine Gedanken rannten im Kreis, rückwärts und wieder zurück, immer wieder auf dasselbe hinaus kommend: es würde immer wieder hier enden.

Meine Augen waren auf das Stück Metall fixiert, als würde ich nicht die Kontrolle darüber haben und als würde es mich im nächsten Moment anspringen und zerfetzen. Mein Kontrollverlust galt jedoch nicht der Schere, sondern meinem Verstand, welchem ebenfalls diese Kraft zuzuordnen war. Womit ich also kämpfte, war nicht die Entscheidung, ob ich es tun sollte oder nicht, sondern ob ich gegen meinen Kopf ankämpfen oder es zulassen sollte, da erste Entscheidung schon von diesem getroffen wurde.

Es war mir schwer gefallen, mich in eine andere Stimmung zu bringen, seit des Streits mit Yoongi. Seine Worte wurden mir von meinen Selbstzweifeln ständig vorgehalten, als wäre mein Verstand ein Raum und seine Wände wären mit diesen Worten tapeziert; egal wohin meine Gedanken wanderten, das war das einzige, worauf sie trafen. Und mich zu schneiden schien die einzige Möglichkeit zu sein, ein Ventil zu schaffen, durch dass ich die Negativität aus meinem Körper bekam. Ich wusste, dass ich es nicht durfte, nicht sollte und definitiv bereuen würde, würden mich die Konsequenzen ereilen, jedoch schien es so verlockend, so einfach, so problemlos, obwohl es gar die Geburt allen Übels war.

Ich zuckte zusammen, als sich die Wohnungstür öffnete. Mein Blick schreckte in die Richtung der eintretenden Person und entspannte sich, als ich Jin erkannte. "Darf ich fragen, warum du die Tür offen lässt?" Er legte den Kopf schief und betrachtete mich fraglich.
"Habe ich das?"
"Offensichtlich."
"Dann muss es wohl aus Versehen geschehen sein, tut mir leid. Schließ sie doch bitte."
Jin tat dies, nachdem er sich selbst hindurch geschoben hatte. Ich war seiner Präsenz gegenüber gleichgültig, fühlte weder Abneigung noch Begrüßung für sie.

"Kann ich dir helfen?", fragte der Ältere und setzte sich neben mich.
"Wobei?", fragte ich verwirrt, wobei sich meine Stirn in Falten legte.
"Dabei, diese Schere mit Blicken zu vernichten." Mein Kopf schnellte in Richtung des Objekts, über dessen ich schon vergessen hatte. Ich bereute nun, es nicht direkt weggesteckt zu haben. "Das versuche ich gar nicht", bestritt ich.
"Aber besser wäre es, oder?" Jin strahlte eine Ruhe aus, die sich langsam in der Atmosphäre ausbreitete. Die Sanftheit seiner Stimme sang meine Zweifel in den Schlaf und ließ meinen Herzschlag verlangsamen. Mein Blick fiel auf den Boden und meine Anspannung wich endlich so weit, dass ich meine Hände über mein Gesicht fahren lassen konnte, als würde ich die Sorgen abwischen können.

"Wo kommt er her?", fragte er, "Der Drang, meine ich." Er ließ sich an die Lehne des Sofas fallen. "Weiß ich nicht genau", antwortete ich, "Ich habe mich mit Yoongi gestritten."
"Worum ging es?" Es war seine Art. Da zu sein, obwohl man es nicht erwartet hatte. Mit Trost zu antworten, obwohl man die Frage nicht ausgesprochen hatte. Ich war ihm dankbar dafür.
"Kein genaues Thema. Es war einfach nur eine Ausschüttung an Dingen, die wir angesammelt hatten, denke ich", versuchte ich zu erklären. Jin nahm einen tiefen Atemzug. "Dinge, die den jeweils anderen beschuldigen?"
"Beschuldigt man nicht immer den anderen, wenn man miteinander streitet?", stellte ich in Frage. Mit dem Blick wieder auf die Schere gerichtet, lehnte ich mich zurück.
"Mag sein, aber bei euch beiden hätte ich es weniger erwartet."

"Wir haben uns Dinge vorgeworfen", gestand ich, "und es hat weh getan und mich verunsichert."
"Was hat er denn wieder getan?" Jin stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab.
"Es war nicht nur er. Ich habe auch nichts nettes gesagt und mich wieder als das Opfer dargestellt." Der Ältere gab sich seinem Blick nach zu urteilen nicht mit dieser Antwort zufrieden. "Ich habe ihm vorgeworfen, sich nicht genug in unsere Beziehung einzubringen. Er meinte, ich wäre nicht der einzige mit Problemen und dass er mir eigentlich gar nichts mehr von sich erzählen möchte. Dann habe ich geweint, wie immer, ich weine immer..."
"Weinen ist keine Sünde. Du fühlst dich nun einmal wie du dich fühlst und was überläuft, läuft eben über."
"Ich bin trotzdem ein Baby, dass zu verwöhnt ist, um zu wissen, dass weinen keine Probleme löst."
Jin lachte in sich hinein. "Wenn du eins nicht bist, dann ist es verwöhnt und du weißt ganz genau, dass weinen keine Probleme löst, aber trotzdem helfen kann, mit diesen umzugehen. Hör auf dich runterzumachen."

Es gab mehrere Arten, mich zu öffnen und ich war froh, dass mich Jin in diese Richtung geleitet hatte. Ich konnte nicht einschätzen, was er gerade von uns hielt, ob er Yoongi oder mich für verantwortlich hielt und ob er überrascht war, das alles zu hören. Doch davon abgesehen, war ich froh, dass er mir seine Meinung darüber verschwieg und mit mir redete, denn es war so, wie er es versprochen hatte. Er stand nicht hinter Yoongi und meinen ihn anbelangenden Entscheidungen, würde mich aber auffangen, wenn mich Yoongi fallen lassen würde.

"Hat er dir das eingeredet? Zweifelst du deswegen an dir selbst?", fragte er ruhig, verständnisvoll. Ich schluckte, knetete meine Hände. "Jimin, sieh mich an." Mein Blick gehorchte, ebenso meine Zunge. "Er redet mir nichts ein", äußerte ich, "und ich zweifle nicht an mir, sondern an unserer Beziehung..."
"Das, was du gerade tust, ist an dir selbst zweifeln und dich dafür beschuldigen, was bei euch oder sogar nur ihm schief läuft", unterbrach mich der Braunhaarige. Ich schüttelte den Kopf und er legte seinen schief. "Dann nehme ich mir das Recht, deine Problembewältigung in Frage zu stellen. Schau mal, was auf dem Tisch vor dir liegt." Er schaute mich forschend an, doch die Farbe seiner Augen strahlte Wärme aus, als ich meine von ihnen abwandte und auf den Tisch schaute, als würde ich wieder vergessen haben, was ich eben betrachtet hatte. "Wird dir etwas anzutun eure Probleme lösen? Euch einer möglichen Lösung überhaupt näher bringen?" Ich schluckte erneut. "Meinst du nicht, es würde nur zu Weiteren beitragen?" Diesmal nickte ich und war beschämt. Beschämt darüber, dass ich nicht richtig nachdenken konnte.

"Würde der Schmerz gut tun?", fragte er dann, "Würdest du mehr als nur eine Narbe und ein schlechtes Gewissen davon tragen? Irgendeine Art von Befriedigung?"
"Ich weiß es nicht", gab ich zu.
"Denn wie ich das sehe, hast du in den letzten Wochen und Monaten sehr viel Stärke bewiesen und dich jetzt zu verletzen, würde nur einer Bestrafung dafür gleichen und das wäre falsch, oder nicht?" Ich wollte nicht zugeben, dass er recht hatte, da ich mich dafür schämte und außerdem fand, dass ich dies nicht verdiente, also schwieg ich wieder.

"Dann anders. Was würdest du tun, wenn Yoongi an dieser Stelle wäre? Was würdest du ihm sagen?"
Das war er, der Dolch, der nicht mein Herz, sondern meinen Kopf durchbohrte und siegte. Meine Gedanken wurden ersetzt, als würde man einen Computer neu hochfahren und jeder negative Gedanke wurde gelöscht. Es ging nicht mehr um mich, sondern um Yoongi, meinen schwachen Punkt. Denn meine Liebe zu ihm würde immer größer sein, als der Hass auf mich selbst.
"Wenn Yoongi sich verletzen wollen würde?", fragte ich unsicher, ängstlich vor dem Szenario in meinem Kopf. Jin nickte. "Ich", ich überlegte kurz, "Ich würde ihn fragen, warum er sich verletzen will und ob es nicht irgendeine andere Lösung gibt, irgendeinen anderen Ausgleich. Ich würde ihm sagen, dass kein Grund plausibel genug wäre, sich dafür zu verletzen und dass es nichts besser machen würde. Dass ich verstehen kann, dass der Schmerz und alles andere irgendwie raus muss, aber es auch andere Wege gibt und man nicht gleich den einschlagen muss, der sich einem sofort bereitstellt. Und dass ich weiß, dass der Nebel manchmal so undurchsichtig sein kann, dass man den Weg unbewusst weitergeht und man nicht bemerkt, wie man sich verirrt... aber ich würde ihn wissen lassen, dass ich seine Hand halten und ihm den Weg zeigen würde, selbst, wenn Zeiten kommen, in denen auch ich nichts sehe. Immerhin sind wir zusammen."

"Würde er das zu dir sagen, würdest du ihm dann glauben?", fragte mich Jin und es war lächerlich, dass ich darüber nachdachte, obwohl ich in Wirklichkeit keinen Gedanken verschwenden würde. Ich nickte. Dann nahm ich die Schere und hielt sie dem Braunhaarigen hin. Dieser deutete ein Lächeln an und nahm sie dankbar. "Ich bin stolz auf dich", sagte er und es erstaunte mich. Ein ehrliches Lächeln zog sich an meinen Lippen auf.

"Zurück zu eurem Streit", der Ältere legte die Schere neben sich, "Hör auf, dich reparieren zu wollen, wenn du nicht das Problem bist."
"Repariert man nicht das, was kaputt ist?"
"Hör zu, wenn ich mit dir rede", tadelte er mich für meine schwere Begrifflichkeit, welche vielleicht doch nur seiner mangelnden Ausdrucksweise verschuldet war, "Natürlich sollte man das Kaputte reparieren, aber du bist nicht wie das kaputte Werkzeug, welches dann das Auto reparieren kann. Du bist wohl eher... ich weiß nicht, ich habe dafür keine gute Metapher, aber dich zu reparieren wird zwangsläufig nicht eure Beziehung verbessern, denn es gibt mehr als eine Komponente, die eine Beziehung ausmacht. Wie Salz und Pfeffer. Du brauchst für dieses Gericht beides und dass du immer mehr Salz hinein kippst, wird nicht den Pfeffermangel ausgleichen. Manchmal kommt von deiner Seite genug, aber von der anderen Seite zu wenig."

"An mir zu arbeiten, wird nichts an unserer Beziehung ändern?", fragte ich nach, als würde ich es absolut nicht verstehen.
"Nicht wenn er nicht auch an etwas arbeitet. Aber es geht darum, dass du dich nicht überarbeitest und vor allem nicht für ihn arbeitest. Wenn du dich für ihn reparierst, kannst du es auch gleich sein lassen." Wie er sprach, verunsicherte mich nun und mein Schweigen schien ihm zu zeigen, dass ich mehr brauchte, um es begreifen zu können. "Wenn er dann wieder geht, nimmt er deinen Fortschritt mit sich."
"Ich möchte nicht, dass er wieder geht."
"Das möchte ich auch nicht, aber du solltest dich nicht für ihn ändern."
"Aber was, wenn ich daran schuld bin, dass bei uns so viel schief läuft?"
"Dann würde er keinen Grund haben, sich vor dir zu verstecken. Er spricht mit dir, Jimin, hör ihm zu."

Ich wollte fragen, ob er mehr als ich wusste, doch gerade siegte die Überzeugung, dass ich ihn einfach zu wenig verstand. Ich seufzte. Es wirkte schon wieder so schwer. So schwer, einfach glücklich zu werden. "Warum habe ich mir auch einen Teufel ausgesucht?"
Jin lächelte hoffnungslos. "Du hattest schon immer die Tendenz, es dir selbst schwer zu machen."

--

Es war halb drei nachts, als mein Handy erklang und der Name meines Engels auf dem Bildschirm aufleuchtete. Eine grundlegende Besorgnis nistete sich mit diesem Ereignis ein und die Atmosphäre, die das Gewitter außerhalb meiner vier Wände kreierte, spielte dem ganzen bei. Es war nicht normal, dass mich Jimin um diese Uhrzeit anrief. Noch dazu hatten wir seit unserem Streit, der nun mehr als einen Tag her war, nicht miteinander geredet und ich für meinen Teil hatte keine Minute geschlafen. Ich war zu stur, mich zu entschuldigen und er diesmal womöglich zu geknickt, um unsere Beziehung wieder gerade zu biegen.

Meine Muskeln waren angespannt, als ich den Anruf annahm und ich war so fokussiert darauf, zu erfahren, was der Grund für dessen war, dass ich vorerst nichts sagte. "Hyung, bist du dran?", kam es flüsternd durch den Hörer, "Yoongi, bitte, ich brauche dich." Eine Gänsehaut besudelte meinen Körper, als ich seine brüchige Stimme und das Zittern darin erkannte. "Was ist los?", fragte ich besorgt, klang jedoch ernst, vielleicht etwas zu kalt. "Es gewittert", kam es kaum hörbar, kläglich von dem Jüngeren. Ich stand von meinem Schreibtisch auf. "Richtig", entgegnete ich. Ich vermutete, dass es nur das war, trotzdem entspannte sich mein Körper noch nicht. "Und i-ich hatte einen Albtraum." Unsere eigentliche Position in den Hintergrund stellend, wollte ich fluchen, weil er sich so ängstlich und schutzlos anhörte und ich nicht bei ihm war, um ihm vor dem Bösen zu beschützen. Und nun verfluchte ich, dass ich nicht mit ihm gesprochen hatte, denn ich hätte jetzt neben ihm liegen können, anstatt alleine in dieser Wohnung zu versauern.

"Ich will nicht alleine sein", hauchte Jimin in den Hörer, zerbrechlicher als Glas.
"Hast du Angst?", fragte ich, während ich mir ein Paar Schuhe anzog und nach meinen Schlüsseln griff. Vollkommen überflüssig meiner Meinung nach, doch ich wollte keine Grenzen überschreiten und einfach bei ihm aufkreuzen, wenn er unser kommunikationsleeres Spiel noch für weitere Tage aufrecht erhalten wollte.
"J-Ja."
"Ich bin in fünfzehn Minuten bei dir", erklärte ich und wollte auflegen, als ich die eigene Wohnung verließ. "Nein! Bleib dran... bitte." Fast panisch hallten seine Worte durch den Hörer.
"Ich muss fahren, Jimin", erwiderte ich, worauf eine Stille folgte. Wie ich ihn kannte, sah er das Problem, aber wusste nicht, wie er es umgehen sollte, weswegen er einen Schritt zurück machen würde.
"O-Okay, dann... beeil dich."
"Erzähl mir etwas", verlangte ich, als ich die Treppen herunter eilte und schließlich ins Auto stieg. Ich erhoffte mir davon, dass es ihn von seiner Angst ablenken würde, während ich mich darauf konzentrieren konnte, niemanden anzufahren.

"Wovon?", fragte der Jüngere verzweifelt.
"Von deinem Tag", ich wollte hinzufügen, dass ich nicht darüber Bescheid wüsste, da wir nicht miteinander geredet hatten, aber erkannte, dass es nicht der richtige Zeitpunkt wäre, "was hast du heute gemacht?"

Es verging besagte viertel Stunde, in der er weinerlich und von Schluchzern unterbrochen von seinem Tag berichtete. Er schien zu durchblicken, dass ich ihn nur von einem Nervenzusammenbruch abhalten wollte, meine Methode aber dennoch anzunehmen und so gut es ging zu erfüllen.

Auf meinen letzten Metern schien ihn jedoch wieder die Furcht zu übermannen. "Es ist so dunkel hier", wimmerte er.
"Hast du kein Licht an?", fragte ich unsensibel.
"Ich traue mich nicht." Bevor ich die Haustür aufschloss, hielt ich kurz inne, um auf ihn einzugehen. "Warum nicht?" Der Regen peitschte mir um die Ohren und ich stellte meine Vernunft in Frage. "Ich will nichts sehen." Ich verstand nicht, was er meinte, so sehr ich es auch versuchte. Doch anstatt meine Zeit zu verschwenden, würde ich handeln. "Ich bin da", sagte ich und beendete den Anruf, um die Haustür und anschließend die Wohnungstür zu öffnen.

Nachdem ich mir im Flur die Schuhe ausgezogen hatte, benutzte ich allein die Helligkeit meines Bildschirms um mich in der Wohnung zu orientieren und ins Schlafzimmer zu gelangen. Als ich ihn dann sah, setzte mein Herz einen Schlag aus. Jimin lag auf der einen Seite seines Bettes, sein Gesicht überströmt von Tränen und seine Wangen dadurch angeschwollen, er kniff die Augen zusammen, da mein Licht auch das einzige war, dass ihn traf. Meine Schultern sanken, da ich erleichtert war, ihn zu sehen. Ich war nun bei ihm und konnte kontrollieren, wie es um seine Sicherheit stand. "Ich wusste gar nicht, dass du so anfällig für solche Sachen bist", merkte ich an, während ich zum Bett vortrat. Mein Gesichtsausdruck sänftigte sich endlich, während draußen ein Sturm tobte. Ich konnte nicht sagen, ob es ihm peinlich oder unangenehm war oder ob es die Angst war, die ihm immer noch den Mund verbat, denn er blieb stumm, sagte nichts und starrte mich dabei an. Fast so, als wäre ich derjenige, vor dem er Angst hätte.

Neue Tränen bildeten sich in seinen Augen und ich trat näher, wollte sie aufhalten. "So schlimm?", fragte ich und er nickte, zwei Tränen überquerten seine Wange. Ich spürte ein ziehen in meiner Brust, es tat tatsächlich weh, ihn so zu sehen. Das tat es immer. Ich hatte ihn schon oft weinen gesehen, doch jedes Mal machte es mir Angst und mich hilflos. Ich wollte nie wieder zulassen, dass er sich so fühlen musste. "Dann werde ich mal den Job des alles-besser-machenden-Freundes übernehmen." Ich lächelte selbstironisch und krabbelte ins Bett, fand nicht das Selbstvertrauen in mir, um diese Aussage der Wahrheit entsprechen zu lassen.

Dann, als ich mich neben ihn gelegt hatte und er sich an mich kuschelte, krallte, sich in mir verstecken zu versuchte, begriff ich, dass es mehr als das Wetter und ein böser Traum gewesen war und dass meine kindlichen Sprüche nichts bringen würden. Ich legte meine Arme um ihn, nachdem ich ihn zugedeckt hatte und tauchte meine Nase in sein dichtes Haar, entschuldigte mich innerlich dafür, dass mein Pulli etwas nass war. "Hey, versuch dich zu beruhigen." Jimins Atmung war unregelmäßig, fast schnappartig und das vereinzelte Krächzen, dem der Ausbruch aus seiner Kehle gelang, ließ mein Herz auf den Grund meiner Sicherheit sinken. "Ich ha-habe solche Angst", schluchzte das verletzliche Geschöpf in meinen Armen.
"Wovor?"
"Allem."
"Aber ich bin jetzt hier, mein Engel, du bist in Sicherheit." Ich hielt ihn so nah ich konnte. Seine Brust lag nicht genau an meiner, dennoch bebte sein Körper so heftig, dass seine Panik in Wellen an mir brach, als wäre ich eine Klippe. Seine Klippe. Ein Fels in seiner Brandung. Jedoch einer, der der Kraft des Ozeans als Einzelner nichts entgegenhalten konnte.

"Bitte bleib."
"Ich hatte nicht vor, wieder zu gehen."

Er war gebrochen. Ich fragte mich, warum ich versuchte, seine Splitter wieder zusammenzufügen, wenn ich mich nur damit schnitt. Und ich fragte mich, warum er dasselbe tat; meine Scherben aufzusammeln, wenn ich ständig in neue zerfiel. Vielleicht waren wir dazu bestimmt, diesem Schicksal zu erliegen, vielleicht waren wir aber auch nur zwei naive Menschenwesen, die es ohne Grund nicht besser wussten. Und ich fragte mich, worin die Kunst lag, sich täglich zu schneiden, aber den Schmerz zu belächeln. Einander zu verletzen, aber sich zu lieben.

Nach ein paar Minuten schien Jimins Schluchzen abzuebben, ich vernahm nur noch gelegentliches Schniefen, was mich ungemein erleichterte. "Können wir über unseren Streit reden?", fragte ich im Flüsterton, während eine meiner Hände durch das Haar an seinem Hinterkopf strich. "Nein", presste der Jüngere hervor. Ich presste die Lippen zusammen. "Ich will mich entschuldigen", sagte ich dennoch.
"Und ich will für einen Moment so tun, als wären wir nicht jede Nacht kurz davor, auseinander zu brechen. Als würden wir für einen Moment mal funktionieren."

Seine Worte taten weh. Nicht nur, weil er sie so gebrochen aussprach, sondern weil sie der Wahrheit entsprachen. Er bohrte die Spitze der Klinge in mein Herz, zu dem nur er Zugang hatte, aber die Wahrheit verbreitete das Gift. Es war dasselbe gewesen, als ich angefangen hatte, für ihn Gefühle zu hegen. So langsam wusste ich nicht mehr, ob es ein Fluch oder ein Segen war.

Ich drückte ihn weiter an mich, sog seinen Geruch ein, als würde ich davon abhängig sein und ihn nie verlieren wollen. War und wollte ich dies nicht schon? Wenn dies so war, warum tat ich dann genau das Gegenteil?

"Willst du dann über deinen Traum reden?", fragte ich einfühlsam. Ich war nicht hier, um ihn zu etwas zu drängen, sondern um ihm beizustehen, egal wie dies für ihn aussah. Wenn er es wollte, würde ich über die Worte hinwegsehen, die wir einander an den Kopf geworfen hatten und welche vieles zerbrochen hatten.
Jimin nahm mehrere tiefe Atemzüge, bei denen ich mir sicher war, er hätte ohne sie wieder angefangen, Tränen zu vergießen. "Ich weiß gar nicht mehr, was darin vorkam", log er. Er hatte zu lange über seine Worte nachgedacht, als dass er mir die Wahrheit sagen konnte.

Ich seufzte und drückte ihn dann sanft von mir, um ihn anschauen zu können. Er wirkte nicht, als würde er dies wollen, es aber um meinen Willen tun. Im Verlauf dessen hüllte ich ihn weiter in die Decke, wollte, dass es mein Engel warm hatte, wenn ihm mein Schutz alleine nicht genug war. Er schaute nicht mich an, sondern zwischen Leere und Fenster hin und her, besonders hektisch, wenn letzteres das aufzuckende Licht eines Blitzes traf und es ihn erschrak.
Ich konnte nicht anders als das Privileg zu bewundern, ihn in den Armen halten zu dürfen. Mal ganz abgesehen davon, dass er der einzige Mensch war, mit dem ich eine Stille teilen konnte und ihr nicht in derselben Sekunde wieder entfliehen wollte oder dass ich ihm so nah sein wollte, obwohl es gewisse Risiken für mich barg. Für ihn musste ich auch so ein Mensch sein, dachte ich, wie verrückt das war.

Vorsichtig führte ich eine Hand an seine Wangen, um die Feuchtigkeit der Tränen weg zu wischen, dabei mit der höchsten Vorsicht arbeitend, die ich aufbringen konnte. Ich war bekannt dafür, alles kaputt zu machen, warum war er wieder bei mir? Wenn er Porzellan war, warum saß ich diesmal in seinen Scherben, weinend, anstatt wieder wegzurennen?

"Was hast du an der Hand gemacht?", fragte Jimin brüchig, als sein Blick auf die mickrig versorgte Wunde in meiner Hand fixiert war. "Mich nur geschnitten", antwortete ich, nur beiläufig, da meine Augen auf seinen lagen.
"Geschnitten?"
"Mit einer Glasscherbe."
Die Dunkelheit erlaubte meinem Gegenüber nur eine begrenzte Sichtbarkeit, dennoch erkannte ich die mir so bekannten Strukturen und dessen Feinheit. Und ich konnte nicht anders, als ihn lieben, besonders in diesem Moment. Die geschwollenen Wangen, die laufende Nase, die tränenden Augen, ihr ängstlicher Ausdruck und ihr gebrochener Blick. Seine Haut schien so zerbrechlich, wie Porzellan, doch durch sein Blut floss nur Stärke, auch, wenn diese aus Schmerz gewonnen wurde. Er wirkte zerbrechlich, aber er war stark, so stark. Ich wünschte, ich wäre wie er gewesen.

"Du bist wunderschön", entfloh meinen Lippen.
"Ich bin schön, wenn ich weine?" Er schaute zu mir auf und blickte fragwürdig drein, in seinen Augen glitzerte ein unterdrücktes Chaos.
"Du bist immer wunderschön, eben auch, wenn du weinst", beteuerte ich.
"Ist es deswegen so einfach, mir weh zu tun?"
"Kam ich in deinem Traum vor?"

Wir verstummten. Lächeln, die es bisher noch nicht auf unsere Lippen geschafft hatten, wurde nun vorübergehend die Ankunft verboten. Ich biss angespannt die Zähne aufeinander, als sich in seinen Augen erneut Tränen formten. Ich bereute es nicht, hier her gekommen zu sein, ich wünschte nur, ich wäre nicht die Person, die Jimin auffing, wenn ich schon die Person war, die ihn immer von der Klippe stieß.

"Lass es einfach", flüsterte er, um mir den Schmerz zu ersparen.
"Was habe ich getan?", wollte ich dennoch wissen. Ich strebte nach einer Lehre und der folglichen Besserung, jedoch war es naiv zu denken, ich würde sie bekommen; besser noch, verdienen. Selbst wenn es nur die Handlung eines Traumes war.
"Mich angegangen", antwortete er bitter, "wie jeder. Was sonst, wenn ich mich nicht wehren kann?" Seine Worte wogen schwer und lasteten auf meinem Herzen.
"Du kannst nichts für das, was dir passiert ist", erklärte ich und strich ihm ein weiteres Mal über den Kopf. Er schaute geknickt nach unten. "Natürlich kann ich das. Wer denn sonst? Irgendjemand ist immer schuld."
"Aber doch nicht du. Du bist nicht schuld daran, dass man sich an dir vergriffen hat."

Ich sah keinen Sinn darin, ihn zu beschuldigen, wenn er nicht die Mittel dazu gehabt hatte, sich zu wehren und ich bereute es immer mehr, in der Nacht von vor drei Jahren nicht Zuhause geblieben zu sein. Ich hätte so viele Narben verhindern können.

"Ich war noch nie stark genug, mich gegen andere zu wehren", bereute er kaum hörbar, "Noch nie stark genug, nein zu sagen." Ich wollte fragen, ob er Hoseok nicht von sich abzuhalten versucht hatte, aber begriff schnell, dass damit nicht nur eine Nacht gemeint war. Es hatte genug Nächte gegeben, in denen ich seinen wundervollen Körper einfach für meine Befriedigung beansprucht und benutzt hatte und dass ich gedacht hatte, es würde auch ihm gefallen, entschuldigte mein Verhalten kein bisschen. Trotz dessen war ich der Auffassung, dass 'nicht stark genug' keinesfalls ihn beschrieb.

"Warum kann ich nicht stark sein?"
"Du bist stark."
"Ich würde gerne so stark wie du sein. Eine Person die andere in den Arm nimmt und sie sich direkt willkommen fühlen."

Er beschrieb sich selbst und bezog es auf eine Person, die lächerlich war und schwächer nicht sein konnte. Wie konnte er nicht sehen, dass die Dinge, nach denen er sich sehnte, schon in ihm steckten?

"So ein Mensch bist du für mich", sagte ich, "Was meinst du, warum ich sonst hier liegen würde?" Jimin seufzte und rückte vor, um seinen Kopf an meine Brust zu legen. "Ich wünschte, ich könnte dir das glauben."
"Tu es einfach. Die Wahrheit darfst du ruhig glauben." Ein Blitz erhellte das Zimmer für den Bruchteil einer Sekunde, worauf Jimin zusammenzuckte. Als dann das Grollen des Donners zu uns drang, wimmerte der Jüngere unterhalb meiner Sichtweite und ich musste schmunzeln, während ich ihn erneut in meine Arme nahm. "Verdammt", hörte ich ihn dann jammern und mein Lächeln schwand. "Warum haben wir besser funktioniert, als es uns noch nicht einmal gegeben hat?"

Ich schwieg, konnte ihm dies nicht beantworten und würde es nicht, selbst wenn ich den Grund gewusst hätte.

"Warum tust du mir so weh und bist trotzdem noch der einzige, den ich bei mir haben will? Und warum sind diese Gespräche immer nur von mir ausgehende Monologe?" Wie er sprach tat mir weh, aber ich wusste, ich hatte kein Recht, dies anzumerken. Ich verletzte ihn, tagtäglich und trotzdem rief er mich immer wieder zu sich und ich folgte seinen Rufen, obwohl es jedes Mal weh tat. Seine Monologe führte ich innerlich, traute meine Antworten nicht zu teilen, weil ich Angst hatte, es würde auf mehr hinauslaufen, als einen Dialog.

Vielleicht wollte ich ihn diesmal selbst reparieren. Vielleicht saß ich deshalb in seinen Scherben und wollte nicht aufhören, in ihnen herumzuwühlen, obwohl ich mir die Hände aufschlitzte und jedes Stück weiter teilte.

"Wir können das nicht mehr aufs Schicksal schieben", flüsterte Jimin.
"Was meinst du?"
"Dass das Schicksal vielleicht etwas hiermit zu tun hat, aber nicht dafür verantwortlich ist, dass wir nicht funktionieren, denn am Ende des Tages müssen wir dieses Leben leben, selbst wenn wir es uns nicht gewünscht haben." Aber wir können funktionieren, wollte ich sagen, aber ich hielt es zurück. Vielleicht empfand ich nur so, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass es mit jemand anderem funktionieren könnte; wenn es funktionieren konnte, dann nur mit ihm.

Ich brachte den Mut auf, stattdessen etwas anderes zu sagen. "Ich hasse mein Leben", flüsterte ich in seinen Haarschopf, "aber durch dich ist es erträglich. Dass ich dich in meinem Leben habe, lässt mich es immer wieder leben wollen." Ich wusste nicht, ob ich je so ehrliche Worte in den Mund genommen hatte, zumindest in den letzten drei Jahren war es das erste Mal gewesen. Es ließ mich unsagbar verwundbar fühlen, aber ich mochte es. Jedoch wusste ich nicht, ob dies mit derselben Intention auch bei Jimin ankam, denn er antwortete nicht. Trotzdem nutzte ich den Mut des Moments weiter aus. "Du kannst mich mit Dingen glücklich machen, mit denen mich andere nicht einmal zum Lächeln bringen können." Und vor der Macht, die er über mich hatte, fürchtete ich mich.

Insgesamt hatte die Situation dennoch eine ziemlich hoffnungslose Stimmung. Der Jüngere schwieg, nur seine spürbare Atmung verriet mir, dass er es aus freien Stücken tat und ich fühlte mich im Regen stehen gelassen, obwohl ich ein Dach über dem Kopf hatte. Aber das schien ich verdient zu haben. Wer immer davon lief, würde nicht für immer jemanden haben, der ihn versucht, einzuholen.

Ich lauschte seinen Atemzügen für lange Minuten, bis ich mir irgendwann  sicher war, dass sie langsamer und tiefer wurden. Wenigstens war er nun friedlich und in Sicherheit, wir würden nicht streiten, sondern endlich Ruhe finden und ich bekam das Geschenk, ihn halten zu dürfen für den Rest der Nacht. Tatsächlich begannen meine Augenlider schwerer zu werden und es wurde immer schwerer meine Augen offen zu halten. Also gab ich nach, wie sonst nie.

"Neben dir kann ich sogar zu dieser Uhrzeit die Augen schließen, wer hätte das gedacht?"

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[ Danke fürs Kommentieren und Voten ]

hewo
ich hoffe ihr seid alle wohlauf, wie waren die letzten drei Wochen?
ich hoffe außerdem, dass ich an devil in den nächsten drei Wochen nahezu pausenlos arbeiten und thantophobia hoffentlich bald beenden kann
hoffe pt.3 dass niemand zu genervt von mir ist
:D

bitte verzeiht mir mögliche fehler, ich habe dieses kapitel so oft gelesen, dass nun alles gleich aussieht, also mag ich welche übersehen haben

have a safe and great night y'all, passt auf euch auf und seid lieb und höflich zu euren mitmenschen <3

{060819}

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