#39 A morning in another life
Pov Jimin
Mitten in der Nacht wachte ich auf, in Dunkelheit und Unwissen, was Zeit und Grund anbelangte. Es kostete mich ein paar Sekunden, bis ich mich an die Ereignisse des vergangenen Abends erinnerte, doch als die Erinnerung einsetzte, streckte ich sofort eine Hand aus, um die andere Seite des Bettes abzutasten. Jedoch fühlte ich nichts. Im Dunkeln setzte ich mich auf, um gründlicher nach dem Körper meines Geliebten zu suchen, doch die Seite war leer. Ich ahnte böses. Das alles konnte kein Traum gewesen sein, so hatte es sich nicht angefühlt. Es war so real gewesen, so schön.
"Yoongi!", wollte ich schreien, doch es kam nur ein heisernes Flüstern aus meiner Kehle, da ich mich nicht traute, einfach so zu schreien. Panisch ließ ich meine Hände ein weiteres Mal über die kalte Matratze gleiten, doch diese blieb leer, von Kopf bis Fuß. In meinem Magen sammelte sich Angst, dich sich mit Panik paarte und ein Geschwür bildete, das schmerzte. Ich wollte nicht, dass es wieder vorbei war, ich wollte ihn nicht wieder vermissen müssen.
"Yoongi!", rief ich nun laut und im selben Moment erschien seine Gestalt im Türrahmen. Zu sagen, dass mir ein Stein vom Herzen fiel, wäre untertrieben. "Ich habe mir die Flasche Wasser geholt", begründete er seine Abwesenheit leise. Ich sah ihm dabei zu, wie er wieder ins Bett krabbelte und besagte Flasche auf dem Nachttisch abstellte. Ich schluckte und schwieg, musste die Angst verdrängen, die sich einen Weg in meinen Kopf gebahnt hatte. "Bist du okay?", fragte Yoongi, als ich mich nicht wieder hinlegte, weil ich mich darauf konzentrieren musste, meine Emotionen unter Kontrolle zu bekommen. Ich bekam es nicht hin, ihm etwas vorzugaukeln. Demnach bemerkte der Ältere, dass etwas nicht stimmte und nahm meine Hand, welche zitterte. "Hey, alles gut", sagte er besorgt und zog mich in seine Arme, indem er mich halb auf seinen Körper zog. Mental abwesend schmiegte ich mich an seine Brust, legte meinen Arm um ihn und krallte mich an seinem Shirt fest, als würde ich es brauchen, um sichergehen zu können, dass er bei mir blieb. "Dein Herz schlägt ja ganz schnell", flüsterte er, musste es spüren, "Was ist los? Ich bin hier." Doch ich blieb weiterhin still und versuchte meine Angst mit dem Gewissen seiner Anwesenheit zu bekämpfen.
Das Schicksal schickte uns Zeichen, die ich alle ignorierte.
-
Pov Yoongi
Es war etwas auf meinen Lippen, dass mich aus dem Schlaf holte. Als ich mehr von meinem Bewusstsein erlangte, blinzelte ich und nachdem ich das mir bekannte, engelsgleiche Gesicht erkannt hatte, begann ich, den Kuss zu erwidern. Jimin lächelte, als er sich kurz danach von mir löste und ich anfing, meine Umgebung wahrzunehmen. Ich lag in Jimins Bett, recht gemütlich, während der Jüngere vor mir am Bettrand hockte und seinen Kopf auf seinen verschränkten Armen ruhen ließ. "Guten Morgen, Hyung", grüßte er mich charmant, worauf ich müde brummte. "Warum bist du schon angezogen?", fragte ich mit brüchiger Stimme, als ich seinen schwarzen Pullover bemerkte und zog mir die Decke bis unters Kinn. "Wir haben halb zehn, ich muss gleich zur Arbeit", erklärte er, "Du hast tief geschlafen, hast nicht mal den Wecker gehört." Er kicherte. Halb zehn, dachte ich, dann hatte ich nicht viel geschlafen.
"Du arbeitest jetzt?", grummelte ich.
"Ja, in einem Café. Irgendwie muss diese Wohnung bezahlt werden." Sein Lächeln verschwand keine Sekunde. Normalerweise hasste ich es, Menschen direkt nach dem Aufwachen zu sehen, doch Jimin war so viel anders. Seine Stimme war klar und ihr Ton war sanft, seine Augen strahlten eine Wärme aus, die einen umarmte und in einen Bann zog, als würde man von einem Traum direkt in den nächsten rutschten. Seine Lippen sahen so küssbar aus und seine Haare waren gekämmt und schienen seidenweich. Unbewusst streckte ich meine Hand aus und strich dem Jüngeren durchs Haar, worauf er kicherte. "Was machst du da?", fragte er.
"Sie sahen so weich aus", gab ich an, ließ meine Hand zu seiner Wange gleiten, worauf er sich an sie schmiegte, "Ich möchte ab sofort immer so geweckt werden." Denn es brachte mir Kraft, die mir sonst zum Aufstehen fehlte. "Nichts lieber als das", antwortete mein Engel und beugte sich vor, um mir einen Kuss zu geben. Ich konnte nicht leugnen, dass dies der friedlichste Morgen seit langem war. Es war, als wäre ich meiner Realität für kurze Zeit entkommen, wäre in ein anderes Universum gerutscht. In eine Welt, in der ein wir existierte und nicht bestraft wurde.
"Willst du nicht einfach hier bleiben?", flüsterte ich, die Augen sinnlich geschlossen, Jimin nahe.
"Das kann ich nicht schon wieder machen", bedauerte er, "Ich habe mir in letzter Zeit zu viel erlaubt. Und selbst wenn meine Chefin das alles akzeptiert, darf ich es nicht ausnutzen. Tut mir leid." Er war auf meine Andeutung hin auf mich geklettert und saß nun auf meinem Schoß. Ich richtete mich auf, um ihm nahe sein, meine Arme um seine Hüfte legen und mich an seine Brust lehnen zu können. Er schloss seine Arme um meinen Kopf und schmiegte sich daran, er schien diese Haltungen zu lieben. Besonders beide Hände dann an mein Gesicht zu legen und mich anschließend zu küssen. Vielleicht mochte er den Größenunterschied, der so zwischen uns herrschte. Jimin war kein Mensch mit dominanten Charakterzügen. Wenn es etwas gab, das ich über ihn gelernt hatte, dann war es das. Er machte sich schnell von anderen Menschen abhängig und fand seinen Nutzen darin, dass er in anderen Leben eine Aufgabe hatte, auch wenn er lieber einen Platz im Zuschauerraum hätte und seinem Leben zusehen würde, da es ihn ermüdete.
Früher hatte es mir das Spiel erleichtert, es hatte mir die perfekten Karten gegeben, mit denen ich siegen konnte. Jedoch hatte ich damals eine falsche Auffassung davon gehabt, worüber ich siegen konnte und was ich gewann. Denn ich hatte nur einen egoistischen Vorteil darin gesehen, dass er sich mir in jeglicher Art und Weise unterworfen hatte und seine emotionale Stabilität von meinem Verhalten ausgegangen war. Ich hatte nicht verstanden, dass seine Liebe ein Geschenk und nichts Verdientes oder Erworbenes war und dass die Abhängigkeit, die darauf folgte, eine Verantwortung, wenn nicht sogar ein Fluch war. Mir war nicht bewusst, dass seine Liebe kein Verdienst, keine Trophäe war, die dem Vorzeigen diente. Von all den Menschen, waren Leute wie ich nur Schatten, die dunkle Seite des Guten und des Anerkannten. Doch aus all den grauen Abstufungen hatte sein Herz mich erkoren. Ich hatte hell genug gewirkt, um erkannt zu werden, sodass man sich meiner Person widmete. Liebe war so willkürlich, sie entschied ohne Erklärung, jedoch mit Grund.
Und das alles hatte ich erst verstanden, als ich Jimin das erste Mal angesehen hatte und selbst Liebe empfunden hatte. Bei ihm war es das genaue Gegenteil, er hatte so hell geschienen, dass mein Herz wohl anfangs zu geblendet davon gewesen war, um ihn zu bemerken. Denn erst als ich mich in ihn verliebt hatte, hatte ich ihn zu schätzen gelernt, hatte angefangen, mich nicht als wert dieser Liebe anzusehen. Denn ich war nur ein Schatten von Menschen wie ihm und Menschen wie er sollten sich nicht mit dem aufhalten, das nicht an sie herankam.
Ich stoppte mitten in unserer lieblichen Bewegung, um ihm in die Augen schauen zu können. Ich liebte es, ihn zu lieben. Auf dieser Welt war er das einzige, das ich liebte. Deswegen fiel es mir auch so schwer, ihn wieder gehen zu lassen. Mir war klar, dass Arbeit wichtig war und ich hatte auch nicht im Sinne, ihn davon abzuhalten, aber ich wollte ihn noch nicht loslassen, nicht hergeben, nicht dieser Welt aussetzen. Ich wollte nicht, dass ihm etwas zustieß, wollte ihn bei mir halten und ihn behüten.
"Bleib", hauchte ich, ihn haltend.
"Ich werde nur ein paar Stunden weg sein", erwiderte er, "keine drei Jahre." Ich reagierte nicht auf das, was er sagte, was er wohl erwartet hatte. "Zu früh für Scherze? Ich verstehe", er lächelte sanft, wich dann aber von mir, um aufzustehen, "aber ich muss wirklich los." Bevor er mir ganz entwischen konnte, ergriff ich seine Hand. Er ließ sich jedoch nicht aufhalten und zog mich an meiner Hand aus dem Bett, sodass ich ihm gezwungener Weise hinterher trottete. "Was soll ich denn ohne dich machen?", jammerte ich, trauerte seiner Präsenz jetzt schon nach. "Ich weiß nicht, aber ich schmeiße dich nicht raus. Du kannst hier bleiben, fühl dich wie Zuhause." Er zog mich in den Flur. Ich fing an, mich dumm zu fühlen, da er komplett angezogen war und sich die Schuhe anzog, während ich in einem T-Shirt und einer Schlafanzughose umher schlurfte. "Im Kühlschrank ist nicht viel, aber du darfst dir alles nehmen, wie gesagt", er richtete sich auf und trat wieder nah an mich heran, "mein Zuhause ist auch dein Zuhause." Nur dass mein Zuhause mich gerade verließ.
Ich blieb still und starrte nur auf seine Lippen. Ich wollte nicht, dass er ging, andererseits wollte ich mich ihm auch nicht aufdrängen und seinen Alltag durcheinander bringen. Ich war wie ein Sturm, der nichts als Verheerung in das Leben anderer brachte und bei Jimin hatte ich schon zu viel Chaos angerichtet. "Immer noch so missmutig morgens", Jimin grinste knapp. "Das habe ich vermisst." Er drückte mir einen Kuss auf und ging zur Tür. "Ich werde dich vermissen, Engelchen", gab ich von mir. Der Schwarzhaarige schaute zu mir zurück, er sah verständnisvoll aus. "Ich vermisse dich jetzt schon." Ich fragte mich, wie er so empfinden, aber dennoch gehen konnte. Woher er die Energie bekam, wenn der, den er liebte, nicht mit ihm kam.
Ich schaute den Jüngeren wehleidig an,worauf er den Kopf schief legte. Er hatte die Tür schon geöffnetgehabt, schloss sie nun aber wieder und kam wieder auf mich zu. Alser mir nah genug war, schloss ich meine Arme um seine Hüfte, so wie er seine um meinen Hals legte. "Noch ein Kuss", sagte er leise, "dann habe ich genug Kraft, um den Tag zu überstehen." Obwohl seine Lippen einladend aussahen, fragte ich: "Was ist, wenn ich dir diesen verweigere?" Mir antworteten Jimins Lippen, indem sie sich auf meine legten. Es war ein herzhafter Kuss, nicht schüchtern,nicht zaghaft – leidenschaftlich. Er erinnerte mich daran, wie wenig Wert Küsse mal für mich gehabt hatten und ich nun jeden einzelnen schätzte.
"Würdest du ihn mir je verweigern?", fragte Jimin, zwar ernst, aber doch provokant. Ich schüttelte nur sachte den Kopf und atmete laut aus. "Hab einen schönen Tag", wünschte ich ihm.
"Du auch", entgegnete er. Unsere Hände waren die letzten, die sich berührten und unsere Augen, waren die letzten, die sich trafen, bevor er aus der Tür verschwand. Ich seufzte und schaute mich in der Wohnung um, welche auf einmal viel dunkler wirkte. Ohne ihn war mein Licht fort und ich war wieder den Schatten angeglichen.
Als mein Blick wieder ihn Richtung Wohnungstür fiel, zuckte ich zusammen, da Jungkook in ihr stand. Er war wohl still geblieben, damit ich ihn von selbst bemerkte, nun jedoch schmückte ihn ein Schmunzeln. "Ich studiere Mimik und Gestik nicht, aber deine sah gerade aus, als würdest du den Altersunterschied zwischen uns und meinen Respekt dir gegenüber ignorieren und erwarten, dass ich dich schlage, weil Jimin gerade weg ist und es nicht mitbekommen würde." Er lehnte sich lässig an den Türrahmen, wirkte meine Angespanntheit nicht zu teilen, da er völlig gelassen war. "Es ist nicht so, als hättest du keinen Grund dafür", sagte ich und versuchte, meine Haare in eine ordentliche Frisur zu verwandeln. "Ich bin nicht der Typ Mensch, der andere bedroht oder schlägt", entgegnete Jungkook und erinnerte mich damit unbewusst daran, dass ich dieser Mensch ihm gegenüber gewesen war. "Die Vergangenheit mal beiseite gelassen", fuhr er fort, "freue ich mich, dich wiederzusehen."
"Ist das so?"
"Ja, lügen tue ich auch nicht." Ich rollte mit den Augen, würde jeder Satz diese unterschwelligen Anschuldigungen beinhalten?
"Warum stehst du da?", fragte ich, "Bist du nur gekommen, um mir das zusagen?"
"Nein, Jin-Hyung hat gefragt, ob du mit uns essen willst." Ich schluckte, hatte diese Art von Entgegenkommen nicht erwartet.
"Es ist spät für Frühstück", versuchte ich dem auszuweichen.
"Er wollte auf deine Antwort warten."
"Müsst ihr nicht arbeiten?"
"Jin-Hyung fängt erst heute Abend an, Namjoon-Hyung hat frei und ich muss erst in einer halben Stunde los. Tae-Hyung habe ich gezwungen später anzufangen, weil er meiner Meinung nach kurz davor ist, sich zu überarbeiten." Diesmal rollte er mit den Augen. Er sprach mit mir, als würde er es jeden Tag tun, als würde ihm nichts leichter fallen. Ich hatte gedacht, er würde zu mir eine gewisse Distanz haben, aber dem schien nicht so.
"Und ich würde mit meiner Anwesenheit auch niemanden stören?" Ich wollte sichergehen und niemanden aufbringen. Auch in ihre Leben würde ich Chaos bringen.
"Hyung, wenn du nicht willst, dann ist das okay, aber dann sag es einfach." Er ließ ein knappes Lachen frei.
"Nein, nein, ich... komme sofort. Ich ziehe mich nur eben an." Mir blieb nichts anderes übrig, ich hätte den Tag sowieso nur mit Schlafen verbracht. Ich wollte jegliche negative Begegnungen zwar vermeiden, damit mich niemand hasste, aber ich musste überhaupt irgendwelche Begegnungen machen, damit ich mich ihnen wieder anschließen konnte. Ich sah das ganze viel zu sachlich, aber sie waren nun einmal eine Gruppe, in die ich nicht mehr integriert war und sie führten Leben, in denen ich nicht mehr existierte. Ich musste meinen Platz finden.
"Es interessiert niemanden, ob du im Schlafanzug oder im Anzug vor uns sitzt", wollte Jungkook mir klar machen, aber ich schüttelte den Kopf. "Ich ziehe mich um."
"Na dann", er nickte verstehend und machte die Anzeichen, wieder gehen zu wollen. "Ach und zum Thema schlagen, Hyung", er gewann noch einmal meine Aufmerksamkeit, "ich bin nicht dumm, Jimin-Hyung kommt ja wieder." Er verließ die Wohnung mit einem verschmitzten Grinsen. Jedoch hing ich an einer anderen Sache fest. Ich hatte seinen Respekt wieder, er hatte mich Hyung genannt und trotzdem fühlte ich mich in diesem Rudel wertlos. Selbst denen untergeordnet, die jünger als ich waren. Es würde eine Weile dauern, bis ich wieder dazu gehörte.
___________________________________
[Danke fürs Voten und Kommentieren]
ich habe diesmal nur einmal Korrektur gelesen, also entschuldige ich mich für mögliche Fehler
ab donnerstag werde ich die einzelnen Szenen der Story ein bisschen mehr geordnet haben, dann kann ich ein bisschen effizienter arbeiten und thantophobia versuche ich auch in den nächsten zwei wochen zu schreiben
tut mir leid
habt eine schöne Woche und einen schönen Tag heute♡
{151018}
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro