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#27 All he saw were pieces

"Haben Sie jemals einem Menschen in die Augen gesehen und plötzlich diesen unglaublich starken Drang gehabt, ihm im Detail zu erklären, warum Sie ihn so unfassbar lieben?
Haben Sie jemals einen Namen gehört und plötzlich den Drang verspürt, der ganzen Welt über den Menschen zu erzählen, der diesen Namen trägt?
Haben Sie jemals einen Menschen geküsst und sich gewünscht, nie wieder etwas anderes auf der Zunge zu haben, als den betörenden Geschmack dessen Lippen?
Haben Sie jemals einen Menschen an ihrer Seite gehabt und gemerkt, dass sie seinen Geruch lieben, auch wenn Sie dachten, das wäre nie möglich gewesen?
Haben Sie jemals in den Armen eines Menschen gelegen und gespürt, wie ihr Herz ein Zuhause fand?
Und haben Sie jemals ihren Namen gehört und ihn verflucht, weil er ein grässliches Wesen beschreibt?
Haben Sie beim Geschmack Ihrer eigenen Tränen jemals den Drang bekommen, zu erbrechen, weil es alles ist, was Sie noch schmecken?
Haben Sie jemals Ihre Wohnung betreten und den Geruch verabscheut, weil alles nach Leid und Verwahrlosung gestunken hat?
Haben Sie jemals Zuhause gelegen und Heimweh gehabt?
Und haben Sie jemals in den Spiegel gesehen und mit all ihren Sinnen das gehasst, was sich dort abbildet? Sie selbst?
Anderenfalls können Sie mich nicht verstehen, nicht im geringsten."


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Pov Jimin

Namjoon hatte mich von der Arbeit abgeholt, obwohl ich ihm gesagt hatte, er bräuchte es nicht. Aber er hatte darauf bestanden, weil er schon nicht imstande gewesen war, mich vom Therapeuten abzuholen, aufgrund meines und auch seines Jobs und er sich deswegen grundlos schuldig fühlte. Womöglich, weil es ihm leid tat, dass ich mit Bus und Bahn ins Café kommen musste, womit ich jedoch kein Problem hatte. Normalerweise war ich auf jeder Fahrt still und redete nur, wenn man mich direkt ansprach, aber heute redete ich ununterbrochen. Der Therapeut musste irgendetwas in mir freigelassen haben, dass mir die Angst genommen hatte, für jedes Wort verurteilt zu werden oder Konsequenzen zu bekommen. Namjoon schien dies jedoch mehr zu faszinieren, als dass es ihn störte.

"Ich meine, wer hat eigentlich gesagt, dass Engel und Teufel so etwas wie Feinde sein sollten?", fuhr ich fort ihn mit Worten zu überschwemmen, "Sie sind zwar von Grund auf verschieden, aber ich glaube, gerade deswegen brauchen sie einander so sehr. So wie Tag und Nacht oder Mond und Sonne. Ohne die Sonne würde es keine Wärme geben und ohne den Mond würde es kein Licht geben, dass uns den Weg im dunkeln leitet." Ich achtete gar nicht darauf, ob Namjoon mir richtig zuhörte, während er die Tür zur Wohnung aufschloss. Es war, als hätte jemand die Tür zu einem Hinterstübchen in meinem Kopf geöffnet, sie aber nicht wieder verschlossen, sodass zu viele Gedanken nun in meinem Kopf umherschwirrten.

Als wir die Wohnung betraten, roch es nach einem angerichteten Abendessen, ich konnte nicht leugnen, dass ich dieses Gefühl liebte. Dieses Gefühl, wirklich irgendwo anzukommen und willkommen zu sein.

Als wir uns die Jacken und Schuhe auszogen, wollte ich fortfahren: "Ich meine-"
"Ich weiß, was du meinst, Jimin", unterbrach mich der Ältere, "Ich wusste ab der ersten Metapher schon, über wen du redest." Mit einem Mal wollte ich kein Wort mehr von mir geben. "Ach ja?", fragte ich nach, als wäre es nicht offensichtlich. Womöglich war es so offensichtlich, dass der Ältere deshalb nicht mehr darauf einging. "Aber sei nicht naiv und argumentiere nur gut darüber. Du hast vergessen zu erwähnen, dass man verbrennt, wenn man der Sonne zu nah kommt und dass der Mond uns mindestens eine Nacht im Monat komplett alleine lässt." Als er mich ansah, sprachen seine Gesichtszüge keine andere Sprache als zuvor, er lächelte wie immer freundlich und mit der gewohnten Sanftheit. Jedoch sprach sein Blick Bände, er war so klar und ernst, dass ich schwören hätte können, er würde nicht von ihm kommen. Namjoon war zwar der gebildetste von uns allen, wenn man es so ausdrücken wollte, schwang immer kleine Reden und wusste immer, was er sagen musste, aber das von ihm Gesagte ließ mich erst einmal schweigen und über meine nächsten Worte nachdenken. Denn in meiner Metapher konnte es mehr Sinn gar nicht machen.

"Na ihr beiden?", Jin begrüßte uns am Esstisch mit einem Lächeln. "Greift zu." Es war unvorstellbar, dass er uns so versorgte und das so oft. Jeder Mensch hatte irgendwann genug, jedes Elternteil, jede Pflegekraft, jeder Beauftragte für irgendeine Fürsorge oder Betreuung, selbst wenn es nur ein Tag war, an dem sie genervt waren oder an dem sie einfach zu viel hatten. Bei Jin hatte ich lange nach dieser Stimmung gesucht, sie aber nie gefunden oder bemerkt. Es schien fast so, als wäre es fester Teil seines Alltages, nach uns zu schauen, als würde er anderenfalls nachts nicht ruhig schlafen können. Wir waren alle in dem Alter und der Position uns selbst zu versorgen, aber Jin hatte sich so in unser Leben etabliert, dass es fast wie das Fehlen einer Autoritätsperson war, wenn er nicht anwesend war.

"Wo ist Taehyung? Ich dachte, er hätte heute Frühschicht", wunderte ich mich laut.
"Noch auf der Arbeit", meinte Jungkook schmatzend, "Er arbeitet in letzter Zeit häufiger länger." Ich nickte annehmend und widmete mich meinem noch leeren Teller, den Jin griff, um ihn zu füllen. "Wie war euer Tag?", fragte er dabei.
"Wie immer", antwortete Namjoon. Ich hingegen sagte: "Ganz schön", worauf mich jeder überrascht anschaute.
"Normalerweise ist er gut oder auch wie immer, was ist heute anders gelaufen?" Ich zuckte mit den Schultern auf Jungkooks Anmerkung hin. "Irgendwas muss es sein, er hat nicht aufgehört zu reden, seit wir das Café verlassen haben", seufzte Namjoon angestrengt, warf mir aber eines seiner sanften Lächeln zu.

"Ist es wegen der Therapiestunde? Was habt ihr heute besprochen?", fragte Jin interessiert.
"Verschiedenes, aber vielleicht sollten die Sachen, die wir dort besprechen auch dort bleiben", sagte ich, weil ich noch nicht wusste, wie ich mit Jin und generell vor den anderen darüber reden sollte.
"Redet ihr auch über... du weißt schon?"
"Du weißt schon?", prustete Jungkook verachtend, wofür er vom Ältesten einen mahnenden Blick abbekam.

"Wir reden über die Ursprünge meiner Depressionen, also ja, wir reden auch über... ihn." Ich sprach es vorsichtig aus und möglichst in einem Ton, in den man nichts hineininterpretieren konnte. Jin nickte auffassend, bevor eine kleine Still den Raum betrat. Ein unangenehmes Thema wurde angeschnitten.

Plötzlich schlug Jungkooks Faust auf dem Tisch auf und ließ mich heftig zusammenschrecken. "Ich hasse das!" Er war aufgestanden und starrte Jin an. "Jungkook, setz dich wieder", sagte Jin in einem ruhigen Ton. "Nein! Ich hasse es, dass wir ihn so verschweigen. Nennen wir das Kind doch beim Namen, er heißt Yoongi, es ist Yoongi, von dem Jimin Angst hat, nie wieder los zu kommen und wir sperren ihn imaginär ein, hoffend, dass es ihm dadurch besser geht, obwohl wir alle wissen, dass das so nicht passieren wird."

Ich traute mich nicht, einem der Beteiligten in die Augen zu schauen und ich beneidete Jungkook dafür, dass er den Mut hatte, solche Sachen auszusprechen. Häufig war es zwar nur seine Naivität schuld und die Unfähigkeit diese Worte zurückzuhalten, aber das machte ihn zu einem ehrlichen Menschen.
Namjoon war der, der am wenigsten von allem verstand. Er wusste, worüber wir redeten, natürlich, aber er war wie der eine Freund in einem Freundeskreis, der meistens einfach nur zuhörte und seine Meinung ab und zu dazu gab. Er schwamm mit dem Strom, genau genommen mit Jin und hatte sich damals einfach angepasst, hatte seinen Namen nicht mehr ausgesprochen, weil es niemand mehr getan hatte.

Jin schien es nicht realisieren zu wollen, es aber trotzdem zu tun, da er mich reuevoll ansah. "Hast du dich gefangen gefühlt?", fragte er, eine wirklich ehrliche Antwort verlangend. Ich zuckte nur mit den Schultern, erinnerte mich dann daran, was Herr Park über mein Befinden und den Vergleich mit einer dunklen Höhle gesagt hatte. "Ich habe Angst seinen Namen auszusprechen, weil dann immer so eine komische Atmosphäre entsteht."
"Das wusste ich nicht", gab der Älteste von uns an, "Ich dachte immer, wir würden dir damit einen Gefallen tun, nach all dem, was passiert ist." Die Größe Yoongis Schadens war immens, auch für ihn gewesen. Namjoon sah wieder zwischen uns hin und her, wie ein Vater dessen Kinder sich auseinandersetzten und er nur einspringen würde, falls es zu heftig wurde.

"Hyung, ich weiß, dass du auf diese Gespräche keine Lust hast", begann ich, während Jungkook sich setzte, da er merkte, dass ich für mich selbst sprechen konnte. "Dass du nicht über jemanden reden möchtest, der mich im Stich und dir die Verantwortung über mich gegeben hat. Und sicherlich habe nicht nur ich Wunden davon getragen. Aber wenn ich nicht darüber rede, frisst es mich von innen heraus auf, sowie die letzten drei Jahre und dann kommt so etwas wie vor knapp drei Wochen zustande. Dass ich irgendwo in meiner Wohnung sitze... und mir selbst irgendwie entfliehen möchte. Also bitte hör mir zu, selbst Herr Park rät mir, darüber zu reden, aber ich rede nur, wenn mir auch jemand zuhört, okay?" Jungkooks tiefes einatmen ließ mich zu ihm gucken, er musste verstanden haben, welche Bedeutung meine Worte getragen hatten.

Obwohl man ihm ansah, dass es ihm schwer fiel, nickte Jin. "Okay", meinte er, als er den Teller vor schob. Ihm war anscheinend der Appetit vergangen. "Dann lass uns reden."
"Es ist ja nicht so, dass ich die ganze Zeit über ihn sprechen muss oder will, aber er verschwindet nun mal nicht einfach so aus meinem Kopf."
"Es sind drei Jahre vergangen", merkte Jin an, nicht mitfühlend, nicht vorwerfend, irgendwie monoton.
"Das ist mir bewusst", gab ich mit derselben Gefühlskälte zurück. "Aber sag das meinem Kopf. Ich muss an ihn denken, wenn ich bestimmte Lieder höre, ich... träume immer noch von ihm, selbst bei Soomin habe ich das, was wirklich peinlich war. Es verschwindet einfach nicht, er verschwindet einfach nicht und das macht es mir unmöglich darüber hinwegzukommen." Ich ließ mich in meinen Hoodie sinken, fühlte das aufkommende, sehnende Gefühl nach Zuneigung und Zärtlichkeit. Aber es würde nicht durch eine Umarmung verschwinden, denn ich sehnte mich nicht nach einem wohlig warmen Gefühl, sondern nach jemand ganz bestimmten.

"Was ist mit Jinhwan?", fragte Namjoon, der nebenbei einfach weiter aß.
"Ich habe schon gesagt, dass wir nur Freunde sind. Da ist nie etwas gelaufen und da wird auch nichts laufen." Ich lächelte peinlich berührt.
"Das sagen sie alle", stieß Jin auf einmal aus, als hätte die Ernsthaftigkeit in seinem Ton sowie Gesichtsausdruck nie existiert, "und dann sind sie auf einmal schwanger." Jungkook und Namjoon brachen in ein Lachen aus, was mich nur mit einem Schmunzeln ansteckte, da ich viel angespannter als sie gewesen war.
"Also erstens", versuchte ich das Lachen der beiden zu überbieten, "bin ich ein Mann. Und zweitens, ist Jinhwan auch einer, deswegen stehen die Chancen da relativ gering."
"Wer weiß", grinste Jin.
"Nein", Jungkook versuchte Luft zu bekommen und musste den Satz mehrmals erneut beginnen, weil er immer wieder von seinem eigenen Lachen unterbrochen wurde, "Jimin-Hyung würde viel eher eine Beziehung mit Eis eingehen, als mit einem Menschen." Er wischte sich die Freudentränen aus dem Gesicht.

"Naja, Eis würde mir wenigstens nicht fremdgehen." Daraufhin wurde es abrupt still und jeder sah mich an, um lautlos zu fragen, ob dieser Witz in Ordnung ging. Nach ein paar Sekunden lächelte Jin jedoch wieder, diesmal ein wenig traurig. "Ja, Eis ist wohl kein Betrüger. Aber bei dir würde es das zeitlich auch gar nicht hinbekommen." Ich nickte lächelnd.

Nein, ich war noch nicht bereit dafür, darüber zu spaßen. Es riss mein Herz nur in weitere kleine Stücke. Aber irgendwann musste ich damit anfangen, irgendwann musste ich über ihn hinwegkommen, wenn ich nicht vorhatte mein ganzes Leben über single zu bleiben. Ich musste mit ihm abschließen.

"Hyung, hast du eigentlich noch den Brief?", fragte ich, als wir später den Tisch abräumten und das dreckige Geschirr in die Spülmaschine sortierten.
"Den Brief?", fragte er sichergehend nach, schaute mich an, nachdem er einen Teller abgestellt hatte. Ich nickte. "Jimin, du hast ihn mir nicht umsonst gegeben." Sein Blick war ernst, versuchte aus meinem herauszubekommen, warum ich danach fragte, so spezifisch.
"Und ich möchte ihn nicht umsonst zurückhaben", entgegnete ich, wohl wissend, dass er ihn lieber verbrennen würde, als ihn mir zu geben.
"Alles in mir sagt mir, dass ich dir nicht das Stück Papier geben sollte, dass dir dein kleines Herz gebrochen hat." Er schüttelte den Kopf und fuhr fort, die Spülmaschine einzuräumen, als Namjoon die Küche betrat und sich einmischte. "Nein, Jimin hat ein großes Herz."
"Von dem bestimmt noch ein paar heile Stücke übrig sind, die nur darauf warten, gebrochen zu werden. Gib's ihm nicht", brachte sich auch Kookie ein, der im Türrahmen lehnte.

"Ihr seid gemein", jammerte ich.
"Du hast eine komische Art zu sagen, wie dankbar du uns dafür bist, dass wir dich vor weiterem Schmerz bewahren", meinte Jungkook spielerisch bedauernd, womit er sich einen Tritt in den Hintern verdiente, als er versuchte, mir zu entkommen. "Geh ins Bett! du solltest um diese Uhrzeit längst schlafen und darüber schmollen, dass dein Freund nicht mit dir kuschelt", rief ich ihm hinter her und bekam ein "Wenigstens habe ich einen", zurück, dass ich jedoch überhörte, weil ich mich wieder daran begab, Jin zu überreden. "Hyung, komm schon, es ist genau genommen mein Brief und ich würde ihn gerne zurück haben "
Er sah mich an. "Was hast du damit vor?", fragte er nur. Er wurde schnell weich, weil er nicht wollte, dass wir dachten, er würde uns alles verbieten.
"Ich möchte damit abschließen", betitelte ich das Vorhaben, bei dem ich mir selbst nicht ganz sicher war.
"Unter einer Bedingung", verlangte er, "du kommst bitte immer zu mir wenn dich irgendetwas plagt und du machst den Mund auf, wenn irgendetwas ist, verstanden? Keine Geheimnisse und keine übermalten Emotionen mehr, in Ordnung?" Ich nickte unter Augenkontakt, wusste, dass es ihm ernst war. Ich hatte ihm dies zwar schon oft gesagt und auch versprochen, hatte jedoch immer meine Finger gekreuzt, da ich wusste, ich würde es in meinen schwachen Momenten nicht hinbekommen, mit ihm zu reden.

Jin seufzte: "In der untersten Schublade meines Nachtschränkchens." Sobald er seinen Satz beendet hatte, war ich losgelaufen. "Ich schicke dann in zehn Minuten Jungkook mit ein paar Taschentüchern zu dir."

-

Pov Jungkook

Es war etwas mehr als eine viertel Stunde vergangen, als ich rüber zu Jimins Wohnung ging. Ich fragte gar nicht erst nach Einlass, sondern nahm direkt den Notschlüssel unter der Fußmatte, so hatte der Ältere keine Chance etwas an seiner Lage zu verändern, wenn es etwas gab, dass ich nicht sehen sollte. In manchen Fällen hätte ein solches Eintreten vielleicht für peinliche oder unangenehme Begegnungen sorgen können, aber ich dachte nicht, dass Jimin gerade in so einer Position war.

Ich trat nicht geräuschlos, aber vorsichtig in die Wohnung, wollte ihn weder erschrecken noch im Unwissen über meine Anwesenheit lassen. Er schaute bereits zu mir, als ich ihn am Ende des ins Wohnzimmer mündenden Flures sah. Er lag, wie sonst auch, zusammengekauert in einer Ecke seines Sofas vor seinem Laptop, hatte sich selbst in eine Decke gehüllt und in seinen Händen hielt er tatsächlich eine Packung Eis. Ich musste sanft Lächeln, so kannte ich meinen besten Freund.

"Du siehst müde aus", gab ich von mir, als sich unsere Blicke kreuzten.
"Ich sehe aus, als hätte ich geweint", machte er in einem ernsten und erschöpften Tonfall fest.
"Hast du denn?"
"Vielleicht ein bisschen", nuschelte er und wandte sich wieder dem Bildschirm zu, während ich zu ihm schlenderte. Jin hatte mir eben eine Packung Taschentücher in die Hand gedrückt, die ich dem Älteren nun an die Schulter warf. Murrend nahm er sich eins und putzte sich damit die Nase.

"Das ist mit das einzige, was ich noch von ihm habe", schniefte er und deutete mit einem knappen Nicken auf den Bildschirm des Laptops, auf welchen dann auch mein Blick fiel. Etwas regte sich in meinem Herzen, als ich das Bild sah. Es war Yoongi in der Kleidung vom letzten Tag, an dem ich ihn gesehen hatte. Es musste das Material der SD-Karte sein, dass Yoongi dem Brief beigelegt hatte. Ich fand bislang immer noch, dass es abartig war, Jimin so etwas geschickt zu haben. Denn ich war mir auch sicher, Yoongi wusste, was dies mit seinem kleinen Engel anrichten würde.

"Hast du je jemanden so vermisst, dass du dich auch physisch krank gefühlt hast?" Ich hasste es, wenn die Stimme meines Hyungs diesen Klang annahm. So fragil, so kurz davor in tausend Teile zu zerbrechen, in dessen auch sein Herz lag. Es war so traurig, dass er so verzweifelt war, dass er sich das Video ansah, in dem Yoongi ihm fremd ging, nur weil ihn diese Sehnsucht plagte. Aber ich war weder hier, um ihn zu bedauern noch ihm etwas vorzuschreiben. Ich war hier, um für ihn da zu sein.

"Nur als ich von meiner Mutter weggezogen und bei euch eingezogen bin, aber ich denke, das gilt nicht", lachte ich leise und ging auf den Schwarzhaarigen zu. "Mach mal Platz."
"Ich sitze am äußersten Rand, wie viel Platz brauchst du?", beschwerte er sich, als ich mich neben ihn zwang und mich ebenfalls in die Decke hüllte. "Das sagt Tae auch immer", kicherte ich.
"Dann hast du ein Problem", grummelte Jimin nur.
"Wir analysieren das jetzt", beschloss ich und nahm ihm den Löffel aus der Hand, um mir selbst etwas vom Eis zu nehmen. "Das werde ich morgen alles wieder verbrennen müssen."
"Wie viel hast du vor zu essen?" Jimin lachte, es war schön, ihn lächeln zusehen, selbst, wenn es ein müdes Lächeln war.
"Oh, wenn wir deinen Vorrat durch haben, plündern wir unseren, also vielleicht ein bisschen mehr als sonst." Ich grinste und nahm ihm die ganze Packung ab, wobei komischer Weise kein Widerstand geleistet wurde.

"Findest du nicht, du solltest den Abend eher mit deinem Freund verbringen, als mit deinem fetten, besten Freund?" Ich stoppte und sah ihn verständnislos an. "Erstens, kommt mein Freund wie bekannt sowieso später nach hause, als gewohnt und zweitens, nennst du dich nie wieder fett, sonst ziehe ich dich mit ins Fitnessstudio und du wirst sehen, mit welchen Kilos manch andere dort kämpfen. Ich beneide dich für deinen Körper." Mir war bewusst, dass solche Aussagen Jimins Selbstauffassung nicht ändern würden, aber trotzdem würde ich so eine Bemerkung nicht unkommentiert lassen. Er hatte in den Jahren zugenommen, zum Glück, denn in meinen Augen hatte er früher wie ein wandelndes Skelett ausgesehen, weil er weder im Krankenhaus noch wieder Zuhause viel gegessen hatte. Da ich ihn mindestens einmal die Woche zum Joggen zwang, war er fit geblieben, was auch gut so war.

"Spiel das Video ab", bat ich. Ich hatte es nie ganz gesehen, weil ich es direkt gestoppt hatte, als ich Jimin damals bei einem Nervenzusammenbruch auf dem Boden aufgefunden hatte. Ich wusste nur, worum es ging, aber schon das ekelte mich. Als das Video lief, überfiel mich eine Gänsehaut. Vielleicht weil ich Yoongi nirgendwo in Jahren gesehen hatte, vielleicht weil ich seine Stimme so lange nicht gehört hatte.

"Das ist nicht für's Internet", sagte Yoongi und ließ sich auf dem Bett nieder, das Teil eines Hotelzimmers war. Es schien, als würde er sich selbst im Display betrachten, bevor er den Blick mit einem unwohlen Ausdruck darin abwandte. "Sag nicht, du behältst das für einsame Nächte", hörte man eine Stimme, gedämpft, weiblich und weiter weg. "Denkst du wirklich so von mir?", fragte Yoongi, sein Gesicht verzog sich zu etwas, das Abstoßung ähnelte.
"In Angesicht dessen, was du gerade tust-"
"Ich hätte bei 'halt die Klappe' bleiben sollen." Yoongi schien ungeduldig.

Ich schaute Jimin fragend an. "Ja, das habe ich auch nicht verstanden." Er schüttelte nur den Kopf.

"Was machst du eigentlich so lange?", war Yoongis nächste Frage, worauf man eine sich öffnende Tür hören konnte. Sein Blick fiel auf etwas anderes im Raum, womöglich seine Begleitung und er weitete die Augen etwas. "Wow...", verließ seine Lippen, als die Dame auf ihn zu ging.

"Dich... Ah, nein, das sage ich lieber nicht."
"Doch, sag", bat Jimin, wem ich nicht widersprechen wollte. "Dich hat er liebevoller angesehen, finde ich, aber das ist jetzt auch egal", meinte ich. Sein Blick ging von mir wieder auf den Bildschirm und er stieß ein Seufzen aus. Meine Vorstellungskraft reichte nicht aus, um mir seinen wirklichen Schmerz vor Augen zu führen, er musste leiden. Ich würde davon nichts sehen, wie immer, und wenn ich etwas sah, war es, weil er es wollte. Wir sahen immer nur die Menge an Emotion, die er uns zeigen wollte, er war ein Meister darin, es zu überspielen, hatte seine Technik in den Jahren mehr als nur perfektioniert und konnte sein Leid mit einem einfachen, aber glaubwürdigen Lächeln abdecken.

"Darf ich mich bei dir anlehnen?", fragte der Ältere leise, beinahe ängstlich, als würde ich ihn für diese Frage verachten.
"Ich habe einen Freund, tut mir leid, das ist absolut nicht drin", sagte ich aus Spaß, worauf er lächelte und seinen Kopf an meine Schulter lehnte. Ich wollte für ihn da sein, in jeglicher Hinsicht und mir war egal, was ich dafür tun musste.

Ich fokussierte meine Aufmerksamkeit wieder auf das Video, obwohl ich ab diesem Punkt wegschauen wollte, weil ich wusste, was passieren würde und ich wollte Jimin die Augen zu halten, weil ich ahnte, wie sehr es ihm zusetzen musste.

"Habe mich umgezogen." Die in Reizwäsche gekleidete Dame stieß Yoongi aufs Bett und beugte sich über ihn, begann seinen Hals mit küssen zu bedecken. Es widerte mich an, was ich sah, ich hasste es. Ich wollte die SD-Karte nehmen und sie in tausend Teile brechen.
"Diese Nacht wirst du nicht so schnell vergessen." Und das Video stoppte, als die Dame Yoongi auf den Mund küsste.

Ich machte ein angewidertes Geräusch, worauf Jimin belustigt schnaubte. "Weiß Jin-Hyung von dem Video eigentlich?", fragte ich, weil ich ihn nie darüber reden gehört hatte. Jimin murrte verneinend und nahm sich einen Löffel seines Nachtisches. "Er hätte es in gutem Glauben zerstört."
"Stimmt auch wieder."
Ich realisierte, wie sehr mir Jimin eigentlich vertraute. Er vertraute mir alles an und selbst wenn ich ihn enttäuschte, hielt er zu mir und hielt mich nah bei sich. Jimin sagte mir alles, redete über alles mit mir, half mir bei allem, unterstützte mich bei allem, hielt mich mit allem aus, er war ein kleiner Engel in Form eines besten Freundes. Selbst wenn er mit sich selbst zu kämpfen hatte, wenn er selbst mal wieder an einer Klippe hing, selbst dann bat er mir noch eine Hand an, um mich vor dem Abgrund zu bewahren. Er stellte nicht nur mich, sondern uns alle über sich und würde sich ohne zu zögern eine Kugel einfangen, für jeden von uns, zu jeder Zeit.

"Wie ist es so, einen Freund zu haben, der in Therapie ist?", kam es unerwartet vom Älteren, wir beide starrten den Bildschirm an, welcher einen Mann abbildete, den wir beide mal zu kennen glaubten und eine Frau, welche wir nicht mal zu kennen wagten.
"Was ist das für eine Frage? Wie ist es, einen Freund zu haben, der Jimin heißt? Wie ist es, einen Freund zu haben, der absolut fantastisch ist? Das alles beschreibt dich, aber du denkst, das ist das eine, was dich definiert?" Jimin setzte sich wieder aufrecht hin und schaute mich an, seine Augen wirkten irgendwie leer, ungefüllt, obwohl so viel funkelndes Leben in sie hineinpasste.

"Ich frage nur", er schaute zurück zu Yoongi, "wie ist es, einen Freund zu haben, der kaputt ist?"
"Wir alle haben gebrochene Stücke in oder an uns, Hyung", wollte ich ihm klar machen. "Bei manchen ist es der Körper, bei manchen der Verstand und bei dir ist es außerdem das Herz. Es liegt in Stücken, aber dafür kannst du nichts. Such nicht bei dir den Fehler für das, was man dir angetan hat."
"Wie du meinst." Er wandte sich von mir ab.
"Nein, Jimin", ich packte ihn an der Schulter und drehte ihn zu mir, wodurch er mir auf einmal viel näher war, als eben, "oh, tut mir leid, Hyung. Du magst vielleicht viele verlorene Stücke in und an dir haben, aber es gibt da draußen einen Menschen, der sie zusammensetzen wird, ohne Zweifel."

Wir sahen uns in die Augen, als er fragte: "Seit wann bist du so kitschig?" Ich musste lachen. "Weiß nicht."
"Du Möchtegern Goethe." Er lächelte, was jedoch seine Augen nicht erreichte. Sie waren braun und doch fehlte ihnen Farbe.
"Du Puzzle", entgegnete ich, warf ihm die Decke über den Kopf und wickelte ihn ein. "Du Burrito", grinste ich, was er aber gar nicht mitbekam. Er starrte schon wieder das Display an, dessen Bild nun wieder Yoongi alleine auf dem Bett sitzend zeigte. Sehnlich, begehrend, als würde es nichts anderes geben, das er brauchte, so sah er ihn an. "Manche Leute mögen Puzzles", murmelte er, gefangen in Gedanken. "Aber warum mochte er keine Puzzles?"
Mir lag die Antwort auf der Zunge aber ich biss die Zähne aufeinander, um den Mund nicht zu öffnen und sie nicht auszusprechen. Ich durfte es nicht, so sehr ich auch davon überzeugt war, dass es einer der Hauptgründe für Yoongis verschwinden war. Wir alle haben einen anderen Geschmack. Aber würde Jimin das hören und begreifen, würde er wieder damit anfangen, seine Fehler zu aufzuzählen und sie sich in die Haut zu stanzen. Er war so viel mehr, aber für Yoongi nur etwas, das man mit Geschmack und Präferenzen bewerten konnte. Bestimmt war es das, vielleicht nicht, wir würden es womöglich nie erfahren.

"Ich dachte... das wäre real gewesen", gab Jimin leise von sich, "Ich dachte, er fühlt sich genauso. So froh, wenn ich einen Raum betrete. So erleichtert, wenn er neben mir aufwacht. So frei, wenn er meine Hand hält. Wie konnte der Gedanke, dass er mich zerstört, stärker sein, als der Drang, mich in den Arm zu nehmen? Das verstehe ich nicht. Denn er hat mir gesagt, dass er mich liebt und das nicht nur einmal. Für mich beinhaltet Liebe so etwas nun mal, für ihn nicht? Diese Fragen wurden mir nie beantwortet, ich kann einfach nicht loslassen."

Der riesen Burrito seufzte tief, nachdem er sich in meinen Schoß fallen gelassen hatte und Yoongi nun aus einer liegenden Position betrachtete. "Es ist wie mit dem Selbsthass. Ich weiß, dass ich mich lieben sollte, aber vielleicht will ich das gar nicht. Vielleicht hasse ich mich zu sehr, als dass ich denke, dass ich mich lieben sollte."
"Und vielleicht liebst du ihn zu sehr, als dass du ihn vergessen willst", ergänzte ich ihn.

Das Realisieren dessen ließ uns still werden. Es war, als würde es den Raum fluten und wir saßen mitten drin, sahen nun endlich die Wellen, die Jimin jahrelang mit sich gezogen hatten. Er hatte es sich selbst nicht mal eingestanden gehabt, er wollte es nicht wahrhaben, obwohl er gedacht hatte, er wäre dahinter gekommen. Nach all den Tränen, die er vergossen hatte, nach all den Nächten, die er wachgelegen hatte und nach all den Debatten, die er mit sich selbst geführt hatte, hatte er begriffen, was er schon immer geglaubt hatte zu wissen. Er wollte Yoongi nicht loslassen. Es gab nichts, dass so fragil, so leidenschaftlich und so naiv war, wie das Herz.

Jimins Stimme zitterte leicht. "Ich weiß nicht, ob seine Wiederkehr ein Segen oder ein weiteres Verderben für mich wäre."
Meine Stimme tat es seiner gleich. "Aber trotzdem betest du dafür. Jede einzelne Nacht."

Jimin sah mich an, in seinen Augen funkelte die undefinierbare Farbe einer mir unbekannten, verworrenen Emotion.

"Trapped inside these memories or did I lock myself in?"
- Edge Of The World (Ivan B)
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[Danke fürs Voten und Kommentieren]

oof i miss yoongi sososo much

guten Morgen/guten Mittag/guten Abend/gute Nacht, ich hoffe euch geht es gut, ich hoffe ihr seid gesund
i worked hard on that chapter
morgen ist comeback tag ayye i hope the album saves me
Habt einen schönen Tag/eine gute Nacht, luv y'all♡

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