X. Der Angriff
Owens Sicht
Ich hatte nun doch noch mein Zeitgefühl verloren. Es war mitten in der Nacht - schätzte ich - und ich war alleine. Die Soldaten vor meinem Zelt hatte ich sicherlich seit Stunden nicht mehr gesehen und ich bekam das Gefühl, dass sie mich hier sitzen gelassen hatten.
Gleichzeitig zerrissen mich die Gedanken darüber, wie es Lowery und Claire ging. Die beiden müssten in diesem Moment auf ihrer Mission sein. Sie gefährdeten ihr Leben und das nur für mich. Ich sollte ihnen dankbar sein, doch am liebsten hätte ich sie auch für verrückt erklärt. Sie könnten mit mir ins Gefängnis gehen oder sie könnten sogar getötet werden. Lowery schien es jedoch in dem Moment, wo er bei mir war, vollkommen egal zu sein.
Ich ließ den Kopf hängen und zählte jede Sekunde mit. Vorsichtig versuchte ich mich zu bewegen, doch ich fuhr vor Schmerzen zusammen und blieb wieder still sitzen. Es fühlte sich so an, als hätte ich gar keine Arme mehr und mein Hintern war komplett taub. Dafür fingen nun auch meine Beine an unangenehm zu kribbeln. Mir fielen irgendwann die Augen von alleine zu und ich war erleichtert, als ich langsam in den Schlaf abdriftete.
Doch bevor ich ganz weg war, hörte ich eine Stimme. Sie klang leise und gedämpft. Je länger ich ihr jedoch zu hörte, desto klarer und lauter wurde sie. Ich erkannte schließlich, dass es eine Männerstimme war. Diese war aber so verzerrt, dass ich nicht verstehen konnte.
Ich riss die Augen auf und fand mich im Zelt wieder. Ein Schreien zerriss die Stille der Nacht und ich bemerkte, dass es die Männerstimme war, die ich im Halbschlaf gehört hatte. Er schrie und das nicht aus Spaß. Es waren Schmerzensschreie, die er von sich gab.
Ich versuchte mich aufzurichten, doch ich kam nicht gegen dir Handschellen an. Verzweifelt rüttelte ich am Stuhl, versuchte alles mögliche, um loszukommen, doch es geschah nichts.
Plötzlich zuckte ein Lichtblitz durch die Luft. Keine Millisekunde später folgte auch schon der Donner. Es war ein Schuss aus einem Gewehr gewesen, das hatte ich sofort heraus gehört. Mein Gedanke galt jedoch dem, für den der Schuss gedacht war. Einen Moment lang musste ich an Blue denken und bekam Angst, dass der Soldat sie erschossen hatte. Ich versuchte mich abzulenken und schüttelte den Kopf, um nicht mehr daran denken zu müssen.
"Hilfe! Dinosaurier! Sie kommen aus Süd-West! Bringt den General in Sicherheit und tötet sie!", rief eine laute Stimme, die mich zusammenfahren ließ.
Panik machte sich in mir breit und ich rüttelte wieder an den Handschellen. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich nicht retten würden. Ich war nicht General Alleks Freund und würde es vielleicht auch nie sein. Schnell hob ich meine Beine, um das Taubheitsgefühl aus ihnen heraus zu bekommen.
"FEUER!"
Auf einmal schien die ganze Welt zu explodieren. Lichtblitze zuckten vor dem Zelt, die ich jedoch nur wegen der Zeltwand verschwommen erkennen konnte. Ich konnte förmlich spüren, wie meine Trommelfelle bebten und ich kniff die Augen wegen der Lautstärke zusammen. Sofort verspürte ich den Wunsch, meine Hände auf die Ohren zu legen, doch ich konnte mich einfach nicht mehr bewegen. Mir war klar, dass ich warten musste, bis irgendjemand kam. Also stellte ich mich darauf ein, dass die Soldaten die nächsten zehn Minuten nicht mit dem Schießen aufhören würden. Immer wieder bebte der Boden kurz, als einer der Flugdinosaurier erschossen wurde und auf dem Boden aufprallte.
Meine Augen nahmen ein Flackern wahr und ich hob den Kopf, um einen älteren Soldaten zu erkennen. Er sah mich eine kurze Zeit lang an.
"Ich glaube, wir könnten Ihre Hilfe gebrauchen, Mr. Grady", sagte er dann, was mein Herz noch schneller schlagen ließ.
Ich schnaubte jedoch nur und nickte leicht, während er sich daran machte und meins Handschellen abnahm. Das Gefühl danach war kaum zu beschreiben. Ich zog meine schmerzenden Schultern nach vorne und schüttelte meine Hände und Arme. Sie begannen schmerzhaft zu kribbeln, doch das viel größere Problem waren meine Beine und mein Hintern. Vorsichtig stand ich auf, viel jedoch sofort wieder auf den Stuhl zurück. Die untere Hälfte meines Körpers war viel zu taub, als dass ich durch ein Gewitter von Flugdinosauriern laufen konnte.
"Wir müssen uns beeilen", zischte mir der Soldat zu und zog mich auf die Füße. "Viele Soldaten sind betrunken und können nicht richtig schießen! Wir brauchen Sie!"
Ich musste zugeben, dass es mit zitternden und tauben Beinen schwierig war zu laufen, doch irgendwie schaffte ich es die ersten Schritte zu machen.
Plötzlich hörte ich nur einen aufgebrachten Schrei und über uns brach das Zelt zusammen. Die Zeltwände rissen auseinander, die Stangen brachen durch und auf uns landete ein riesiger Flugsaurier. Dieser Schrie, als er auf uns landete und schwang mit seinen großen Flügeln.
Ich hatte Glück gehabt und war dem Saurier und den Stangen ausgewichen, doch ich fand den Soldaten nicht. Mit Schrecken konnte ich nur seine Hand unter dem Gewühl auf Zeltwand und panischen Flugsaurier entdecken. Ich versuchte nach seiner Hand zu greifen, doch die Größe meines Gegenüber schüchterte mich zu sein ein. Außerdem konnte ich sehen, wie bedrohlich er sich vor mir aufbaute. Ich stand vor einem Hatzegobteryx, der größte Flugsaurier, der je gelebt hatte.
Er gab einen kehligen Laut von sich und legte seine Schwingen an, um auf mich auf alle Vieren zu zulaufen. Sein Maul war riesig und bespickt mit vielen kleineren Zähnen, die so lang waren wie Zahnstocher. Bei dem Gedanken von diesem Riesen gefressen zu werden, jagte mir ein Schauer über den Rücken. Ich ging langsam zurück und stolperte über die zerissene Zeltwand.
Als ich rückwärts herauskrabbelte, schien ich plötzlich in eine andere Welt geworfen worden zu sein. Überall standen Soldaten versteckt hinter Zelten, Autos und Fässer und schossen ununterbrochen auf alles, was sich bewegte. Am Boden lagen mindestens schon zehn dutzend Flugsaurier und Blut zierte den Boden.
Meine Finger striff etwas Hartes und Kaltes und ich bemerkte sofort, dass es eine Waffe war. Mein Herz schien fast vor Erleichterung und gleichzeitig Angst zu zerspringen. Ich schnappte mir die Waffe und erkannte, dass es jedoch nur eine Pistole war. Leise fluchte ich in mich hinein, obwohl ich am liebsten vor Ärger das ganze Langer zusammengeschrien hätte, bis die Flugsaurier sich freiwillig in den Tod gestürzt hätten.
Schnell schaute ich nach, wie viele Kugel noch im Magazin waren und zu meiner ironischen Überraschung war es leer. Wütend schmiss ich es weg und wollte loslaufen, doch der Saurier packte mich am Bein und zog mich zu sich.
Ich strampelte und rief mach Hilfe, doch meine Rufe gingen in dem ganzen Tumult unter. In dieser Sekunden war mir wahr geworden, dass der Plan von Lowery ein Scheißdreck war. Ich schlug um mich und traf den Kopf des Sauriers, den er zu mich herunter gebeugt hatte. Schnell trat ich noch einmal zu und traf ihn wieder, sodass er mich schließlich losließ. Ich wirbelte herum und sah ihm direkt in sein eines kleines Augen, dass vielleicht etwas größer war als meins. Dann gab er ein Brüllen von sich, aus dem man heraushören konnte, dass er wütend war.
Ich rappelte mich so schnell ich konnte auf und rannte. Der Boden bebte hinter mir und ich konnte sein wütendes Fauchen und Knurren hören. Ich wollte den Soldaten nicht alleine lassen, doch ich konnte nicht anders; Ich musste ihn alleine lassen. Vielleicht könnte er in diesem Moment sterben, doch das würde er auch tun, wenn ich gefressen werden würde.
Ich lief an einem Zelt vorbei, welches der Saurier umstieß beim Laufen. Mir flog eine Stange gegen den Hinterkopf und mir wurde kurz Schwarz vor Augen, doch ich beruhigte mich wieder schnell und biss meine Zähne zusammen. Überall waren Soldaten, doch sie halfen mir nicht, auch wenn ich ihnen zurief. Sie konnten mich nicht hören.
Plötzlich spürte ich einen warmen Windhauch an meinem Rücken und zuckte zusammen. Es verging nicht einmal eine Sekunde, da bohrten sich auch schon die Spitzen seiner Zähne durch meine Kleidung und fuhren über meine Haut. Es tat nicht weh, doch es gab mir einen Schwung und ich lief noch schneller. Meine Lungen schrien schon und ich keuchte, als wäre ich einen ganzen Tag durchgelaufen, doch trotzdem flogen meine Beine über den Boden und ich lief so schnell ich konnte an den Zelten vorbei.
Auf einmal flackerte etwas an meinem Augenwinkel auf und stieß mit mir zusammen. Weiße Sterne explodierten vor meiner Sicht und ich fiel zu Boden, der plötzlich zu beben begann. Ich krabbelte weiter und traute mich zurück zusehen.
Es war ein anderer Flugsaurier, der mich gerammt hatte und nun gegen den Riesen Kämpfte. Eine Chance hatte er jedoch nicht. Sein Hals geriet zwischen die Kiefer des Hatzegobteryx, der sofort zubiss und ihm so in kürzester Zeit das Genick brach.
Um mich herum begann sich alles zu drehen und ich würgte laut. Noch immer stand ich auf allen Vieren und drückte den Rücken wegen dem Würgereiz durch. Ich kam schließlich endlich wieder Luft und rappelte mich wieder auf, doch es war schon zu spät.
Ich spürte noch seinen heißen Atem, bevor er seine Zähne in meinen Rücken vergrub. Sofort begann sich alles nur noch mehr zu drehen und ich schrie so laut, dass ich glaubte, meine Stimmbänder würden jeden Moment zerreißen. Ich hatte anfangs keine Schmerzen, warum, wusste ich auch nicht. Das Gefühl gefressen zu werden, war jedoch schlimmer als alles andere auf dieser Welt. Ich konnte fühlen, wie er meine Haut vom Rücken riss. Ich konnte das Schmatzen hören, als er auf meiner Haut herumkaute.
Und schließlich kam der Schmerz dann doch und ich schrie nur noch lauter. Mein Hals brannte wie Feuer und ich versuchte mich noch vorzuziehen, doch mir fehlte die Kraft dazu. Meine Sicht verschwamm und ich bekam Angst jede Sekunde abzutreten, doch es waren Tränen, die meine Sicht benebelten und ich kniff die Augen so fest es ging, zusammen. Ich hoffte nur noch, dass er mich beim nächsten Biss tötete. Es würde nur eine Erlösung für mich sein. Mein ganzer Körper bebte unter den Schmerzen und ich schrie nochmals laut auf, als ich seinen Atem an meiner offenen Wunde spürte. Wie eine Welle überrollten mich die brennenden Schmerzen und mein Schreien wurde zu einem langezogenem Stöhnen.
Ein Ruf ließ mich aufhören und mein Herz beruhigte sich sofort wieder. Es klang wie Musik in meinen Ohren, so ruhig und vertraut. Doch diese Stimme war wütend, ängstlich und verzweifelt. Ich hörte sie ganz genau und wie bei einem Wunder füllte mich dieser Ruf mit neuer Kraft.
Es knallte einmal und der Atem an meinem Rücken verschwand. Ich hörte nur noch wütendes Fauchen, Knurren und Gebrüllt und hielt vor Angst den Atem an. Gleichzeitig huschte ein Windzug an mir vorbei und ich erkannte auf dem Flugsaurier meine kleine Blue, die ihm den Rücken zerkratzte wie eine wildgewordene Furie.
Der Flugsaurier fauchte und schwang mit den Flügeln, während er nach meinem Mädchen biss.
Dann trat aus dem Schatten der Zelte ein Dinosaurier, dessen Auftritt alles in mir zusammen fahren ließ. Ich schrie vor Schmerzen wieder auf, woraufhin mir Blue etwas zu rief. Dabei rutschte sie vom Flugsaurier, der sie packte und in den Nacken beißen wollte.
Doch bevor das geschah, kam der andere Dinosaurier, dessen blaue Augen ich sofort erkannte. Doch bevor ich ihn mir genauer ansehen konnte, jagte der Fremdling seine Krallen vom Kopf an über den Rücken hinweg bis zum Ende des kurzen Schwanzes des Fludsauriers. Dieser brach jaulend zusammen und wurde sofort von beiden getötet.
Ich legte meinen Kopf in die Erde und versuchte mein schnelles Herz zu beruhigen, doch es klappte einfach nicht. Mein Rücken brannte so sehr, dass ich dachte, irgendjemand hätte ihn angezündet. Ich schniefte leise und hörte nur leise Schritte auf mich zu kommen.
Dann sah ich in Blues große, gelbe Augen und musste schlucken. "V-Ver... schwinde", hauchte ich leise und sah ihren traurigen Blick. "B-Blue... lo... s v-versch... winde."
Sie murrte, widersetzte sich jedoch nicht und verschwand. Keine Sekunde später sah ich auch schon einige Soldaten, die jedes Zelt durchsuchten. Schließlich fanden sie mich, doch bevor sie mich erreichten, verzerrten ihre Stimmen, meine Augen fielen zu und ich schlief ein.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro