V. Heimliche Liebe
Claires Sicht
Schnell ging ich hinter Mr. Brown aus dem Zelt hervor. Die Sonne blendete, weshalb ich einige Zeit die Augen zusammen kneifen oder mir die Hand schützend vors Gesicht legen musste.
Das Heulen von den Automotoren versagte und ich schaute zu einigen Jeeps, die gerade ins Lager gefahren kamen. Die Soldaten stiegen aus, doch meine Aufmerksamkeit wurde auf einen Mann mit hellem Hemd und dunkler Weste gelenkt, der aus dem Auto gezerrt und über den Platz mehr geschliffen als gebracht wurde.
"Und Mr. Grady scheint nun auch keine Bedrohung mehr zu sein", meinte Mr. Brown belustigt.
Ich gab nur ein Schnauben von mir und beobachtete, wie Owen sich in den Griffen der Soldaten wand und um sich trat, doch die Drei hatten ihn so stark festgehalten, dass es so aussah, als hätte Owen schon Schmerzen. Er wurde in eines der Zelte gezogen, dass nach meinem Glauben her leer war und eine Gruppe von Soldaten versammelten sich davor.
Ich wusste genau, dass es wegen der Prügelei gestern war. Außerdem hatte Owen ein ziemlich blaues Auge, was ich selbst von zwanzig Metern Entfernung sehen konnte. Irgendwas in mir sagte mir, dass das nicht gut gehen würde.
"Ich geh mal gucken, was da los ist", sagte ich und ließ Mr. Brown alleine. Schnell ging ich durchs Lager und schlängelte mich durch die Soldaten am Eingang des Zeltes hindurch. Einige sahen mich eindringlich an, andere beachteten mich gar nicht erst.
Ich trat in das Zelt, welches noch heißer war als meins und atemte laut aus. Einige Soldaten standen noch vor mir und versperrten mir die Sicht vor dem, was gerade passierte.
"Ms. Dearing!", begrüßte mich eine Stimme, von der ich erst nicht wusste, woher sie kam.
Ich guckte nach rechts und erblickte General Allek in der einen Ecke des Zeltes sitzen. "General Allek, schön Sie zu sehen!", meinte ich gespielt freundlich. Natürlich meinte ich meine Art und Weise nicht wirklich. Ich hasste diesen Typen, der immer nassgeschwitzte Hände hatte. Er war so eindringlich, er nahm kein Blatt vor den Mund und er freute sich immer wie ein kleines Kind, wenn seine Soldaten irgendwas geschafft hatten - sei es einen T-Rex zu erlegen oder Owen Grady gefangen zu nehmen.
Ich schüttelte die Hand des Generals und natürlich war diese nassgeschwitzt. Vielleicht war es bei diesem Wetter aber auch normal, dass alle so sehr schwizten. Ich merkte es ja schon an mir selbst und als ich einen Blick zu Owen warf, sah ich es auch an ihm.
Der schien mich jedoch nicht einmal zu merken, da er sich so auf das Zappeln konzentrierte. Erst als sich unsere Blicke trafen, wurde er still und sah zu Boden.
"Was ist mit ihm?", fragte ich General Allek und zeigte dabei auf den gefesselten Owen, der laut atmend auf den Stuhl in der hintersten Ecke saß, umgeben von einigen Soldaten, die ihn nicht aus den Augen verloren.
"Sie wissen doch sicherlich, was gestern passiert ist, oder?", fragte er mich schon fast missbilligend und kam auf mich zu. In seiner Hand hielt er eine Pfeife, an der er lange zog, bevor er den Rauch in Owens Richtung blies.
"Ich weiß, dass Mr. Grady gestern drei Ihrer Männer bewusstlos geschlagen , einer von ihnen sich aus Versehen wegen ihm ins Bein geschossen hat und noch ein weiterer das ganze Lager bekotzte", sagte ich mit fester Stimme und ging auch nicht zurück, als General Allek auf mich zu kam. "Aber Sie sagten mir, dass Sie ihn laufen lassen, da Sie seinen Wutausbruch verstehen konnten und hofften, dass er sich wieder zusammenreißen würde. Also warum haben Sie ihn doch verhaftet?"
Diesmal trat ein anderer vor, der zwar auch anscheinend in einem höheren Rang stand, doch trotzdem nicht so hoch war, dass er mir Befehle in den Nacken drücken konnte. Der Mann fragte nach Erlaubnis zum Reden und bekam sie mit einem Nicken vom General erteilt.
"Wir haben ihm gestern ein stricktes Betretsverbot der Lager und deren Umgebung erteilt, Ms. Dearing", faselte er laut in diesem typischen Soldatenton. Bei ihm klang es jedoch so lächerlich, dass ich am liebsten aufgelacht hätte. "Eben gerade haben wir ihn zufällig an der Westküste gefunden. Zwar gehört dieser Teil der Insel nur zu einer kleinen Basis im Westen, doch es ist ein Teil unseres Lagers. Er hat gegen das Verbot verstoßen und musste verhaftet werden."
Ich blickte Owen eine Zeit an, doch er wich meinen Blick mit hoch rotem Kopf aus. "Und was wollen Sie jetzt mit ihm machen?", fragte ich General Allek neugierig.
"Er wird uns mit seiner sturen Art keinen Erfolg bringen, weshalb ich denke, dass es besser wäre, wenn er gleich morgen früh die Insel verlässt", brummte er nur.
Owen riss den Kopf hoch und funkelte den General böse an. "Das können Sie nicht machen! Ich-", schrie er aufgebracht, doch ein Soldat hielt ihm die Hand vorm Mund, sodass er nicht mehr reden konnte.
"Halten Sie die Klappe, Mr. Grady!", herrschte General Allek ihn an. "Sie haben hier nichts zu sagen! Ein Wort noch und ich lass Ihnen das Maul stopfen!"
Ich war überrascht über Alleks Art und es ließ mich ihn nur noch mehr hassen. "Könnte ihn man aber nicht für andere Dinge benutzten? Ich meine vielleicht für die ganze Drecksarbeit", schlug ich vor, nachdem es wieder ruhig geworden war. "Sachen, die niemand freiwillig tun würde. Man müsste ihn halt nur bewachen und vielleicht könnte er dann schon ein Teil seiner Strafe abarbeiten."
"Es wäre schon eine Überlegung wert", meinte General Allek und ließ in mir ein kleinen Hoffnungsfunke ausgehen. "Aber Mr. Grady braucht eine ganze Armee, die ihn bewacht und ich habe keine Lust alle meine Soldaten dafür zu opfern."
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gemerkt, wie sehr ich eine Person hassen konnte. Niedergeschlagen nickte ich, doch ich ließ mir meine Traurigkeit nicht anmerken. Wenn Owen von der Insel müsste, würde er gleich danach in Untersuchungshaft gehen. Wer weiß, wie lange ich ihn nicht sehen würde?
"Dann wird es wohl so sein", sagte ich und schaute Owen noch einmal an. Ich hatte keine Ahnung, was ich noch sagen sollte, doch mir kam schon in den Sinn, dass die Soldaten wegen dem Tod des T-Rex und der Stegosaurusherde feiern werden. Das könnte eine Möglichkeit sein, ihn zu befreien und in Sicherheit zu bringen.
"Sie könnten uns jedoch noch einen Gefallen tun", meinte General Allek mit einem Mal und ließ mich leicht zusammenfahren.
"Gerne. Was kann ich für Sie tun?", murmelte ich so freundlich wie es geht und merkte, wie meine Hand sich verkrampften von Wut.
General Allek kam mir noch ein bisschen näher und deutete schließlich mit einem Kopfnicken zu Owen. "Holen Sie ihm etwas neues zum Anziehen und was zum Waschen", meinte er und guckte plötzlich belustigt. "Die Menschen auf der Fähre morgen sollen nicht wegen seinem Geruch sterben."
Ich biss mir unbeholfen auf die Unterlippe und sah zu Owen. Mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen, bemerkte ich, dass seine Wangen leicht rot wurden. Jedoch war diese Situation eigentlich nicht zum Lachen und ich riss mich sofort wieder zusammen. "Ja. Mach ich gerne", sagte ich und ging aus dem Zelt.
Soldaten kamen auf mich zu und sahen mich fragend an, doch ich gab keine Auskunft und ging an ihnen vorbei. So schnell mich meine Beine tragen konnten, lief ich zu meinem Zelt herüber. Ich hatte eine Zeit lang mit Owen zusammen in einem Zelt geschlafen. In getrennten Betten, möglichst weit voneinander weg. Das hatte uns General Allek gesagt, doch dran gehalten hatten wir uns nicht wirklich. Immer wenn die Bettruhe war, stellten wir unsere Betten zusammen und kuschelten uns aneinander.
Nachdem die Missionen jedoch liefen, musste Owen so manches Mal über mehrere Tage in den Djungel. Das hieß für mich, dass ich alleine schlafen musste. Irgendwie schlief ich an den Tagen schlechter und ich war todmüde, wenn ich aufgestanden war.
Schnell schnappte ich mir Anziehsachen und Waschzeug und verließ das Zelt wieder. Ich pustete mir eine Strähne aus dem Gesicht und zog an den Soldaten vorbei. Als ich im anderen Zelt wieder ankam, stand Owen mit zwei Soldaten und General Allek in der hinteren Ecke. Ihm wurden die Handschellen abgenommen und er rieb sich die Handgelenke.
"Falls Sie Hilfe benötigen, Ms. Dearing, sind zwei Soldaten direkt am Eingang", meinte Allem noch, bevor er und die Anderen das Zeit verließen.
Es herrschte eine kurze Stille, dann sah ich Owen an und ging auf ihn zu. Seine Augen brannten sich in meine und ich fühlte mich kurz unwohl.
"Wenn du mich jetzt hasst, kann ich es verstehen", sagte er leise, als ich vor ihm stand.
"Dein Verhalten war verständlich, weshalb ich dich nicht hasse", meinte ich kühn und er legte eine Hand an meine Wange. "Du wirst morgen jedoch aufs Festland gebracht und dort ins Gefängnis gesteckt."
"Ich weiß", murmelte er leise und strich mit dem Daumen über meine Haut. "Aber ich habe keinen Plan, wie ich hier weg komme. Sie werden mich bis morgenfrüh nicht rauslassen."
"Die Soldaten werden sich heute besaufen. Ich habe schon die Schnapsflaschen und das Bier gesehen", flüsterte ich in sein Ohr und verkniff mir ein Lächeln, denn ich wusste schon, was meine Aufgabe war.
"Das ist sehr gut", wisperte Owen zurück in mein Ohr.
Ich schaute ihm in die Augen und biss mir auf die Unterlippe. Seine Augen funkelten.
"Bitte tue mir das nicht an", bettelte er. "Ich werde mich nicht zurückhalten können, wenn du so weiter machst."
Ich nickte und hörte auf, mir die Lippe zu zerbeißen. Dabei fiel mir jedoch auf, dass General Allek recht hatte. Er stank wirklich. "Es wird Zeit, dass du dich wäschst", sagte ich halb streng halb belustigt.
Er betrachtete mich eine ganze Zeit, doch dann nickte er und zog sich seine Weste und das Hemd aus. Dabei bekam ich einen Blick über seinen Oberkörper, der mit blauen Flecken übersät war. Ein Kratzer zog sich an seiner Schulter entlang und er verzog sein Gesicht schmerzhaft, als er seine Hand auf die Schulter legte.
"Du siehst schlimm aus", sagte ich ihm und nahm den Waschlappen, den ich erst im Waschbecken bewässerte und dann mit Seife einweichte. Langsam fuhr ich über seine Haut und er fuhr deutlich zusammen.
"Und du hattest doch schon so oft zu mir gesagt, dass ich sexy bin und jetzt sehe ich schlimm aus?", scherzte er und gab mir einen Kuss auf den Scheitel.
Ich musste mir ein Lachen unterdrücken. Selbst in schwierigen Situationen ging sein Humor mit ihm durch, aber anders kannte ich ihn nicht. Ihm fiel immer irgendein Spruch ein, der mich wieder glücklich machte für wenigstens ein paar Sekunden.
"Und wie wollen wir das nachher machen? Also das du mir hilfst auszubrechen", flüsterte Owen leise, sodass selbst ich ihn kaum noch hörte. Seine Lippen fuhren federleicht über meine Wange, sein Atem fühlte sich wegen der Hitze in mir kalt an.
Schließlich trafen sich unsere Lippen und in meinem Bauch kribbelte es. "Mach, was die Soldaten dir sagen, ich erledige den Rest", sagte ich und drückte ihm den Waschlappen ins Gesicht.
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