
Ruhe vor dem Sturm
And I've always lived like this
Keeping a comfortable, distance
And up until now
I had sworn to myself that I'm content
With loneliness
Because none of it was ever worth the risk
But, you are, the only exception
-Paramore | The only exception
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Es war stockdunkel, als ich mit Herzklopfen aufwachte. Schnell presste ich meine Augenlieder wieder zusammen und versuchte sehnlichst einzuschlafen, doch die Unruhe in mir, ließ dies nicht zu.Ich träumte von meiner Mutter. Sie hatte neben mir gelegen und ich hatte mich ganz nah an sie herangekuschelt. Noch immer konnte ich ihr Parfum riechen, das mich an Honig und Blumen erinnerte.Der Traum hatte so echt gewirkt und ich wünschte mir mit aller Kraft in diesen Traum zurück zu kehren, um sie ein allerletztes Mal in den Arm nehmen zu können. Eine Träne lief an meinen Wangen hinunter. Ich schluckte hart und krallte mich an Connor fest, der mir sanft wieder durch die Haare strich. „Sie fehlt mir so sehr." Krächzte ich. „Rede darüber und lass alles raus, was dich bedrückt." Ich versuchte tief durchzuatmen und mich zu sammeln. Es war ziemlich seltsam das zu hören. Normalerweise redeten Dad und ich nie darüber, es war als ob es ein Geheimnis bleiben sollte. „Es ist...nicht einfach darüber zu sprechen, aber ich werde es versuchen." Ich leckte über meine warmen salzigen Lippen. „Ich weiß aber versuche es." Beschwichtigte er mich. Mit schweren Gliedern löste ich mich langsam aus Connors Armen, stützte meinen Rücken gegen die Wand, um etwas halt zu finden und zog meine Beine nah an meinen Körper. Connor setzte sich ebenfalls neben mich und ich konnte seine Wärme an meinen nackten Armen spüren. Ich schloss meine Augen und sofort erschien ein Bild meiner lächelnden Mutter. Meine Lippen verzogen sich zu einem traurigen Lächeln und Gänsehaut überzog meinen gesamten Körper. „Ich vermisse ihre Wärme und ihre tröstenden Worte. Ihr Lächeln, das alles wieder in Ordnung bringen konnte, auch ein aufgeschürftes Knie." Ich lachte leise auf. „Seit dem Tod meiner Mutter ist alles so kalt und leer, als hätte die Sonne beschlossen nicht mehr scheinen zu wollen. Ich vermisse sie so sehr, dass ich manchmal glaube, nicht mehr atmen zu können, weil der Gedanke daran, dass ich sie nie wieder in den Armen halten werde, unerträglich ist." Wieder flossen Tränen über mein Gesicht aber ich machte mir nicht die Mühe sie wegzuwischen. „Weißt du, es gibt so viele Dinge die ich sie gerne fragen würde. Ich musste all die Jahre ohne sie auskommen und die Dinge, die man normalerweise seine Mutter fragt, mussten mir Freundinne oder Susan erklären. Notfalls mein Vater." Ich spürte Connors intensiven Blick auf mir aber ich traute mich nicht, zu ihm rüber zu sehen. „Wenn ich rausgehe, sehe ich alle mit ihren Müttern. Und ich..." Ich brach ab und hielt mir eine Hand vor dem Mund, um nicht laut los zu schluchzen. „Ich bin so eifersüchtig auf die Mädchen, die mit ihren Müttern lachend durch die Gegend spazieren und ich hasse das. Ich hasse es eifersüchtig darauf zu sein aber ich kann nicht anders. Denn ich weiß, dass ich das niemals haben werde. Und das macht mich so fertig. Ich ertrage es einfach nicht und ich bin so wütend, so verdammt wütend, dass sie mir genommen worden ist." Schnell bedeckte ich mit den Händen mein Gesicht und schluchzte laut los. Connor nahm mich in den Arm und ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. Irgendwann versiegten meine Tränen wieder und ich seufzte leise und setzte mich wieder auf, um Connor diesmal anzusehen. Leider war es zu dunkel und ich konnte nur seine Umrisse und seine LED-Lampe gelb leuchten sehen. Es war wohl zu einem Dauerzustand geworden, dass sie gelb brannte. Auch wenn ich seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen konnte, wusste ich, dass er mir in die Augen blickte und ich lächelte ihn traurig an, woraufhin er seinen Kopf etwas zu Seite neigte.
Konnte er mein Lächeln sehen?
Ich senkte meinen Blick und schaute auf meine Hände, mit denen ich angespannt spielte. „Sie wird nie wieder mehr da sein, nur in meinen Erinnerungen und ich habe Angst, dass sie verblassen. Ich werde mein ganzes Leben ohne sie klar kommen müssen und ich werde ihr niemals zeigen können, was ich aus meinem Leben gemacht habe, weil sie kein Teil mehr davon ist." Connor unterbrach mich und nahm meine Hand in seine, was ein kribbelndes Gefühl in mir auslöste. „Sie wird immer ein Teil von dir sein, auch wenn sie nicht hier ist. Das darfst du nicht vergessen." Ich nickte aber es änderte an der Tatsache trotzdem nichts. Ich schaute wieder zu ihm hoch. „Ich vermisse sie so sehr Connor." Flüsterte ich. „Das glaube ich dir. Und das ist auch gut so, auch wenn es schmerzhaft ist. Sei dankbar für all die Erinnerungen die du von ihr hast, so, wird sie niemals vergessen werden." Ich drückte Connors Hand als Zustimmung.
„Redest du niemals mit James über deine Mutter?" Ich lächelte über Connor. Es war so erfrischend, dass es für ihn selbstverständlich war, diese Fragen zu stellen. Im Gegensatz zu Menschen, die eher zögerlich mit dem Thema Tod umgingen. Aber ich war dankbar, endlich mal darüber reden zu können, so wie über jedes andere Thema auch. „Nein. Seit dem Tod meiner Mutter redet er gar nicht mehr über sie. So als ob sie niemals existiert hätte. Das hat mich damals wirklich fertig und traurig gemacht. Jedes Mal wenn ich versuchte mit ihm über sie zu reden, hat er das Thema gewechselt oder ist sogar einfach weggegangen. Ich konnte die ganzen Jahre nie verstehen warum er das getan hat, aber jetzt kann ich es. Der Schmerz sitzt immer noch tief und er hat es niemals verarbeiten können. Er dachte wohl nicht über sie zu sprechen würde es erträglicher machen, doch das Gegenteil war der Fall. Wenn meine Trauer schon so groß ist, will ich gar nicht wissen, wie sehr ihn das alles belastet...Ihr T-Shirt, was sie kurz vor ihrem Tod über den Stuhl gehangen hat, hängt immer noch da." Ich biss mir feste auf die Lippen um nicht erneut aufzuschluchzen. „Ich habe versucht es wegzuräumen... aber... er hat geschrien, ich solle es dort hängen lassen und weil er nie schrie, wirklich nie, hat mich das so erschrocken, dass ich es niemals mehr versucht habe. Er ist wirklich ein toller Vater aber der Schmerz und die Trauer haben ihn sehr verändert, auch wenn er sich das nicht anmerken lässt." Ich machte eine Pause und schloss meine Augen. „Und ich weiß auch, dass jedes Mal wenn er mich ansieht, er sie darin sieht. Ich sehe ihr so ähnlich und das hasse und liebe ich zugleich, denn ich will wie sie sein aber ich weiß auch, dass es ihn verletzt und das will ich nicht." Connor drückte meine Hand und ich merkte wie mir ein riesiger Stein vom Herzen fiel. Endlich konnte ich über all die Sachen reden, die mich schon so lange gequält hatten und nachts nicht schlafen ließen. Ich fühlte mich so schlecht, dass ich gegen all das nichts machen konnte. Ich hätte schon viel früher mit Jemandem darüber reden sollen aber ich wollte niemanden damit belasten. Und ich wollte nicht das Mitleid anderer haben. Aber ich konnte auch nicht sauer auf Dad sein, weil ich ihn liebte und genau verstand, was er durchmachte. Ich rutschte wieder ein Stück runter und legte meinen Kopf auf Connors Schoß. Seine warmen schlanken Finger strichen über mein Haar und ich fand endlich die Ruhe, nach der ich mich schon so lange gesehnt hatte. Ich hatte meine Augen bereits geschlossen und war halb am Dösen, als ich seine beruhigende Stimme flüstern hörte. „Sie ist sehr stolz auf dich, da bin ich mir sicher." Ich schmunzelte und ich empfand so viel Dankbarkeit in diesem Moment, wie ich sie noch nie empfunden hatte.
Am nächsten Morgen fühlte ich mich müde, erschöpft und hässlich. Meine Augen waren dick und meine Gesicht von den ganzen Tränen aufgequollen. Zudem lag Connor nicht bei mir und das kränkte mich irgendwie. Mit schmerzenden Gliedern stand ich auf und verschwand im Bad, um eine kühle Dusche zu nehmen, die hoffentlich nicht nur mein verquollenes Gesicht, sondern auch meine Kopfschmerzen lindern würde. Wie ein Zombie bewegte ich mich durchs Haus und fand einen ziemlich beschäftigten Connor in der Küche wieder. Er war gerade dabei sämtliche Sachen in eine Tasche zu packen. Mit fragendem Blick schaute ich Connor dabei zu. „Hast du vor abzuhauen?" Jedenfalls konnte ich es ihm nach gestern Nacht nicht verübeln. Er schloss die Schublade, aus der er gerade Besteck genommen hatte und drehte sich zu mir um. Er stand einfach da und blickte mich an. Da er nichts sagte schaute ich fragend zu dem Buttermesser, dass er in der Hand hielt. „Willst du mich damit angreifen?" Connor schien wohl in Gedanken gewesen zu sein, denn er sah zuerst panisch zu dem Messer in seiner Hand und dann zu mir, ehe er es in Rekordschnelle auf den Küchentresen legte. „Nein, natürlich nicht. So etwas würde ich nie tun." Ich lachte über Connors Gesichtsausdruck und darüber, dass er mal wieder nicht verstanden hatte, dass das ein Scherz sein sollte.
Er kam ein Schritt auf mich zu und ich wartete gespannt darauf, was als nächstes passieren würde. Seine Augen wanderten über mein Gesicht und dann setzte er wieder ein aufgesetztes Lächeln auf, was mich diesmal zum Schmunzeln brachte.Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte man fast meinen können, dass er nervös war. „Ich frage dich nicht danach wie es dir geht, das wäre widersinnig."
Widersinnig?
Und wieder musste ich schmunzeln. Hatte er etwa einen Clown verschluckt?„Und ich habe mir etwas überlegt, um dich abzulenken. Du solltest noch mal raus und einfach etwas anderes sehen."„Und woran hast du gedacht?" fragte ich neugierig.Connors echtes Lächeln kam zum Vorschein und ich fühlte mich angenehm benebelt. Sein richtiges Lächeln ließ etwas in mir erwachen, was ich zuvor noch nie gespürt hatte. „Das ist eine Überraschung." Verwundert sah ich ihn an und mit einem Schmunzeln drehte er sich wieder um und begann erneut Sachen in die Tasche zu stopfen. Ich ließ ihn machen und mit einem Honigkuchenpferdgrinsen verließ ich die Küche und ging raus in den Garten.
Es war so ein schöner Tag und die Sonne schien warm auf der Haut. Knospen begannen an den Ästen zu wachsen und ich hörte bereits ein paar Vögel singen. Plötzlich erschrak ich über mich selbst. Gestern Abend noch, hatte ich hier heulend gesessen und mich richtig schlecht gefühlt und nun stand ich grinsend in meinem Garten.
Was war nur los mit mir?
Ich schüttelte meinen Kopf über mich selbst und beschloss heute nicht groß nachzudenken und den Tag einfach zu genießen.
Mit gemischten Gefühlen begab ich mich ins Wohnzimmer, nahm mir ein Buch aus dem Regal und machte es mir auf der Couch gemütlich. Beiläufig schaute ich auf die Uhr und erschrak erneut. Es war bereits drei Uhr. Hatte ich so lange geschlafen? Na ja, eswar kein Wunder, ich hatte die halbe Nacht über meine Gefühle geredet. Aber es fühlte sich befreiend an und auch wenn ich mich erschöpft fühlte, ging es mir gut. Es dauerte nicht lange und ich hörte wie Connor ins Wohnzimmer kam und hinter mir stehen blieb. Meine Nackenhaare stellten sich auf und ich begann zu frösteln. Mit dem Buch in der Hand, drehte ich mich um und schaute zu ihm hoch. Am liebsten hätte ich ihn zu mir gezogen, um seine Wärme auf meiner Haut zu spüren. „Ich bin jetzt fertig, wenn du möchtest, können wir los." Ratlos sah ich ihn an. „Was soll ich anziehen? Gehen wir irgendwo rein oder bleiben wir draußen?" Er verschränkte seine Hände hinter dem Rücken. „Die meiste Zeit werden wir draußen verbringen aber nimm dir lieber noch eine Jacke mit." Ich nickte und legte das Buch weg.
Auf den Weg zu meinem Zimmer, breitete sich Vorfreude in mir aus. Wo würde er mit mir hingehen? Was würden wir machen? Hastig zog ich mich an und überlegte kurz, welche Jacke ich mitnehmen sollte und entschied mich kurzerhand für meine lange flauschige graue Strickjacke. Als ich unten ankam, stand Connor schon aufbruchsbereit an der Türe und ich schaute runter zu der vollen Tasche, die nun in einem großen Korb lag. „Muss ich irgendwas mitnehmen?" Connor schüttelte mit dem Kopf und ich lächelte verlegen.
Warum war ich nur auf einmal so nervös?
Connor hielt mir die Türe auf und als ich raus auf die Straße blickte, sah ich ein Taxi. Verwundert blieb ich draußen stehen und überließ Connor den Vortritt.
Ein Taxi? Wo wollte er denn hin?
Connor bedeutete mir in das Taxi zu steigen und ich tat es. Dann stieg er in die andere Seite ein, wählte die Rute aus und dann ging es auch schon los. Es war komisch zu sehen, dass niemand das Steuer bediente und meine Nervosität stieg automatisch an. Bis jetzt hatte ich nur einmal in so einem Selbstfahrenden Auto gesessen und schon da, hatte ich es komisch gefunden. Ich beobachtete Connor, der ganz ruhig und gelassen da saß und nach vorne blickte. Unruhig knetete ich wieder meine schwitzigen Hände und hoffte, dass wir nicht allzu lange fahren würden. „Willst du mir nicht sagen wo wir hinfahren?" fragte ich, um mich etwas abzulenken. Connor drehte seinen Kopf zu mir und legte ihn schief. „Dann wäre es doch keine Überraschung mehr oder?" Ich biss auf meiner wunden Lippe herum und nickte. Es dauerte wunderbarerweise nicht mehr lange, ehe wir anhielten. Unsere Sitze drehten sich um 180 Grad und ich sprang förmlich aus dem Wagen heraus.
Connor ließ den Korb im Wagen und kam zu mir herüber. „Wofür ist denn der ganze Korb mit Essen und Besteck." Connor lächelte sein warmes Lächeln und schaute zu mir herunter. Mein Herz schien für einen Moment auszusetzten und ich musste mich daran erinnern zu atmen. „Du bist sehr ungeduldig, weißt du das?" Ich grinste frech. „Ich weiß." Connor schüttelte seinen Kopf über mich und ich lief neben ihm her und wurde immer aufgeregter auf das, was er vorhatte. Wir liefen die Straße runter und als wir um die Ecke kamen, sah ich, dass wir auf einen Wochenmarkt zusteuerten. Das letzte Mal das ich auf einen Markt war, war als kleines Kind und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich es geliebt habe. Die verschiedensten Düfte, Geräusche und überall gab es was zu sehen. Und manchmal, durfte ich mir eine Tüte voller verschiedener Süßigkeiten aussuchen. Diese Erinnerung brachte mich zum Lächeln, doch die vielen Menschen und Androiden, die uns entgegen kamen ließen meine Panik erneut aufsteigen. Connor beäugte mich. „Ich bin bei dir, es wird dir nichts geschehen." Ich schaute ihm in die Augen und wusste, dass es stimmte. Wenn ich mich bei einer Person sicher fühlen konnte, dann bei Connor. Ich lächelte schwach und hakte mich bei ihm unter.
Dann mischten wir uns unter die Menschenmenge und auch wenn es anfangs unangenehm war so viele Menschen um mich herum zu haben, gewöhnte ich mich doch daran und genoss den Wind, der mich zu den verschiedensten Ständen lockte. „Ich muss nur ein paar Sachen hier besorgen und dann fahren wir woanders hin." Neugierig musterte ich ihn und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich freute mich so sehr auf den heutigen Tag und war gespannt was noch so alles passieren würde. Wir liefen an so vielen Ständen vorbei und ich reckte meinen Hals, um an einigen Leuten vorbeisehen zu können, die sich an einen Platz versammelt hatten. Die Menschen wirkten alle hier viel fröhlicher und ausgelassener als in der Stadt und ich genoss es mal nicht mit Hektik umgeben zu sein. Die Sonne schien warm auf uns herunter und die Marktschreier, die es tatsächlich noch gab, kamen ordentlich ins Schwitzen. Viele Familien waren hier mit ihren Androiden unterwegs und während Connor sich anstellte, um ein paar Äpfel zu kaufen, beobachtete ich einige Androiden, die stumm und ausdruckslos hinter ihren Besitzern hinterherliefen.
Es irritierte mich, dass sie bis auf die Kleidung und der LED-Lampe überhaupt keine Ähnlichkeit zu Connor hatten. Klar, sie sahen alle unterschiedlich aus aber sie verhielten sich alle genau gleich. Wie Roboter eben. Aber das tat Connor nicht. Gerade wollte ich mich zu Connor drehen, als ich mit Jemandem zusammenstieß. Ich erschrak und wollte mich gerade entschuldigen, als er mir zuvor kam. „Entschuldigung. Ich habe nicht aufgepasst." Starre braune Augen schauten mich an.
Ein Android.
Bevor ich etwas sagen konnte, war er auch schon verschwunden. Verwundert schaute ich ihm hinterher. Eigentlich hatte ich ihn ja angerempelt...„Alles in Ordnung?" Connor Stimmer erschien hinter mir und er legte mir eine Hand auf den Rücken. Genau da, wo seine Hand lag, fing es an zu prickeln. „Eh, ja ja, alles gut." Besorgt zog er die Brauen zusammen, sagte jedoch nichts weiter und wir gingen weiter.
Nachdem Connor ein paar Dinge eingekauft hatte, machten wir uns auf den Weg zurück zum Auto. Sorgfältig verstaute Connor die Einkäufe in den Wagen und dann ging es auch schon zum unbekannten nächsten Stopp. Ich beobachtete die vorbeiziehenden Häuser und Bäume und es dauerte auch nicht lange, da hielten wir auch schon wieder an.
Als wir ausstiegen befanden wir uns auf einen Parkplatz und Connor packte ein paar der Früchte vom Markt in den Korb. Und als wir dann den Park betraten, hatte sich meine Vorahnung bestätigt. Ganz sicher würde das hier ein Picknick werden und ich war begeistert! Ich liebte es zu picknicken und es war jetzt auch schon ein Jahr her, dass ich es zuletzt gemacht hatte. Freudig schaute ich zu Connor, der heimlich meine Reaktion beobachtete. Jedenfalls glaubte er, dass ich es nicht bemerkte, doch ich konnte ganz deutlich seinen Blick auf mir spüren. „Das ist eine tolle Idee von dir gewesen." Sagte ich voller Freude. „Welche Idee denn?" fragte er und ich wusste, dass es ein Test sein sollte, ob ich es tatsächlich richtig erraten hatte. Aber es war ja wohl offensichtlich. „Na Picknicken." Er lächelte. „Richtig."
Fröhlich beobachtete ich die Menschen um uns herum, die genau die gleiche Idee gehabt hatten wie wir und sich genüsslich die Sonne ins Gesicht scheinen ließen. Wir suchten uns einen Platz an einem großen Baum. Unschlüssig was ich nun tun sollte, stand ich einfach da und schaute Connor zu, wie er anfing alles auszukramen. Er breitete eine große dicke Decke auf die Wiese aus und begann jede Menge Essen daraufzustellen. Ich staunte nicht schlecht, denn er hatte wirklich an alles gedacht: Sandwiches, Salat, dann das frische Obst, Brote, jede Menge Getränke und sogar meine Lieblingssüßigkeiten hatte er eingepackt! Dann stellte er den Korb beiseite und setzte sich auf die Decke. Immer noch erstaunt von seinem Vorhaben starrte ich ihn an. „Willst du dich nicht setzten?"
Ich riss mich aus meinem Staunen heraus und setzte mich neben Connor, jedoch nicht ohne ihn weiter anzustarren. Er merkte natürlich, dass ich ihn weiter beobachtete und fasste es falsch auf. „Gefällt es dir nicht? Ich weiß, dass es nichts Besonderes ist aber ich denke, wir sollten so einen sonnigen Tag ausnutzen." Ich schüttelte langsam meinen Kopf. So etwas Süßes hatte noch nie einer für mich gemacht und bei dem Gedanken, das er es nur für mich organisiert hatte, raste mein Herz. „Es ist wunderbar und du glaubst gar nicht wie ich mich freue." Sagte ich immer noch sprachlos. Er lächelte mein Lächeln und ich schmolz dahin. Ich erzählte Connor von meinem letzten Picknick mit Lucy und er hörte mir gespannt zu, während ich lachte und alle Einzelheiten ausplauderte. Irgendwann hielt ich inne, denn Connors neugieriger Blick hatte sich verändert und der gleiche Ausdruck wie am Vortag, als ich weinend vor ihm saß, kehrte zurück. „Was?" fragte ich verwirrt. „Es ist schön dich so glücklich zu sehen." Sagte er mit einem winzigen Schmunzeln. Aus irgendeinem Grund wurde ich rot und schaute zur Seite. Um irgendwie aus der peinlichen Situation zu entfliehen, legte ich mich auf die Decke und beobachtete die dünnen Wolken, die an uns vorbeizogen.
Ich zog die frische Luft tief in meine Lungen ein und genoss die angenehme Wärme, die meinen ganzen Körper durchflutete. Es war lange her, dass ich mich so gut gefühlt hatte und war dankbar für diesen Moment, in dem ich wunschlos glücklich war. Jedenfalls so lange, bis mein Magen anfing zu knurren. Ich drehte meinen Kopf zu Connor der gerade damit beschäftigt war, das Obst kleinzuschneiden. Ich lächelte in mich hinein. Er war so süß zu mir und gab sich so viel Mühe mich aufzumuntern. Also setzte ich mich wieder auf und rückte näher an ihn. Connor hielt mir eine Schüssel mit kleingeschnittenen Äpfeln hin und ich nahm sie dankbar entgegen. „Ich hoffe du hast großen Hunger." Ich lachte. „Und wie. Ich könnte ein ganzes Pferd essen." Connors verwirrenden Blick zu urteilen verstand er die Redewendung nicht und ich musste mir das Lachen verkneifen. Was war nur mit mir los? Ich war den ganzen Tag nur am Lachen und Grinsen und langsam tat mein Kiefer schon weh. Ich beschloss mir über so etwas keine Gedanken mehr zu machen. Ich war glücklich und nur das zählte. Ich verputzte fast das ganze Obst und jede Menge Sandwiches und Connor dachte gar nicht daran, mich beim Essen zu stoppen. Mit vollem Magen legte ich mich wieder hin und seufzte zufrieden.
Die Sonne begann schon unterzugehen und die Leute packten allmählich ihre Sachen ein. „Willst du auch gehen?" fragte mich Connor. Ich schüttelte heftig mit dem Kopf. „Nein. Jetzt kommt doch erst die beste Zeit." Ich setzte mich ein wenig auf und stützte mich mit den Armen am Boden ab.Der Himmel färbte sich bereits dunkelblau und die ersten Sterne würden bald zu sehen sein. Ich liebte es, wie die Sonne ihre letzten Strahlen durch die einzelnen Bäume warf, und die Sonne zu einer kleinen Lichtkugel wurde. Das fehlende Licht färbte die Natur schwarz und es war so, als ob der Himmel seine ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen wolle. Ich schloss die Augen und genoss die letzten warmen Strahlen auf der Haut.
In meinen Gedanken versunken merkte ich zuerst gar nicht, dass Connor mich wieder beobachtete, doch das seltsame prickeln auf meiner Haut, dass nicht von der Sonne kam, verriet ihn. Und als ich zu ihm schaute, senkte er den Blick.
Ertappt!
Langsam begann ich an zu frösteln und griff nach meiner flauschigen Strickjacke. Connor rutschte ein Stück herunter und machte es sich auf der Decke bequem. Ich legte mich ebenfalls zu ihm, aber so, dass ich seitlich lag und ihn betrachten konnte. Er hatte seine Augen geschlossen und das gab mir nur noch mehr Anreiz ihn zu beobachten. Sein sonst so ernstes Gesicht war plötzlich ganz weich und ich fragte mich woran er wohl gerade dachte.
Connor
Ich schloss die Augen und lauschte den Vögeln, die ihr Abendlied sangen und den Wind der um mich herumtobte. Ich brauchte meine Augen nicht zu öffnen, um zu wissen, dass sie mich gerade beobachtete. Meine Idee sie zum Picknick einzuladen, hatte ihr offensichtlich gefallen, denn so wie ich sie kannte und einschätzte, liebte sie eher das Ruhige und Erholsame. Und einfach nur hier zu sitzen und der Natur zu lauschen, schien ihr wohl sehr zu gefallen. Ich merkte wie sie zaghaft näher zu mir rutschte und sich an mich kuschelte. Zur Polsterung ihres Kopfes legte ihr ihr meinen Arm unter den Kopf und zog sie näher zu mir heran. Ich konnte ihr leichtes Parfum riechen und musste sofort an jenen Tag zurück denken, an dem wir spazieren waren und sie plötzlich auf die frisch bedeckte Schneefläche lief, sich im Kreis drehte und dann fallen ließ. In diesem Moment dachte ich, ihr würde es schlecht gehen, doch als ich zu ihr lief und sie da so lächelnd im Schnee lag, verwirrte mich das Ganze sehr. Und als sie mich dann noch mit in den Schnee warf, war ich ganz irritiert.
Ich starrte in den bewölkten Himmel und fragte mich was das ganze hier sollte. „Warum hast du das getan?" fragte ich neugierig. „Weil du es sonst nicht verstanden hättest, wenn ich es dir bloß gesagt hätte." Ich drehte meinen Kopf zu ihr und schaute sie an. Menschen taten irrationale Dinge und ich verstand einfach nicht wieso. „Was verstehen?" Sie rutschte ein Stück weg und ich fragte mich, was sie wohl als nächstes vorhatte. „Wie man einen Schneeengel macht. Los, mach mir einfach nach." Dann breitete sie wieder ihre Arme und Beine aus und bewegte sie hin und her. Ich beobachtete ihre Bewegungen und auch wenn es für mich keinen Sinn machte, wollte ich ihr doch den Gefallen tun. Also fing ich an meine Arme und Beine zu bewegen und ich glaubte zu verstehen warum man es tat. Das war wahrscheinlich eine Art, um sich im Schnee einzugraben und zu verstecken. Ich beschleunigte meine Bewegungen und als ich dachte, es richtig zu machen unterbrach mich Elsie mit einem schallenden Lachen. „Du musst es langsamer machen, das sieht eher aus, als hättest du einen Anfall oder so." Ich verwarf den Gedanken an meine Vermutung gleich wieder und tat, was sie mir sagte. Zufrieden nickte sie und ich stoppte meine Bewegungen. Ich hatte noch nie gesehen, dass Jemand eine solche Bewegung machte und sie erinnerte mich ein wenig an einen Vogel, der es nicht schaffte abzuheben. Elsie rückte wieder ein Stück näher zu mir und ich fragte mich warum Menschen so etwas taten und zu welchem Zweck, dies dienen sollte. „Warum tun wir das?" Ich blickte zu ihr rüber. „Aus Spaß." Das sollte Spaß machen? Ein paar Arm und Bein Bewegungen, die teilweise nur mühsam im dicken Schnee zu bewältigen waren? Das verstand ich nicht und ich wiederholte ihre Antwort und hoffte, ich könnte irgendetwas Logisches daraus ziehen. „Aus Spaß?"
„Ja, einfach nur aus Spaß, weißt du." Ich forschte nach dem Wort Schneeengel, doch auch dort konnte ich keinen Grund für solch ein Tun finden. Der Mensch blieb mir schlich und einfach ein Rätsel.
Elsie
Ich lag nun auf seinen Arm und konnte seine LED-Lampe gelb aufblinken sehen und es kitzelte mich in meinen Fingern über sie zu streichen. Ich wollte seine Konturen mit meinen Fingern nachmalen und seine Lippen berühren.
Ob sie weich und warm waren?
Ich rügte mich für diesen Gedanken, doch es fühlte sich aufregend an, ihnen nachzugehen. Um meine Hände bei mir zu belassen, zog ich sie näher zu mir und verkrampfte sie zu Fäusten. Connors Augen öffneten sich flatternd und er drehte seinen Kopf zu mir. Ich lächelte ihn an und er erwiderte es, woraufhin ich mich konzentrieren musste, nicht wieder auf seine Lippen zu starren. Ich betete meinen Kopf an seine Brust und atmete seinen wunderbaren Duft tief ein. Die Sonne war schon längst untergegangen und wir waren bestimmt die Letzten im Park, doch ich dachte noch nicht einmal daran, wieder nach Hause zu gehen. Die Sterne und der Mond leuchteten über uns und die einzigen Geräusche, die noch zu hören waren, waren der kühle Wind, eine Eule und der ruhige Herzschlag von Connor. Es war einer dieser Momente, die man am liebsten für immer eingefangen hätte und ich verfluchte meine aufkommende Müdigkeit.Plötzlich merkte ich, wie es auf meinen Armen zu kribbeln begann und als ich mit meiner Hand darüber fuhr, spürte ich wie sich darauf etwas kleines bewegte.
Panisch stand ich auf und musste feststellen, dass sich Ameisen auf meinen Arm befanden. Wie eine Verrückte rieb ich mir über die Arme. „Mach sie weg, mach sie weg!" rief ich.Connor wollte mir zur Hilfe kommen aber ich war zu beschäftigt damit, mich im Kreis zu drehen. Plötzlich packte er mich an den Schultern und ich war so verwirrt, dass ich ihn ansah. Sein Gesicht war nun ganz nah an meinem. „Halt still, sonst kann ich dir nicht helfen." Das Kribbeln auf den Armen hatte etwas nachgelassen aber ich konnte sie immer noch auf mir spüren. Ich biss mir auf meine Unterlippe und nickte stumm. Connor schob meine kurzen Ärmeln nach oben und entfernte die letzten Ameisen von meinen Armen. Sorgfältig untersuchte er den Rest meiner freigelegten Haut nach Übeltätern, konnte jedoch keine finden. „Okay, es dürften keine Ameisen mehr auf dir sein. Du hast sie alle in die Flucht geschlagen." Ich lachte über seine Bemerkung und als ich mich umsah, musste ich peinlicherweise feststellen, dass doch noch ein paar Leute im Park waren, die meinen Tanz offensichtlich amüsiert beobachtet haben. Automatisch wurden meine Wangen heiß und ich drehte mich zu meiner Jacke um, die ich in meiner Panik auf den Boden geworfen hatte. Ich schüttelte sie aus und als ich nach oben in Connors Gesicht blickte, sah ich ein Schmunzeln.
„Lachst du mich etwa aus?" fragte ich entsetzt.Connors Miene wurde wieder emotionslos. „Androiden Lachen nicht."Ich stemmte die Hände in die Hüfte und musste mir selbst ein Lachen verkneifen. „Ach ja? Das sah aber gerade ganz anders aus!"
„Ich würde nie über dich lachen Elsie."
„Lüge!" rief ich und schubste ihn halbherzig.
„Und du verletzt gerade einen Androiden." Ich lachte.
„Gar nicht wahr, wo bist du denn verletzt?",
„Wo hab ich denn gelogen?"
Lachend und mit einer Hand drohend ging ich auf ihn zu, während er Rückwärts zurückging. „Na warte, Freundchen." Ich ging immer schneller auf Connor zu und bevor ich ihn warnen konnte, stolperte er über den Korb und fiel mit dem Rücken auf die Decke.
Sein überraschtes Gesicht war so süß, dass ich wieder lachen musste. Plötzlich zog Connor an meinem Bein und ich fiel nach vorne.
Ich stellte mich schon auf einen harten Aufprall ein aber er schnappte mich und ich fiel auf seine Brust. Verdutzt drückte ich mich ein Stück von seiner Brust ab, um ihn anzusehen. Connor lächelte mich an und ich brach in Gelächter aus. Er hatte genau das Gleiche mit mir gemacht, wie ich einmal mit ihm. „War das ein Racheakt, weil ich über dich gelacht habe?" Connor nickte und ich sah, dass er versuchte ernst zu bleiben. Ich erwiderte sein Lächeln und mir wurde ganz schummrig. Trotzdem hatte er mich zu Fall gebracht und das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. „Gibt es irgendwo einen Ausschaltknopf?" Ich tat so als würde ich sorgfältig nach einem Knopf suchen und als ich mit meinen Fingern auf seinen Kopf rumdrückte, hob er seine Hand und hielt mich am Unterarm fest. Kurz dachte ich, ich hätte ihn verärgert, doch als ich in sein Gesicht blickte, sah ich ihn immer noch lächeln.
Ich lachte wieder und ließ meine Hand sinken. Connors Hand rutschte locker an meinem Arm entlang, bis sie an meiner Hand angekommen war. Mein Blick fiel jetzt auf seine Hand, die nun meine festhielt. Sein Griff löste sich und er drückte sie leicht gegen meine. Mein Herz klopfte schneller gegen meine Brust und ich beobachtete seine Finger, die sich plötzlich mit meinen verschränkten. Ich schluckte.
Wie atmete man noch gleich?
Mein Körper begann an zu zittern, aber merkwürdigerweise war mir überhaupt nicht kalt. Das Prickeln in meinem Bauch kehrte zurück und es fühlte sich wie Hundert Ameisen an, die durch meinen Bauch wanderten. Das Kribbeln wurde immer stärker und eine Welle der Glückseligkeit überkam mich.
Warum atmete ich so schnell?
Connors Lächeln war genau wie meins verstummt und wir blickten uns in die Augen. Trotz der Dunkelheit konnte ich seinen Ausdruck in seinen Augen erkennen und wenn ich ihn mit einem Wort beschreiben müsste, wäre es Nachdenklichkeit. Minuten vergingen und noch immer lagen wir mit verschlungenen Händen unter dem Mond. Dann löste Connor unsere Hände, nur um aufzustehen und sie mir wieder zu reichen.
„Wir sollten langsam nach Hause, es ist schon sehr spät." Das Zittern wurde noch stärker und ich fühlte mich wie benebelt.
Was war nur mit mir los?
Ich räusperte mich und ergriff seine Hand. Connor begann die Sachen zusammenzupacken und ich half ihm dabei. Stumm verließen wir den Park und machten uns zum Auto auf. Während der Autofahrt merkte ich erst wie müde ich war und wenn wir noch fünf Minuten länger gefahren wären, wäre ich eingeschlafen.Ich freute mich auf mein Bett und noch mehr darauf, dass Connor bei mir sein würde. Bei diesem Gedanken wurde mir wieder ganz warm und ich fühlte wieder dieses Glücksgefühl in mir.
Wie ein lächelnder Idiot trottete ich hinter Connor her. Da wir heute den halben Tag unterwegs waren, lag noch vieles unaufgeräumt herum und Connor machte sich daran aufzuräumen. Ich gähnte. „Wollen wir das nicht morgen früh zusammen machen?"Connors Gesicht zeigte keinerlei Emotionen. „Geh du ruhig schlafen, ich räume das hier erstmal alles weg."Enttäuschung machte sich in mir breit und ich wollte auch gerade kehrt machen, als mir auffiel, dass ich ihm noch gar nicht für diesen tollen Tag gedankt hatte.
Also drehte ich mich wieder zu ihm um. „Danke Connor für diesen wunderschönen Tag, es hat mir wirklich sehr gefallen und ich werde noch sehr lange an diesen Tag denken." Er lächelte sein monotones Lächeln aber das ließ mich nicht davon abbringen, was ich vorhatte. Ich nahm all meinen Mut zusammen, ging auf ihn zu und gab ihm blitzschnell einen Kuss auf die Wange.
Ich konnte zwar nicht mehr seine Reaktion sehen, weil ich mich eilig davonmachte aber ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass er mit einem verwirrten Blick und zusammengezogenen Augenbrauen dort gestanden hat. Mit einem breiten Grinsen betrat ich mein Zimmer und bemerkte erst, als ich mich auf mein weiches Bett legte, wie sehr ich die ganze Zeit unter Anspannung gestanden hatte.Ich hatte eigentlich vorgehabt auf Connor zu warten aber die Müdigkeit überfiel mich vollkommen und ich schlief so fest, wie schon lange nicht mehr.
Ich befürchtete schon wieder ohne Connor aufzuwachen aber ich spürte einen Körper neben mir. Langsam drehte ich mich zu ihm um und schaute ihn an. Seine Augen waren seltsamerweise geschlossen und ich fragte mich, wie so oft, woran er gerade dachte. Ich jedenfalls dachte an den gestrigen Tag. So einen schönen Tag, hatte ich schon lange nicht mehr gehabt und ich hätte fast laut aufgeseufzt, als ich an den Augenblick denken musste, als wir zusammen auf der Wiese lagen und seine Hand, meine hielt. „Guten Morgen." Sagte ich fröhlich. Connors Augen öffneten sich und er schaute mich an. „Guten Morgen. Hast du gut geschlafen." Ich versuchte mir mit aller Macht ein Grinsen zu verkneifen, doch ich schaffte es nicht.Ich nickte und fuhr mir mit meinen Fingerspitzen durch die Haare.Hoffentlich sah ich nicht allzu schlimm mit meinen zerzausten Haaren aus.Connor setzte sich auf. „Ich mache mal Frühstück."Ich nickte wieder und schaute ihm dabei zu, wie er den Raum verließ.
Nachdem ich duschen war, band ich meine Haare zu einem Zopf zusammen und als ich mich so im Spiegel betrachtete, hatte ich das Bedürfnis mich ein wenig herzurichten. Also nahm ich die Mascara und den Rouge, den mir Lucy mitgegeben hatte, aus meiner Tasche und trug es mir auf. Dann presste ich meine Lippen ein paar Mal aufeinander, damit sie eine rötlichere Farbe annahmen. Zufrieden drehte ich meinen Kopf hin und her und betrachtete mein Ich, das mir entgegengrinste.
Warum musste ich ständig grinsen? Und was war das für ein aufregendes Gefühl, dass ich immerzu verspürte, wenn Connor in meiner Nähe war?Ich fühlte mich wie ein kleines Kind an Weihnachten, nur, dass es da noch etwas anderes gab aber ich nicht genau wusste was. Verdammt, was war nur mit mir los? Meine ganze Welt schien Kopf zu stehen.
Ich atmete tief aus und schloss meine Augen für einen Moment, um wenigstens einen klaren Gedanken fassen zu können. Doch es funktionierte nicht und als ich mein Zimmer verließ, um nach unten Frühstücken zu gehen, wurde mir wieder ganz mulmig zu Mute.
Ich betrat die Küche und Connor stand vor dem Küchenfenster und starrte nach draußen. Als ich mich ihm näherte, drehte er sich zu mir und als er mich anblickte begann mein Herz wieder wie wild an zu rasen. Sein Blick hielt meinen gefangen und ich konnte gar nicht anders als ihn einfach nur anzuschauen. Mir wurde etwas unwohl und weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte, lächelte ich. Sein Blick wurde plötzlich hart und seine LED-Lampe blinkte wie verrückt gelb auf und ich dachte Schmerz in seinen Augen zu sehen, doch ich war mir nicht sicher, denn er drehte sich wieder von mir weg und ich konnte nur kurz seinen Kiefermuskel sehen, der angespannt zuckte.
Was war denn mit ihm los? Lag es vielleicht an dem Kuss, den ich ihm gestern gegeben hatte?
Hab ich ihn damit verärgert?
Ich schlang meine Arme um meinen Oberkörper. Wahrscheinlich wollte er so nahen Kontakt gar nicht und ich musste das akzeptieren. Trotzdem zog sich etwas in mir zusammen und ich spürte wie Enttäuschung in mir hochbrach. Frustriert setzte ich mich an den Tisch und zupfte an meinem Brot herum. Ich hatte überhaupt keinen Hunger und am liebsten wäre ich wieder aufgestanden und wäre für den Rest des Tages in meinem Zimmer geblieben. Wie konnte es sein, dass es gestern so schön mit ihm war und heute so angespannt?
Ich wurde von der Türklingel aus meinen Gedanken gerissen und seufzend stand ich auf, um an die Tür zu gehen. Connor verbrachte seine Zeit lieber draußen mit Rasen mähen, anstatt bei mir zu sitzen.
Als ich die Tür öffnete stand Lucy mit einem Grinsen vor mir. Ich erwiderte es und merkte, wie ich wieder bessere Laune bekam. „Trägst du etwa Make-Up?" Lucy schien geschockt und ich verdrehte die Augen. „Ich hoffe du hast dich für mich so schön gemacht." Trällerte sie aber ich ignorierte es und zog sie mit ins Wohnzimmer.Sie quatschte sofort wild drauf los, doch ich musste schnell feststellen, dass ich ihr nicht zuhören konnte. Ich nickte ständig und hoffte, dass sie keine Frage stellte aber irgendwann bemerkte sie dann doch, dass ich nicht bei der Sache war. „Erde an Elsie? Haaaallo? Du hörst mir ja überhaupt nicht zu!" Sie seufzte. „Jetzt muss ich dir alles noch mal von vorne erzählen. Bis wo hast du zugehört?" Ich zuckte entschuldigend die Schultern hoch und Lucy strafte mich mit ihrem bösen Blick. „Sag. Was ist los? Und wehe du erzählst mir nicht alles, denn im Gegensatz zu dir, höre ich zu." Ich warf ein Kissen nach ihr und wir lachten.Doch mein Lachen erstarb und ich schloss die Augen. „Lucy, kennst du das, wenn du dich plötzlich so anders fühlst? Als hätte sich etwas in deinem Leben verändert?"Lucy musterte mich mit einem nachdenklichen Blick. „Hmm. Beschreib mal, wie fühlt sich das denn an?"
Meine Hände wurden ganz schwitzig und ich fühlte mich irgendwie krank. „Es fühlt sich an, als ob all meine Probleme nicht mehr so wichtig wären. Ich bin einfach nur glücklich und kann nicht mehr aufhören zu grinsen. Und ich spüre dieses angenehme Prickeln, was von meinem Bauch aus zu kommen scheint und sich dann wie ein Feuer auf meiner ganzen Haut ausbreitet. Ich bekomme Gänsehaut und mir wir schummrig aber es fühlt sich so gut an und wenn ich an ihn denke, wird es nur noch schlimmer. Wenn er mich berührt, ist es als ob ein winzig kleiner Stromschlag durch mich durchjagen würde. Es fühlt elektrisierend an und mein ganzer Körper schreit nach mehr. Ich will ihn berühren und den ganzen Tag ansehen. Ich verliere den Verstand, weil ich nur noch an ihn denken muss und es ist wahnsinnig aufregend, weil ich so etwas noch nie in meinem Leben gespürt habe." Ich hielt inne und bemerkte zuerst gar nicht, dass mich Lucy mit einem riesigen Lächeln ansah. „Was?" fragte ich verwirrt. Sie lachte dreckig auf.
„Elsie. Dich hat es so was von erwischt."Und als ich darauf nichts sagte, sondern sie einfach nur anblickte, verdrehte sie die Augen und seufzte laut auf. „Du bist verliebt, Mädel. Und zwar richtig."Geschockt sah ich zu meinen Händen runter, die ich aufgeregt knetete. „Verliebt." Sagte ich eher zu mir selbst. „Ja, solltest du auch, denn du bist ja mit Jeremy zusammen." Mein Blick fuhr hoch.
Jeremy?
Aber ich hatte doch die ganze Zeit an Connor gedacht. Das konnte doch nicht sein. Ich war mit Jeremy zusammen! Ich musste doch an ihn denken. Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen. Die letzten Tage hatte ich überhaupt gar nicht mehr an ihn gedacht.
Mit zitternden Händen fuhr ich mir über meinen Kopf.
Das durfte nicht sein. Nein. Ich konnte und wollte das nicht. Aber letztendlich musste ich mir die Wahrheit doch eingestehen und umso mehr ich darüber nachdachte, umso mehr Sinn ergab das Ganze.
Ich war verliebt. In Connor.
Und er war ein Android.
Heftig schüttelte ich mit dem Kopf.Nein. Das durfte auf keinen Fall Niemand wissen.
Oh Gott.
Ich musste ihn mir so schnell wie möglich aus dem Kopf schlagen und ich hatte auch schon eine Idee, wie ich das am besten anstellen würde.
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Noch mal ein riesengroßes Dankeschön an meine Leser, die mich hier so tatkräftig unterstützen und motivieren, indem sie kommentieren, voten oder mir Nachrichten schreiben.
Vielen Dank, ihr seid toll!!! <3
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