𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 44
Leviatan:
Caitlyn, Ethan und ich liefen durch die dunklen Gänge, bis wir die steinerne Treppe fanden, die nach oben führte. Jeder Schritt hallte in der unheimlichen Stille wider, und die Luft wurde mit jedem Atemzug schwerer. Der modrige Geruch von Verfall und altem Blut schien aus den Wänden selbst zu sickern.
Die Dunkelheit in den Gängen war erdrückend, doch das machte mir nichts aus. Ich bin ein Dämon, geboren aus Schatten und Feuer.
Was mich beunruhigte, war das Zittern in Caitlyns Händen, das sie zu verbergen versuchte. Ich konnte es fühlen – ihre Angst, ihre Unsicherheit.
Ich wusste, warum sie hier war. Gabriel. Der verfluchte Vampirkönig. Schon sein Name ließ mich die Zähne zusammenbeißen. Er hatte sie so oft gebrochen, gedemütigt. Und jetzt sollte sie ihm erneut gegenübertreten.
Ethan hielt sie an der Hand, fest, beschützend. Er war stark – ein Alpha unter Werwölfen –, aber er verstand nichts von der Dunkelheit, die Caitlyn in sich trug. Er konnte nicht hören, was ich hörte. Nicht fühlen, was ich fühlte.
„Seid vorsichtig“, flüsterte ich, meine Ohren zuckten unruhig, während ich mich dicht an Caitlyns Beine schmiegte. „Er weiß, dass wir kommen.“
Ethan knurrte leise, seine Augen glühten in der Dunkelheit, als er instinktiv seinen Griff um mein Handgelenk verstärkte. „Wenn er uns erwartet, wird er bereit sein.“
Die Treppe schien endlos, und die Dunkelheit um uns herum wurde nur von den schwachen Lichtstrahlen durchbrochen, die von den Spalten in den Wänden fielen. Als wir schließlich die oberste Stufe erreichten, fanden wir uns in einem großen, düsteren Raum wieder. Die Decke war hoch und von alten Spinnweben bedeckt, während Fackeln an den Wänden flackerten und unheimliche Schatten warfen.
„Das ist sein Thronsaal“, murmelte Levi, seine Stimme kaum mehr als ein Knurren. „Hier hält er seine Opfer fest. Und hier wird er uns erwarten.“
Ethan trat einen Schritt vor und zog mich mit sich. „Caitlyn, bleib nah bei mir.“
Dann war da dieses Geräusch. Ein dumpfes, fast unmerkliches Pochen. Es war schwach, aber konstant, ein Rhythmus, der sich durch die Stille zog wie ein Flüstern.
Als wir im Thronsaal ankamen blieb ich abrupt stehen.
„Was ist los?“ fragte Caitlyn und drehte sich zu mir um.
Caitlyn
Meine Transformation war abgeschlossen, und die Luft im Raum schien vor Spannung zu vibrieren. Levi, der neben mir lief, hob plötzlich den Kopf und neigte ihn zur Seite, als würde er lauschen. Seine Ohren zuckten.
„Das ist… merkwürdig“, murmelte er, während er mich prüfend ansah.
„Was?“ fragte Ethan, seine Stimme angespannt.
Levi sprang auf meinen Schoß und legte eine kleine, flauschige Pfote an ihre Brust. Seine großen, blauen Augen starrten mich an, als würde er etwas tief in mir suchen.
„Da ist ein Herzschlag“, sagte Levi schließlich.
Ich runzelte die Stirn. „Das ist unmöglich. Mein Herz…“
„Nicht deins“, unterbrach Levi. Seine Stimme, normalerweise spöttisch, klang plötzlich ernst, fast ehrfürchtig. „Es ist ein anderer Herzschlag. Winzig. Aber er ist da.“
Die Worte hingen schwer in der Luft. Ich starrte Levi an, als hätte er den Verstand verloren, doch in meinem Inneren keimte ein Gedanke, der mich mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung erfüllte.
Ethan war der Erste, der es aussprach. „Du… du bist schwanger?“ Seine Augen weiteten sich, und seine Hand griff nach meiner.
„Das ist unmöglich“, flüsterte ich. Meine Stimme zitterte. „Ich bin ein Vampir. Und du… du bist…“
„Ein Werwolf“, vollendete Levi den Satz. Er sprang von meinem Schoß, sein Fell sträubte sich, als er plötzlich die Ohren anlegte. „Und es gibt jemanden, der von diesem Wunder genauso weiß wie ich.“
In diesem Moment schwang eine der großen Türen am Ende des Raums lautlos auf, und Gabriel trat in den schwachen Lichtschein. Seine Haltung war wie immer elegant, fast lässig, aber seine Augen funkelten mit kalter Berechnung. Sein kaltes Lächeln verriet, dass er alles gehört hatte.
„Natürlich“, sagte er und schritt auf uns zu, seine Augen glänzten vor Gier. „Ein Hybrid. Das ist eine absolute Seltenheit. Caitlyn, mein Herz, du hast mir ein größeres Geschenk gemacht, als du je ahnen könntest.“
Ethan stellte sich sofort schützend vor mich, seine Muskeln angespannt, sein Blick tödlich. „Halt dich von ihr fern, Gabriel.“
Gabriel ignorierte ihn und ließ seinen Blick über Caitlyn wandern, bevor er mich mit einem höhnischen Grinsen fixierte. „Und du, kleiner Dämon, spielst wieder den Wächter? Es ist fast niedlich.“
Er wusste nichts. Nichts von dem Versprechen, das Levi mir gegeben hatte.
„Genug geredet“, knurrte Ethan. „Wir sind hier, um sie zu holen.“
Gabriel schmunzelte und trat zur Seite. „Oh, ich habe nicht vor, sie aufzuhalten. Im Gegenteil. Es gibt etwas, das ich mit ihr besprechen möchte.“
Seine Augen funkelten, als er zu meinem Bauch sah. „Ein Hybrid. Ein Kind von dir und einem Werwolf.“ Er lächelte, seine Zähne blitzten im Fackellicht. „Das ist ein wahres Wunder. Und ich habe Pläne für dieses Wunder.“
Leviatan:
Mein Zorn brodelte wie Lava in mir. Gabriel wusste nichts von unserem Versprechen, doch ich spürte die Gefahr, die er darstellte.
„Pläne?“ wiederholte Caitlyn, während ich mich fauchend zwischen Caitlyn und ihn schob.
„Natürlich“, antwortete Gabriel, sein Ton süffisant. „Dieses Kind wird ein Thronfolger sein. Mein Thronfolger. Ein Blutsaustausch wird genügen, um es an mein Erbe zu binden.“
Caitlyn schrie auf. „Das wirst du nicht wagen!“
Ich spürte, wie die Flammen in mir loderten. „Du wirst sie und das Kind in Ruhe lassen.“
Gabriel sah mich an, überrascht von meinem plötzlichen Ernst.
„Oh, ich wusste gar nicht, dass du so emotional werden kannst, kleiner Dämon.“
Ich spürte, wie die Dunkelheit in mir brodelte. Das war zu viel. Caitlyn hatte schon genug wegen Gabriel gelitten. Jetzt wollte er auch noch ihr Kind?
Ich trat vor, meine kleine, flauschige Gestalt nicht mehr so harmlos, wie sie wirkte. Gabriel hob die Augenbrauen, amüsiert.
„Du willst also spielen, kleiner Dämon?“ fragte er mit einem spöttischen Lächeln.
Ich sagte nichts. Stattdessen ließ ich die Höllenflammen in meinen Pfoten auflodern. Die Luft um mich herum begann zu glühen, und ich hörte Caitlyn hinter mir keuchen.
„Levi, nein!“ schrie sie.
Gabriel wich zurück, als er die Flammen sah, doch ich war schneller. „Du hast ihr wehgetan, Gabriel. Und das wirst du für immer bereuen.“
Die Flammen trafen ihn, und ein markerschütternder Schrei hallte durch den Raum. Gabriel taumelte zurück, seine Hände griffen nach seinem verbrannten Gesicht, während er ein tiefes, animalisches Knurren ausstieß. Seine Haut war nicht nur verbrannt - sie
war von schwarzen, pulsierenden
Adern durchzogen, ein ewiges
Mahnmal der Flammen der Hölle.
Ich spürte, wie mein eigener Körper anfing zu brennen. Ich wusste, dass ich verschwinden würde.
„Levi, nein!“ Caitlyn rannte auf mich zu, Tränen strömten über ihr Gesicht. Sie nahm meinen Kopf in ihre Hände, doch ich löste mich bereits auf. ,,Gabriel du Bastard, jetzt wird dein Gesicht wenigstens zu deinem Charakter passen", verwöhnte ich den am Boden liegenden Gabriel noch ein letztes Mal.
Von Höllenfeuer können sich nicht einmal Vampire erholen, was bedeutete, dass Gabriels Gesicht für immer entstellt war und die Wunden ihn ernsthaft schwächen würden.
„Machs gut, Cat“, flüsterte ich.
Ich dachte an die Tage, als wir
einfach zusammen saßen, Caitlyn
mich kraulte und ich tat, als wäre ich
nur ein harmloser Kater. Ein Lächeln
huschte über mein Gesicht, während
die Flammen mich verschlangen. Ich
war zufrieden. Zufrieden, dass sie
sicher war.
Caitlyn:
Ich sank auf die Knie, Tränen liefen über mein Gesicht, während Levi in meinen Händen verschwand.
Ethan kniete sich neben mich und nahm mich in die Arme, doch nichts konnte die Leere füllen, die Levi hinterlassen hatte.
Ich fühlte es, wie ein Echo in meiner Brust. Die Flammen, die Levi verschlangen, brannten in meinen Gedanken nach, als ob ein Teil von mir mit ihm ging.
Gabriel, der am Boden lag, hielt sich sein verbranntes Gesicht. „Lasst sie gehen“, keuchte er schließlich. „Aber… ich will einen Blutsaustausch.“
Die Worte hallten in meinem Kopf nach. Ich wusste, was sie bedeuteten. Und ich wusste, dass ich durch die hunderten Vampire um uns herum keine Wahl hatte.
Zwar waren auch Werwölfe aus den verschiedensten Rudeln samt Alphas hier, jedoch waren uns die Vampire zahlenmäßig überlegen.
Gabriel richtete sich langsam auf, sein
verkohltes Gesicht ein grotesker
Kontrast zu seinem höhnischen Lächeln.
,,Nun, Caitlyn.. du weißt, wie es
funktioniert. Ein Blutsaustausch, und
das Kind gehört zu meinem Erbe. Es
wird Teil meiner Linie sein.
Unbestreitbar."
Ethan knurrte bedrohlich, und ich fühlte, wie seine Muskeln sich anspannten.
Doch ich legte eine Hand auf seinen
Arm, um ihn zurückzuhalten. ,,Wir haben keine Wahl", flüsterte ich, meine Stimme rau vor Emotionen.
Gabriel winkte einen Diener heran, der einen kleinen, kunstvoll verzierten Becher aus Rubin trug, zusammen mit einem Dolch aus schwarzem Metall. Die Klinge schimmerte gefährlich im Licht
der Fackeln.
,,Es ist ein einfacher Schnitt", sagte
Gabriel mit kalter Stimme, während er den Dolch nahm und ihn an sein eigenes Handgelenk setzte. Mit einem
geschickten Schnitt öffnete er eine
Wunde, und dickes, dunkelrotes Blut
begann in den Becher zu tropfen.Es
schimmerte seltsam, als würde es eine eigene Energie ausstrahlen.
,,Das Blut eines Vampirkönigs"
murmelte Gabriel, seine Stimme triefte vor Stolz. ,,Es wird dein Kind mit meiner Macht segnen. Und es wird niemals vergessen, zu wem es gehört"
Ich biss die Zähne zusammen, während der Becher in meine Richtung gereicht wurde. Das Blut glühte leicht, und allein der Anblick ließ mir die Kehle zuschnüren. Doch ich wusste, dass Ethan sonst sterben könnte...und alle anderen Werwölfe. Unter ihnen waren auch Logan, Ems und die kleine Hexe Starlight.
,,Du kannst das nicht tun, Caitlyn",
zischte Ethan, seine Hand umfasste
meine Schulter fester. ,,Es ist ein Trick. Er wird immer Macht über unser Kind
haben."
,,Ich weiß", sagte ich leise, mein Blick
auf den Becher gerichtet. ,,Aber wir
haben keine Wahl. Wenn wir es nicht
tun, wird er uns nie in Ruhe lassen."
Meine Hände zitterten, als ich den
Becher entgegennahm. Das Blut darin
wirkte wie flüssiges Feuer, seine Wärme
schien durch das Gefäß zu strahlen. Ein tiefer Atemzug, und ich hob den Becher an meine Lippen.
,,Es tut mir leid, mein kleiner Engel", flüsterte ich zu meinem zukümftigen Kind.
,,Caitlyn, nein, wir können kämpfen!" Ethan packte meinen
Arm, aber ich drehte mich zu ihm um.
,,Ich mache das für unser Kind und für unser Überleben."
Ich hatte keine Ahnung, welche Auswirkungen das auf mein Baby haben würde oder auf die Welt. Ein Hybrid mit dem Blut des Vampirkönigs...es würde nicht leicht werden. Aber ich hatte keine Wahl.
Dann trank ich.
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