Der Einzelgänger - creppy
Kühl wehte mir die Nachtluft des Dezemberabend entgegen. Doch ich versuchte nicht einmal, mich vor der beißenden Kälte zu schützen. Und das obwohl sie deutlich spürbar war und sich sogar bis in meine Haut zu meinen Knochen vorfraß.
Still stand ich einfach da, nahm den Schmerz war, unternahm aber nichts dagegen. Akzeptierte meine Machtlosigkeit und die Tatsache, dass ich meinen Lebenswillen verloren hatte, schon vor allzu langer Zeit.
Mein Leben hatte in meinen Augen keinen Sinn mehr. Alles erschien nur noch trostlos und grau. Jeder Tag war eine Reihung von Qualen, die immer schlimmer wurden und unaufhaltsam weiter wuchsen. Als würden sie sich gegenseitig dazu ermuntert meinen Körper endgültig den Rest zu geben, mich von meinem Leid zu erlösen.
Gleichgültig starrte ich auf die menschenleere Straße. Schnee rieselte vom Himmel und tauchte die ganze Stadt in ein wunderschönes Winterwunderland. Gerne hätte ich das Verlangen danach gehabt mich an jenem Anblick zu erfreuen, doch ich konnte es nicht.
Mein Herz fühlte sich genauso an wie der Schnee, der unter meinen Fußsohlen im gedämmten Licht der Straßenlaterne glitzerte und sich weigerte jegliche Freude zu empfinden oder gar zu zulassen. Zu oft wurde ich schon hintergangen und betrogen. Zu oft habe ich mich von der Vorstellung das alles Gut wird blenden lassen. Zu oft war ich naiv gewesen.
Doch nun war alles anders...
Meine Gefühle waren weg. Sie haben sich gemeinsam mit meinem Herzen von der Welt verabschiedet und nur mich, eine leere Hülle zurückgelassen.
Gedankenverloren legte ich meinen Kopf in den Nacken und sah hinauf zum Himmel. Kalte Schneeflocken fielen mir ins Gesicht und schmelzten sogleich wieder. Ich schloss die Augen und gab mich dem Gefühl hin, einfach umzufallen und vom Wind weggeweht zu werden.
Meine Hände zitterten, genauso wie der Rest meines Körpers. Doch ich ignorierte es. Alles war nun egal.
Niemand war mehr wichtig.
Ich war niemandem mehr wichtig.
》Entschuldigen Sie...aber kann ich Ihnen zufällig weiterhelfen?《 fragte eine zarte Frauenstimme von der Seite. Sofort huschten meine Augen zu ihr und musterten sie. Es war eine junge Frau mit braunem kurzem Haar, das ihr freundliches und warmes Gesicht unrahmte. Besorgt sah sie mich an. Ich antwortete jedoch nicht. Meine Gedanken drehten sich darum, wie gut es diese Fremde nur hatte. Ihre Welt war noch nicht zerstört worden. Ihr wurde noch kein Leid angetan und am Wichtigsten: Sie war normal.
Alles an ihr war durchschnittlich, nicht das dies mir abgeneigt war. Ganz im Gegenteil, mich störte es, dass sie noch menschlich war und kein Monster.
So wie ich.
Erneut fragte sie, ob mit mir alles in Ordnung wäre, doch noch immer gab ich ihr keine Antwort. Stattdessen kam mir der Gedanke auf, sie einfach am Hals zu packen und zu zudrücken. So lange bis ihre Augen sich seltsam verdrehen würden und sie aufhören würde wie ein Fisch auf dem Trockenen zu zappeln.
Ihre Stimme holte mich aus meinen Gedanken, worum ich froh war. Beinahe hätte ich mich von dem Mordgedanken mitreißen lassen.
Doch wieso ließ ich jene mich nicht beherrschen? Immerhin hatte ich nichts mehr zu verlieren. Alles wurde mir genommen. Die Welt war grau und sinnlos.
Und selbst der Gedanke daran, wegen Mord ins Gefängnis zu kommen, war unbedeutend. Alles war unbedeutend. Selbst das ich nicht menschlich war.
Ich ließ mich endgültig in die Finsternis fallen und legte jegliches Gewissen ab, welches noch hätte aufgekommen können. Anschließend wurden meine Augen zu zwei Schlitze, die mein zukünftiges Opfer gefährlich musterten. Die Frau schreckte ängstlich zurück. Ihr Körper zitterte und dennoch fragte sie erneut, was den los sei. Ich konnte nicht anders als in lautes Gelächter auszubrechen.
Es war doch offensichtlich, dass ich nichts gutes im Sinne hatte und das ich nicht die Art Mensch war, welche man nachts auf einer leeren Straße begegnen wollte.
Wieso also war diese Frau nur so naiv?
Merkte sie nicht, dass sie in Gefahr war?
Oder wollte sie es sich nur nicht eingestehen?
Ohne mir weiter darüber den Kopf zu zerbrechen, näherte ich mich ihr. Sie wollte wegrennen, doch ich ließ sie nicht. Meine Hand griff reflexartig nach ihrem Handgelenk. Gewalttätig zog ich sie an mich heran. Sie schrie und schlug um sich, doch mir machte dies alles nichts aus. Sie war nur ein Mensch, ein schwaches Wesen, dass nicht in der Lage war, sich selbst zu beschützen.
》Was willst du von mir? ... Ist es Geld? Oder vielleicht etwas anderes? Ich werde dir alles geben, was du verlangst, aber bitte....bitte verschone mich.《schluchzte die Frau und hielt ihre freie Hand schützend über ihrem Gesicht, dass mit lauter Tränen gekennzeichnet war.
》Ich will nichts dergleichen.《gab ich knurrend von mir und legte beide Hände um ihren Hals. Ich hielt sie mit voller Kraft in die Höhe, sodass ihre Füße den Boden verließen und wenige Zentimeter über ihm in der Luft baumelten. Die junge Frau flehte mich an, sie am Leben zu lassen. Doch ich ignorierte sie. Statt ihren letzten Worten Gehör zu schenken, verstärkte ich den Druck um ihren Hals. Meine zuvore Vorstellung ihres Todes wurde zur Realität.
Mit dem einen kleinen Unterschied, dass ich meine nicht menschlich Seite anerkannt und akzeptiert hatte. Wie die Inkarnation des puren Bösen, ergötze ich mich an ihrem Leid und dem vor Schmerzen und Angst verzerrten Gesicht.
Bevor ich sie jedoch von ihrem Leid erlöste, lockerte ich meinen Griff und ließ sich zu Boden fallen. Dort kauerte sie sich ängstlich zusammen und fing an stark zu husten und nach Luft zu schnappen. Sie wollte vor mir davonkriechen. Doch ich ließ sie nicht davonkommen. Nach nur wenigen Zentimetern, packte ich die Verängstigte am Arm und drehte sich zu mir um, sodass ich auf ihrem Bauch Platz nehmen konnte.
Anschließend zog ich mir die schwarzen Handschuhe aus, die eigentlich nur zum Schutz meiner Mitmenschen dienten. Jene waren jedoch nicht mehr da, weshalb ich auch keine Zurückhaltung mehr besaß. Ich konnte einmal in meinen Leben ist selbst sein. Das Monster, welches ich seit meiner Geburt war und bis zum heutigen Tag verleugnet hatte, wurde geweckt. Es besaß keine Fesseln mehr, sondern war frei und in der Lage alles zu tun, was meine Begierden sich ersehnten.
Nachdem der lästige Stück Stoff entfernt war, legte ich meine rechte Hand auf ihre Brust, genau dort wo ihr Herz dahinter lag. Ich beugte mich nach vorne, flüsterte ihr leise ins Ohr, dass alles in Ordnung wäre. Dass es nicht ihre Schuld wäre, sondern sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war und strich ihr sogar zärtlich über die Wange. Die Frau beruhigte sich sogar etwas durch meine Worte, doch ehe ich ihr den Glauben vermittelt wurde, dass ich sie am Leben lassen würde, glühten meine Augen auf. Meine Hand, die auf ihren Brust geruht hatte, bohrte sich tief in ihren Körper. Vor Schock erstarrt sah sie wie jene in ihrer Brust verschwand, dabei jedoch keinen Schaden hinterließ. Doch selbst, wenn es so aussah, als hätte ich ihr kein Leid zugefügt, so suchten unglaubliche Schmerzen die Frau heim. Der Fremdkörper, welcher sich gewaltsam in ihr Fleisch gebohrt hatte, machte sich auf zu ihrem Herz.
Oder besser gesagt, ich ließ meine Hand zu ihrem Herzen wandern.
Meine Finger schlossen sich einzeln um den Muskel, dessen Aufgabe es war ihren Körper mit Blut zu versorgen, und drückten zu. Ihre Schreie blieben im Halse stecken. Die Augen weit aufgerissen, spuckte sie Blut. Ich ließ erst von ihrem Herz ab, als jenes nur noch ein matschiger Klumpen war, dessen Zweck verloren gegangen war. Meine Hand glitt aus ihrem Körper und ich stand auf.
Ohne den toten Leichnam eines letzten Blickes zu würdigen, ging ich durch den Schnee. Ohne jegliches schlechtes Gewissen.
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