Kapitel 4
Ihr tat alles weh. Jane spürte einen starkes Pochen in ihrem Schädel als sie auf wachte. Als würde jemand Basketball spielen. Auf ihrem Gehirn. Sie traute sich nicht ihren Körper, geschweige denn ihren Kopf zu bewegen, aus Angst vor der Erschütterung. Der Schmerz zog sich bis in ihren kleinen Zeh. Sie traute sich nicht einmal, ihre Augen zu öffnen. Sie spürte, dass etwas ihren Oberarm fest umklammert hielt, etwas kitzelte um ihren Bauchnabel und ihr Zeigefinger fühlt sich an, als würde er in einem Schraubstock leicht eingedreht worden sein.
Ein ohrenbetäubendes Piepen drang immer wieder zu ihr durch, als würde es über ihr schweben. 'Kann man dieses blöde Piepen nicht abstellen?!', schrie sie in ihrem Kopf. Er fühlte sich an, als würde er gleich explodieren. Je wacher sie wurde, umso mehr nahm sie von ihrer Umwelt war. Ein strenger Geruch umgab sie. Es roch nach Desinfektionsmittel, Urin und alten Menschen. Sie hörte ein Wirrwarr an Stimmen, so laut, als würden sie schreien. Klappernde Absätzen die hin und her hetzten. Weinende und lachende Menschen.
Sie hörte wie Schritte auf sie zu kommen- schwer und zügig. Die Person stellte sich neben sie ans Bett. Über ihrem Kopf hörte sie, wie die Person über ihr an etwas herum zu spielen schien. Finger, die auf etwas trommelten. Das Piepen über ihr verstummte. Von der Neugier gepackt, öffnete sie vorsichtig die Augen.
Sie blinzelte. Ein, zwei Mal, bis sich ihre Augen an das grelle Licht gewöhnt hatten. Über ihr gebeugt war eine Frau, die etwas auf dem Gerät über ihr eintippt. Daher also das Piepen, dachte sich Jane. Die Frau, die sich als Krankenschwester entpuppte, schaute angestrengt auf den Monitor und seufzte. Janes Blick viel auf ihren Oberarm, wo sie eine Blutdruckmanschette sah, die sich gerade aufpumpte. Jane versuchte gerade danach zu greifen, als sie von einer warmen Hand davon abgehalten wurde.
"Oh Frau Miller sie sind wach. Schön das es ihnen besser geht. Aber die Kabel müssen dran bleiben." 'Besser geht?', kommentierte Jane innerlich. Sie hatte tierische Kopfschmerzen, ihr Körper tat weh und sie wusste nicht wo sie war, aber die Frau behauptete Jane würde es besser gehen, sehr witzig.
Jane blickte sie an, traute sich nicht etwas zu sagen. Doch die Frau redete unbeirrt weiter.
"Sie sind im Krankenhaus. Wissen Sie, wie sie hier her gekommen sind?" Jane blickte sie weiter stumm an. Was war passiert?
"Ihre Vitalzeichen scheinen alle im Normebereich zu liegen, ich werde den Arzt informieren. Er wird gleich zu Ihnen kommen. Bis dahin versuchen Sie nicht wieder die Blutdruckmanschette, die EKG Elektroden von Ihrem Oberkörper oder den Pilsmesser von Ihrem Finger zu lösen." Dann verließ die Frau auch wieder das Zimmer. Wenigstens wusste sie jetzt was an ihrem Körper befestigt war. Dennoch machte sich Panik in Janes Kopf breit. Was war passiert? Sie versuchte angestrengt darüber nach zu denken, wie sie hier gelandet war.
Sie erinnerte sich an die Party- ihre Party. Sie war total betrunken gewesen und Collin hatte sie mit einem Taxi nach Hause geschickt. Und dann Rauch. Jane erinnerte sich an Rauch und einen Schrei. Ihren Schrei. Ein Auto war auf sie zu gerast, als sie auf dem Weg nach Hause gewesen war...
Ein Mann mit weißen Kittel klopft an die angelehnte Tür und unterbrach somit Janes Unfallrekonstruktionsgedanken.
"Ah Frau Miller!" sagte er etwas zu enthusiastisch, "schön, dass sie wieder bei uns sind."
"Hallo.", das war alles was Jane hervor bringen konnte. Ihre Stimme hörte sich fremd an. Kratzig und undeutlich. Sie spürte einen dicken Kloß im Hals. "Ich bin Doktor Abraham, einer der Chefärzte bei uns im Haus. Na da haben sie ja ganz schön was abgekriegt, was? Wie geht es Ihnen?"
"Mein Kopf tut weh, es fühlt sich an, als ob er gleich zerspringt." antwortete sie mit belegter Stimme.
"Oh ja das ist normal. Sie haben ein Schädelhirntrauma. Außerdem eine kleine Prellung am C6 im HWS Bereich, sowie einer Rippenserien Prellung. Alles in allem haben Sie aber großes Glück gehabt." Dr. Abraham sah sie freundlich an. "Ich habe was?", war alles was Jane hervor brachte. Sie hatte kein Wort von seinem Medizin geschwafel verstanden. "Pardon, sie haben eine schwere Gehirnerschütterung durch den Aufprall erlitten und eine Prellung der Rippen auf ihrer rechten Seite. Außerdem haben Sie eine weitere Prellung des C6, des sechsten Halswirbels. Es scheint, als wären Sie gegen die Autotür geprallt. Aber sie haben Glück, denn wie heißt es so schön 'c2 to c5 keeps us alive.' ", er lachte in sich hinein. 'Also, sie hatte einen Autounfall erlitten, hat nun starke Schmerzen und der Doktor lachte über seine eignen Witze, die nur er oder andere Mediziner verstanden', fasste Jane für sich zusammen. Super.
Sie räusperte sich. "Ich möchte mit meinem Manager sprechen.", stieß sie hervor. Sie wollte jemand vertrauten um sich haben. Jemand der ihr wirklich Informationen geben konnte.
"Und wie lange bin ich schon hier?"
"Selbstverständlich. Wir hatten ihn bereits heute morgen erreichen können, sagten ihm aber, Sie seien noch nicht ansprechbar. Das war vor circa sechs Stunden. Wir werden ihn erneut kontaktieren." Zustimmend nickte Jane ihm zu. Gut, dachte sie sich und atmete tief aus. Sie wollte am liebsten weinen. Nicht nur, weil sie mit der Situation überfordert war, sondern auch, weil die Schmerzen immer unerträglicher wurden. Der Arzt sprach weiter.
"Gerade liegen sie in einem Überwachungszimmer. Durch ihre Verletzungen wäre es Ratsam, wenn sie mindestens eine Nacht bei uns verbringen würden, damit wir weiterhin ihre Werte kontrollieren können." Er zog eine kleine Mappe, die am Bett hing hervor und blickt ernst auf das, was er da vor sich hatte.
"Ich möchte sie bitten im Bett liegen zu bleiben. Sollten sie den Drang verspüren auf zu stehen, betätigen sie bitte die Klingel.", er zeigte auf die kleine Fernbedienung mit dem großen roten Knopf neben ihrer Hand. "Eine der Schwestern wird sie dann unterstützen. Hier sind noch einige Flyer, bezüglich der Händehygiene im Krankenhaus aufgrund der Keimbelastung, ebenso wie ein Flyer über Stürze und verschiedene Präventionen dafür. Haben Sie noch Fragen?" Ja, wollte Jane rufen, hielt sich jedoch zurück.
"Können Sie bitte meinen Lebensgefährten kontaktieren?"
Dr. Abraham verabschiedete sich mit einem kurzen nicken, informierte sie noch darüber, dass er am Abend nochmal nach ihr sehen wollen würde und verließ den Raum. Jane schaute auf die Uhr, die an der Wand hing, direkt gegenüber von ihr. Es war elf Uhr. Vorsichtig versuchte sie ihren Kopf zu drehen - möglichst langsam und bedacht, um sich einen Überblick im Raum zu verschaffen. Sie verspürte augenblicklich einen stechenden Schmerz im Nacken und begab den Kopf wieder in seine Ausgangsposition. Sie hatte ganz vergessen den Arzt nach einem Schmerzmittel zu fragen. Sie schloss ihre Augen und versuchte ihren Kloß im Hals zu schlucken. Tränen quollen hinter ihren Liedern hervor und flossen ihr langsam über die Wangen. "Das habe ich nicht verdient", sagte sie zu sich selbst. Sie hatte sich geschworen, niemals wieder ein Fuß in ein Krankenhaus zu setzten. Falsch gedacht. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus.
"Das wird schon wieder, meine Hübsche.", sagte plötzlich eine fremde warme Stimme. Es kam von ihrer rechten Seite. Jane öffnete die Augen und drehte den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam. Wieder konnte sie einen leichten Stich im Nacken spüren, aber diesmal nicht ganz so schlimm wie zuvor. Sie erblickte eine alte Frau, die an der Bettkante saß, und genüsslich einen Schokoladenpudding aß. Sie hatte kurze, lockige, weiße Haare, die mit einer rosa Spange aus dem Gesicht gehalten wurden. Ihr Gesicht wirkte freundlich, mit vielen kleinen Falten und mit dem leichten Hauch einer getönten Tagescreme bedeckt. Ihre Augen strahlten förmlich vor Liebe und Weisheit. Unter dem Patientenhemd konnte man einige Speckröllchen vernehmen.
"Sie haben leicht reden.", antwortet Jane traurig.
"Ach ja, wieso denken Sie so?", fragte die Dame amüsiert.
"Sehe ich so alt aus?"
Jane biss sich auf die Lippen. Sie wollte eigentlich gar nicht unfreundlich klingen, aber auf eine Unterhaltung hatte sie gerade nun wirklich keine Lust.
"Na ja sie sind schon älter..."
"Und deswegen wäre es bei mir nicht so schlimm.", fällt sie Jane ins Wort. Sie lachte und schüttelt den Kopf.
"Ja also nein, so meinte ich das nicht,", haspelte Jane weiter, "sie haben nur bestimmt ganz andere Dinge schon in ihrem Leben erlebt."
"Also den zweiten Weltkrieg habe ich bestimmt nicht miterlebt!" antwortete die Dame empört, ihr lachen wurde nun lauter. Jane merkte, dass sie errötete. Es war ihr unangenehm, dass die Dame sich über ihr Unbehagen lustig machte. "Sie wissen gar nicht was diese Situation für mich bedeutet." gab Jane leise zurück. Die Damen konnte sich nicht vorstellen, was es in der Medienbranche hieß, länger als 2 Tage aufzufallen. Vor allem wenn man eine Live Show moderierte, dessen Moderator man austauschen könnte und dieser dann vielleicht noch mehr gefeiert wurde. Jane schloss die Augen- wieder mit einem dicken Kloß im Hals. Aber nein, dass würde nicht passieren, dafür liebten sie ihre Fans sie zu sehr. Das würde die Show und den Sender nur in Verruf bringen. "Nein, da haben sie recht, dass weiß ich nicht. Ich weiß nicht wer Sie sind, aber was ich weiß ist, das sie großes Glück gehabt haben. Es hätte Sie deutlich schlimmer treffen können." Die Dame schaute Jane nun ernster an. Dann dreht sie ihren Kopf mit samt ganzen Rumpf und ein langes weißes Pflaster erstreckte sich senkrecht über ihren Nacken.
"Mir ist jemand hinten ins Auto gefahren. Dabei sind der sechsten und siebten Halswirbel gebrochen. Ich wurde direkt operiert. Das war vorgestern. Nur, weil mein altes Herz faxen gemacht hat unter der Narkose, stehe ich noch immer unter Beobachtung."
Sie zuckte die Schultern. Jane blickte sie Stumm an. Die Dame erzählte ihre Geschichte so trocken, als würde sie übers Wetter reden. So gestanden, ohne ein Spur von Selbstmitleid in der Stimme.
"Das tut mir leid.", antwortet sie ihr zaghaft. Sie beißt sich aus die Zunge, weil sie der Frau anfangs so patzig gegenüber gewesen war. Sie schien nett zu sein. "Ach, das brauch Ihnen nicht leid zu tun. Ich bin übrigens Rosanna."
"Jane", antwortete Jane knapp und beendete damit das Gespräch. Sie brachte ihren Kopf wieder in eine gerade Position, schloss die Augen und ließ ihre Hände unter die Bettdecke gleiten. Erschüttert stellt sie fest, dass sie das selbe Patientenhemd trug wie Rosanna. Zu mindestens fühlte sich der Stoff ihres Kleides, welches sie auf der Party an hatte definitiv anders an.
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Ich habe etwas auf Kapitel 4 warten lasse-sorry dafür!
Stay tuned!
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