Kapitel 2
Alles saß Perfekt. Joel hatte sich mal wieder selbst übertroffen, was man auch ruhig erwarten durfte bei seinen Preisen. Aber über Kosten machte Jane sich heute keine Gedanken. Heute kalkulierte sie nur ihre Champagnergläser. Sie schürzte die Lippen und zwinkterte sich im Spiegel kokett zu. Sie trug einen roten Lippenstift, passend zu ihrem roten Kleid. Ihre Augen waren minimal geschminkt und zeigten trotzdem ihr maximales Potenzial. Ihre Augen mochte sie am liebsten. Sie hatten die Farbe des Ozeans. Ihre blonden Haare fielen ihr in zarten Wellen über die Schulter. Das Etuillekleid schmiegt sich elegant an ihren schlanken Körper. Es endet über ihren Knien. Ihre langen Beine wurden gekonnt durch einen Schlitz am hinteren Kleidersaumen betont. Ihre neuen Schuhe rundeten alles ab. Die Glitzerschnallen funkelten passend zu ihren Ohrhängern und ihrem Armband um die Wette.
"Sie sollen dich heute begleiten, wenn ich es nicht tun kann", hatte ihr Max zugeraunt, als er sie ihr vor drei Tagen geschenkt hatte. Kurz bevor er auf Geschäftsreise nach New York geflogen war. Max Grünbaum war der Geschäftsführer eines renommierten Modelabels und ihr Freund. Jane musste schmunzeln. Er konnte es nicht ausstehen, wenn sie ihn so nannte.
"'Freund' hört sich nicht seriös sondern jung an. Wir sind keine verliebten Teenager mehr- ich bin 36 Jahre alt", sagte er jedes Mal, wenn sie ihn mit "Freund" vorstellte.
"Ich bin dein Lebensgefährte, stell mich dann auch als diesen vor." Das hielt sie allerdings für Schwachsinn.
Mit "Lebensgefährte" assoziiert Jane einen Ehemann und von einer Ehe war sie noch weit entfernt. Sie wollte nicht "Frau von" sein. Zumindestens noch nicht. Sie wollte sich selbst verwirklichen. Ihren eigenen Weg gehen. Nicht das Max sie nicht unterstützen würde. Bei einem Fotoshooting von Jane, welches seine Firmaorganisiert hatte, lernten sie sich kennen. Bevor sie ihre die Stelle als Moderatorin beim Sender Jet1 Angeboten bekommen hatte. Als es publik wurde, dass Everybody's Darling Jane Miller heimlich mit dem begehrten Junggesellen unanständige Sachen macht, und kurz darauf hin, sie vor der Kamera stand für das Trasch und Klatsch Fernseher Magazin "PAW- Promis around the world" , wurde das Volk stutzig. Also hielten ihre Manager es für das beste, eine Fakebeziehung zu führen. Ihrem Ruf war es zu Gute gekommen, als es hieß sie habe den ewigen Junggesellen gezähmt. Und Max, nun ja Max wurde zwangsläufig auf eine Frauenpause gesetzt.
Es hätte beide Parteien schlimmer treffen können. Abgesehen davon das sie ja bereits schon mit einander geschlafen hatten.
Erstaunlich wie schnell man sich an einen anderen Menschen gewöhnen kann, wenn man zusammen lebt. Er war gut zu ihr und sie waren ein gutes Team. Schnell wurde mehr aus ihnen, als nur das lächelnde Vorzeigepärchen. Sie würde sogar behaupten, dass sie sich wirklich in einander verliebt hatten.
Und doch würde sie alleine auf ihrer Jubiläumsparty auftauchen. Es war dumm von ihr gewesen zu glauben, dass er dieses Mal früher nach Hause kommen würde. Er war in letzter Zeit oft in New York. Sie hatte ihn bereits darauf angesprochen.
Sie hatten gemütlich zu Abend gegessen mit einem Glas Rotwein am runden Essenstisch. "Können wir nicht mal wieder ein Wochenende zusammen verbringen?", hatte sie ihn gefragt und schüchternd angelächelt. "Nur du und ich. Ohne unsere Smartphones. Du verbringst mehr Zeit mit deinen Models, als mit mir." Als Antwort hatte sie eine abwertende Handbewegung und einen unmissverständlich Blick bekommen. "Zur Zeit laufen die schönsten Frauen in New York herum und hetzen von Casting zu Casting. Das weißt du, Süße. Die New Yorker Fashion Show ist in weniger als zwei Monaten. Ich habe noch einiges zu erledigen", hatte er ihr streng geantwortet. Am Anfang hatte sie ihn für die Leidenschaft an seinem Job verehrt. Sie mochte es, dass er zielstrebig war und genau wusste was er wollte. Genau wie Jane. Das hatte so einiges erleichtert. Sie wollte sich nicht vorstellen, wie es wäre, wenn sie sich in einer Partnerschaft rechtfertigen müsste, warum sie so viel und hart arbeitete. Am Anfang hatte sie diese Leichtigkeit genossen. Nun war sie enttäuscht. Enttäuscht darüber, dass sie fast gar keine Zeit mehr miteinander verbrachten. Auch der Sex kam deutlich zu kurz. Und wenn sie mal intim wurden, fühlte es sich gehätzt an. Wie ein weiteres Blitzprojekt, dass man schnell abarbeiten musste. Aber Jane hakte nicht weiter nach. Natürlich wusste sie von der Fashion Week. Sie war schließlich dazu ausgewählt worden, eine Woche lange für Jet1 im Backstage Bereich die Interviews zwischen den Shows zu führen.
Max hatte sie nicht verstanden. Er sah nicht, dass sie unglücklich war. Aber er liebte sie, da war sie sich mehr als sicher.
Ein wenig beleidigt darüber, dass er sie nicht schon angerufen hatte, um ihr einen schönen Abend zu wünschen, holte sie ihr Handy aus ihrer Clutch und drückte auf die Kurzwahltaste. Es musste bereits elf Uhr Abends sein in New York. Vielleicht konnte sie ihn ja wenigstens kurz von den Outfit- und Settings Planungen locken. Max nahm nach dem siebten klingeln ab. Laute Bässe schalten durch den Hörer ihres Telefons. Klirren von Gläsern und Gelächter im Hintergrund. Damit hatte sie nicht gerechten. "Hallo? Süße?" Schrie Max ihr entgegen. Wobei er leicht lahlte. Er hatte getrunken. "Ja ich bin es! Wo bist du? Ich kann dich kaum verstehen." Sie hatte selber die Stimme angehoben. Als ob er sie so besser verstehen könnte. "Ach Jani, Jani meine Süße. Wir sind bei einer Champagnerverkostung. Wir müssen doch wissen was wir unseren Gästen servieren!" Er hickste. Herrjemine, wie viel hatte er getrunken? Und seit wann ging er auf Champagner Verkostungen? Das einzige Getränk was Kohlensäure besitzen durfte war Bier. So hatte es Max ihr erklärt.
"Ja, stimmt" ein nervöses Kichern entglitt Jane. Sie räusperte sich, "Ich wollte auch nur kurz nach dir hören. Ich stehe fertig in Joel's Salon vor dem Spiegel und denk an dich." Wow Jane, dachte sie sich. Das hörte sich verzweifelter als beabsichtigt an. Wenn sie ehrlich war, passte es ihr ganz und gar nicht das ihr Freund sich am anderen Ende der Welt bis zur Besinnungslosigkeit gerade betrank und sie mit ein paar Schuhen zuhause hatte sitzen lassen. New Yorker Fashion Week hin oder her. "Jane", Max' Stimme klang nun weicher als zu Beginn. Auch waren die Hintergrundgeräusche nicht mehr so präsent. Sie musste grinsen. Er hatte sich extra, um mit ihr zu reden, von der Party entfernt. Zumindest hörte es sich so an. "Jane",sagte er wieder. Dann nach einer kurzen Pause, "Mein Engel mach dir keine Sorgen. Morgen mittag werden wir voraussichtlich in Frankfurt landen und dann werden wir uns Abends wieder sehen. Wir können uns was zum Essen bestellen und zusammen einen Film anschauen", Pause. "Du darfst ihn aussuchen." Er seufzte. "Ich stell schon mal das Bier kalt und krame die Disney Filme raus", antwortete sie entzückt. Jane hörte ihn am anderen Ende seufzen. Offenbar freute er sich ebenso sehr wie sie. Oder zu mindestens fast. Ein aufgeregtes Kribbeln machte sich in ihrem Bauch breit.
"Ich freue mich wirklich sehr. Es bedeutet mir viel zu wissen, dass du unsere Zweisamkeit auch vermisst.",sprudelte es nur so aus ihr heraus. "Engel, du bist die beste", entgegnete er ihr. Seine Stimme hatte sich verändert. Sie wurde noch dunkler und kerniger. Moment. "Hast du mich gerade 'Engel' genannt?", Jane war baff. In den kompletten nun mehr als 13 Monaten in denen die Beiden ein Paar wahren, hatte er sie kein einziges Mal 'Engel' genannt. Immer nur süße."Ach natürlich. Du bist doch mein blonder Engel. Kostbarer als jeder Schatz am anderen Ende der Welt.", er atmete hörbar aus und sie hörte ein leises verschmitzes Lachen aus seiner Kehle. Ihr Herz machte einen Satz. Solche schönen Worte waren eine Rarität. Max hielt nicht viel von romantischen Worten. Er hatte jedoch gespürt, dass sie diese aber genau in dem Moment brauchte. "Ich liebe dich", sagte sie. "Ich lieb...", sein Satz wurde von einem kichern unterbrochen. Jane erstarrte. War da etwa noch jemand? Bevor sie ihn hätte fragen könnten, kam er ihr zuvor. "Mist mein Versteck ist aufgeflogen. Gigi ist gerade in die die Besenkammer rein gestürzt. Jane ich muss auflegen. Der perfekte Champagner ist noch nicht in Sicht. Schick mir Fotos. Ich liebe dich." Damit war das Gespräch beendet. Es entfuhr ihr ein Lachen. Natürlich waren da auch Frauen. Kurz hatte Jane sich beunruhigen lassen, aber er fing sie immer wieder auf. In eine Besenkammer hatte er sich also zurück gezogen, soso. Sie grinste, als sie an die Besenkammer zurück dachte auf die sie und Max zufällig einmal gestoßen waren. Im Hilton Hotel in New York. Betrunken, um ein Uhr nachts.
"Joel, kommst du bitte?", rief sie durch den Laden dem Besitzer entgegen, "du musst jetzt bitte Fotos von mir schießen, die ich später hochladen kann."Der kleine Italiener kam ohne weiteres angelaufen. Er knippste innerhalb von fünf Minuten eines der schönsten Bilder, das sie später auf ihrem Instagram- Account haben würde.
Sie verabschiedete sich nach alter "Küsschen links, Küsschen rechts"- Manier zum Abschied und stieg, perfekt zurecht gemacht, in den extra auf sie wartenden Rolls Royce.
Sie fuhren in Richtung Partylokation. Eine Rooftop Bar am Alexanderplatz.
Es war ein schöner Spätsommer Abend. Jetzt im Nachhinein kam es Jane ganz gelegen, dass sie alleine zur Party ging. So waren nämlich alle Augenpaare nur auf sie gerichtet. Das würde sie jedoch niemals laut aussprechen. Sie brauchte keine Begleitung. Sie stand für sich selbst. Die Gästeliste am heutigen Abend war außerdem lang. Auch einige Promis hatten ihr fest zugesagt. Die einen weger der Publicity und die anderen weil sie ihre Freunde waren.
Während der Fahrt bereitete Jane ihr Bild zum Hochladen vor. #FIRSTJUBILÄUM #PARTY # FRIENDS #GOALS #BLONDEGIRL #REDDRESS.
Bevor sie Moderatorin war, war sie auch auf Instagram unterwegs gewesen und hatte zu diesem Zeitpunkt schöne Selfies hochgeladen. Oder leckeres Essen. Oder den Hund ihrer Mutter, oder ihre Einkaufstüten, oder einen Blumenstrauß. Doch nachdem ihr Profil von 5738 auf 1 862 798 Follower gestiegen war, wählte Jane ihre Bilder mit bedacht aus. Das hatte ihr auch ihr Manager ans Herz gelegt. Schließlich hat sie jetzt einen blauen Hacken. Der "I-made-it" - Hacken, wie sie ihn getauft hatte. Sie hielten vor dem Gebäude an.
Ein aufgeregtes Kribbeln machte sich in ihr breit. Heute war ihr Tag. Sie hatte hart dafür gearbeitet.
Die Autotür wurde geöffnet.
Sie hattte nie gefehlt. Hatte immer 110 Prozent abgeliefert. Nichts und niemand würde ihr heute das Strahlen rauben können. Sie glitt mit einem Bein aus der Limousine, hielt sich dramatisch am Autodach und der Tür fest. Sie schenkte den Paparazzos ein strahlendes lächeln. Heute war ihr Tag.
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Ende des zweiten Kapitels.
Jane scheint ziemlich von sich selbst geblendet zu sein, findest du nicht auch?
Wie wird die Party verlaufen?
Warum war weder ihr, noch dem Fahrer der Limousine aufgefallen, dass ein kleiner schwarzer VW Golf ihnen gefolgt war? Oh. Mist. Davon kannst du noch gar nichts wissen! Ups.
Kapitel No. 3 folgt in Kürze!
Stay tuned!
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