Kapitel 24
„Wonach suchen wir genau?“, flüsterte ich kaum verständlich in den Raum, denn die Möglichkeit bemerkt zu werden, bestand noch immer.
Ich fühlte das Unbehagen meinen Körper einnehmen, mein Magen drehte sich unheilvoll um und mein Herz verkrampfte sich.
Chan hingegen machte sich bereits unbeirrt am Schreibtisch zu schaffen und öffnete Schubladen und Schranktüren, um nach möglichen Beweisen zu suchen. Als er jedoch bemerkte, dass ich weiterhin verloren im Raum herumstand, richtete er seine Aufmerksamkeit für kurze Zeit auf mich.
„Ich weiß es auch nicht, aber schau einfach in Schränke und Schubladen. Such nach etwas Verdächtigem“, meinte er abwesend, während er seine Nase schon in den nächsten Schrank steckte.
Genervt schnaubte ich.
Das war doch keine Detektivserie, bei der man die entscheidende Hinweise wie auf dem Präsentierteller serviert bekam. Chan hatte eine ganz verquere Vorstellung davon, wie wir an Beweise kamen.
„Kannst du vielleicht ein bisschen vorsichtiger sein? Wenn du so weiter machst, ziehst du die Schubladen aus ihren Schienen“, motzte ich ihn mit gesenkter Stimme an und trat neben ihn, um die teuren Schubladen beinah übertrieben sanft zu schließen, so als wären sie aus Glas.
Chan kommentierte meine Bemerkung nur mit einem leichten Augenverdrehen und wandte sich schweigend den Schränken an den Wänden zu.
Aufgebracht von seinem leichtsinnigen Verhalten, starrte ich seinen breiten Rücken vernichtend in Grund und Boden, während er den Inhalt der Schränke weiterhin unter die Lupe nahm.
Ich presste die Luft angespannt aus meinen Lungen, in dem Versuch mich zu beruhigen, ohne Chan dafür aus dem Fenster werfen zu müssen.
Ich durfte mich nicht aufregen, ich durfte nicht laut sein.
„Sei bitte einfach vorsichtig. Nur weil Hyung uns Zutritt zu JYPs Büro verschafft hat, heißt das nicht, dass wir hier auch sein dürfen“, erinnerte ich den Älteren, der nun allmählich weich zu werden schien. Lächelnd drehte er sich zu mir um und nickte schwach.
„Ich weiß, Minnie. Ich bin nur so stürmisch, weil wir kaum Zeit haben. Guck dich um, es gibt so viele Orte, die wir absuchen müssen und wenig Zeit. Das hier ist unsere einzige Chance belastende Indizien zu finden, also bitte, Minnie. Bitte such jetzt endlich nach verdächtigen Inhalten.“
Zum Ende hin bettelte er schon fast und ich konnte ihn natürlich verstehen.
Wir waren kurz davor unsere Theorie mit handfesten Beweisen zu belegen.
Es waren nun schon zwei Wochen vergangen seitdem die Bilder von Changbin und Felix geschossen wurden. Wir hatten die beiden von der ganzen Situation in Kenntnis gesetzt, sodass wir schlussendlich gemeinsam entschieden hatten, unserer Agentur nichts zu melden. Und siehe da – zwei Wochen später ist noch immer kein einziges Bild oder auch nur ein Post mit Behauptungen online gegangen.
Kollektiv beschlossen wir dann unseren Manager in Kenntnis zu setzen, denn ihm konnten wir vertrauen. Die Bedingungen in seinem Arbeitsvertrag ignorierte er sowieso gerne ohne triftigen Grund. Er würde sich stets für Bc1 statt dem Label entscheiden, denn er gehörte quasi zu Bc1 dazu.
Es war mir jedoch ein Rätsel, wie er es geschafft hatte uns unbemerkt in JYPs Büro zu schmuggeln. JYP hatte ungewöhnlich und unvorsichtig viel Vertrauen in unsere Band und unseren Manager.
Seufzend scannte ich den Raum ab, um beim Suchen taktisch vorzugehen und mich nicht einfach ins Chaos zu stürzen – mein Blick glitt zu dem Älteren – so wie Chan.
In der Mitte des Raums stand ein großer Schreibtisch aus Mahagoniholz, der mich nur so spöttisch anglänzte, als würde er mir unter die Nase reiben wollen, dass er allein den Wert meiner gesamten Zimmereinrichtung überstieg.
Bei dem Gedanken rümpfte ich die Nase, denn das Büro unseres Chefs strotzte nur so vor abgöttisch luxuriösen Mobiliar.
Vor dem sündhaft teuren Holzgefilde befanden sich zwei Sessel, deren Polster mit schwarzem Samt bezogen waren. Das Samt sah so edel aus, dass ich mich nicht einmal trauen würde darauf Platz zu nehmen, aus der Angst, es auch nur irgendwie zu beschmutzen.
Hinter dem Schreibtisch erstreckte sich eine große Fensterfront, die eine freie Sicht auf Seouls Straßen verschaffte. Links und rechts, an den Wänden des Raumes, befanden sich unglaublich viele Einbauschränke, die wahrscheinlich nur so vor Akten und Dokumente überquollen.
Doch diese leicht zu erreichenden Dokumente waren ganz bestimmt nicht das, wonach wir suchten. Wir suchten nach etwas, das nicht gefunden werden sollte.
Langsam trat ich näher an die Schränke heran und stellte fest, dass oberhalb dieser eine Holzverkleidung Platz fand.
Verwundert zog ich die Augenbrauen zusammen, denn es erschien mir nicht schlüssig warum man den Platz auf diese Weise verschwenden sollte.
Mein erster Instinkt war es, zu überprüfen, ob die Verkleidung locker saß, sodass man sie ablösen konnte.
Doch nach nur wenigen Sekunden stellte ich fest, dass diese bombenfest saß und es da nichts zu rütteln gab.
„Was machst du da?“, fragte Chan verwirrt und sah zu mir auf. Er hockte momentan auf dem Boden und durchsuchte diverse Schubladen.
„Ich dachte, dass sich die Verkleidung vielleicht ablösen lässt und sich dahinter etwas befindet, aber das Teil hier“, ich klopfte demonstrierend gegen die Verkleidung, „lässt sich definitiv nicht bewegen.“
Seufzend betrachtet ich das befestigte Holz, etwas enttäuscht, dass mein Einfall zu nichts führte.
„Klopf nochmal dagegen“, forderte mich Chan plötzlich bestimmt auf.
Verwirrt glitt mein Blick zu ihm.
„Hm?“
„Klopf nochmal dagegen“, wiederholte er und deutete wirr auf die Verkleidung.
Ich kam seinem Befehl ohne Nachfrage nach und verstand nun, was er meinte. Es klang ein dumpfer Ton durch den Raum, der uns unmissverständlich verriet, dass sich kein Hohlraum hinter dem Holz verbarg.
„Deine Idee ist gut, Minnie. Kontrollier einfach mal die anderen Verkleidungen. Vielleicht hast du da mehr Glück.“
Lächelnd nickte ich und machte mich direkt an die Arbeit die anderen, schätzungsweise zwanzig, Verkleidungen auf Hohlräume zu überprüfen.
Die komplette rechte Seite erwies sich nach wenigen Minuten als Reinfall.
Auf der linken Seite dagegen hatte ich gleich beim ersten Versuch Glück.
Sofort breitete sich ein triumphierendes Lächeln auf meinem Gesicht aus, als ein hellerer Ton erklang. Auch Chans Aufmerksamkeit wurde durch den aus der Reihe tanzenden Ton geweckt und er sah ruckartig zu mir herüber.
Schneller als der Blitz war er von seinem Platz auf dem Boden aufgestanden und neben mich getreten.
Ich versuchte derweil die Verkleidung zu bewegen, doch zu meiner Enttäuschung ließ sich auch bei dieser nichts lösen. Chan bemerkte, dass ich Schwierigkeiten hatte und erkundigte sich etwas betreten.
„Lässt es sich nicht bewegen?“
Missmutig schüttelte ich den Kopf.
Der Ältere ließ seinen Blick nachdenklich über die anderen Schränke an der linken Wand gleiten und klopfte dann zur Probe an die Verkleidung neben der Jetzigen.
Überrascht schnappten wir nach Luft, als diese den selben hellen Ton verlauten ließ.
Beinahe sofort klopfte er an die nächste Verkleidung und wieder erfüllte derselbe Ton den Raum.
„Es scheint, als wären auf dieser Seite hinter allen Verkleidungen Hohlräume. Ich fange von dort hinten an und du machst hier weiter. Überprüfe bei jeder einzelnen, ob sich etwas bewegen lässt“, wies er mich an und lief danach hektisch zu besagter Seite.
Wir hatten nur noch wenig Zeit und das konstante Ticken der Uhr machte mir nur noch bewusster, dass wir gegen sie arbeiteten. Ich beeilte mich und versuchte jede Holzverkleidung zu bewegen, war dabei jedoch so sorgfältig wie ich konnte, denn Schäden zu hinterlassen, würde bedeuten, dass JYP wissen würde, dass hier jemand herumgeschnüffelt hat.
Ich griff gerade nach der nächsten Holplanke, als Chan einen erstickten Laut von sich gab. Alarmiert schnellte mein Blick zu ihm hinüber und ich konnte ihn dabei beobachten, wie er gerade eine Verkleidung ablöste.
Sofort lief ich zu ihm hinüber, dachte erst Chan hätte etwas kaputt gemacht, doch als ich sah, dass sich hinter der Verkleidung ein mit Holz ausgekleideter Hohlraum befand, verstand ich endlich.
Diese Verkleidung sollte sich lösen.
Wir hatten definitiv etwas gefunden, das nicht gefunden werden sollte.
Sprachlos und überwältigt grinste ich Chan an, der mir stolz und anerkennend auf die Schulter klopfte und mir schließlich andeutete in das Fach zu greifen.
Meine Hände zitterten vor Anspannung und Aufregung zugleich, als ich den höher gelegenen Hohlraum abtastete.
Kurz darauf spürte ich Papierbögen an meinen Fingerspitzen und fischte sie aus dem hintersten Teil hervor. Chan stürzte sich sofort auf die Unterlagen, sobald ich sie in seine Reichweite hielt und überflog ihren Inhalt.
Währenddessen tastete ich das Fach nach weiteren Dingen ab und bald darauf spürte ich, wie meine Finger an etwas stießen, als ich sie über den Boden gleiten ließ. Ich bekam eine kleine Karte zu fassen und nach kurzem weiteren Suchen fand ich mehrere Karten mit derselben Form.
Als ich so viele gegriffen hatte, wie ich konnte, zog ich sie alle auf einmal hervor.
Auf den ersten Blick konnte ich sie als Visitenkarten identifizieren und nahm sie daraufhin genauer unter die Lupe.
Gespannt glitten meine Augen über die gedruckten Buchstaben auf den verschieden gestalteten Kärtchen.
Als ich jedoch die Namen las, weiteten sich meine Augen ungläubig und mein Herz stoppte für einen Moment, bevor es mit doppelter Geschwindigkeit weiterschlug.
Meine Idee hatte uns tatsächlich zu den entscheidenden Indizien geführt.
Ich hielt Visitenkarten von Choi Sora, Chung Jaemin und Kim Jinyoung in der Hand.
Das war aber auch nur ein Bruchteil, denn je öfter ich in das Fach griff, desto mehr Visitenkarten mit anderen Namen fand ich. Aufgeregt sah ich zu Chan und wollte ihm begeistert meinen Fund verkünden, doch mir blieben die Worte im Hals stecken, als ich ihn ansah.
Sein Gesicht war ganz fahl und blass geworden und seine leeren Augen starrten apathisch auf das Dokument in seinen Händen.
„Chan? Was ist los?“
Deutlich aus der Fassung gebracht, fand er langsam wieder ins Hier und Jetzt zurück, als ich meine Hand auf seine Schulter legte. Das Erste, was seine Lippen verließ, sobald er wieder sein vollkommenes Bewusstsein erlangt hatte, war ein Befehl.
„Mach von allem was du findest ein Foto. Vergiss nichts, aber beeile dich.“
Es machte mich nervös, dass Chan so dermaßen geschockt und sprachlos war. Jedoch kam ich seiner Aufforderung sofort nach und schnappte mir mein Handy, um von allen Visitenkarten Fotos zu machen.
Chan fotografierte derweil penibel jede Seite des Dokuments, sodass jedes einzelne Wort später auch scharfgestochen und problemlos lesbar war.
Während wir so weiter fortfuhren, ergriff ich die Chance, um Chan wenigstens ein paar Informationen zu entlocken, damit ich verstand, was wir dort gefunden hatten.
„Was steht in dem Dokument?“
Verärgert schnaubte Chan.
„Das ist nicht nur irgendein Dokument, das ist ein Vertrag. Ein verdammt kranker noch dazu.“
Die Antwort reichte mir nicht, doch leider war Chan sehr kurzangebunden, wenn er aufgebracht war.
„Und was steht denn jetzt in dem Vertrag? Gib mir nur eine ganz kurze Zusammenfassung, damit ich wenigstens von irgendwas weiß“, forderte ich Chan auf.
Es war zugegebenermaßen ziemlich waghalsig in dieser Situation mit Chan dermaßen umzugehen, doch im Moment war es mir egal, ob ich mich am Feuer verbrennen würde, weil ich mit ihm spielte.
Ich konnte sehen wie wütend er wegen dem Inhalt des Vertrags war.
Seine Blicke hätten beinah Löcher in das Stück Papier sengen können.
Doch ich brauchte diese Informationen, um zu verstehen, was hier vor sich ging.
Zum Glück war Chans Ärger nicht gegen mich gerichtet und so sah er über meine etwas patzige Aufforderung hinweg.
„Ich gebe dir die Kurzfassung: Das sind Verträge zwischen JYP und verschiedenen Stalkern. Die Namen kommen mir nicht bekannt vor, aber die Vertragsbedingungen lassen darauf schließen, wer sie sind.“
Für einen Moment hielt ich geschockt inne, ermahnte mich dann aber selbst dazu, weiter Fotos vom Beweismaterial zu schießen.
Nichtsdestotrotz konnte ich nicht verhindern wie mein Magen sich unangenehm verkrampfte und die Übelkeit langsam meinen Hals erklomm.
Mein Körper war mit jeder Zelle von diesen hinterhältigen Machenschaften angewidert und begehrte nun auf. Ich bemühte mich jedoch dazu meine Fassung zurückzuerlangen, um Chan von meinem Fund zu berichten.
„Ich habe Visitenkarten gefunden. Darunter sind auch Kim Jinyoung und Choi Sora, Minhos und Sanas Stalkerin.“
Verstehend nickte Chan und steckte sein Handy weg, als er endlich fertig war.
Sorgsam legte er die Blätter zurück in das Fach und legte die Visitenkarten dazu, die ich ihm reichte.
„Kim Jinyoung, Choi Sora und diese ganzen Namen auf den Visitenkarten sind, wenn du mich fragst, nur Pseudonyme. Die richtigen Namen der Personen stehen auf dem Vertrag, den ich abfotografiert habe.“
Das ergab bis zu einem gewissen Grad Sinn.
„Aber wenn sie so viele Pseudonyme haben, warum haben sie dann-“
Überrascht verstummte ich, als Chan seine Hand plötzlich auf meinen Mund legte und mir andeutete leise zu sein. Mein Herz beschleunigte sich augenblicklich um das Dreifache und in dem Moment wusste ich, dass etwas nicht stimmte.
Meine Muskeln spannten sich zum Zerreißen stark an und angsterfüllt beobachtete ich wie Chan sich panisch zur Bürotür umdrehte. Ich konnte spüren, wie er in seiner Position erstarrte und unser beider Unwohlsein flutete den Raum mit einer beklemmenden Stimmung.
Das Büro wurde von einer beängstigenden Totenstille eingenommen, die Unheil vermuten ließ.
Keine Sekunde später ertönten Stimmen vom Flur, die sich langsam näherten.
Chan und ich rissen uns augenblicklich aus unserer Schockstarre. Das Adrenalin rauschte durch meine Adern, als ich hektisch nach der Holzverkleidung griff und diese wieder an ihrem vorgesehen Platz anbrachte.
Chan durchsuchte währenddessen rasch die Schränke auf der Suche nach einem Versteck, warf dabei immer wieder nervöse Kontrollblicke über seine Schulter in Richtung Tür.
Unbemerkt aus dem Raum zu verschwinden war inzwischen unmöglich.
Zum Glück wurde Chan bald fündig und winkte mich gehetzt zu sich herüber, als nun sogar schon schwere Schritte durch die Tür zu vernehmen waren.
Der Ältere hatte die Garderobe gefunden und drückte mich kurzerhand bestimmt in diese hinein, stieg mir gleich hinterher und schloss die Schranktüren so schnell und leise wie möglich.
Keine Sekunde zu spät, denn kurz darauf öffnete sich die Tür zum Büro.
Wir waren in vollkommene Dunkelheit gehüllt und nur unser schnelles Atmen war zu hören.
Ich lehnte an der Rückwand der Garderobe, Chan stand mir direkt gegenüber und stützte sich mit seinen Armen seitlich von mir ab. Die Kleiderbügel hatten sich notgedrungen nach außen geschoben, lehnten jedoch an Chans Armen, sodass es ein lautes, schepperndes Geräusch verursachen würde, würde er sie bewegen.
Unsere Körper pressten sich fest aneinander und doch gab es kaum genug Platz zum Atmen.
Durch die vollkommene Schwärze, die sich meinen Augen offenbarte, war ich auf meine restlichen Sinne angewiesen, die mich nun alle Reize nur noch stärker spüren ließen.
Ich spürte Chans Körper an jedem Zentimeter meiner Haut und sein Atem war so laut, dass ich meinte, es wäre das Einzige, was ich hören könnte.
Er war eindeutig zu nah, als dass es für mein Herz gut wäre.
Unsere Gesichter berührten sich zwar nicht, aber sein heißer Atem traf geradewegs auf meine Lippen. Er konnte mit Sicherheit auch spüren, wie die von mir ausgestoßene Luft auf seine Lippen traf.
Seine Nähe war berauschend, doch im Moment stellte das ganze nur eine Reizüberflutung für mich dar.
Das Adrenalin brachte meinen Körper zum Zittern und trieb meinen Puls zu einem schwindelerregenden Tempo an.
Die zusätzlichen Berührungen, gemischt mit meiner Heidenangst, ließen mich durchdrehen und als ich hörte, wie sich die Person im Büro fortbewegte, bekam ich meine Atmung nicht mehr unter Kontrolle.
Meine Brust schnürte sich zusammen und meine flachen Atemzüge eskalierten zu einer Hyperventilation.
Die schlimmstmöglichen Horrorszenarien nahmen meinen Kopf ein und trieben meinen Körper immer weiter in einen Zustand der blanken Panik.
In meinen Augen brannten heiße Tränen, die sich schon bald ihren Weg über meine Wangen bahnten.
Es war alles zu viel.
Unsere Entdeckung, die Panik, das Unwohlsein, das mich schon die ganze Zeit verfolgte.
Verzweifelt suchte ich nach Halt und krallte meine Finger schließlich in Chans Shirt fest. Nur mit Not konnte ich das erstickte Schluchzen, das meiner Kehle entkommen wollte, noch zurückdrängen.
Chan wusste, dass es gerade mit mir durchging, ich spürte wie er sich meiner Berührung entgegenlehnte, doch er hatte nur begrenzet Möglichkeiten, um mich zu beruhigen. Er konnte weder seine Arme, noch den Rest seines Körpers bewegen, ohne uns zu verraten.
Verängstigt lauschte ich den Schritten der Person, die sich glücklicherweise etwas entfernte und kurz darauf war das kaum vernehmbare Einsinken eines Polsters zu hören.
Anscheinend war Chan die Distanz zu der Person, die höchstwahrscheinlich JYP war, groß genug, denn schon bald darauf lehnte er sich zu meinem Ohr hinunter.
„Minnie, atme mit mir“, flüsterte er tonlos und warme Luft traf dabei auf meine Ohrmuschel.
Schwach nickte ich, denn so langsam machte sich der Sauerstoffmangel in meinen Gliedmaßen bemerkbar.
Mein Fingerspitzen kribbelten, sodass sich mein Griff um Chans Shirt durch die zunehmende Taubheit immer weiter lockerte. Mein Verstand wurde zudem immer nebliger und es fing an in meinen Ohren zu fiepen.
Chan bemerkte, dass ich kurz davor war komplett wegzutreten und lehnte seine Stirn an meine, um mich mit diesem Kontakt wieder etwas ins Bewusstsein zu zerren.
„Minnie“, wisperte er panisch gegen meine Lippen, doch es folgte keine Reaktion von mir.
„Mach es mir nach, hörst du?“, hauchte er verzweifelt, doch es klang, als würde er wie durch Watte mit mir sprechen.
Ich spürte regelmäßig starke Luftstöße gegen meinen Lippen zwischen denen sich Pausen reihten.
Verzweifelt versuchte ich seinen Rhythmus zu übernehmen, doch es fühlte sich an, als würden meine Lungen gegen die größeren Mengen Luft protestieren. So, als würden tausende Hände meine Lungen zusammendrücken und mit Nadeln durchbohren.
„Weiter, du machst das super“, flüsterte Chan gegen meine Lippen, damit er sofort danach seinen Atemrhythmus wieder fortsetzen konnte. Ich atmete gemeinsam mit ihm ein und entließ die Luft aus meinen Lungen, sobald ich seine kalte Atemluft an meinen Lippen spürte.
Es tat weh.
Der stechende Schmerz trieb weitere heiße Tränen in meine Augen und ich glaubte fast von ihm ohnmächtig zu werden.
Um mich herum drehte sich alles und die schwarze Dunkelheit schien zu einem einzigen hypnotisierenden Strudel zu verschwimmen.
Doch desto länger ich mich an Chans Rhythmus hielt, desto länger ich den Schmerz ertrug, umso erträglicher wurde er.
Mit jeder Wiederholung dieses Vorgangs, gelangte mehr und mehr Luft in meine Lungen. Das Kribbeln in meinen Fingern wurde allmählich schwächer und der schrille Ton in meinen Ohren ebbte ebenfalls ab.
Mein Verstand wurde wieder etwas klarer und schlussendlich befand ich mich in einem fast schon zu ruhigem Zustand wieder.
Es war eher apathisch und abwesend als ruhig.
Das Adrenalin war abgeebbt und ließ mich nun in einem erschöpften Zustand zurück.
Jedoch wurde ich nun nicht mehr von den verschiedenen Reizen überfordert.
Meine Finger verweilten auf Chans Oberkörper, krallten sich aber nicht mehr in den Stoff seines Shirts.
„Geht’s wieder?“, fragte Chan noch immer besorgt nach, doch ich konnte ihm seine Erleichterung anmerken, dass ich nicht komplett das Bewusstsein verloren hatte.
Zaghaft nickte ich.
„Zum Glück“, wisperte er noch immer gegen meine Lippen, befand sich noch in derselben Position wie zuvor.
Seine Lippen schwebte nur wenige Zentimeter vor meinen.
Das änderte sich auch nicht, denn keiner von uns beiden drehte sein Gesicht weg.
Ich starrte lediglich dorthin, wo ich seine Augen in der Dunkelheit vermutete.
Das Büro wurde von einer beinah gespenstigen Stille eingenommen und doch war dies nicht die Ursache der Gänsehaut, die sich auf meinem ganzen Körper ausbreitete – es war Chans Nähe.
Ich spürte, wie er sein Gesicht schließlich etwas wegdrehte, sodass sein Atem nun auf meine Wange traf.
Ohne Vorwarnung oder Erklärung drückte er seine Lippen auf die heiße Haut unterhalb meines Wangenknochens.
Er ließ sie dort einige Zeit verweilen und selbst als der Druck nachließ, streiften seine Lippen bei jedem Atemzug meine Wange.
Unbewusst hielt ich die Luft an und musste beinah husten, weil ich mich zusätzlich an meiner Spucke verschluckte.
Dieser Kuss war verglichen zu dem, wie er mich sonst berührte, nichts Besonderes – doch das Gefühl dabei war besonders, die Stimmung.
Seine Küsse und Berührungen waren sonst immer provokant, verspielt und neckend.
Doch jetzt – nachdem ich fast ohnmächtig geworden war durch die Panik – war dieser sonst so keusche und kleine Kuss auf die Wange viel bedeutsamer, als der ganze Rest.
Er fühlte sich aufrichtig an, so, als würde genau dieser Kuss etwas vermitteln, das die anderen Neckereien nicht geschafft hatten.
Nervös würgte ich meinen Speichel herunter, damit ich nicht befürchten musste, an ihm zu verenden.
Gerade wollte ich Chans Geste erwidern und ebenfalls versuchen ihm etwas zu vermitteln, da klopfte es an der Bürotür.
Erschrocken hielt ich inne und auch Chan lauschte aufmerksam, was sich im Büro des CEOs abspielte.
„Herein“, ließ JYP verlauten und kurz darauf öffnete sich die Tür.
„Was gibt es, Jung?“, fragte der Chef halb abwesend und blätterte nebenbei wohl in Unterlagen, wie das leise Rascheln erahnen ließ.
„Hwang möchte mit Ihnen sprechen.“
Mit einem dumpfen Schlag landeten die Papierbögen auf dem Schreibtisch. In einem genervten Ton erkundigte er sich: „Was ist es diesmal?“
Es herrschte eine Stille, in der die beiden wohl Blicke austauschten. Schließlich gab JYP mit einem tiefen Seufzen nach.
„Lass sie rein.“
Hwang? Wer ist Hwang?
Chan nutzte die Zeit, bevor das Gespräch begann, um mir etwas ins Ohr zu flüstern.
„Ich habe das Gefühl, das dieses Gespräch wichtig für uns ist.“
Zustimmend nickte ich.
Allein die Stille, als JYP fragte, um was es ginge, ließ einen wissen, dass dies eine Angelegenheit war, die mit äußerster Vorsicht behandelt wurde – etwas von dem andere nichts wissen durften.
„Hol mein Handy aus meiner Hosentasche und zeichne das Gespräch auf.“
Etwas perplex hielt ich für einen Moment inne, doch griff schließlich in seine hintere Hosentasche, als ich Schritte hörte, die sich näherten.
Die Person schloss die Tür hinter sich und ließ sich dann auf einen der samtbezogenen Sessel nieder.
Ich schaffte es noch rechtzeitig die Aufnahme zu starten, bevor der CEO zu sprechen begann.
„Was gibt es denn heute, Frau Hwang?“, fragte er so gelassen und beiläufig, als wäre ihm das ganze Gespräch egal. Seine Stimme triefte vor Desinteresse.
Ein Schnauben war zu vernehmen und bald darauf erklang eine aufgebrachte Frauenstimme.
„Das wissen Sie ganz genau. Ich habe Ihnen schon mehrmals gesagt, dass ich das nicht weiter machen werde. Das geht alles viel zu weit.“
Nun war der Mann an der Reihe ein – diesmal belustigtes – Schnauben von sich zu geben.
„Denken Sie wirklich, dass Sie in der Position sind das zu entscheiden?“
Seine Stimme strotze nur so vor arroganter Genugtuung und bald darauf hörte man, wie JYP sich von seinem Stuhl erhob. Erschrocken hielt ich die Luft an, als sich uns Schritte näherten. Glücklicherweise bliebt er jedoch ein paar Fächer weiter weg stehen und schien etwas aus einer Schublade herauszuholen.
Als er das Gesuchte gefunden hatte, schritt er mit langsamen Schritten zurück zu der Frau. Das Klacken seiner Schuhe tönte dabei höhnisch durch den Raum und machte der Besucherin unmissverständlich deutlich, wer hier das Sagen hatte.
„Nun, Frau Hwang, hier steht es schwarz auf weiß. Sie haben den Vertrag und die Vertragsbedingungen gelesen und unterschrieben. Das können Sie nicht ändern.“
Ein hämisches Glucksen drang über seine Lippen, das mich augenblicklich erschaudern ließ.
Einige Papierbögen – wahrscheinlich der Vertrag – wurden achtlos auf die Tischplatte geworfen.
„Ich kann das nicht mehr. Ich werde Ihnen keine derartigen Informationen mehr zukommen lassen. Sie haben doch sowieso bestimmt genug Leute, die Sie damit belangen können! Genau, die, die Sie dafür bezahlen, unschuldigen Leuten das Leben schwer zu machen!“
Ihre Stimme wurde hysterischer und begann vor Wut zu zittern. Worüber auch immer sie dort sprachen – es musste sie sehr belasten. Der ältere Mann schnalzte nur mit der Zunge und irgendwie konnte ich mir sein gehässiges Grinsen dabei nur zu gut vorstellen.
„Na, na, na. Sie sind genauso eine Person. Sie tragen genauso dazu bei, diesen, ach so unschuldigen, Leuten ihr Leben schwer zu machen.“
Eine angespannte Stille nahm den Raum ein, dennoch konnte man spüren, wie die Frau vor Wut brodelte.
„Sie haben meine Situation ausgenutzt! Sie wussten, ich brauchte das Geld! Damit haben Sie mich gelockt, diese hinterhältige Arbeit zu machen!“
„So funktioniert die Welt, Liebes. Das Geld hat Ihnen doch sehr geholfen, nicht? So konnten Sie doch Ihre Schulden abbezahlen.“
Ihre Faust schlug heftig auf die Tischplatte und brachte dabei alle darauf stehenden Utensilien zum Scheppern.
„Mit Ihrem dreckigen Geld! Ich schäme mich, Ihr Angebot angenommen zu haben! Ich werde das nicht weiter mitmachen!“
Ich zuckte bei ihrem Ausbruch eingeschüchtert zusammen, doch JYP schien die Situation urkomisch zu finden.
„Wenn Sie so sehr darauf bestehen, haben Sie wohl die dreißig Millionen Won bereitliegen und dazu noch einen neuen Job in Petto“, lachte er.
Nachdem das letzte spöttische Glucksen verklungen war, verfiel der Raum in eine erdrückende Stille.
„Sie sind ein herzloser, gieriger Bastard“, spuckte sie ihm die Worte vor die Füße und stand dann unmittelbar auf, um aus dem Raum zu stürmen.
Was war hier bitte gerade passiert?
JYP schien nach diesem Gespräch so ruhig wie eh und Jeh zu sein und ein reines Gewissen zu haben.
Gruselig.
Einige Momente später klingelte das Telefon im Raum. Der CEO nahm den Anruf sofort an.
Kurz war es still, bis er schließlich ein „Ich bin gleich da und kümmere mich darum“ von sich gab.
Er stand auf, wollte erst unverwandt den Raum verlassen, doch drehte kurz vorher noch einmal um. Es raschelten ein paar Papierbögen und kurz darauf hörte man, wie er diese wieder in einer Schublade verstaute.
Dann war er auch schon aus seinem Büro verschwunden.
Chan und ich verweilten noch einige Sekunden in der Garderobe, bis wir uns sicher waren, dass er nicht zurückkommen würde.
Vorsichtig entfernte Chan seine Arme neben meinem Kopf, passte dabei auf, dass die Kleiderbügel nicht in meinem Gesicht landeten.
Er öffnete die Schranktür und zog mich kurz darauf hinter sich her.
„So sehr ich auch nach diesem Vertrag suchen möchte, es ist erstmal wichtiger hier wieder raus zu kommen“, meinte Chan und ich nickte zustimmend, während ich ihm sein Handy zurückgab.
Auch wenn noch nicht alle Zusammenhänge und Motive geklärt waren, hatten wir dennoch sehr viel gefunden, das nicht gefunden werden sollte.
_____
Heyy Lovelys~
Wie ihr sicherlich ahnt, nähern wir uns allmählich dem Ende von Deserve...
Sorry, dass ich euch so lange hab warten lassen :/
Es war in letzter Zeit echt stressig :'D
Wisst ihr was heute für ein Tag ist?
Heute ist Deserve ein Jahr alt geworden...
Ich hatte nie vor, diese Geschichte so in die Länge zu ziehen, but here we are. 😃
Danke an alle, die Deserve schon über Monate verfolgen, vor allem mit der teils langen Wartezeit auf das nächste Kapitel.
Ich danke euch, dass ihr trotzdem drangeblieben seid und mir und meiner Geschichte eine Chance gebt 💕
Ich hoffe in Zukunft findet ihr auch Gefallen an meinen noch kommenden Geschichten und unterstützt diese und mich weiterhin :3
Aber, da das nun besprochen ist, möchte ich euch schon mal eine kleine Ankündigung machen.
Ich werde nämlich Bonus Kapitel schreiben für einige Nebenships, die etwas zu kurz gekommen sind.
Von den größeren Nebenships wäre das auf jeden Fall Hyunin, aber ich werde auch zu kleineren, nebenbei erwähnten Ships etwas schreiben.
Ich weiß noch nicht ganz ob ich es wirklich zu jedem Nebenships machen möchte, aber ihr könnt mir ja eure Wünsche für die Ships der Bonuskapitel in die Kommentare schreiben.
Wie geht's euch denn gerade so?
Freut ihr euch auch so auf 5 Star?
Like, I am H Y P E D
Die Previews von den Songs sind so gut T^T
Und die Bilder-
Hello?
I can't live if you keep stealing my breath
Mein Mund ist bei diesem Bild von Chan einfach aufgeklappt.
He is so gorgeous and majestic
Stay healthy, Lovelys
Danke fürs Lesen, Voten und Kommentieren
Good day, Stay
Eure EinwildesStay <33
You know the Comeback ist gonna be good if we got a disco ball and a Christmas tree 🔥
Also, is Felix wearing Elmo as a coat??
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