Kapitel 12
Seungmin
In meine Decke eingemummelt und den Laptop auf meinem Schoß; genauso hockte ich schon seit 3 Stunden in meinem Bett und wartete, dass Chan endlich kommen würde.
Wir würden zwar nichts anderes machen als das, was ich im Moment noch alleine tat, aber wenn wir das K-Drama zusammen schauen würden, hätte ich trotzdem das Gefühl heute nicht nur unnütz im Bett rumgesessen zu haben.
Mit einem Seufzen bemerkte ich, dass nun schon der Abspann der dritten Folge lief, was mich augenblicklich schmollen ließ. Chan hatte mir versprochen nur kurz was zu erledigen und dann zurück zu sein. Aber dieses kurz war wohl sehr dehnbar, denn er arbeitete auch mehrere Stunden an Songs, wenn er uns mitteilte nur „kurz was zu erledigen“.
Das hätte ich eigentlich ahnen müssen, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Und ich hatte die Hoffnung, dass das „kurz“ keine 3 Stunden bedeutete.
Mein starrer Blick war auf den Bildschirm gerichtet und wartete darauf, dass die nächste Folge automatisch beginnen würde, mein Gehirn sich von der nächsten Folge einlullen lassen konnte, sodass die Wartezeit nicht wie in Zeitlupe verging.
Was war eigentlich in der Folge gerade passiert?
Was war überhaupt der Inhalt der Serie?
Wie hieß die Hauptperson?
Mit einem frustrierten Stöhnen wurde mir klar, dass ich mich die ganze Zeit nur darauf konzentriert hatte Geräusche aus dem Korridor zu hören, in der Hoffnung, dass Chan endlich zurück war. Die Serie hatte ich lediglich im Hintergrund laufen lassen, damit ich nicht allzu verzweifelt wirkte. Damit ich mir nicht eingestehen musste wie sehnsüchtig ich auf den Älteren wartete.
Mit einem Kopfschütteln verwarf ich den Gedanken und beschloss mich von jetzt an auf das Drama zu konzentrieren; die Handlung zu verstehen, auch wenn sich das in der vierten Episode als schwierig erweisen könnte.
Ich war zwar zu ungeduldig um darauf zu warten, dass endlich die Folge anfing, meine Ablenkung für die nächste Stunde, aber ich war auch zu faul um meinen Arm aus meinem gemütlichen Kokon zu befreien und das kleine Feld in der Ecke anzuklicken, nur um ein paar Sekunden früher den Vorspann der nächsten Folge zu sehen.
Nein, danke.
Da wartete ich lieber zwei Sekunden länger und war nach wie vor in die warme Decke gehüllt und in einer perfekten Sitzposition.
So dringend musste ich die jetzt auch nicht sehen.
Gerade als der Vorspann vorbei war und ich versuchte alle Schnipsel der Handlung, die mir im Rückblick zugeworfen wurden, sinnvoll zusammenzufügen, hörte ich das Piepen der Tür; ein Zeichen dafür, dass sie soeben entsperrt wurde.
Sofort war das Drama vergessen und ein breites Grinsen nahm meine Lippen in Beschlag.
Endlich!
Versucht teilnahmslos konzentrierte ich mich auf das Drama, auch wenn alles was sich dort vor meinen Augen abspielte gar nicht wirklich von mir verarbeitet geschweige denn verinnerlicht wurde. Die Dialoge gingen in einem Ohr rein und aus dem anderen wieder raus.
Aufgeregt wartete ich, dass Chan mein Zimmer betreten würde; wahrscheinlich mit einer Entschuldigung, dass er so lange gebraucht hatte. Das Grinsen hatte ich von meinen Lippen gezwungen, sodass sie jetzt versucht neutral einen Strich bildeten. Neutralität, die im Sekundentakt von dem Hochzucken meiner Mundwinkel unterbrochen wurde.
Gespannt lauschte ich wie Chan seine Schuhe auszog und ins Regal stellte, dann die Jacke mit einem Rascheln aufhing und anschließend mit schweren Schritten auf meine Zimmertür zukam. Ein leises Klopfen ertönte, sodass ich meinen Gesichtsausdruck gespielt erstaunt wirken ließ, obwohl ich die Tür schon sekundenlang erwartungsvoll angestarrt hatte.
„Herein!“, rief ich in Richtung Chan, der kurz darauf die Tür öffnete und mich entschuldigend anlächelte. Leise schloss er die Tür hinter sich und kam dann auf mich zu bevor er sich auf mein Bett fallen ließ, als wäre es sein eigenes. Nach ein paar Sekunden die er auf dem Rücken liegend und an die Decke starrend verbracht hatte, blickte er schließlich zu mir. Seine braunen Augen schauten mich nochmals entschuldigend an.
„Tut mir leid, Minnie.“
Besänftigend lächelnd schüttelte ich den Kopf und auch wenn ich zuvor eingeschnappt war, weil er mich warten ließ, war jetzt nichts mehr davon übrig. Er machte das schließlich nicht mit der Absicht mich zu enttäuschen, sondern vergaß einfach die Zeit, weil er sich in seiner Arbeit verlor.
Chan rutschte nach oben, von dem Bettende wo er vorher lag neben mich. Interessiert linste er auf den Bildschirm meines Laptops.
„Was guckst du da?“
„Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung“, gluckste ich und fing mir dadurch einen amüsierten Seitenblick des Älteren ein. Nach ein paar Sekunden in denen er auf den Bildschirm geblickt hatte, genauso ahnungslos von der Handlung wie ich, der das Drama seit Stunden guckte, griff er vorsichtig nach meinem wärmenden Kokon, um die Decke wegzuziehen.
Protestierend schnaubte ich, wollte mich lautstark über diese Frechheit beschweren, was mir aber schlagartig im Hals stecken blieb, als ich realisierte was er da tat.
Der Ältere hatte seine Arme von der Seite um mich geschlungen, die Hände ruhten an meiner Taille und pressten meinen Körper an seinen. Er rutschte noch etwas näher an mich um seinen Kopf auf meiner Schulter abzulegen und zog dann die Decke über uns beide. Als wäre das nicht genug Körperkontakt winkelte er zusätzlich noch eines seiner Beine an, um es über meine ausgestreckten zu legen, bedacht darauf den Laptop nicht ins Wanken zu bringen.
Ein warmes Gefühl von Geborgenheit breitete sich in mir aus und zusammen mit dem leichten Kitzeln seiner wuscheligen, lockigen Haare an meiner Halsbeuge, zauberte es mir ein seliges Lächeln auf die Lippen. Überall dort wo er mich berührte, glaubte ich kleine Stromschläge durch meinen Körper zucken zu spüren.
Sie waren jedoch nicht unangenehm, eher elektrisierend wie Adrenalin, bereiteten mir leichten Nervenkitzel, nur dass mich dieses Prickeln eben auch glücklich fühlen ließ.
Das war immer so bei Chan.
Kaum zeigte er auch nur das kleinste Fünkchen Zuneigung mir gegenüber fühlte ich mich ausgeglichen und jede Berührung von ihm ließ mich glauben vor Glück gleich abzuheben; bis ich wieder hart auf den Boden der Realität aufkam.
Mich selbst ermahnend schüttelte ich den letzten Gedanken ab und konzentrierte mich wieder auf das hier und jetzt. Chan, an mich gedrückt, mich liebkosend. Noch immer dümmlich vor mich her lächelnd ließ ich meine linke Hand in seine Haare wandern. Die Andere legte ich auf seinen Unterarm, der auf meinen Bauch lag, damit dessen Hand meine Taille in Beschlag nehmen konnte.
Ruhig saßen wir so da und schauten auf meinen Laptop, der noch immer dasselbe Drama wiedergab. Mit der Hand, die sich in Chans Haaren befand, kraulte und massierte ich seine Kopfhaut und spielte gelegentlich mit den schon lange nicht mehr ordentlich liegenden Strähnen. Seine Hände dagegen befanden sich nach wie vor an meiner Taille, doch während die eine dort verweilte und unsere Körper bestimmt aneinanderdrückte, sodass dort auch ja keine Lücke entstand, wanderte die andere an meiner Seite auf und ab, streichelte meine Haut durch den dünnen Stoff des T-Shirts hindurch und zog immer wieder kleine unsichtbare Kreise oder andere Figuren mit seinen Fingern nach.
Es herrschte Stille und wir schauten beide das Drama von dem keiner von uns wusste, wovon es überhaupt handelte. Trotzdem fühlte ich mich wohl und so konnte ich mich auch besser auf Chans Nähe und seine Streicheleinheiten konzentrieren, anstatt die Handlung irgendeines Dramas, das nur dafür da war die Stille auszufüllen.
Während wir so aneinandergeschmiegt dalagen, hoffte ich inständig, dass er meinen schnellen Herzschlag nicht hören oder spüren konnte. Mein inneres war das reinste Chaos durch das Serotonin, das durch jede meiner Adern floss sobald der Ältere in meiner Nähe war.
Chans Griff an meiner Taille verfestigte sich plötzlich, was mich verwundert zu ihm blicken ließ.
Jedenfalls versuchte ich es.
Ich drehte meinen Kopf zwar zur Seite, konnte allerdings nur seine dunkle Lockenpracht erhaschen, da Chan sein Gesicht fast gänzlich in meiner Halsbeuge vergraben hatte.
Immer wieder strich er mit seiner Nase an meinem Hals entlang und presste sein Gesicht an meine zarte Haut, sodass ich jeden seiner Atemzüge spüren konnte. Es kam mir so vor als atmete er mehr meine Haut ein als Luft, doch beschweren konnte ich mich definitiv nicht.
Wie er durch die Nase einatmete und die warme Luft gegen meine empfindliche Haut wieder ausstieß, währenddessen stoppte seine Hand an meiner Seite nicht, verteilte unablässig sanfte Liebkosungen.
Nein, ich sollte mich wohl eher dafür bedanken, denn es breiteten sich Gefühle einer solchen Intensität in mir aus, dass ich nicht geglaubt hatte sie würden existieren. Doch Chan bewies mir mal wieder das Gegenteil - ohne überhaupt davon zu wissen.
Augenblicklich bildete sich, aufgrund seiner intensiven Berührungen, eine Gänsehaut an meinem ganzen Körper und ich ließ meine Hand unbewusst weiter in seine Haare wandern um seinen Kopf noch näher an meinen Hals zu drücken. Auf meine Forderung eingehend presste er sein Gesicht noch näher in mein Halsbeuge und schlang zusätzlich sein angewinkeltes Bein um meine, sodass ich nun gänzlich in seinem Griff gefangen war.
Doch es störte mich keineswegs nicht entkommen zu können, ich hatte nicht die Absicht diesen Moment zu beenden.
Zufrieden seufzte ich auf und klappte den Laptop zu um ihn anschließend ans Bettende zu befördern. Sofort hatte der Ältere mehr Beinfreiheit, die er auch gleich nutzte um meine Beine noch näher an ihn zu pressen. Nun war Chan an der Reihe einen zufriedenen Ton von sich zu geben, der sich in Form eines Brummens äußerte, das von meinem Hals aus, meinen ganzen Körper durch dessen Vibration erbeben ließ.
Genießend schloss ich meine Augen und mein Mund öffnete sich wie von selbst, ein stummes Zeugnis was für eine Wirkung seine Berührungen auf mich hatten, wie gut sie mich fühlen ließen. Mein Kopf fiel dabei etwas in den Nacken und zur Seite, sodass ich Chan noch mehr meiner Haut offenbarte. Ich bot ihm meinen Hals geradezu an und bettelte nach weiteren Liebkosungen.
Der Ältere nahm das stumme Angebot an und schmiegte sein Gesicht noch weiter an meinen Hals, auch wenn man glauben könnte das ging nicht mehr - Oh, und wie das ging. Er war mir so nah, dass ich jede seiner Gesichtsregungen an meiner Haut spüren konnte und so entging mir auch nicht das Schmunzeln auf seinen Lippen.
Neckend fuhr er mit seinen Lippen sacht über die ganze Länge meines Halses. Nachdem er an diesem einmal hoch und runtergefahren war wanderten seine Lippen noch ein Stück weiter nach unten und verweilten an meinem Schlüsselbein. Meine Hand hatte ich noch immer in seinem Haar, sodass meine Finger sich in seinem Haar verkrampften und seinen Kopf leicht an meine Haut drückten mit der Hoffnung einen federleichten Kuss zu erhalten.
Doch als ich spürte wie er nicht nur seine Lippen fest auf die Haut über meinem Schlüsselbein presste, sondern auch seine Zunge frech darüber glitt, quietschte ich auf.
„Chan!“
Lachend ließ er von meiner Haut ab, was mich etwas enttäuscht zurückließ, jedoch überwiegend erleichtert, da es zunehmend schwieriger wurde meine Fassung zu bewahren. Chan platzierte seinen Kopf wieder auf meine Schulter, sodass er geradeaus sah, wo sich nun kein Laptop mehr befand. Naja, irgendwie schon, jedoch lag der geschlossen und falschherum zu unseren Füßen; so lieblos hatte ich ihm seinem neuen Platz zugewiesen.
Ich war völlig eingenommen gewesen von Chans Liebkosungen, von seinen Lippen, sodass mir das Wohlbefinden meines Laptops egal war.
Der Ältere räusperte sich leicht bevor er schließlich ein richtiges Gespräch anfing, das erste seit er in mein Zimmer gekommen war und das war schon eine Weile her. Dabei hielt er mich allerdings weiterhin in seinen Armen… und Beinen und hatte anscheinend auch nicht die Absicht sie in naher Zukunft von mir zu lösen. Das machte mir auch nichts aus, so konnte ich weiterhin seine Nähe genießen ohne Gefahr zu laufen die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren, wie noch vor ein paar Sekunden.
„Ich bin erst so spät gekommen, weil ich jemanden in der Company getroffen habe. Allerdings nicht irgendwen, ich habe Minho getroffen, der sich im Tanzstudio die Seele aus dem Leib tanzt, ohne Rücksicht auf seinen Körper, weil ihn etwas belastet.“
Überrascht stoppte meine Hand in seinen Haaren kurz, die ich auch nach der Attacke seiner Zunge nicht daraus gelöst hatte, und ich sah den Älteren fragend von der Seite an.
„Minho war dort? Ich dachte er wollte seine Eltern besuchen.“
Zustimmend nickte Chan und deutete mir damit auch gleichzeitig an, seinen Kopf weiter zu verwöhnen. Schmunzelnd kam ich seinem Befehl nach, damit er weitersprach.
„Das hat er uns auch gesagt. Aber stattdessen verbringt er seinen freien Tag damit seinen Körper zu überanstrengen, damit er etwas Ruhe vor seinen Gedanken hat. Und das macht er eben durchs Tanzen. Ich habe meine Songs an denen ich arbeite und Minho das Tanzen.“
Chan seufzte und ließ seinen Bick nachdenklich zu meiner Hand wandern, die auf seinem Arm lag. Wenige Sekunden später nahm er seine eigene von meiner Taille, um sie anschließend auf meinen Unterarm zu legen und an diesem auf und ab zu streichen.
„Aber er tanzt schon den ganzen Tag und wird es wahrscheinlich auch in diesem Moment tun. Das beunruhigende daran ist, dass er das Problem dadurch nicht lösen kann. Also macht er einfach damit weiter die Gedanken zu verdrängen.“
Es herrscht eine kurze Stille in der ich abwägte, ob ich die Frage stellen sollte, die mir auf der Zunge brannte. Es ist wahrscheinlich etwas fies das hinter Minhos Rücken zu fragen ohne, dass er davon weiß. Aber das Ganze schien auch Chan zu belasten und ich wollte ihm eine Möglichkeit geben, die Bürden, die noch nicht mal seine eigenen waren, nicht alleine tragen zu müssen, sie mit jemanden zu teilen.
Mit mir zu teilen.
„Was belastet Minho?“, fragte ich nun letztendlich zaghaft und beobachtete, wie der Ältere noch immer mit seiner Hand über meine Haut strich und streichelte. Wiederholt seufzte Chan tief, bevor er nach einem Zögern begann zu reden.
„Minho hatte doch vor ein paar Tagen dieses Treffen mit Jisung, dem Stylisten.“
Bestätigend nickte ich.
„Der Tag ist gut verlaufen und sie haben sich sehr gut verstanden. Aber…“
Chan machte eine Pause und man merkte dabei wie schwer es ihm fiel die folgenden Worte auszusprechen, wie leid es ihm tat obwohl er nichts dafürkonnte.
„Jisung wurde an dem Tag von einem besessenen Fan verfolgt, das Mädchen das er schonmal abgewimmelt hatte um Minho zu helfen. Sie hat Fotos von ihm gemacht, wo er wohnt, mit welcher Bahn er fährt und Fotos von den beiden gemeinsam. Sie wollte das Fandom gegen Jisung aufhetzen.“
Entsetzt schnappte ich nach Luft und starrte Chan fassungslos an. Der Ältere verstärkte die Umklammerung seiner Arme in dem Versuch mich zu beruhigen, was er mit seinen folgenden Worten dann auch ein wenig schaffte.
„Sie haben sie erwischt. Jisung hat die Speicherkarte, aber war verständlicherweise total entsetzt und verzweifelt. Er hatte ja noch nicht mal wirklich Kontakt zu Minho gehabt und ist trotzdem zum Ziel dieses Mädchens geworden.“
Ich konnte gar nicht nachempfinden wie es sein musste das erlebt zu haben. Klar, ich bin Idol, aber ich hatte mich gewissermaßen darauf eingelassen, ich wusste, dass es solche Leute gab und ich vielleicht auch am eigenen Leib erfahre wie weit sie gingen, doch was Jisung widerfahren war? Er war lediglich nett gewesen, als er Minho aus der Patsche geholfen hatte und letztendlich doch mit ihm essen gegangen war. Sein Leben hätte, wenn diese Bilder veröffentlicht worden wären, eine 180° Wendung nehmen können. Verrückte Fans die ihn heimsuchten und sein Job als Stylist, der dadurch auch gefährdet wäre. Ich hatte Mitleid mit ihm und obwohl ich ihn nicht kannte, wollte ich ihn irgendwie trösten und helfen.
„Minho hat deswegen große Schuldgefühle und macht sich Vorwürfe, weil er Jisung ja auch zu dem Essen überredet hat. Dazu kommt, dass er immer wieder Jisungs Anblick vor sich hat, wie dieser reagiert hat als er von dem Plan des Mädchens erfahren hat. Es nimmt Minho richtig mit und lässt ihn auch nicht los. Er hält sich jetzt so streng von ihm fern, dass er ihm noch nicht mal Entwarnung wegen dem Mädchen gegeben hat. Ich habe wirklich das Gefühl, dass er Jisung in der kurzen Zeit liebgewonnen hat. Sei es als Freund wie er behauptet oder mehr.“
Bei seinem letzten Satz musste ich unweigerlich an uns beide denken. Wir waren Freunde. So betitelten wir uns immer; gute Freunde. Aber ich mochte nicht ohne Grund Körperkontakt sobald es bedeutete in Chans Nähe zu sein, doch bei keinem meiner anderen Freunde genoss ich es so wie bei ihm. Davon abgesehen, dass ich mir von Chan eine ganz andere Nähe wünschte.
Das war mir selbst bewusst.
Jedoch Chan nicht.
Jedes Mal, wenn wir sagten wir wären Freunde, wurde das von Chan initiiert. Und genau deswegen sollte ich es nicht ausnutzen, wenn er mich in seine Arme zog. Sollte keine Schmetterlinge im Bauch bekommen, wenn wir uns so nah waren.
Ich war ein Freund, ein guter Freund.
Ich sollte keine Hoffnung bekommen, wenn wir so da lagen wie jetzt, aneinandergeschmiegt.
Aber ich konnte es nicht verhindern.
Ein trauriges Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und resigniert zog ich meine Hand aus Chans Haaren, legte sie stattdessen auf seinen Rücken.
Das war eine brüderliche Berührung, oder?
Ich brachte es nicht übers Herz mich ganz von ihm zu lösen.
Der Ältere warf mir einen verwunderten Blick zu, doch ich ging nicht darauf ein, gab auch ihm keine Chance dazu, indem ich mit Minho ablenkte.
„Chan, ich weiß, dass du Minho helfen möchtest. Aber im Moment können wir ihm nur beistehen. Wir haben ja auch gar keine Möglichkeit Jisung zu kontaktieren und so ist es wahrscheinlich auch besser. Ich denke wir sollten nun besonders vorsichtig sein, was unser Auftreten in der Öffentlichkeit mit anderen Personen angeht. Zu Jisungs Schutz. Zu unserem Schutz und den der anderen.“
Chans verstrubbelten Haare kitzelten erneut an meinem Hals; das Resultat seines zögerlichen Nickens. Er löste langsam seine Arme und Beine aus der Umklammerung und hob zum Schluss auch seinen Kopf von meiner Schulter, um sich aufzurichten und mich anzugucken. Sein Gesicht schwebte vor meinem, nah, aber nicht zu nah, als dass man es falsch verstehen könnte.
Eindringlich hielten seine Augen die meinen gefangen und verursachten trotz der Ernsthaftigkeit des Themas ein aufgeregtes Kribbeln in meinem Bauch. Wenn er mich so einnahm mit seinem Blick spielte meine Fantasie einfach verrückt.
„Ich weiß. Aber ich habe Angst. Angst, dass Minho sich genau deswegen von anderen Personen fernhält. Dass er die ganze Zeit Angst hat anderen durch seine Anwesenheit zu schaden.“
Er machte eine kleine Pause um durchzuatmen und mit fester stimme weiterzusprechen.
„Er hat geweint, Minnie, er war so überwältigt von seinen Emotionen, dass er vor meinen Augen geweint hat. Du weißt, dass das sehr selten bei Minho ist. Er verschließt sich normalerweise mehr als mir lieb ist, aber das Ganze beeinflusst in dermaßen, dass er mir seine verletzliche Seite so offen präsentiert hat. Ich möchte, dass er weiter glücklich ist. Er soll nicht so leiden.“
Seine braunen Augen glänzten leidvoll und eine stumme Träne bahnte sich ihren Weg über seine Wange. Mich selber verurteilend für meine Gedanken, hätte ich mich am liebsten geschlagen. Chan saß hier vor mir, weinend und vertraute mir seine Sorgen an. Ich sollte mich wirklich zusammenreißen und für ihn da sein, schließlich versteckt er seine negativen Gedanken immer hinter einer hohen, stabilen Mauer. Und genau jetzt fiel diese in sich zusammen und er zeigte mir ein Teil von dem, was in ihm vorging. Es machte ihn innerlich kaputt, die ganzen Bedenken und Sorgen, denn es war gleich die siebenfache Menge, die er auf seinen Schultern trug.
Er wollte sich stets um uns alle kümmern, uns helfen, sodass er sein eigenes Wohl hinten anstellte.
Deswegen nahm ihn das ganze so mit.
Er war so bemüht uns glücklich zu sehen und im Moment sah er das Glück von Minho in Gefahr schweben.
Langsam hob ich meine Hände, um sie an seine Wangen zu legen und die stillen Tränen, die immer mehr wurden, mit meinen Daumen wegzuwischen. Sacht lächelnd sah ich zurück in seine Augen die inzwischen rot unterlaufen waren. Sie sahen mir so verzweifelt entgegen, so verletzt. Bei diesem Anblick bohrte sich ein Stechen durch meine Brust. Ein Schmerz der mein Herz verkrampfen ließ und ein Ziehen in meinem ganzen Körper verursachte.
Chan wollte uns glücklich sehen.
Und ich wollte ihn endlich glücklich sehen.
Inzwischen hatte ich das Gefühl, dass noch mehr Dinge auf ihn einprasselten, die Mauer ließ alles was dahinter vorborgen gewesen war, nun mit einem Mal hervorbrechen und erdrückte Chan mit dieser Last. Ich war mir selber bewusst, dass ich nicht wirklich etwas dagegen machen konnte. Ich konnte nur bei ihm sein.
Meinen Blick noch immer bestimmt mit seinem verschränkte lehnte ich meine Stirn gegen seine.
„Ich weiß, Chan. Du möchtest, dass wir glücklich sind. Wir werden Minho helfen das zu überstehen, ja? Aber bitte vergiss dich selbst nicht.“
Noch immer mit wässrigen Augen nickte Chan leicht.
„Bitte versprich mir, dass du unter den ganzen Sorgen um uns, dich selber nicht vergisst. Bitte denk auch an dich.“
Nachdrücklich sah ich den Älteren an, bemerkte dabei gar nicht, wie auch meine Wangen von feuchten Tränenspüren benetzt wurden.
Erschrocken hob Chan seine Hände, um mein Gesicht von seinem zu entfernen, damit er es besser betrachten konnte. Seine Hände legten sich an meine Wangen und er versuchte die Tränen mit seinen Fingern wegzuwischen.
„Nicht weinen, Minnie. Ich werde an mich denken, versprochen. Nicht weinen.“
Verzweifelt versuchte er meine Tränen aufzuhalten, doch es waren zu viele.
Es machte mich so traurig einen verletzten Chan zu sehen, der sich selbst vernachlässigte, ohne den Abgrund zu sehen auf den er sich zubewegte. Dennoch war ich ihm dankbar, dass er mir diese Seite von ihm offenbarte.
Mit traurigen Augen beobachtete ich, wie er versuchte meine Wange von den Tränen zu befreien und beruhigend auf mich einredete. Das nahm ich allerdings nur wie durch einen Schwamm wahr. Melancholisch lächelnd betrachtete ich seinen besorgten Anblick, der wehmütige Schmerz in meiner Brust übertünchte jegliche äußeren Einwirkungen.
Chans zukünftige Frau hatte so ein Glück. Sie konnte sich so glücklich schätzen einen so perfekten Mann an ihrer Seite zu wissen.
Gott, wie eifersüchtig ich auf sie war, obwohl ich sie noch nicht Mal kannte.
Ich war nur der Bruder. Ein Bruder dem Chan vertraut und der sein Vertrauen nicht mit Füßen treten sollte indem er ihm etwas so Essenzielles verheimlichte. Aber ich traute mich nicht. Würde unsere Freundschaft in die Brüche gehen, wenn ich ihm meine Gefühle gestand?
Ich wusste es nicht.
Ich wollte es auch nicht riskieren.
Ich würde wohl oder übel dieses Versteckspiel weiterführen müssen, denn mich entlieben? Das war schier unmöglich bei der Nähe die wir tagtäglich teilten und auch vor der Kamera konnte ich ihm schlecht aus dem Weg gehen.
Meine Hände glitten in Chans Nacken und überrascht erwiderte der Ältere meinen Blick, hatte anscheinend mit keiner Reaktion meinerseits gerechnet, so wie ich die letzten Minuten regungslos dasaß. Langsam zog ich ihn näher zu mir, widerstand der Versuchung ihm einen Kuss auf die Wange oder sogar die Lippen zu geben und zog ihn letztendlich an mich.
Nach kurzem Zögern schlang auch Chan seine Arme um meinen Körper, schien beschlossen zu haben mich mit seiner Nähe zu trösten, auch wenn er den Grund meiner Tränen nicht kannte.
„Geht das so?“, fragte der Ältere flüsternd, da er mich auf seinen Schoß gezogen hatte. Leicht nickte ich, konnte den sehnsüchtigen Unterton in meiner Stimme nicht unterdrücken, als ich mit einem bittersüßen Lächeln auf den Lippen erwiderte:
„Gerade ist es perfekt“
Zu perfekt, als dass es jemals so bleiben würde.
___________
Heyyyy,
es tut mir leid, dass in den letzten Kapiteln immer Tränen vergossen wurden :'D
Aber das wird schon ^^
Ich habe übrigens für die Nebenships immer so typische Klischees gewählt (vielleicht ist es euch aufgefallen):
Changlix - das Typische: aus körperlichen Interesse wird mehr/Gefühle entstehen
Seungchan/Chanmin (still don't know if there ist a prefered Shipname or they both are used) - Best friends to Lovers (wobei man das Best friends eigentlich schon in Anführungszeichen setzen muss...)
Hyunin - ???
Hahaha hier sage ich es euch noch nicht, könnt ja mal raten. Und es ist kein Enemies to Lovers, das würde hier gar nicht passen. Weiß um ehrlich zu sein nicht ob das soooo ein riesen Klischee bei den beiden ist... Naja irgendwie schon
Das nächste Kapitel kommt in zwei Wochen. Hier ein paar Bilder zum Trost und weil Chan mit Berry einfach zu süß ist like- I'm crying weil er endlich wieder bei seiner Familie ist (und die anderen Member natürlich auch) und Berry ist so süß
Ich spame euch einfach mal etwas voll (ich habe mich dabei extra zurückgehalten, weil sonst gefühlt die Hälfte des Kapitels Bilder wären :3)
Danke fürs Lesen, Voten und Kommentieren <3
Good day, Stay
Eure EinwildesStay <3
Don't mind me, I'm just sobbing over these pictures and the fact that Stray Kids finally has a break
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro