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Kapitel 11

Minho

Laute Musik klang aus den Boxen im Tanzstudio. Der Bass war so stark, dass mein Körper bei jedem Schlag erzitterte und mein Trommelfell fast zum Zerreißen stark gedehnt wurde.
Der Rhythmus beherrschte meinen Körper wie so oft und verschaffte mir eine Auszeit von jeglichen Gedanken, die sonst durch meinen Kopf schwirrten.

Ich konzentrierte mich nur auf die Musik, meinen Körper und die Tanzschritte, die schon fast automatisch von mir ausgeführt wurden. Sie waren bereits in meinem Gedächtnis verankert, wie eine Alltagsroutine musste ich nicht groß darüber nachdenken und bewegte mich einfach.
Mein Kopf war leer; da war nur die Musik.

Wie in Trance, als wäre ich nicht in meinem eigenen Körper, sondern ein Außenstehender, folgte ein Schritt nach dem anderen. Als wäre es eine angeborene Fähigkeit, vertraute ich meinem Gefühl, sodass sich meine Bewegungen der Musik perfekt anpassten.

In dem Moment als ich einen etwas anspruchsvollerer Schritt machte, fühlte ich plötzlich ein unkontrolliertes Zucken zusammen mit einem ziehenden Schmerz in meiner Wade. Das betroffene Bein konnte aufgrund der plötzlichen Schwäche meinem Körpergewicht, das alleinig auf ihm lastete, nicht mehr standhalten und knickte zur Seite weg.

Ich reagierte schnell und federte meinen Sturz mit meinen ausgestreckten Armen ab, um den Rest meines Körpers davon abzuhalten, hart auf den Boden aufzuschlagen. Den Preis dafür zahlte ich aber schon bald, als sich ein Schmerz von meinen Handflächen über meine Arme ausbreitete, die in einem ungesunden Winkel zu meinen Händen lagen.

Schmerzvoll zischte ich auf und entfernte meine Hände von ihrer rettenden Position an meinen Seiten.
Während ich mit kreisenden Bewegungen überprüfte, ob bei meinen Handgelenken noch alles da war, wo es hingehörte, schenkte ich meiner Wade einen vernichtenden Blick.

Ich war trainiert, vor allem meine Beine hatten stark ausgeprägte Muskeln, also warum bekam ich auf einmal einen Krampf von einem Tanzschritt, den ich fast jeden Tag mit Leichtigkeit ausführte? Genervt wartete ich ab bis der Krampf endlich abklang, damit ich weiter tanzen konnte.

Doch meine schwächelnde Wade ließ sich Zeit. Frustriert ließ ich meinen Kopf in den Nacken fallen, die Augen schloss ich um mich von dem grellen Licht der Deckenleuchten zu schützen. Kaum war die Dunkelheit vor meinen Augen eingekehrt und mein Körper war nicht mehr auf die Musik und Tanzschritte konzentriert, kamen alle Gedanken zurück.

Wie eine tückische Welle überrollten sie mich und begruben mich unter ihrer Last.

Und dann sah ich wieder den Anblick vor dem ich eigentlich flüchten wollte; wegen dem ich an meinem freien Tag in das Gebäude unserer Company gekommen war, um mich abzulenken.

Seine geröteten Augen, seine braunen Iriden, die unter dem wässrigen Glanz kaum noch erkennbar waren. Seine dunklen Wimpern, die von der salzigen Flüssigkeit schon ganz verklumpt waren und von denen sich immer wieder eine Träne befreite um sich einen Weg über seine bereits von Tränenspuren übersäte Wange zu bahnen. Seine bebende Unterlippe, die einen erahnen ließ wie verzweifelt er versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken. Die Speicherkarte in seiner Hand, die er fest umklammerte, als hätte er die Befürchtung jemand könnte ihm sie wegnehmen und die verschafften Einblicke in sein Leben veröffentlichen.

Dieser Anblick hatte sich innerhalb weniger Sekunden in mein Gedächtnis gebrannt und seitdem verfolgte er mich. Ein Stechen machte sich in meiner Brust bemerkbar und meine Hände fanden ihren Platz in meinen vom Schweiß getränkten Strähnen. Meine Finger verfingen sich immer mehr in meinen Haaren, zogen beinah schmerzhaft an ihnen, während ich meinen Kopf auf die Knie meiner angewinkelten Beine legte.

„Argh! Scheiße, man!“, verließ ein verbitterter Ausruf meine Lippen, auf den ein erzürntes Knurren folgte.
Dieses verdammte Mädchen!

Ich konnte nicht glauben, dass jemand so besessen von mir und den anderen war, dass er uns wirklich jegliche soziale Kontakte außerhalb unserer Band verbot und regelrecht bestrafte, falls wir doch welche haben sollten. Diese Eifersucht von solchen Leuten war wirklich nicht mehr gesund, sie kannten uns ja noch nicht mal; nur das was wir der Öffentlichkeit preisgaben.

Es schien, als wären Idole oder andere Personen der Öffentlichkeit, gefangen in einem goldenen Käfig aus Erwartungen, der nach außen hin wie das reinste Paradies wirkte. Von außen wurde man bestaunt, wie toll man war und wie viel Talent man doch hatte. Innen, von den goldenen Gitterstäben umgeben, fühlte es sich allerdings ganz anders an. Einsamkeit, Angst, Überanstrengung und nicht zu vergessen auch der Spott von außen, der sich in unsere auf Leistung gedrillte Herzen einbrannte, auch wenn wir versuchten es zu verhindern.

Ich liebte meinen Job, aber manchmal wollte ich den berühmten, bekannten Minho in dem Käfig lassen und einer der unzähligen Menschen sein, die außerhalb dessen lebten.

Nun mit neuer Kraft, oder wohl eher aufgestaute Wut, die meinen Körper verlassen wollte, rappelte ich mich auf um noch kraftvoller zu tanzen als zuvor. Ich steckte meine ganze Energie in meine Bewegungen, die durch meine Aufgebrachtheit immer fahriger und unpräziser wurden.

Dieses Mädchen hat Jisung verfolgt und wollte ihm schaden, weil er mit mir Kontakt hatte. Sie war so von dem Gold des Käfigs geblendet, dass sie vergaß, dass wir auch nur Menschen waren und nicht ihre Vögel im Käfig, die sie ihr Eigen nannte. Dass sie so dachte, war so abstrus, aber dennoch wahr, dass ich ihr am liebsten meine Meinung gegeigt hätte.

Doch auch wenn ich wütend auf sie war, konnte ich nicht vermeiden mir selbst auch die Schuld dafür zu geben.
Ich war auf mich selbst wütend.
Schließlich hatte ich Jisung dieser Situation ausgesetzt. Ich hatte darauf bestanden, dass er mit mir Essen ging und das Resultat war ein am Boden zerstörter Jisung, der nun erst recht keinen Kontakt mit mir haben wollte.

Er hatte ja von Anfang an gesagt, das würde unser erstes und letztes Treffen sein. Doch an dem Abend hatte ich das Gefühl, dass die Chance bestand uns wieder zu treffen. Wir hatten uns so gut verstanden und es fühlte sich so an als kannten wir uns schon länger; das beruhte eindeutig auf Gegenseitigkeit.
Die Chemie zwischen uns stimmte einfach.

Das war uns beiden wahrscheinlich spätestens im Gewächshaus aufgefallen. Was auch immer in diesem Moment in mich gefahren war… Ich hatte das Gefühl wir könnten wirklich... gute Freunde werden – hätten Freunde werden können.

Ein beklemmendes Drücken legte sich auf mein Herz, wenn ich daran dachte, dass das nun wohl eine unerreichbare, erträumte Utopie war.

Die Musik war so laut und ich auf meine Gedanken fokussiert, dass ich gar nicht bemerkte, wie sich die Tür am anderen Ende des Raumes öffnete. Erst als sich die komplett in schwarz gekleidete Person mir näherte unterbrach ich mein Tanzen.

Ziemlich genervt drehte ich mich um; in dem Moment hätte mich jeder einfach nur nerven können. Ich wollte meine Ruhe haben und nicht dabei gestört werden meiner Wut und Verzweiflung freien Lauf zu lassen.

Chan kam mit zusammengezogenen Brauen auf mich zu, den ebenfalls schwarzen Rucksack auf seiner rechten Schulter, der wahrscheinlich darum bangte nicht gleich Bekanntschaft mit dem Boden machen zu müssen, da der Ältere ihn riskant weit außen auf seiner breiten Schulter balancierte.

Als Chan nach seinen gemächlichen Schritten, die mir die letzte Geduld kosteten, schließlich stehen blieb, blickte er mich nur stumm fragend an. Tief durchatmend versuchte ich meine Wut dahin zurück zu verbannen wo sie herkam, denn ich war nicht auf Chan wütend und durfte meine schlechte Laune nicht an ihm auslassen.
Er konnte nichts dafür.

Nach ein paar langsamen Atemzügen brachte ich meinen Zorn, sowie meine schnelle Atmung durch die körperliche Anstrengung wieder unter Kontrolle und sah den Älteren abwartend an. Wenn er etwas wissen möchte, musste er schon fragen.

„Warum bist du hier?“, fragte er dann schließlich als er verstand, dass ich ihm von mir aus nichts erzählen würde. Darauf zuckte ich nur mit den Schultern und sah ihn mit einem verständnislosen Blick an.

„Wonach sieht‘s denn aus?“

„Es sieht aus als würdest du einen deiner wenigen freien Tage damit verbringen deinen Körper zu überanstrengen, weil dich irgendwas belastet.“

„Pfff“

Ich wandte meinen Blick ab und entfernte mich dann von ihm um die Lautstärke der Musik runterzudrehen, da wir uns eher anschrien als redeten. Dabei ließ ich mir nicht anmerken, dass er damit eigentlich genau ins Schwarze getroffen hatte. Chan kannte mich einfach zu gut, als dass ich etwas verheimlichen könnte, wahrscheinlich durchschaute er mich auch im Moment, wusste dass er recht hatte und ich versuchte diese Tatsache zu überspielen.

Sobald ich wieder in Hörweite war harkte er auch gleich weiter nach.
„Was belastet dich?“

Schwer seufzend ließ ich mich auf dem Boden nieder, meine Beine zu einem Schneidersitz verflochten und meine Arme stützend hinter mir, damit ich mich zurücklehnen konnte und zu Chan aufsah. Der schien den Wink mit dem Zaunpfahl zu verstehen und ließ sich kurz darauf gegenüber von mir auf den Boden sinken.

Chan schien heute besonders geschärfte Sinne zu haben oder er hatte mal wieder Detektivanwandlungen, denn kaum saß er, stellte er schon Vermutungen auf.

„Du hattest doch vor ein paar Tagen dieses Da- Treffen mit dem Stylisten, Jisung hieß er glaube ich. Hat es etwas damit zu tun?“

Wenn er so weiter macht muss ich gar nichts sagen und er findet den ganzen Sachverhalt ohne meine Beihilfe heraus. Doch das wurde mir dann zu viel mit dem Detektivspielchen weshalb ich nach einem kurzen Nicken begann zu reden.

„Ja, es hat etwas mit dem Treffen von Jisung und mir zu tun.“

Der Ältere sah mich schweigend an, schien darauf zu warten, dass ich meinen Satz weiter ausführte und ihm alles erklärte, doch da kam nichts. Ich wollte nicht wirklich darüber reden, denn ich musste noch nicht mal daran denken und schon verfolgte mich Jisungs verzweifelter, wütender und trauriger Anblick.
Verdammt ich wusste noch nicht einmal was er fühlte, ich konnte die ganzen Zeichen nicht deuten. Das Einzige was ich sagen konnte war, dass es ihm schlecht ging und das gewissermaßen wegen mir.
Was für ein toller Menschenkenner ich war, richtig?

„Muss ich dir jedes Detail aus der Nase ziehen, Lino?“, fragte Chan nun frustriert und ungeduldig. Da kam seine 'I’m-fOive-Seite' durch. Wie ein kleines Kind schmollte er und versuchte mich dazu zu bewegen weiterzuerzählen. 

Doch seine kindische Seite konnte ich gerade nicht gebrauchen, ich brauchte den großen Bruder mit Ratschlägen in jeder Lebenslage, der zu jedem unserer Probleme eine Lösung suchte. Deshalb warf ich ihm einen ernsten Blick zu, was das spielerische Schmollen auf seine Lippen verschwinden ließ.

Sein Blick wurde besorgt und seine Augenbrauen hoben sich leicht an als würde er mich damit animieren wollen ihm mein Herz auszuschütten. Den Rucksack nahm er von seiner Schulter und platzierte ihn irgendwo hinter sich, wahrscheinlich seine Art mir zu zeigen, dass er bleiben würde solange ich ihn brauchte.

Aber auch wenn er mich immer mehr dazu brachte, ihm schließlich doch von allem zu erzählen, wusste ich nicht wo ich anfangen sollte.
Mein Gegenüber schien meine Unsicherheit und Zwiespalt zwischen Reden und Schweigen zu bemerken, weshalb er mich mit ermutigenden Worten zum Reden anregte.

„Erzähl mir von eurem Tag. Was habt ihr alles gemacht?“
Sanft lächelte er mich an und rutschte etwas näher, damit ich nicht so laut sprechen musste; die Musik war zwar leise, aber lief immer noch und ich hatte schlicht gesagt nicht die Kraft diese zu übertönen.

Nervös spielte ich mit meinen Fingern im Schoß, ließ meinen Blick auf den Boden gerichtet, während ich das erste Mal seit unserem Treffen in den guten Erinnerungen schwelgte, die mir dieser Abend geschenkt hatte, die mir Jisung geschenkt hatte.

„Als Jisung am 'Limewood' angekommen ist, war er total durch den Wind und aufgebracht. Ich konnte ihn mit einer Umarmung etwas beruhigen und als wir dann drinnen waren, war seine Stimmung komplett umgeschwungen. Er war fröhlich, hat mit Soonie, Doongie und Dori gekuschelt und von ihnen geschwärmt… er war einfach sympathisch und total niedlich.“

Ich verstummte für eine kurze Weile, rief mir sein strahlendes Gesicht zurück in Erinnerung, das gelegentlich von einer zarten Röte geschmückt wurde. Man konnte ihn einfach nicht nicht schön finden. Seine weichen, vollen Wangen ließen den Drang in mir erwecken sie mit meinem Finger anzustupsen, zu streicheln und sanfte Küsse darauf zu verteilen.
Warte was-

„Das klingt toll. Habt ihr noch etwas gemacht?“

Chan lächelte mich munter an und seine Frage war eine willkommene Ablenkung von meinen letzten Gedanken, also ging ich darauf ein.

„Wir sind auch ins Gewächshaus gegangen und ich habe ihm seine und meine Geburtsblume gezeigt und ihm die Bedeutungen erklärt. Und-“

Ich stockte als die Situation vor meinem inneren Auge erschien, wie wir inmitten der ganzen wunderschönen Pflanzen standen, aber nur Augen für einander hatten. Und wie ich erst als Soobin uns unterbrochen hatte, feststellte wie nah wir uns waren. Ich hatte diese Nähe nicht registriert, aber fühlte mich dadurch unbewusst wohl. Es war wie meine Umarmung mit der ich Jisung beruhigen wollte und sich dabei mein Herzschlag beschleunigte und eine Wärme in meinem Inneren ausbreitete.

„Und?“

Chan sah mich erwartungsvoll an, wartete darauf, dass ich meinen Satz beendete, doch ich hatte vergessen was ich sagen wollte; mein angefangener Satz wurde von Jisung unterbrochen und anschließend von meinem Gehirn komplett verdrängt. Schnell überlegte ich von was ich Chan als nächstes erzählen sollte.

„Und dann hat er meinen Cheesecake gegessen. Er hat davon geschwärmt ohne, dass er wusste, dass ich ihn gebacken hatte. Er war so überrascht, als ich es ihm gesagt habe. Das Leuchten in seinen Augen als er den Cheesecake gegessen hat, war so… süß“

Die letzten Worte murmelte ich leise zu mir selbst, ich wusste noch nicht mal warum ich das ausgesprochen hatte. Chans Anwesenheit und seine Ermutigungen ließen die Gedanken einfach aus mir raus sprudeln, sie entzogen sich dem Filter zwischen Mund und Gehirn, der eigentlich streng kontrollierte ob meine Gedanken auch für die Außenwelt bestimmt waren.

„Das klingt wirklich schön. Es scheint so als hättet ihr euch super verstanden.“

Chan lächelte mich sanftmütig an, versuchte damit den aufwühlenden Effekt seiner folgenden Worte zu minimieren.

„Was ist dann passiert? Was geht dir nicht mehr aus dem Kopf?“

Schweigend hielt ich meinen Blick auf meine Hände gerichtet. Nervös ließ ich meine Fingerknöchel knacken, eine Angewohnheit die aus mir herausbrach sobald ich das innere Chaos nicht mehr aushielt. Und davon herrschte genug als ich die Situation noch mal bewusst Revue passieren ließ, sonst hatte sie mich immer nur ungefragt verfolgt.

Alle Ereignisse spielten sich erneut in meinem Kopf ab und auch die Gefühle die mich in diesem Moment überflutet hatten, breiteten sich erneut in meinem Körper aus. Als ich schließlich an einer Stelle hängen blieb, verstärkten sich die Empfindungen um ein Vielfaches und brachen erneut über mich her.

Es war wieder sein Gesicht, dass mich so einnahm, fast glaubte ich, ich könnte ihn vor mir sehen, dieses vor negativen Emotionen überströmte Gesicht, ohne ein Überbleibsel des strahlenden, glücklichen Jisungs.

Es herrschte minutenlang Stille, nur die leise Musik im Hintergrund war zu hören, obwohl diese von meinen Gedanken übertönt wurde. Alles wurde von ihnen übertönt, es fühlte sich an als funktionierten meine Sinne nicht richtig und alleinig das wirre Chaos in meinem Kopf versicherte mir, dass ich noch lebte; ein Umstand den mir mein schmerzendes Herz so unerträglich wie möglich machte.

Wie durch Watte nahm ich wahr, dass Chan näher an mich rutschte und meinen Kopf anhob, sodass er mein Gesicht betrachten konnte. Langsam strich er mit seinen Fingern die Tränen auf meinen Wangen weg.

Tränen, die ich noch nicht einmal bemerkt hatte, aber meine Wange benetzten. Einige Tränenspuren waren sogar schon getrocknet und sorgten dafür, dass meine Haut unangenehm spannte.
Auch meine Augen machten sich bemerkbar, als sich ein brennender Schmerz in diesen ausbreitete, sodass meine Tränen für noch mehr Tränen sorgten.

Ich hätte fast freudlos aufgelacht, so erbärmlich war ich.
Warum weinte ich?
Jisung war der ganze Scheiß widerfahren.
Ich hatte dafür gesorgt, dass es ihm so schlecht ging.
Es war nicht mein Leben, das fast ruiniert wurde.

Meine zitternden Finger ballten sich zu Fäusten und meine Fingernägel gruben sich fest in meine Handflächen in dem Versuch den Schmerz in meiner Brust zu übertreffen, damit er mir nicht so schlimm vorkam. Meine Idee brachte mir allerdings nur taube Finger mit ein wenig warmen Blut an den Nägeln ein, zusätzlich zu dem unablässigen Schmerz in meiner Brust.

Sanft legten sich zwei warme, große Hände auf meine, um die Fäuste zu lösen. Mit verschwommener Sicht und schnell blinzelnden Augen sah ich in Chans, die mich besorgt anblickten.

Er zeigte mir wie so oft, dass er meine Stütze war, wenn ich ihn brauchte, der Fels in der Brandung auf den ich mich verlassen konnte. Und auch wenn ich wusste, dass ich ihn damit nur weiter belasten würde, wollte ich mir das alles von der Seele reden.
Ich sehnte mich danach meinem Herz etwas Erleichterung zu verschaffen.
Mit bebender Stimme, die ab und zu brach fing ich schließlich an zu reden.

„Es wurden Fotos von uns gemacht. Es war dasselbe Mädchen, dass mich schonmal verfolgt und Jisung mir dann zur Flucht verholfen hat. An dem Tag unseres Treffens hatte sie Jisung verfolgt… das kann man eigentlich schon stalken nennen. Sie hat ihn vor seinem Wohnhaus fotografiert und als er auf dem Weg zum Restaurant war…“

Ich pausierte kurz damit ich meine Stimme wieder etwas unter Kontrolle bringen konnte. Dabei konnte ich den Schock auf Chans Gesicht nicht übersehen, wie seine Augen starr geradeaus gerichtet waren und wirkten, als wurde er durch mich schauen.
Um ihn aus seiner Schockstarre zu lösen und die möglichen Worst-Case-Szenarien, die sich in seinem Kopf sammelten, zu beseitigen, sprach ich weiter.

„Wir haben sie erwischt und Jisung hat die Speicherkarte, aber…“

Ich nahm einen letzten tiefen, zittrigen Atemzug, der meine Lunge mit frischer Luft versorgte und auch mir neue Kraft geben sollte. Mit meinen brennenden Augen versuchte ich Chans Blick standzuhalten und beendete dann meinen Satz.

„sie wollte mithilfe der Bilder von ihm und von uns beiden, Jisung das Fandom auf den Hals hetzen, damit er sich von mir fernhält. Sie hat ihn die ganze Zeit angeschrien und ihm gesagt er wäre nichts wert, er verdiene mich nicht und sowas in der Art. Es tat so weh ihn vor meinen Augen zerbrechen zu sehen. Wir wussten beide, dass sie ihren Plan wirklich ausgeführt hätte. Und… scheiße Chan das ist meine Schuld!“

Neue Tränen strömten aus meinen Augen und tropften auf meine verletzten Hände, die der Ältere noch immer stillhielt.

„Ich habe ihm zu dem Essen überredet. Wegen mir wäre ihm fast etwas passiert. Es verfolgt mich, sein zerbrochener Anblick und die Schuldgefühle verfolgen mich!“

Hysterisch schrie ich, wollte die ganze Frustration, Wut und Schuld von meiner Seele in die Welt schreien, damit sie mich nicht mehr erdrückten.

Chans Gesichtsregungen veränderten sich wieder, der Schock war verschwunden und er blickte mich mit der gleichen Besorgnis an, wie davor. Er ließ seine Gesichtszüge nicht entgleisen und machte mich damit nicht noch verzweifelter.
Im Gegenteil, es beruhigte mich irgendwie, denn so zeigte er mir, dass es okay war.
Dass es okay war mich so zu fühlen und es rauszulassen.

Ehe ich mich versah schlangen sich zwei starke Arme um meine Seiten und pressten meinen vor Schluchzern erbebenden Körper gegen seinen. Hilflos drängte ich mein Gesicht an seine Schulter und weinte weiter.

„Lino, es ist nicht deine Schuld. Es hätte uns allen passieren können und dass es euch beiden passieren würde, war nicht vorauszuahnen.“

Chan fuhr mit seiner Hand beruhigend über meinen Rücken, gab mir damit etwas Regelmäßiges, an das ich mich klammern konnte, inmitten des Chaos. Er strahlte ein so wohliges Gefühl aus, dass ich mich in seinen Armen langsam entspannte und mit abklingenden Schluchzern ruhig wartete bis die Tränen versiegten.
Es war das Gefühl von Familie.

Familie, die mich nicht im Stich ließ und stützte egal was passieren würde. Unsere tiefgehende Freundschaft verband uns mit einem starken Band und ich wüsste nicht wie ich das alles ohne ihn überstehen würde. Ich war so dankbar, dass ich Freunde gefunden hatte, die ich als Familie bezeichnete, weil sie mir dieses Gefühl gaben.

Ich wusste nicht wie lange wir letztendlich so dasaßen, aber das spielte auch keine Rolle. Chan hatte mir gezeigt, dass er für mich da ist, wenn und solange ich ihn brauchte.

Nachdem meine Atmung wieder regelmäßig wurde und ich glaubte nicht mehr an meinen eigenen Schluchzern zu ersticken, lehnte ich mich zurück, was den Älteren dazu brachte seine Arme etwas zu lockern.

Trotz seines Verständnisses, das er mir schenkte und des Trostes den er mir spendete, war ich etwas peinlich berührt, weil ich sonst nie so emotional wurde und auch kaum vor den anderen geweint hatte. Beschämt mied ich für die ersten Sekunden seinen Blick.

Doch Chan schien das nicht so eng zu sehen wie ich und so ging er nicht weiter darauf ein, stattdessen versuchte er noch ein paar Informationen aus mir rauszukitzeln.

„Was habt ihr anschließend mit dem Mädchen gemacht, damit sie nicht weiterhin Fotos von euch macht oder irgendwelche Andeutung und Behauptungen veröffentlicht?“

Bei dem Gedanken wie ich das alles eher flüchtig geregelt hatte, drohten sich bereits wieder Schuldgefühle anzubahnen, doch Chans Hand die sacht meinen Arm entlangstrich, machten es etwas besser.

„Also zuerst… ich habe das alleine geregelt. Jisung ist nachdem er ihren Plan gehört hatte, weggerannt und das kann ich ihm auch nicht verübeln.“

Ich schluckte kurz, um nicht wieder seinen traurigen Anblick vor mir zu sehen und sprach weiter, als ich mir sicher war, nicht davon übermannt zu werden.

„Ich habe in ihrem Portemonnaie ihren Ausweis gefunden und habe ein Foto davon gemacht. Dann habe ich ihr gesagt, wenn sie irgendwas vorhätte um Jisung doch zu schaden, in jeglicher Hinsicht, würde ich rechtlich gegen sie vorgehen. Ich hoffe sie hält sich von ihm fern, denn ich habe keine Ahnung wie ich das anstellen soll.“

Ich seufzte und fuhr mir durch meine Haare bevor ich schließlich wieder in Chans Gesicht blickte. Er nickte abwesend, dachte wahrscheinlich darüber nach, wie man das Mädchen am besten in die Schranken weisen konnte.

„Kannst du mir ihre Personalien schicken, zur Sicherheit?“
Stumm nickte ich und deutete dann auf das Sofa hinter ihm.
„Mein Handy liegt dort drüben. Du kannst sie dir rüberschicken.“

Mit einem letzten Nicken in meine Richtung erhob sich der Ältere und ging zu der Couch um sich alles Nötige auf sein Handy zu schicken. Für einen Moment herrschte Stille, in der ich der langsamen Musik lauschte, die durch die Boxen zu mir drang. Es beruhigte mich irgendwie und lenkte mich von dem Druck in meiner Brust ab.

„Hast du ihm das auch geschrieben?“, rief mir Chan vom Sofa aus zu und hielt dabei weiterhin den Blick auf mein Handy gerichtet. Er wusste mein Passwort, also konnte er sich problemlos das Bild zuschicken.

„Was?“
Verwirrt drehte ich meinen Kopf zu ihm, doch seine Augen ließen nicht von meinem Handy ab.

„Na, hast du ihm Entwarnung gegeben wegen dem Mädchen?“

Sofort schüttelte ich den Kopf, versuchte ihm meinen Standpunkt zu erklären.

„Nein, habe ich nicht. Ich sollte mich von ihm fernhalten. Ich will ihm nicht noch mehr Probleme bereiten.“

Das schien Chan nicht ganz einzuleuchten denn er sah mich entsetzt an.

„Minho, du musst ihm doch immerhin schreiben, dass du dafür gesorgt hast, dass das Mädchen Problem bekommt, wenn sie sich nicht von ihm fernhält. Sie weiß wo Jisung wohnt und er hat jetzt bestimmt Angst vor die Haustür zu treten! Ich versteh, dass du dich von ihm fernhalten möchtest, aber gib ihm doch immerhin eine Entwarnung, ok?“

Chan sah mich eindringlich an, um mich davon zu überzeugen wie wichtig das war.
Und… er hatte recht.
Ich hatte gar nicht genauer darüber nachgedacht, zu verbissen war ich gewesen Distanz zwischen uns zu bringen, um Jisung nicht weiter zur Zielscheibe zu machen.

Langsam nickte ich und nahm mein Handy an, das mir Chan entgegenhielt.

„Du hast recht.“, nuschelte ich resigniert.
Während ich eine Nachricht an Jisung verfasste, die ihn zumindest etwas beruhigen sollte, setzte sich Chan wieder gegenüber von mir auf den Boden und beobachtete mich dabei.
Mehrmals las ich mir die geschriebenen Zeilen noch einmal durch.

Ich habe das mit dem Mädchen geregelt. Sollte sie dich dennoch weiter belästigen, schreib mir und ich werde den nächsten Schritt gegen sie einleiten. Ich denke es wäre für uns beide besser sich ab jetzt von einander fernzuhalten. Tut mir leid, dass ich dir so viele Probleme bereitet habe. Ich bereue es dich zu dem Essen überredet zu haben, weil ich dir damit nur Leid zugefügt habe, aber ich habe den Tag trotzdem sehr genossen. Es tut mir wirklich leid, es war nie meine Absicht, dich zu verletzen.
Ich wünsche dir nur das Beste, denn du verdienst so viel.
- Minho

Mein Daumen schwebte über dem Senden-Icon, doch ich zögerte darauf zu klicken. Das ist die Nachricht, die unseren Kontakt endgültig abbrechen würde, das war mir klar. Es… schmerzte, denn ich hatte Hoffnung. Auf eine Freundschaft, wenn ich mich anlog und… mehr, wenn ich zu mir selber ehrlich war. Meine Gedanken waren schon mehrmals in nicht-platonische Bereiche vorgedrungen. Leugnen konnte ich das nicht mehr und meine Gefühle waren jetzt, nachdem ich sie jemanden anvertraut hatte, auch etwas klarer.

Es war absurd, wie schnell ich dem Jüngeren verfallen war, das war immerhin kein Märchen in dem sich der Prinz und die Prinzessin innerhalb eines Augenaufschlags ineinander verliebten. Ich fühlte mich so schlecht bei der ganzen Sache, auch wenn ich wusste, dass es das Beste war, was ich in der Situation tun konnte.
Ich schoss mir damit ins eigene Knie oder eher Herz, aber solange Jisung es dadurch besser ging war es eben so.
Wir hätten wahrscheinlich nie eine Chance gehabt.
Vielleicht in einem anderen Universum.

Die Worte des Mädchens er verdiene mich nicht mal ansatzweise hatten sich außerdem auch in mein Gedächtnis gebrannt, weswegen ich versuchte den Selbstzweifel den sie verursacht haben könnten mit diesen paar Worten vielleicht etwas zu mindern.

Das funktionierte zwar nicht so einfach und das war mir klar, aber ich wollte es hoffen, denn was sie behauptet hatte, war so falsch. Ich wollte glauben, dass er meine Worte nicht als leer ansah, denn er verdiente so viel.
Ich kannte ihn kaum und doch wollte ich diesem liebevollen Menschen mit engelsgleichem Lachen und Lächeln, die Welt zu Füßen legen.

Ich spannte meinen Kiefer an und presste meine Zähne schmerzhaft fest aufeinander, bevor ich meinen Daumen dazu zwang sich zu senken. Kaum war die Nachricht abgeschickt, schaltete ich den Bildschirm aus, damit ich den Schlussstrich, den ich soeben gezogen hatte, nicht noch weiter betrachten musste.

Stattdessen ließ ich meinen Blick zu Chan gleiten, der nervös auf seiner Unterlippe herumkaute, während er auf seine Uhr schaute.

„Du kannst ruhig gehen. Mir geht es besser. Danke, dass du mich getröstest und dir meine Probleme angehört hast.“
Das ließ ihn ehrlich und besänftigend lächeln und er schüttelte seinen Kopf leicht.
„Kein Problem. Ich bin immer für dich und die anderen da.“

Nach diesen Worten griff er nach seinem Rucksack um ihn anschließend wieder waghalsig weit außen auf seiner Schulter zu balancieren. Gerade als er sich abwenden wollte, hielt ich ihn davon ab, indem ich noch schnell eine Frage stellte.

„Wo gehst du denn hin? Mit wem triffst du dich?“
Der Ältere schmunzelte leicht.
„Ins Dorm. Seungmin und ich wollten ein K-Drama oder so gucken.“
Er wollte sich nach dieser Erwiderung verabschieden doch ich unterbrach ihn indem ich eine weitere Frage hinterherschob.

„Du bist in letzter Zeit viel bei Seungmin, nicht?“
Ein schelmisches Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus, doch der Ältere ignorierte es und zuckte nur mit den Schultern.

„Naja, du ziehst dich zurück, Hyunjin verkrümelt sich in sein Studio um zu malen und Changbin hat in letzter Zeit viele 'Termine'. Ich glaube er hat irgendeinen Lover an Land gezogen und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast meinen es wäre der blonde Stylist von neulich, aber das würde er bestimmt nicht machen.“

Seine Vermutung murmelte Chan eher sich selbst zu und zog dabei nachdenklich die Brauen zusammen.

„Jedenfalls bleiben dann noch Seungmin und ich übrig und, weil wir gerne Zeit miteinander verbringen, treffen wir uns eben häufig, wenn ihr mit euch selbst beschäftigt seid. Also um deine Frage zu beantworten: Ja.“

Chan sah das Gespräch wohl nun als beendet an, weswegen er sich umdrehte und zur Tür ging. Zum Abschied hob er seine Hand und ich rief ihm ein „Tschüss“ hinterher.

Als er verschwunden und ich wieder alleine im Raum war, stellte ich die Musik etwas lauter um weiter zu tanzen. Auch wenn Chan mich etwas beruhigt hatte musste ich jetzt verhindern, dass die schlechten Gedanken wieder zurückkamen, jetzt wo er nicht mehr hier war. Außerdem musste ich meine Nachricht aus dem Kopf bekommen, damit ich nicht zu viel über diesen ungewollten und zwanghaften Kontaktabbruch nachdachte, sowie das Problem meines zu weitreichenden Interesses.

__________

Heyyyy,
ich habe es auch Mal wieder geschafft zu updaten whoop whoop

Naja immerhin habe ich euch hier ein etwas längeres Kapitel präsentiert (4700 Wörter so ungefähr, falls es jemanden interessiert hahaha)

Nächstes Kapitel wird weder aus Minhos noch Jisungs Sicht sein.
Also freut euch auf Action von einem Nebenship ^^

Das 12. Kapitel ist schon vorgeschrieben, weil ich das vor dem 11. geschrieben habe... ups
Aber es wird auch wirklich erst nächste Woche kommen, weil bei mir einfach schon wieder am Montag die Schule beginnt (T-T) und da werde ich nicht so viel Zeit zum Schreiben haben, weswegen ich jedes vorgeschriebene Kapitel das ich habe als Zeitpuffer nutzen werde.
Aber in der Schulzeit wird es wahrscheinlich so aller zwei Wochen ein Kapitel geben, weil ich mich mit Wattpad nicht so stressen möchte (das bekommt Schule allein schon ganz gut hin)

Ich hoffe ihr versteht das und freut euch umso mehr auf die Kapitel, wenn dann eins kommt. <3

Danke fürs Lesen, Voten und Kommentieren <3

Today I have another stunning LeeKnow pic for you~

Good day, Stay

Eure EinwildesStay <3

Me when I realized school ist starting in a few days

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