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neues Leben

„Bist du sicher, dass du das allein schaffst?", frage ich Joe. Er hat drei Kisten auf den Armen, von denen eine schwerer als die andere ist. „Ja, kein Problem.", ächzt er und schleppt die Kisten die Treppe hoch. Ich folge ihm nach oben in die Wohnung und kann es noch immer nicht glauben was in den letzten Monaten alles passiert ist. Ich bin jetzt mit Joe zusammen und ich bin glücklich. Gerade haben wir die letzten Kisten aus dem Transporter geholt der meine Habseligkeiten von meiner Wohnung in Paris nach London gebracht hat. Ich bin schon seit zwei Tagen in London um meine neue Wohnung einzugsbereit zu machen. Joe wohnt noch bei seiner Mutter, was sich in den nächsten Tagen aber ändern wird, denn er wird zu mir ziehen.

Die Wohnung ist gross genug und echt schön, Altbau, mit Stuck an den Decken und alten Dielenböden. Die grossen Fenster durchfluten das Wohnzimmer mit jeder Menge Sonnenlicht. Und die Aussicht ist einfach grossartig, man sieht von hier über den ganzen Hyde Park. „Ganz in Gedanken?" Joe schlingt seine Arme von hinten um mich und haucht mir einen Kuss in den Nacken, was einen Schauer über meinen Körper jagt. Ich geniesse das Gefühl und lege meinen Kopf etwas schräg, damit ich ihm den Zugang zu meinem Hals erleichtern kann. „Ich hab nur daran gedacht wie glücklich ich bin. Hier mit dir." Ich drehe mich in seinen Armen um und schaue in seine braunen Augen. Die mich so sanft und ehrlich anschauen wie ich es noch nie bei jemanden gesehen habe. „Du machst mich so glücklich wie noch nie jemand, weißt du das?" Sanft streichle ich ihm über die Wange und spüre die Wärme die von seinem Körper ausgeht und in meinen Körper dringt. „Das höre ich gern."

Er grinst mich schelmisch an, weshalb ich ihm leicht in den Bauch boxe. „Aua." Mit gespielter Empörung verzieht er das Gesicht, als hätte er starke Schmerzen. „Hör auf du Spassvogel." Ich lache und Joes Hand streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht, ich schliesse die Augen und geniesse seine Nähe. Sie tut mir gut und lässt mich endlich zur Ruhe kommen. In den letzten Monaten hatten wir beide sehr viel zutun und konnten uns nur wenig sehen, also alleine. Wir waren zwar jeden Tag zusammen, dennoch waren wir immer beschäftigt und hatten manchmal nur die Mittagspause um uns zu unterhalten. Deshalb bin ich umso glücklicher endlich mit ihm Zeit verbringen zu können, ohne, dass uns jemand stört. „Du machst mich ebenfalls glücklich. Vielleicht sogar zum glücklichsten Mann in ganz London, oder auf der ganzen Welt." Ich öffne die Augen und lächle verträumt, so etwas zu hören lässt einem das Herz aufgehen, aber es weckt auch Zweifel. Bin ich das überhaupt wert? Immerhin zerbrachen alle Beziehungen die ich geführt habe, zwar nicht immer wegen mir, aber auch ich habe Fehler gemacht. „Hey, denk nicht zu viel darüber nach. Was vergangen ist kann man nicht rückgängig machen, man kann aus den Fehlern lernen. Und das haben wir beide, glaub mir."

Er beugt sich zu mir runter und legt seine Lippen auf die meinen, der sanfte Druck seines Mundes fühlt sich gut an und lässt meine Zweifel wie vom Wind verstreuen. Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und erwidere den Kuss. Spüre wie mein Verlangen immer grösser wird und auch Joes Verlangen wächst mit jeder Sekunde. Ich kann es spüren. „Ich will dich.", flüstert er zwischen zwei Küssen. Ich grinse mit geschlossenen Augen und zusammen bewegen uns immer noch küssend Richtung Schlafzimmer. Gott sei Dank steht das Bett bereits auf das wir uns fallen lassen. Lachend schauen wir uns an, Joes braune Augen funkeln und ich kann in ihnen seine Liebe zu mir erkennen. „Du hast mich gerettet, weißt du das? Und ich weiss nicht wie ich das jemals wieder gut machen kann." Meine Stimme klingt brüchig und ich versuche die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. „Hey, das musst du nicht. Du bist mir nichts schuldig. Das ich mich in dich verliebt habe war pures Glück, kein Gefallen den ich irgendwann einfordern werde." Wie habe ich so einen Mann wie ihn verdient? Ich weiss es nicht, aber es fühlt sich gut an. Unheimlich gut sogar. Ich drehe mich so, dass ich auf ihm liege, mein Haar verteilt sich wie ein Vorhang um uns und schirmt uns von allem ab.

„Ich liebe dich Joe." Es ist das erste Mal das ich es sage, er hat es mir schon öfters gesagt, aber nie von mir verlangt es zu erwidern. Doch heute, jetzt und hier weiss ich, dass ich ihn liebe. Lächelnd beuge ich mich zu ihm runter und presse meine Lippen auf seinen wunderschönen Mund, spüre wie er ihn für mich öffnet und wie seine Zunge mit meiner tanzt. Ich spüre seine Hand auf meinem Rücken und wie sie weiter Richtung Po wandert. Seine Berührungen fühlen sich gut an, lassen mich leicht und wunderschön fühlen. Ja, wie habe ich diesen Mann verdient? Am nächsten Morgen fahren wir beide in die Firma, ich bin zwar erst Anfang nächsten Monat offiziell die Geschäftspartnerin von Joe, dennoch trete ich heute meinen ersten Arbeitstag an. Sein Architekturbüro liegt in einem Gewerbegebiet in London, was aber sehr zentral liegt. Man ist in wenigen Minuten in der Stadt was die Kunden natürlich auch hierher lockt. Ausserdem führt Joe diese Firma seit über zehn Jahren, was an sich eine sehr lange Zeit ist und in der er sich einen grossen Kundenstamm aufgebaut hat. Ich habe mein Büro Derek überlassen, er benutzt es und war sehr dankbar darum. Er hat gemerkt, dass ein Leben als Clubbesitzer nicht alles ist. Also hat er sich ein zweites Standbein als Anlageberater aufgebaut. Meine Aufträge habe ich von Paris aus weitergeführt, jetzt da ich in London wohne und arbeite muss ich mir hier zuerst einen Namen machen.

„Aufgeregt?" Joe lächelt mich sanft an und legt mir seine Hand auf mein Knie, der leichte Druck lässt mich an heute Morgen denken. Ich wollte gar nicht aufstehen, wollte den ganzen Tag mit ihm verbringen, doch die Arbeit geht vor. So ist das nun mal. „Ein bisschen schon. Immerhin kenne ich hier keinen." Ich schaue zu ihm rüber und sehe wie er mich mustert. „Du kennst mich und die anderen wirst du im Sturm erobern." Wenn er das sagt. Ich nicke und zaubere ein Lächeln auf mein Gesicht. Doch innerlich bin ich weniger zuversichtlich, ich bin zwar ein umgänglicher Mensch. Aber ich mag es nicht wenn ich die Neue bin, dazu bin ich noch die neue Chefin und mit dem zweiten Chef liiert. Das sind schon zwei Punkte die sich kritisch entwickeln können. Was ich nicht hoffe, aber es könnte eintreffen. Von unserer Wohnung aus sind es nur knappe fünfzehn Minuten bis zur Firma.

Dort angekommen werde ich bereits erwartet. Ich weiss, dass es eine kleine Firma ist, nicht mehr als zehn Mitarbeiter, aber, dass sie mich so freundlich empfangen hätte ich nicht gedacht. Denn sie stehen draussen und lächeln mich freundlich an. Fragend schaue ich Joe an der mich nur angrinst, was nicht gerade hilfreich ist. „Danke, dass ihr gekommen seid. Das hier ist Mia. Mia, das sind meine Freunde und meine Angestellten.", scherzt Joe. Einer nach dem anderen kommt auf mich zu und begrüsst mich, keiner sieht mich komisch an oder flüstert den anderen einen dummen Spruch zu. Alle sind freundlich und aufgestellt. „Wir freuen uns das du hier bist. Joe hat uns viel über dich erzählt und du kannst beruhigt sein, es war nur gutes. Mike, Mia ist so talentiert, ausserdem ist sie einer der hilfsbereitesten Menschen die ich kenne", sagt ein Mann der Joe ähnlich sieht. Aber er ist Einzelkind, also kann es kein Bruder sein. „Mein Cousin übertreibt manchmal etwas. Aber es stimmt, ich habe ihnen nur gutes über dich erzählt. Denn es gibt nichts schlechtes." Ein einstimmiges Aww laut wird, treibt es mir die Röte ins Gesicht was ich etwas kaschiere, in dem ich mein Haar etwas mehr ins Gesicht fallen lassen. Lang genug ist es ja.

„Ich danke dir, und euch auch. Danke das ihr mir so einen netten Empfang bereitet habt.", bedanke ich mich bei allen. Danach geht's ins Innere des Gebäudes. Die Büroräume sind freundlich gestalten, es wurde viel mit Glas gearbeitet. Aber so viel Licht wie in Manhattan fällt leider nicht in die Räume. Was nicht schlimm ist. „Das ist unser Büro, ich hoffe es macht dir nichts aus wenn wir uns eins teilen.", meint Joe. Ich betrete den grosszügigen Raum und stelle erleichtert fest, dass die Schreibtische auseinander stehen. So nah auf engem Raum zusammen zu arbeiten ist nicht immer leicht, aber so geht es. „Nein, das ist gut so." Ich setze mich an meinen Schreibtisch und versinke beinahe im Stuhl. „Christopher hat ihn wohl vergessen auszutauschen. Wenn du willst kann ich das noch erledigen?" Ich versuche mich gerade hinzusetzen, doch ich sinke immer wieder ein. „Das wäre wirklich lieb von dir." Ich lächle ihn an und spüre wie er sich über mich amüsiert. Was ich ihm nicht verüble. Es klopft jemand an und streckt den Kopf durch den Spalt. „Joe? Mrs. Edgars ist da.", informiert er Joe. Dieser nickt und kommt auf mich zu, beugt sich zu mir runter und küsst mich sanft auf den Mund.

„Ich muss leider zu einem Termin, wenn du Probleme hast, oder Fragen dann wende dich an Matt, er wird dir alles erklären. Bis heute Nachmittag." Er küsst mich noch einmal und verschwindet dann aus dem Büro. Dieser Matt steht immer noch zwischen Tür und Flur und sieht mich an. „Alles klar?", frage ich ihn. Er blinzelt ein paar Mal und tritt dann ins Zimmer, kratzt sich am Kopf und lächelt mich an. „Ja. Es ist nur witzig Joe so zu sehen." Ich runzle die Stirn und frage mich wie er das meint, Matt scheint es ebenfalls gemerkt zu haben, denn er schliesst die Tür und kommt auf mich zu. „Na ja, Joe hat selten eine Frau mit hierher genommen. Nichts gegen dich, es ist nur ungewohnt. Aber wir alle freuen uns für Joe. Er ist ein klasse Chef und ein herzensguter Mensch, wir wollen alle das es ihm gut geht." Ich finde es süss von Matt das er sich für seinen Chef freut, dennoch höre ich eine leichte Drohung raus. Als würde er mir damit sagen wollen, dass ich es mit Joe nicht verscherzen soll.

„Ihr könnt alle beruhigt sein, ich werde ihm nicht wehtun. Joe ist der einzige Mann bei dem ich das Gefühl habe ich selbst zu sein. Das werde ich nicht riskieren." Matt nickt und kommt noch etwas auf mich zu, bleibt dann aber stehen und kratzt sich wieder am Kopf. Er hat längeres Haar das sich leicht wellt und haselnussfarbene Augen. „Kann ich dir irgendwie helfen?", fragt er mich und beendet schliesslich das Thema. Dankbar lächle ich ihn an und stehe auf. „Ja. Kannst du mir die Aufträge zeigen die ihr jetzt bearbeitet? Ich würde mir gerne einen Überblick verschaffen." In den nächsten Stunden bin ich dabei mir einen groben Überblick zu verschaffen. Langsam kann ich ein Konzept erkennen und kann mich damit identifizieren.

In der nächsten Woche freunde ich mich mit allen an und muss sagen, ein Arbeitsklima wie hier habe ich selten erlebt. Jeder hilft jedem und es fühlt sich wie eine grosse Familie an. Jeden Freitag gehen sie zusammen essen und lassen die Woche ausklingen. Während Joe die meisten Aussentermine entgegennimmt, bin ich in der Firma und kümmere mich um die administrative Arbeit. Selbstverständlich lege ich selbst Hand an und entwerfe Gebäude, oder helfe den anderen dabei Ideen zu sammeln. Es macht Spass und erfüllt mich mit Stolz. Auch die Zusammenarbeit mit Joe geht reibungslos, ich habe mir schon ausgemalt das wir uns gar nicht mehr sehen wollen, weil wir so viel Zeit im Büro verbringen. Aber dem ist gar nicht so, worüber ich sehr froh bin. Heute Abend sind wir bei einem Geschäftsfreund von Joe eingeladen, er feiert seinen siebzigsten Geburtstag. „Mia? Du hast in fünf Minuten einen Termin.", erinnert mich Matt. Ich schaue von den Rechnungen auf, die ich gerade unterschrieben habe, und danke ihm.

Kurzfristig haben wir noch einen Auftrag erhalten, diesen nehme ich jetzt wahr. Ich stehe auf und verlasse mein Büro, das Konferenzzimmer ist nicht weit von meinem Büro entfernt. Es ist ganz aus Glas und hat einen wunderschönen Ausblick, perfekt für Gespräche. „Kannst du das noch schnell anschauen? Es sind die Entwürfe für das Cumberland Projekt.", hält mich Isabell auf. Sie ist Mitte dreissig und kommt ursprünglich aus Deutschland. „Klar." Ich schaue mir die Entwürfe an und teile ihr meine Anmerkungen mit, sie nickt und bedankt sich. Seufzend gehe ich zum Konferenzzimmer und kann den Mann bereits im Zimmer sitzen sehen. Er trägt einen gut geschnittenen Anzug, der Stoff ist dunkelblau und glänzt leicht. Als ich den Raum betrete nehme ich einen vertrauten Geruch wahr und spüre wie sich mein Herz ganz plötzlich zusammen zieht. „Ich muss mich für die Verspätung entschuldigen.", sage ich und zwinge mich professionell zu verhalten.

Nur, weil dieser Mann das gleiche Aftershave benutzt wie Miles, heisst es nicht, dass er es automatisch auch ist. Der Mann steht auf und ich spüre wie ich innerlich die Grösse und die Statur mit der von Miles vergleiche. Und wieder packt mich die Angst, denn sie haben eine verblüffende Ähnlichkeit. „Schon okay. Ich weiss ja das du viel beschäftigt bist." Ich bleibe mitten in der Bewegung stehen und starre ihn an, er hat sich umgedreht und sieht mich unverwandt an. Kein Zweifel, er ist es. „Was hast du hier zu suchen?", frage ich schroffer als beabsichtigt. Ihn hier zu sehen, in London, in diesem Büro ist einfach unfassbar. Und das meine ich jetzt nicht im positiven Sinne. Ich weiss gar nicht was ich sagen, geschweige denn wie ich das hier deuten soll.

„Ich freue mich auch die wieder zu sehen. Aber vielleicht ist das auch zu viel verlangt." Das Blitzen seiner Augen kann ich auf zwei Arten deuten. Entweder er freut sich mich zu sehen, oder er ist wütend. Letzteres würde ich nicht verstehen. Ich atme tief ein und versuche mich zu beruhigen, deshalb gehe ich an ihm vorbei und bleibe auf der anderen Seite des Tisches stehen. „Ich frage dich noch einmal, was machst du hier, Miles?" Seinen Namen laut auszusprechen, noch dazu in seiner Nähe ist schmerzlicher als alles andere. Denn es zeigt wie verletzlich er mich macht, und wie sehr er noch immer in meinen Gedanken ist. Und das stimmt auch, bevor ich mit Joe zusammen gekommen bin, war Miles Teil meiner Gedanken. Auch wenn ich es versucht habe auszublenden, er war da. Keine Ahnung warum. Und jetzt steht er wahrhaftig vor mir und ich kenne den Grund schon wieder nicht.

„Ich bin geschäftlich hier." Er sieht mich direkt an, seine blauen Augen schimmern wie der klarste Bergsee. Lässt mich in Abgründe tauchen die mich erschrecken und die mich im innersten berühren. „Und wieso gerade hier? Hat die Queen dich wieder eingeladen?" Keine Ahnung wieso ich das jetzt gesagt habe, aber zurück nehmen kann ich es nicht mehr. Miles scheint es zu amüsieren, denn er lächelt verschlagen und seine Augen werden dunkel. „Wunderbare Erinnerungen. Du musst zugeben, nicht alles an unserer Beziehung war schlecht." Die Art wie er das sagt, so arrogant und doch verletzlich, zeigt mir, dass er noch nicht darüber hinweg ist. Was schade ist, denn ich bin es. „Nein, es gab auch schöne Momente. Aber die waren leider in der Minderheit. Aber das gehört nicht hierher. Bist du hier um uns für ein Projekt zu engagieren, oder um mich zu verwirren?"

Ich habe schwitzige Hände die ich an meiner Hose versuche zu trocknen. „Ich verwirre dich? Ja? Das tut mir leid, das war nicht meine Absicht. Ganz und gar nicht." Wieder ein verschlagenes Lächeln das mich auf Hundertachtzig bringt. Um meine Wut irgendwie unter Kontrolle zu halten setze ich mich, was Miles mir gleich tut. „Was können wir für dich tun?" Ich ignoriere sein Verhalten und komme aufs geschäftliche zurück. Was ihn selbst auch in den Geschätfsmodus bringt, denn sein Ausdruck wirkt nun kühler und ernster. „Ich möchte ein Haus, es soll nicht zu klein sein, aber auch nicht zu gross. Es soll ein Nest werden, ja, es soll ein Zuhause werden." Für wen? Für Faizah und sein Kind? Dieser Gedanke versetzt mir einen unheimlichen Stich der so schmerzt, als würde mir jemand ein Messer in die Brust rammen und es mit Freude hin und her bewegen. „Wo ist das Grundstück? Hier in London, oder in der Umgebung?" Miles lehnt sich lässig nach hinten und legt ein Bein über das andere.

Er sieht genauso aus wie damals als ich ihn das zweite Mal gesehen habe. Damals, als er mich aus dem Café ins Hotel hat bringen lassen, nur um mit mir zu reden. Das fühlt sich Lichtjahre weit weg an, doch es ist erst ein knappes Jahr her. „In Cornwell." Das er dort für diese...dieser Frau ein Haus bauen lassen möchte ist einfach der grösste Schwachsinn den ich seit langem gehört habe. „Und deswegen kommst du hier her? Gibt es keinen Architekten der der das vor Ort machen kann?", meine Stimme klingt leicht genervt. Was ich auch bin, denn er vergeudet hier Zeit die ich effizienter hätte nutzen können. „Tja, leider gibt es keinen geeigneten Architekten dem ich das zutraue. Und da du hier arbeitest und ich weiss wie gut du bist, dachte ich mir ich frage mal nach. Aber wenn du kein Interesse hast, dann schaue ich mich weiter um." Er steht auf und ich kann meine Wut auf ihn kaum noch zügeln. Das er hier so ein Spiel spielt ist die Höhe, aber ich kann so ein lukratives Angebot nicht ausschlagen. Ich konnte mir ein Bild von den Zahlen verschaffen die Joes Firma abgeworfen hat. Sie sind gut, aber nicht herausragend. Dieser Auftrag würde uns für dieses Jahr sicherlich mehr Geld einbringen und mehr Aufmerksamkeit.

„Nein, warte. Setz dich, wir machen das." Miles Lächeln könnte ich aus seinem Gesicht wischen, so sehr nervt es mich. Aber ich bin ein Profi, deshalb gebe ich mich gelassen und bespreche die ersten Informationen. Nach einer Stunde habe ich alles um mich persönlich an die ersten Entwürfe zu setzen. „Es war mir eine Freude mit dir zu arbeiten." Miles ergreift meine Hand und führt sie zu seinem Mund, seine Lippen hauchen einen Kuss darauf. Ich kann nicht anderes tun, als die Luft anzuhalten und ihn anzustarren. Da der Raum verglast ist können uns alle sehen. Schnell entziehe ich ihm die Hand und halte sie fest, damit er nicht sieht wie sehr sie zittert. „Du findest alleine raus?" Damit verlasse ich den Raum und flüchte mich in mein Büro. Joe ist bei einem Termin und kann mich Gott sei Dank nicht sehen, ich zittere am ganzen Körper und könnte Gott, Karma oder wer auch immer dafür verantwortlich ist das Miles wieder in mein Leben getreten ist, verfluchen. Aber es bringt alles nichts. Ich atme tief ein und wieder aus, danach gehe ich raus und sehe mich nach Miles um. Doch er ist bereits gegangen. Kopfschüttelnd gehe ich wieder in mein Büro und erledige die liegen gebliebene Arbeit und setze mich dann an die Entwürfe. Leider kann ich meine Wut nicht auf meine Kreativität übertragen und so habe ich nach zwei Stunden einen ersten Entwurf. Da ich dort schon einmal war weiss ich wie sich das Objekt in die Umgebung einfügen kann und sollte. Und leider gefällt es mir sehr gut.

Am Abend stehe ich vor dem Spiegel und betrachte mich. Ich trage ein weisses Kleid das mit blauen Blüten bedruckt und mit einer Schicht aus Tüll überzogen ist. Es ist eine Frühlingsgartenparty und ausnahmsweise regnet es mal nicht. „Du bist so still. Ist alles in Ordnung?", reisst mich Joe aus meinen Gedanken. Ich schüttle den Kopf und drehe mich zu ihm um, er trägt einen grauen Anzug mit einer blauen Krawatte, passend zu meinem Kleid. „Es war ein anstrengender Tag, das ist alles." Ich richte seine Krawatte und küsse ihn, Joe legt seine Arme um mich und erwidert den Kuss. „Du siehst wunderschön aus.", flüstert er mir ins Ohr. Ich lächle ihn an und mache ihm auch ein Kompliment. „Wir müssen los."

Zusammen verlassen wir die Wohnung und fahren zum Haus des Geschäftsfreundes von Joe. William Rendall ist ein angesehener Geschäftsmann in London, beinahe jeder der Selbständig ist wird irgendwann einmal seine Bekanntschaft gemacht haben. Joe und er kennen sich durch einige soziale Projekte bei denen beide mit gemacht haben. Das Haus liegt in einer ruhigen Gegend im Stadtteil Belgravia. Es ist ein sehr altes Gebäude das gut in Stand gehalten wurde, wie alle Häuser in dieser Gegend. William und seine Frau Loretta begrüssen uns herzlich, ich gratuliere William zum Geburtstag und überreiche ihm unser Geschenk. Joe hat es ausgesucht, ich weiss nicht einmal was es ist. Aber es wird William sicher gefallen, sie kennen sich ja schon einige Jahre. Sie führen uns durch das Wohnzimmer in den Garten der sehr gross und gepflegt aussieht. „Fühlt euch wie Zuhause, wir werden noch ein wenig damit beschäftigt sein die Gäste zu empfangen. Aber danach sind wir für euch da."

William klopft Joe wohlwollend auf die Schulter und geht mit seiner Frau zurück ins Haus. Ich lächle Joe an und sehe wie er den Kopf schüttelt. „Will ist ein Gentlemen durch und durch, aber er kann auch anders." Er zwinkert mir zu was mich zum Lachen bringt. Gemeinsam gehen wir den mit Granitplatten ausgelegten Weg entlang und gelangen zum eigentlich Schauplatz der Party. Wo sich bereits einige Gäste versammelt haben, Joe stellt mich einigen vor. Eine Frau sticht mir ins Auge, kaum zu Glauben das sie hier ist. „Bitte entschuldigen Sie mich.", sage ich zu Joe und zwei Männern aus Russland. Alle drei nicken und lassen mich gehen, schnell husche ich über die Wiese zu der Frau im fliederfarbenen Kleid.

„Olivia Winter?" Die Frau dreht sich um, tatsächlich ist sie es. „Mia! Was für eine Überraschung Sie hier zu sehen." Sie zieht mich in ihre Arme und begrüsst mich. „Woher kennen Sie Will?", fragt sie mich, nachdem sie mich losgelassen hat. Sie sieht gut aus, ihr Haar ist etwas länger und sie sieht jünger aus. Woran das wohl liegt? „Eigentlich habe ich ihn erst heute Abend kennen gelernt, mein Freund kennt ihn.", stelle ich richtig. Sie lächelt und legt mir ihre Hand auf die Schulter, was sich seltsam anfühlt. „Ah dann sind sie mit Prinz Said hier? Ich habe ihn vorhin kurz gesehen." Nein, bitte nicht! Ich schaue sie perplex an und frage mich ob ich mich nicht verhört habe. Doch das habe ich nicht, das spüre ich genau. „Er ist hier?", frage ich leise wie eine Maus. Schlagartig spanne ich mich an und halte Ausschau nach ihm. Doch ich kann ihn nicht sehen, was nicht heisst das er nicht hier ist. Immerhin hat Olivia ihn gesehen. Sie sieht mich irritiert an und noch perplexer, als Joe neben mir auftaucht und mir einen Kuss auf die Wange haucht. „Oh, dann sind Sie also nicht mit ihm hier. Es tut mir wirklich leid."

Sie sieht mich entschuldigend an und stellt sich Joe vor. Er scheint begeistert sein sie hier zu treffen und verwickelt sie in ein Gespräch, während ich wie angewurzelt dastehe und mich frage wieso mich das Schicksal so verarscht. „Mia? Schatz? Alles in Ordnung?" Ich blinzle und schaue Joe fragend an, Olivia ist weg und er sieht mich besorgt an. Ich kaue auf meiner Lippe herum und weiss nicht was ich jetzt machen soll. Ich entscheide mich ihm alles zu erzählen und ziehe ihn deshalb etwas weiter weg. Nachdem ich ihm alles erzählt habe sieht er mich eine Zeit lang stumm an. „Er ist also hier und er war im Büro.", fasst er zusammen. Ich nicke und schaue mich unsicher um, doch auch jetzt kann ich ihn nirgends sehen. Was mich keineswegs beruhigt, im Gegenteil. Es macht mich noch angespannter und lässt mich nervös werden. „Wieso hast du mir das nicht schon vorher gesagt?" Er klingt nicht verärgert, oder anklagend, eher neugierig. Was mich etwas beruhigt, ich dachte schon er wäre wütend, oder verletzt.

„Keine Ahnung. Wahrscheinlich, weil ich es nicht wahrhaben wollte.", erwidere ich und verschränke die Arme vor der Brust. „ Willst du gehen?" Erstaunt schaue ich ihn an, es ist wirklich lieb von ihm, dass er mich das fragt. Aber ich schaffe das schon. „Nein. Es geht schon. Immerhin sind wir getrennt und er hat bald selbst eine Familie um die er sich kümmern muss." Um meine Worte zu unterstreichen küsse ich Joe und hoffe innerlich das Miles es gesehen hat und endlich kapiert, dass ich das mit uns hinter mir gelassen habe. „Komm wir gehen wieder zu den anderen." Joe nickt und legt seinen Arm um meine Schulter, ich bemühe mich mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen, aber innerlich zucke ich bei jedem Geräusch zusammen. Um dem Gefühl beobachtet zu werden entgegenzuwirken, nehme ich einen Becher von der Früchtebowle. Ich setze das Glas an und nehme einen Schluck, es schmeckt süsslich und nach Alkohol. Was mich dazu verleiten lässt den Inhalt hinunter zu kippen und noch einmal nachzuschenken.

„Pass lieber auf, der hat es in sich. Will kippt immer gerne noch etwas vom Gin nach, wenn es Loretta nicht sieht." Ich zucke zusammen und hätte um ein Haar das Glas fallen lassen. Doch Miles fängt es geschickt auf und stellt es auf den Tisch zurück. Unfähig einen Gedanken zu fassen starre ich ihn einfach nur an. „Sag etwas, Mia.", fordert er mich auf. Ich stehe da wie eine Salzsäule und bringe keinen Ton heraus. Miles Blick ruht auf mir, er steht da wie ein Raubtier das seine Beute anvisiert. Ich bin seine Beute, seine Mahlzeit die er mit Genuss verspeisen wird, wenn ich nichts unternehme. Er streckt seine Hand nach mir aus, doch ich weiche zurück. „Nicht.", wimmere ich. Sein plötzliches Auftauchen heute Morgen und dann die Nachricht, dass er hier ist, haben mich völlig aus der Bahn geworfen. Wenn er mich jetzt anfasst, dann weiss ich nicht wie ich mein Leben wieder in die richtige Bahn bringen soll. „Ich muss mit dir reden." Für einen Moment senkt den Blick und als er ihn wieder hebt, verschlägt es mir den Atem.

„Es gibt nichts mehr zu bereden. Es ist aus und ich bin über dich hinweg. Kapier das endlich." Damit lasse ich ihn stehen und gehe zurück zu den Leuten, doch auf halben Weg hat er mich eingeholt. Ich habe vergessen wie schnell er sein kann. Er packt mich am Handgelenk und hält mich auf, ich wirble herum und funkle ihn wütend an. „Lass mich los." Ich halte seinem Blick stand und nehme jeden seiner Atemzüge bewusst wahr. Sehe wie sich sein Brustkorb hebt und senkt, erinnere mich daran wie sich seine Brust angefühlt hat. Wie hart und ausgeprägt seine Muskeln waren, wie gut es sich angefühlt hat sie zu berühren. Ich schlucke hart und weiss nicht was ich denken, fühlen, oder sagen soll. „Das glaube ich dir nicht. DU empfindest immer noch etwas für mich, ich kann deinen Puls fühlen. Er rast. Und das wegen mir.", letzteres sagt er mit unverhohlenem Stolz was meine Knie weich werden lässt. Er sieht mich sicher an, als würde er in mein Innerstes blicken können, als würde er meine Gedanken lesen.

„Was ist hier los?" Joe sieht zwischen Miles und mir hin und her, als sein Blick auf mein Handgelenk, das nach wie vor von Miles umklammert wird, fällt, wird er wütend. „Lass sie los!" Seine Stimme duldet keinen Widerspruch und sein Blick ist eiskalt. So habe ich Joe noch nie erlebt, sonst ist er immer so sanftmütig. „Und wer bist du?" Miles mustert ihn abschätzig und sieht mich dann wieder an. „Ich bin Mias Freund. Und jetzt lass sie los." Joes Körper ist gespannt wie eine Feder, ich bin mir sicher, dass er selten so voller Wut ist. „Stimmt das? Ist es wahr was er sagt?" Miles sieht mich fragend an, ich bringe kein Wort heraus also nicke ich nur. Miles weicht einen Schritt zurück und lässt meine Hand los. Es fühlt sich gut an, aber ich spüre auch so etwas wie Sehnsucht. Das Gefühl verlassen zu werden tritt wieder in mein Bewusstsein und lässt mich an alle die schrecklichen Tage der Vergangenheit denken. „Was ist hier los? Belästigt Sie dieser Mann?" William steht vor uns und sieht zwischen uns hin und her. Ich schweige, Joe ebenfalls und Miles beachtet den Mann gar nicht.

Sein Blick ruht nach wie vor auf mir, es fühlt sich wie eine tonnenschwere Last an. „Ich denke es ist besser wen Sie gehen.", sagt William an Miles gewandt. Doch er sieht immer noch mich an, ein Sicherheitsmann tritt zu uns und fragt William ob er helfen kann. „Begleiten Sie diesen jungen Mann nach draussen.", weist er ihn an. Der Sicherheitsmann nickt und packt Miles am Arm, was er sich nicht gefallen lässt und sich los reisst. Doch der Bodyguard lässt sich nicht so leicht unterkriegen und packt Miles, so dass er sich nicht wehren kann. „Ich muss mit dir reden, Mia. Ich wohne im four seasons, komm dorthin und wir können über alles reden.", ruft Miles mir zu. Ich schaue in seine blauen Augen, während er aus dem Garten geschleift wird. „Bitte komm." Ist das letzte was ich von ihm höre, ich schliesse die Augen und versuche den Chor in mir zum Schweigen zu bringen. Doch eine Stimme übertönt sie alle und genau diese Stimme sagt mir was ich zutun habe.

oh je was Mia jetzt macht? Was denkt ihr?

eure Amanda


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