Happy End?
Wieso muss mir das alles passieren? Diese Frage beschäftigt mich die ganze Zeit über. Ich sitze da und kann mich nicht bewegen. Bin wie gelähmt, nicht im Stande einen klaren Gedanken zu fassen. Aber diese eine beschissene Frage spukt mir die ganze Zeit im Kopf herum. Sie lacht mich aus, zeigt mir wie dumm ich doch die ganze Zeit über war. Wieso verlassen mich ständig alle? Und wieso weiss Joe, dass ich Miles immer noch liebe? Ich verstehe das alles einfach nicht. Es ist so kompliziert, so verworren das ich die Wahrheit nicht mehr sehe. Als stünde ich in einem dunklen Wald in dem die Bäume so dicht stehen, dass man kaum Platz zum Atmen hat. Ich ziehe das eine Knie an, das andere Bein liegt ausgestreckt auf dem Boden. Mein Kopf lehnt an der Wand und fühlt sich unendlich schwer an.
Als bestünde er aus Blei, oder aus sonst einem sehr schweren Metall. Als mein Smartphone aufleuchtet starre ich eine Zeit lang darauf. Es ist eine unbekannte Nummer, als das Display wieder dunkel ist, lege ich das Handy auf den Boden und schliesse die Augen. Spüre wie die Dunkelheit mein zerrissenes Innerstes etwas heilt. Mein Herz fühlt sich rau an, als würden tausend Splitter daraus ragen und meine Innereien aufschlitzen. Ich muss eingeschlafen sein, denn ich schrecke hoch, als ich jemand meinen Namen rufen höre. Doch ich bin allein, völlig alleine. Du hast geschlafen, Mia, sage ich mir und versuche mich zu beruhigen. Doch ich kann dieses Gefühl nicht abstellen. Diese innerliche Unruhe, als würde etwas schreckliches passieren. Ich weiss nur nicht was es genau ist. Ich versuche aufzustehen, beim zweiten Mal klappt es. In aufrechter Position atme ich ein paar Mal tief ein und wieder aus, versuche meinen instabilen Kreislauf etwas anzukurbeln.
Danach gehe ich ins Badezimmer und versuche die Überreste meines Make-ups zu entfernen. Als das erledigt ist, gehe ich unter die Dusche und lasse das warme Wasser auf meine angespannten Muskeln prasseln. Was gut tut, denn als ich nur mit einem Tuch bekleidet dastehe überkommt mich ein noch schlimmeres Gefühl. „Miles." Ich weiss nicht wieso, aber ich gehe so schnell ich kann ins Schlafzimmer und ziehe mich an, ignoriere Joes leeren Teil und verlasse mit nassen Haaren die Wohnung. So schnell ich kann fahre ich zum four seasons und betrete das vornehme Hotel. Es ist wieder dieselbe Frau am Empfang und sie sieht mich genauso eigenartig an. „Was kann ich für Sie tun?", fragt sie mich professionell. „Ich muss zu Prinz Said." Die Frau zieht eine Braue nach oben und will zum Hörer greifen um wahrscheinlich den Sicherheitsdienst zu rufen. Was ich unbedingt verhindern muss.
„Warten Sie, ich möchte nur wissen ob er noch im Hotel ist?" Ich sehe sie drängend an, sie presst ihre Lippen aufeinander und schüttelt den Kopf. „Ich darf keine Informationen über unsere Kunden rausgeben." Ich könnte schreien, doch ich zwinge mich zur Ruhe. „Ich weiss. Ich möchte doch nur wissen, ob er noch hier ist oder ob er bereits aus gecheckt hat.", ich werde lauter und sehe wie die Frau zusammen zuckt. Was mich mit Genugtuung erfüllt, ich weiss es ist nicht gut, aber ich wurde so viel verarscht, da kann diese Frau auch meine ganze Wut abkriegen. „Würden Sie jetzt bitte nachsehen." Ich unterstreiche meine Worte mit einem sehr durchdringenden Blick. Der wie auch mein Tonfall Früchte trägt, sie gibt etwas in ihren Computer ein und lässt mich eine ganze Weile lang zappeln.
Meine Finger trommeln auf dem Tresen und meine Geduld sinkt immer weiter gen Null. Als ich sie noch etwas anfeuern möchte, hebt sie den Blick und sieht mich an. „Prinz Said hat um 15.36 Uhr heute Nachmittag aus gecheckt." Mein Herz zieht sich zusammen, er ist also weg. „Und wohin? Wissen Sie wohin er wollte?" Ich muss panisch wirken, denn einige Leute schauen mich seltsam an. Aber jetzt und hier ruhig zu bleiben ist wirklich schwer und raubt mir beinahe meine ganze Kraft. „Nein. Sein Fahrer übernahm den Schlüssel und seitdem sind sie nicht mehr im Hotel aufgetaucht." Ernüchterung macht sich in mir breit und innerlich frage ich mich, ob ich hier einem Gespenst nachjage, oder ob mich meine Gefühle doch nicht täuschen. „Vielen Dank." Ich verlasse das Hotel und schaue in den Himmel, als ob ich dort die Antwort auf meine Frage finden würde. Doch leider antwortet mir niemand.
„So eine Scheisse auch.", fluche ich und könnte mir jedes Haar einzeln herausreissen. Wieso habe ich ihn auch nur alleine gelassen? Ich kenne die Antwort, weil ich es musste. Aber das nützt mir jetzt auch nicht viel. Ich muss herausfinden wohin er gegangen sein könnte, die Frau vom Empfang sagte, dass Ricks die Schlüssel für die Limousine an sich genommen hat. Vielleicht weiss der Junge etwas. Ich mache mich auf die Suche und finde ihn nach einer kurzen Zeit, doch er weiss leider auch nichts was mir weiterhelfen könnte. „Und du hast auch nichts gesehen, oder gehört?", frage ich noch einmal nach. Ich muss einfach wissen wo er ist. „Nein, tut mir leid." Ich nicke und stecke ihm einen Geldschein in die Hand, er sieht mich zwar komisch an sagt aber nichts dazu. Wahrscheinlich ist es viel zu wenig, aber was kümmert mich das. Ich will gerade gehen, als er sich doch noch einmal zu Wort meldet. „Ich glaube ich habe ihn reden hören. Ja, er hat telefoniert als er auf den Wagen gewartet hat." Ich runzle die Stirn und frage nach, wen er damit genau meint. „Der Fahrer, Rocks, oder Recks. Ich weiss es nicht mehr genau." Er meint Ricks. „Und was hat er gesagt?" Der Junge erzählt mir, dass er mitgehört hätte wie Ricks einen Flug gebucht hätte. „Und da bist du dir sicher?"
Er nickt eifrig, als erwarte er noch mehr Geld. Doch ich bedanke mich und eile die Strasse runter, ich muss sofort zum Flughafen. Wir haben bereits halb sieben, als er aus gecheckt hat, hat Joe mich gerade verlassen. Ein seltsam trauriges Gefühl beschleicht mich, doch ich schiebe es zur Seite und konzentriere mich auf den Verkehr. Ich kann nur hoffen, dass ich nicht zu spät komme. Wie normal um diese Zeit herrscht dichter Verkehrsstau auf den Londoner Strassen. Erst um sieben Uhr komme ich am Heathrow an und stelle meinen Wagen auf einen der Besucherparkplätze. So schnell ich kann eile ich zum Informationsboard und suche nach den nächsten Flügen die nach Dubai, oder New York fliegen. Der nach New York ist bereits um fünfzehn Uhr gestartet, er muss also den Flug nach Dubai nehmen. Doch der startet jetzt gerade. Ich merke mir das Gate und renne los, quetsche mich durch all die wartenden Menschen und komme am Gate an. „Sie können nicht mehr durch. Die Maschine ist gestartet.", hält mich ein Flughafenmitarbeiter auf. Ich schaue aus dem Fenster und sehe die Maschine wie sie auf der Landebahn anrollt.
„Nein. Das kann nicht sein.", wimmere ich und kann nicht fassen, dass ich zu spät komme. „Geht es Ihnen nicht gut? Miss?" Ich spüre wie ich innerlich zusammenbreche, daran kaputt gehe. „Nein. Nichts ist in Ordnung." Ich wende mich ab und gehe wie in Trance einige Schritte und sacke auf einen der Stühle. Vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und kann die Tränen nicht mehr aufhalten. Ich weine haltlos, und werde von schrecklichen Schluchzern geschüttelt. Ich habe alles verloren, wieder und wieder. Warum? Ich habe keine Ahnung. Vielleicht will mich das Leben für etwas bestrafen? Ich weiss es nicht. Minuten verstreichen in denen ich nur so da sitze. Das Gesicht hinter meinen Händen versteckt, schluchzend und weinend. Wie ein trauriges Häufchen Elend. Und genau das bin ich auch. „Ich habe alles verloren. Einfach alles.", wimmere ich und hole nach Luft. Spüre wie fast alle Kraft aus meinem Körper weicht, als ob ich in diesem Moment sterben würde. „Mia?"
Ich erstarre. Nein das kann nicht sein, denke ich. „Mia?" Ich richte mich auf und nehme die Hände von meinem Gesicht, wische über meine Augen und kann nicht glauben wen ich vor mir sehe. „Miles?" Meine Stimme zittert und hört sich rau an vom vielen weinen. „Miles", sage ich mit etwas festerer Stimme. Er ist es wirklich, er steht vor mir. Ich stehe auf und renne auf ihn zu, schreie seinen Namen und kann mein Glück kaum fassen. Er breitet seine Arme aus in die ich mich fallen lasse, als er mich fester an sich zieht kann ich sein Herz schlagen hören. Es rast. Genau wie meins. „Oh mein Gott! Ich dachte ich hätte dich verloren, zum dritten Mal.", schluchze ich und schaue zu ihm auf. Er streichelt mir über die nasse Wange und wischt mir eine Träne weg, die sich gelöst hat. „Ich wollte weg, wollte mich stellen. Aber irgendetwas hat mich davon abgehalten. Also bin ich geblieben.", erklärt er mir. Ich kann es kaum glauben, mein Hirn ist völlig leer. Nur ein Gefühl erfüllt mich gerade, Freude. Unbändige Freude. Und Glück. Hoffnung. Und vor allem Liebe. Aufrichtige und beängstigende Liebe.
„Und jetzt bist du hier. Wieso bist du hier?" Er scheint ebenfalls durcheinander zu sein, ich fahre über seine Wange. Spüre die kratzigen Stoppeln und merke wie sehr ich uns beide angelogen habe. Joe hatte recht, ich liebe ihn, aber Miles liebe ich mehr. So war das auch bei Derek, ich habe ihn geliebt, aber Miles ist meine grosse Liebe. Der Mann mit dem ich mein ganzes Leben verbringen will und das werde ich auch, das werde ich mir von niemandem mehr nehmen lassen. „Ich hatte da so ein Gefühl" Er sieht mich fragend an, doch jetzt ist der richtige Zeitpunkt um zu reden. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, umfasse sein Gesicht mit meinen Händen und lege meine Lippen auf seine. Spüre sie warm und weich und fühle seine Liebe mit jeder Faser meines Körpers. Er schlingt seine Arme um mich und zieht mich zu sich hoch, vertieft den Kuss und beweist mir wie sehr er mich liebt.
Dieser Kuss ist anders als all die anderen zuvor, er zeugt von all dem Schmerz den wir uns beide zugefügt haben und er ist ein Symbol. Ein Symbol für eine neue Ära, einem neuen Zeitalter. Die Liebe wird uns nicht mehr verlassen, dafür werden wir beide sorgen. „Ich liebe dich Mia. Ich liebe dich mehr als mein Leben." Ich schaue in seine blauen Augen und weiss, dass wir dieses Mal nichts mehr falsch machen werden. Dieses Mal werden wir alles richtig machen. Das weiss ich ganz genau. Weil ich ihn liebe und weil wir für einander bestimmt sind. Für immer und ewig.
Und schon wieder ist ein Teil zu Ende. Aber ihr könnt aufatmen, es kommt bald der dritte und letzte Teil.
Eure Amanda
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro