Zeitschriften und ihre Konsequenzen
Jeden Tag der gleiche Trott. Nach einer unruhigen Nacht aufstehen, zur Arbeit fahren, mich in die Arbeit stürzen und nach Hause fahren um zu lernen. Oder aufstehen, zur Uni gehen, mich dort in die Arbeit stürzen und lernen. So oder so, ich mache alles mechanisch. So als wären an dem Tag als ich Miles Penthouse verlassen habe alle Gefühle und Emotionen aus meinem Leben gewichen. Alles läuft nur noch mechanisch ab um nicht daran zu denken wie er sich gefühlt haben muss als er aufgewacht ist und mich nicht neben ihm liegen sah.
Mir geht es seitdem mies, ich dachte wenn ich gehe dann wäre mein Herz davor geschützt nicht zu zerbrechen. Doch es ist zerbrochen, in der Sekunde als ich sein Bett verlassen habe. „Das ist ja kaum mehr auszuhalten. Ich weiss das es dir schlecht geht, aber du kannst dich nicht so gehen lassen." Christina lässt sich auf mein Bett nieder und schaut auf mich runter. Murrend drehe ich mich auf die Seite und starre an die Wand. Ich weiss ja das ich in letzter Zeit eine beschissene Freundin war, aber sie hat keine Ahnung wie sich das anfühlt.
„Mia, es ist jetzt über vier Monate her. Glaubst du nicht das dir ein bisschen Spass gut tun würde?" Ihre Stimme klingt weniger besorgt als verärgert. Ich drehe mich um und setze mich auf, meine beste Freundin lächelt mich an. Ich ringe mir ein Lächeln ab was mir halbwegs gelingt das Christina aber reicht. „Ich war eine beschissene Freundin, oder?", frage ich beschämt. Sie schmollt doch dann lacht sie. „Nein, schon okay. Aber jetzt wird's wieder mal Zeit für einen Mädelsabend. Wir werden uns heute aufbrenzeln und so richtig abfeiern." Wie von der Tarantel gestochen springt Christina auf und scheint Feuer und Flamme für die Idee zu sein.
„Ich weiss nicht. Können wir nicht ins Kino oder so gehen? Mir ist nicht nach tanzen." Sofort hält sie inne und sieht mich an. „Na gut. Aber dann muss es ein Actionfilm sein." Danke. Wir verabreden uns für den heutigen Abend und gehen anschliessend in unserer Kurse. Da wir verschiedene Fachrichtungen haben sehen wir uns erst am Abend wieder. Der Tag ist wie jeder andere, nur das ich heute nach gefühlten hundert Jahren wieder mal ausgehe. Christina hat recht, ich darf mein Leben nicht schleifen lassen nur weil ich... Was habe ich eigentlich? Von Liebeskummer kann man doch nicht sprechen oder? Das ist auch so etwas was mich fertig macht. Ich habe Miles gerade mal ein paar Tage gekannt und in so kurzer Zeit kann man doch nicht von Liebe reden.
Ich schiebe die nervigen Gedanken zur Seite und stehe vor meinem Schrank. Wenigstens habe ich mein Studium und die Arbeit nicht schleifen lassen, so kann ich wenigstens etwas vorweisen. Jetzt stehe ich vor der Frage was ich anziehen soll. Für's Kino kann es auch etwas legerer sein, also entscheide ich mich für ein graues Strick Croptop, eine schwarze Skinny Jeans und Sneakers. Bequem und doch stylisch. Meine Haare lasse ich offen und nach zehn Minuten bin ich startklar.
Ich treffe Christina vor dem Campus, ich sehe sie schon von weitem. Sie trägt ein rot kartiertes Holzfällerhemd mit schwarzen Skinny Jenas und weissen Sneakern. Wir haben dieselben Hosen im selben Moment auf einer unserer Shoppingtouren gesehen und mussten sie beide haben. Wir begrüssen uns und fahren mit der U Bahn zum nächst gelegenen Kino. Wir lachen und reden über alles mögliche, es tut echt gut wieder einmal raus zu gehen. Ich habe mich wirklich in meinem Schneckenhaus verkrochen. Aber damit ist jetzt Schluss.
„Wann gehst du zu dieser Messe?", fragt mich Christina als wir das Kino erreicht haben. „Morgen geht's los. Sind zwei Tage raus aus New York." Die Messe für Architektur findet in London statt, als mich mein Chef eingeladen hat musste ich sofort zusagen. Auch wenn ich in der letzten Zeit mehr schlechte als gute Tage hatte, so musste ich einfach zusagen. „Ich würde auch gerne mitkommen. Aber leider muss ich die Schulbank drücken." Christina macht ein Gesicht als wäre sie ein kleines Mädchen das nicht bei einer ihrer unzähligen Freundinnen übernachten darf. „Ja das wäre echt schön gewesen. Aber wir holen das nach, wenn wir unseren Abschluss haben.", sage ich und lächle sie aufmunternd an.
„Hey was ist denn mit dir los? Du denkst daran auch mal etwas zu machen was Spass macht?" Ich stosse ihr meinen Ellenbogen spielerisch in die Seite und verdrehe die Augen. „Ich weiss. Ich weiss. Aber ich muss den Blick nach vorne richten. Nicht jeder kann behaupten mit einem Prinz geschlafen zu haben.", das letzte flüstere ich. Was einen bitteren Nachgeschmack auf der Zunge hinterlässt, aber ich schiebe es weit weg denn dieser Abend wird mir keiner vermiesen. Arm in Arm gehen wir ins Kino und gönnen uns eine grosse Packung Popcorn und ziehen uns einen der angesagtesten Actionfilme des Jahres rein.
In der Pause verschwinde ich schnell auf die Toilette, als ich mir die Hände wasche höre ich zwei Freundinnen über etwas tuscheln. Sie stehen neben mir und machen sich frisch während sie über einen gutaussehenden Promi reden. „Wahnsinn. Seine Augen sind der Hammer. So blau wie der Himmel.", schwärmt die Rothaarige. Die blonde Freundin zieht sich den Eyeliner nach und erwidert: „Oh ja. Schade das er schon vergeben ist." Die Rothaarige schnaubt frustriert was mich lächeln lässt. So etwas habe ich vermisst, ich habe echt ein keusches Leben geführt. Ja klar, vier Monate sind ja auch zehn Jahre. „Ich denke nicht, dass sie wirklich zusammen sind. Du kennst doch die arabische Kultur, die haben doch dort hunderte Frauen. Wie nenn man das noch mal? Harem? Ja ich glaube die nennen das Harem. Prinz Said wird garantiert nicht sein ganzes leben diese Frau an seiner Seite haben." Das Lächeln erstirbt sofort als sein Name fällt. Nicht schon wieder!
Die zwei Freundinnen verlassen die Toilette und ich stehe da und stütze mich auf das Waschbecken wie vor vier Monaten zuvor. Das kann doch nicht wahr sein oder? Und wieso wissen sie davon? Mein Blick fällt auf eine Zeitschrift auf deren Titelseite Miles mit einer wunderschönen und aufregenden brünetten Frau abgebildet ist. Mit zittrigen Händen greife ich danach und blättere die Zeitschrift durch. Als ich den Artikel gefunden habe halte ich den Atem an. Er sieht wirklich sexy aus. Wann tut er das schon nicht? Ich schliesse die Augen und zähle auf drei, dann lese ich den Artikel.
Prinz Said der zweit älteste Sohn von Emir Iskandar Herrscher des Emirats Dubais, ist mit einem arabischen Model gesehen worden. Ist sie seine neue Freundin? Erste Hinweise gibt uns das Model selbst, sie hat in einem Interview erzählt das sie sehr eng mit dem Prinzen befreundet ist. Und das sie sich fast täglich schreiben. Was an den Gerüchten wirklich dran ist, werden wir bald herausfinden. Vielleicht läuten schon bald die Hochzeitsglocken. TMZ berichtet wieder.
Ich lege die Zeitschrift weg als wäre sie giftig. Was sie auch ist, denn mein Herz zeigt erste Anzeichen einer Vergiftung. Ich muss hier raus. Also verlasse ich die Toilette in der Hoffnung, dass alles nur ein schlechter Scherz war. „Wo warst du so lang?", flüstert Christina. Und kassiert ein Scht von einem Mann der hinter uns sitzt, ich werfe ihm einen strengen Blick zu und setze mich. „Geht es dir nicht gut?" Wieder unterbricht uns der Mann, Christina schenkt ihm keinerlei Beachtung.
„Er hat eine neue.", sage ich atemlos. Sie sieht mich fragend an, ich erkläre ihr von dem Gespräch das ich mitbekommen habe. „Das ist bestimmt nicht wahr. Die Zeitungen schreiben alles um eine gute Story zu haben." Wenn sie nur recht hat. „Es sollte mich eigentlich nicht kümmern wenn er eine Freundin hat. Immerhin habe ich ihn verlassen." Während sich im Raum gerade alle darüber freuen das unzählige Autos in die Luft gesprengt werden, kreisen meine Gedanken nur um ihn. Lass ihn endlich los. Das sollte ich vielleicht wirklich, aber es tut einfach zu sehr weh. Was wenn er wirklich bald heiratet? Und hat er mich vergessen? Ich konnte ihn nicht vergessen.
Während des Films hänge ich weiter meinen Gedanken nach und bleibe sitzen als alle anderen den Saal verlassen. Erst als Christina mich an der Schulter rüttelt erwache ich aus meiner Starre. „Lass uns etwas Trinken gehen." Ich schüttle den Kopf, doch Widerstand ist zwecklos und so sitzen wir zwanzig Minuten später in einer Bar und trinken Tequila Shots. Zwei Runden haben wir schon hinter uns, die dritte folgt soeben. „Darauf das du in London jede Menge Spass haben wirst. Und Fuck auf Miles. Soll er doch dieses Model heiraten." Wir stossen an und setzen den Shot an und kippen ihn auf Ex runter. Die klare Flüssigkeit brennt höllisch aber es ist ein belebendes Gefühl. Es wärmt und tröstet mich. Ein herrliches Gefühl. Nach zwei weiteren Runden gehen wir tanzen, lassen uns mit der Musik mitreissen. Die bunten Lichter flackern und wechseln sich ab, mal sind sie rot dann wieder grün oder blau. Der Bass vibriert in meiner Brust und lässt mich alles vergessen. Endlich kann ich alles loslassen und fühle mich für diesen Moment frei. So als wäre ich Miles nie begegnet. Was vielleicht auch besser gewesen wäre.
Am nächsten Morgen sitze ich total fertig im Flieger und verschlafe den fast siebenstündigen Flug. Um sechzehn Uhr Ortszeit landen wir im Heathrow wo uns das Taxi in unser Hotel fährt. Das The Cavendish London ist ein vier Sterne Hotel und liegt im Stadtteil Mayfair und hat eine berühmte Shoppingmeile wie die New Bond Street. Das Beste ist das es in der Nähe des berühmten Hyde Parks liegt, denn in den letzten Monaten bin ich öfters gejoggt und so habe ich eine schöne Route. Der Empfang für die Messe ist heute Abend, die eigentliche Messe beginnt Morgen und dauert zwei Tage von denen wir aber nur einen nutzen können.
„Hier haben Sie ihre Zimmerkarte, wir treffen uns um punkt neunzehn Uhr in der Lobby.", sagt mein Chef und reicht mir meine Karte. Ich nicke und verschwinde in meinem Zimmer, wenigstens liegt es im anderen Teil des Flurs. So bin ich etwas für mich. Das Zimmer ist recht gross, hat ein Doppelbett, einen Sessel und eine kleine Kommode darin. Das Bad ist dafür etwas kleiner aber hat jeden Komfort den man braucht. Die Wände sind in einem schönen Sandton gehalten und die Bettwäsche ist passend zu der Wandfarbe dunkelbraun. Es wirkt alles sehr gepflegt. Das Zimmer hat keinen Balkon was aber nicht schlimm ist denn die Aussicht aus der grossen Fensterfront reicht vollkommen. Man sieht direkt auf den Hyde Park, na ja vielleicht nicht direkt aber man kann ihn von hier aus sehen. Wenn das Wetter Morgen stimmt werde ich im Park joggen gehen.
Ich eise mich von der Aussicht los und fange an meine Sachen auszupacken. Viel habe ich nicht mitgenommen. Für den Empfang werde ich heute einen schwarzen Jumpsuit mit Spitzeneinsatz an den Ärmel und dem Rücken tragen. Ich denke das ist passend und sieht echt super aus. Nachdem ich meine Sachen alle verstaut habe rufe ich Christina an, die nach dem elften Klingeln rangeht. „Hi. Gut gelandet?", fragt sie gähnend. Anscheinend bin ich nicht die einzige die hundemüde ist. „Ja, war ein langer Flug. Hab aber die Hälfte verschlafen.", gestehe ich. Was sie lachen lässt, ich lasse mich aufs Bett fallen. Das aussergewöhnlich bequem ist, normalerweise finde ich Hotelbetten ziemlich unbequem. Aber diese Matratze ist echt super.
„Und wie war's in der Uni?" Christina erzählt mir von ihren Kursen und das sie ziemlich im Stress ist. „Manchmal denke ich, dass ich mich übernommen habe. Aber ich kann meine Eltern nicht enttäuschen." Ich kann ja verstehen, dass sie ihre Eltern nicht enttäuschen will, aber sie würden es bestimmt verstehen. Und genau das sage ich ihr jetzt. „Ich weiss nicht. Es sind ja nicht nur meine Eltern, sondern viel mehr mich selbst. Ich will nicht aufgeben, ich will es schaffen. Es ist manchmal einfach zu viel, die Uni, die Firma und dann noch Lewis. In letzter Zeit habe ich ihn vernachlässigt, so sieht er es zumindest." Christina seufzt und ich frage mich wieso Lewis nicht verstehen kann, dass sich Christina nicht einfach so in vier Teile trennen kann um überall gleichzeitig zu sein. „Irgendetwas bleibt immer auf der Strecke. Aber er wird es verstehen, Christina."
Wieder höre ich sie seufzen. Ich drehe mich auf den Bauch und schliesse für einen Moment die Augen. „Egal. Das wird schon wieder. Und bereit für die Messe?" Sie will von sich ablenken, was ich verstehe also erzähle ich ihr das ich mich auf die Messe freue. „Nur auf den Empfang könnte ich verzichten. Ich hätte Gestern weniger trinken sollen." Ich setze mich auf und schaue auf meine Uhr, ich hab noch zwei Stunden Zeit. „Das wird schon. Vielleicht lernst du noch einen netten Kerl kennen. Verdient hättest du es." Ich lächle und bin froh eine so gute Freundin wie Christina zu haben. „Danke. Aber ich will mich auf die Arbeit konzentrieren." Was Christina wieder die Möglichkeit gibt mir zu sagen, dass ich mich nicht immer mit Arbeit ablenken soll. „Du musst auch mal unter Leute. Du bist zweiundzwanzig, willst du den Rest deines Lebens Trübsalblasen?" Sie hat recht, aber ich kann mich einfach nicht dazu aufraffen. „Ich meld mich Morgen wieder.", sage ich und lege auf. Vielleicht hat Christina recht und ich treffe heute einen netten Kerl. Keiner kann es mit Miles aufnehmen. Nein. So darf ich nicht mehr denken. Ab sofort streiche ich dieses Wort aus meinen Gedanken. Ich muss wirklich nach vorne schauen. Also gehe ich ins Bad und husche unter die Dusche.
Danach ziehe ich mich an, trage mein Make - up auf und drehe meine Haare zu einem Dutt ein. Um neunzehn Uhr treffe ich meinen Chef und noch ein paar Andere in der Lobby. Ich begrüsse die Freunde von meinem Chef und halte Small Talk, danach geht's in den Raum wo der Empfang stattfindet. Die eigentliche Messe findet dann in einer grossen Halle statt, da aber die meisten Gäste in diesem Hotel übernachten findet der Empfang hier statt. Der Raum ist erstaunlich gross, auf den Tischen stehen Modelle und sonstige Sachen. Wir stellen uns an einen Stehtisch und warten bis der Empfang beginnt. Nach ein paar Minuten sind alle Gäste anwesend und der Veranstalter nimmt ein Mikro in die Hand und hält eine kurze Rede. In der er uns einen interessanten Abend wünscht und das wir einen kurzen Vorgeschmack auf die neusten Trends der Architektur bekommen.
Als ich denke, dass die Rede zu Ende ist ehrt er noch die Personen die diesen Empfang und die ganze Messe sponsern. Er nennt viele Menschen die in der Stahlbranche tätig sind oder aus Gutmütigkeit Geld in diese oder jene Projekte investieren. „Und einen grossen Dank geht an die Herren aus Dubai, speziell Prinz Said der einen grossteil der Gelder gespendet hat." Während alle applaudieren stehe ich nur da und kann nicht glauben was ich gerade gehört habe. Miles? Er ist hier?
Ich weiss das ich diesen Namen aus meinen Gedanken verbannt habe und das vor gut zwei Stunden. Aber das er jetzt hier ist verändert alles. Ich habe gar nicht bemerkt das er sich neben den Veranstalter gestellt hat. Erst als ich seinen Blick auf mir spüre weiss ich, dass er wirklich hier ist. Ich klatsche langsam in die Hände während ich ihn anstarre. Unsere Blicken kreuzen sich und ich habe das Gefühl lebendig zu verbrennen. In seinen Augen kann ich eine Leidenschaft sehen die alles andere überflüssig werden lässt. Allerdings kann ich eine Härte in ihnen erkennen die mich erschreckt. Augenblicklich bekomme ich Angst. Was wenn er sauer auf mich ist? Was dann?
„Vielen Dank. Ich interessiere mich sehr für spezielle Bauten. Ich denke die Komplexität verleiht unseren Wünschen Gestalt. Architektur hat etwas ursprüngliches, man muss zuerst das Grundgerüst konstruieren bevor man mit der Verkleidung beginnt. Denn wenn nur ein Teil wackelt, oder das Fundament Risse bekommt steht alles andere auf dem Spiel. Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Abend." Seine Worte sind wie ein Schlag ins Gesicht, es ist als würde er direkt aus seiner Seele sprechen. Ich schlucke gegen den Kloss an der sich in meiner Kehle gebildet hat und immer grösser wird.
Miles bespricht etwas mit dem Veranstalter und mein Chef mischt sich unter die Leute. Ich folge ihm. Die rund vierzig Gäste verteilen sich im ganzen Raum und doch bilden sie eine unüberwindbare Wand zwischen Miles und mir. Vielleicht ist es auch besser so. „Darf ich Ihnen meine beste Praktikantin Mia Summers vorstellen?" Ich muss mich jetzt auf meine Arbeit konzentrieren, also tue ich so als hätte ich ihn nicht gesehen. Was am Anfang schwierig ist wird mit der Zeit immer leichter. Es ist befreiender ungezwungene Konservationen zu führen als darüber nachzudenken wieso er hier ist und wie er seine Rede gemeint hat.
Gerade rede ich mit einem jungen Mann der in einem Büro in San Diego arbeitet. Er ist wirklich nett und sieht sehr gut aus. Sein blondes Haar fällt ihm frech in die Stirn und seine grünen Augen funkeln. Ausserdem zeichnen sich winzige Grübchen ab wenn er lächelt. Christina wäre Stolz auf mich wenn sie wüsste das er hier ist und ich trotzdem mit einem anderen flirte. „Der Prüfungsstress ist allgegenwärtig, aber ich gleiche es mit Surfen aus." So sieht er auch aus. „Und was machst du für den Ausgleich?" Ich habe angefangen zu joggen damit ich nicht immer zwei blaue Augen vor mir habe. „Eigentlich mache ich nichts um mich auszugleichen."
Jay, wie der junge Mann heisst, nickt und meint das ich doch mal Surfen ausprobieren sollte. „Vielleicht mache ich das mal." Er nickt und sieht erfreut aus. Ich dagegen weiss nicht wie das weitergehen soll, plötzlich spüre ich jemand an meinem Arm. „Ich muss dich kurz sprechen." Seine tiefe Stimme bringt mein gesamtes Inneres zum Beben. Entschuldigend schaue ich Jay an und lasse mich von Miles in eine Ecke führen. Als er seinen Finger über meinen Arm streicht stellen sich meine Haare auf. Er sieht atemberaubend schön aus.
Sein schwarzer Anzug mit der grauen Krawatte sitzt perfekt. Die Haare sehen verwuschelt aus so, als hätte jemand gerade seine Finger darin getaucht. War es dieses Model? Diese Frage versetzt mir einen Stich mitten ins Herz. Ich lasse es mir nicht anmerken. „Du siehst sexy aus." Sein Lächeln ist umwerfend und einlullend. Ich muss einen klaren Kopf behalten. „Was willst du?", frage ich kühl. Ich weiss gar nicht wieso ich mich so verhalte immerhin war ich es die ihn verlassen hat. Aber sein Auftauchen und die Rede vorhin haben mich völlig aus der Bahn geworfen. „Ich bin einer der Investoren dieser Messe. Da lasse ich es mir nicht nehmen persönlich anwesend zu sein." Miles schnappt sich bei einem vorbeigehenden Kellner zwei Gläser und reicht mir eins. Ich nippe daran und kräusle die Lippen. Zu sauer.
„Und das soll ich dir glauben?" Ich ziehe eine Braue nach oben und mustere ihn, er sieht unverändert aus. Man sieht ihm wirklich nichts an, was mich wütend macht. Ich habe gedacht das er genauso wie ich leidet, aber da habe ich mich wohl getäuscht. Eins zu Null für ihn. „Was für einen Grund hätte ich sonst?" Ich will ihm die Genugtuung nicht geben also zucke ich mit den Schultern und kippe den ganzen Inhalt des Glas runter. „Als ob du einen brauchst." Er sieht verletzt aus, aber das ist mir egal. Wenn ich durcheinander bin soll er es auch sein, deshalb sollte ich jetzt wieder zu Jay.
„Ich habe zutun." Damit drehe ich um und halte Ausschau nach ihm, er steht immer noch dort wo ich ihn stehen gelassen habe. Ohne ein Wort zu sagen gehe ich zu Jay der mich anlächelt. Niemand kann mit Miles mithalten. Klappe! „Tut mir leid.", sage ich. Ich habe keine Ahnung ob er mich sieht und wenn, kann es mir egal sein. „Hast du den gekannt? Das ist doch dieser Prinz oder?" Mann, der ist aber echt informiert. Vielleicht hat er es aber auch vom Veranstalter gehört. Wer weiss. „Kann sein. War nur eine Verwechslung." Ich zucke mit den Schultern und hoffe das er keine weiteren Fragen stellt, was er nicht macht. Stattdessen unterhalten wir uns über die Uni und die letzten Prüfungen. Doch Miles macht uns wieder einen Strich durch die Rechnung, denn er taucht wieder auf. Ich tue so als würde ich ihn nicht hören und unterhalte mich weiterhin mit Jay. Dieser wird die Sache immer unangenehmer und irgendwann verabschiedet er sich.
„Du hast ja meine Nummer.", sage ich und sehe wie er sich zu seinem Chef gesellt. „Du hast ja meine Nummer.", äfft Miles mich nach. Ich verdrehe die Augen und will mich wieder unter die Leute mischen. Doch Miles scheint anderer Pläne zu haben denn sein Griff ist ziemlich fest. Als ich mich beschwere lockert er ihn doch er ist fest genug damit ich mich nicht befreien kann. „Was soll das?", frage ich genervt. Miles Kiefer zuckt und seine Augen verengen sich zu Schlitzen. Er sieht bedrohlich aus. Wortlos zieht er mich hinter sich her. Einige sehen uns komisch nach doch das scheint ihm egal zu sein. Draussen lässt er mich los, er hat mir nicht wehgetan aber sein Verhalten beunruhigt mich etwas. Wir sind allein, alle sind entweder auf ihren Zimmern oder auf dem Empfang. Jetzt da wir zu zweit sind nehme ich seine Gegenwart noch intensiver war. Und auch jetzt kann ich meine Gier auf seinen Körper kaum kaschieren.
„Wieso hast du mich verlassen?" Seine Stimme klingt tief und kontrolliert, doch seine Augen sprechen Bände. Ich kann seinen Schmerz sehen und das trifft mich mehr als jedes doppeldeutige Wort. Ich weiss nicht wie ich es ihm erklären soll. „Weißt du, dass ich jeden Tag an dich gedacht habe? Immer wenn ich die Augen geschlossen habe, habe ich dein Gesicht gesehen." Mir verschlägt es den Atem. Es geht ihm genau wie mir. Er hat mich an die Wand gedrängt und kommt mir immer näher. Als ich die Wand im Rücken spüre weiss ich das es keinen Ausweg gibt. „Ich musste gehen." Es ist die Wahrheit die ich ihm vielleicht erklären sollte. „Weil ich mein Herz schützen musste. Es ging alles so schnell, ich kam mit meinem Herzen nicht mehr mit.", sprudelt es aus mir heraus.
Miles Gesicht hellt sich etwas auf, doch dann sieht er wieder ernst aus. „Als du mich gebeten hast dich zu begleiten ist mir klar geworden das es alles zu schnell geht. Und das ich nicht bereit war dieses Risiko einzugehen.", ende ich. Er spielt mit einer Strähne die sich aus dem Dutt gelöst hat, danach streicht er sie sanft hinter mein Ohr. „Du hättest es mir auch sagen können. Ich hätte das verstanden.", seine Stimme klingt sanft und hypnotisierend. Ich schaue ihm fest in die Augen und versuche herauszufinden ob das stimmt. Komme aber zu keinem Schluss. „Hättest du mich gehen lassen?" Mein Herz pocht wild in meiner Brust während ich auf die Antwort warte. „Ich weis es nicht. Vielleicht, vielleicht auch nicht." Wusste ich es doch. „Ich musste gehen und es war die richtige Entscheidung.", wiederhole ich. Was Miles irgendwie kränkt, aber was erwartet er von mir? Das ich gewähr Beifuss stehe wenn er es verlangt? Nein, das kann ich nicht. „Ich musste dich wiedersehen sonst wäre ich umgekommen vor Sehnsucht.Ich musste deine Stimme hören, deine Haut berühren. Deine Lippen küssen."
Damit liegen seine Lippen auf meinen, wie selbstverständlich teile ich sie und lasse seine Zunge meinen Mund erkunden. Ich erwidere den Kuss sofort, mit einem Hunger der mich selbst überrascht. Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und ziehe ihn näher zu mir heran. Mit seiner Hüfte nagelt er mich an die Wand und kann seine wachsende Erektion an meiner Hüfte spüren. Er verschränkt seine Finger mit meinen und drückt sie über meinen Kopf an die Wand fest. Mein Stöhnen wird von seinem Mund verschluckt. Tausend Gefühle tanzen in meinem Körper Limbo. Ich bin und her gerissen. Zwischen Lust und Rationalität. Ich weiss das wenn ich jetzt nachgebe er sich alles nehmen wird was er kriegen kann. Doch bin dazu schon bereit? Bin ich bereit ihm mein Herz zu geben?
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Ich hoffe es hat euch gefallen. Ich weiss ich nerve, aber ich wäre echt froh wenn ihr mir euer Feedback geben würdet. Dann könnte ich ein paar Dinge verbessern oder ausbauen. Also ich zähle auf euch.
eure Amanda
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