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Kapitel 2.1 - Geteilte Erinnerung

gewidmet @Weenaz ,

weil ich es bewundere, wie Du auch bei fiesesten Zweifel immer wieder die Oberhand behältst.
Und weil ich Deine Kreativität - insbesondere bei Widmungen - liebe! ;)


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18. Tas Saru 2146 n.n.O.

Einen einzigen Herzschlag lang herrschte absolute, gespenstische Stille. Genau wie ich, hatte jeder, der mit dem Seewasser in Berührung war, diesen Ruf so klar in seinen Geist gehört, als hätte Cana direkt vor uns gestanden und uns angeschrien. Denn als Schwarm waren wir alle verbunden und das Wasser trug unsere gedanklichen Rufe mitunter sehr weit. Plötzlich drehten sich die ersten um und hetzten ins Wasser zurück, allen voran Sirek. Panische Angst um seinen Sohn verzerrte sein sonst so fröhliches Gesicht.

Mir lief es kalt den Rücken runter.

Diesen Ausdruck würde ich niemals wieder vergessen können.

Ein paar andere machten sich noch die Mühe, die wenigen, die nicht im Wasser gestanden hatten, und deshalb den Ruf nicht hatten hören können, kurz zu informieren. Dann rannten auch sie zurück in den See.

Zwischen all dem Chaos blieb ich verloren zurück. Jedes vollwertige Schwarmmitglied konnte nach Bedarf zwischen Wasser- und Luftatmung wechseln. Aber ich war kein vollwertiges Schwarmmitglied. Diesen Status hatten sie mir verweigert, nachdem ich mit Hilfe meines Vaters aus dem See hatte flüchten wollen, zurück nach Hause. Ich war nur eine entführte und gefangene Flussbraut und als solche brauchte ich ein vollwertiges Schwarmmitglied, das mich „ins Wasser schickte". Hilflos blickte ich mich wieder um. Mittlerweile war ich fast allein am Strand. Nur Lisa und Nehls standen noch am Strand und stützten ihre Tochter.

Diskret wandte ich den Blick wieder ab, während ich überlegte, was ich jetzt tun wollte. Da hörte ich Schritte, die über den Sand auf mich zukamen. Als ich wieder hinsah, war es Lisa, die mit einem zurückhaltenden Lächeln vor mir stand und sich eine vorwitzige Strähne zurück in ihren blonden, mit Muscheln geschmückten Fischgrätenzopf steckte. „Nimm es ihnen nicht böse, dass sie dich hier vergessen haben", sagte sie leise und ihre Besorgnis war auch ohne Gedankenverbindung mehr als deutlich – um mich, aber auch um unseren Schwarm. Denn wenn es wirklich ein Angriff war, würden die nächsten Zyklen unberechenbar werden.

Ich schluckte und nickte schwach. Ihre Worte taten weh. Vor allem, weil ich mir sicher war, dass sie mich nicht „vergessen" hätten, wäre der Tag vor zwei Zyklen anders gelaufen. Ich fühlte mich noch einsamer als zuvor.

Lisa lächelte wieder schwach und berührte mich ganz plötzlich sanft an der Schulter.

>>Alles wird gut, Senga. Vertrau darauf<<, flüsterte sie leise in meinen Gedanken.

Ich nickte und wollte etwas antworten. Doch ich wusste nicht was. Stattdessen starrte ich auf ihre schlanken Finger, die lediglich von ein einziger, schlichter silberner Ring schmückte.

Und dann dachte ich gar nichts mehr, denn die erste Welle des Schmerzes spülte über mich hinweg, und kündigte die Wasseranpassung an, als Lisa mich „ins Wasser zurückschickte". Da setzte auch schon der vertraute, qualvolle Husten ein, weil ich keine Luft mehr bekam, obwohl ich doch von ihr umgeben war. Ich brauchte Wasser. Schnell.

„Danke", würgte ich zwischen zwei Hustenkrämpfen hervor, ehe ich mich abwandte und tiefer in den See watete. Als ich bereits hüfttief im Wasser stand, rief Lisa abermals meinen Namen. Trotz des anhaltenden Schmerzes, drehte ich mich zu meiner Vorgesetzten um.

„Es wäre schön, wenn du dich bald wieder in der Schneiderei blicken lässt. Wir haben viel zu tun und brauchen jede helfende Hand."

Ich starrte sie an und ein kurzes Lächeln schlich sich um meine Mundwinkel, ehe ich nickte und dann schnell untertauchte, um meine aufkommenden Tränen im Wasser zu verstecken. Varona hatte recht. Sie hatte es mir oft gesagt, doch ich hatte ihr bisher nicht glauben wollen. Ich war nicht allein – auch wenn es sich manchmal so anfühlte.


Ich hasste Verwandlungen.

Die wortwörtliche Atemlosigkeit, die mich jedes Mal glauben ließ, dass ich jeden Moment ersticken würde. Die Schmerzen. Jeder Muskel meines Körpers fühlte sich an als würde er gleichzeitig krampfen und zerren. Wie immer rollte ich mich instinktiv zu einer kleinen Kugel zusammen und wartete darauf, dass es endlich vorbei war.

In diesen Momenten vermisste ich Zac. Wann immer meine Angst drohte, in Panik umzuschwenken, hatte er über die Gedankenverbindung seine Ruhe mit mir geteilt, sodass alles nur noch halb so schlimm schien. Doch das war eine Lüge gewesen. Alles, was er mir je gebracht hatte, war nur noch mehr Angst.

So schob ich den Gedanken an ihn bei Seite und begann, langsam zu zählen.

1, 2, 3, ... Jeder Zentimeter meiner Haut juckte und würde ich meine Hände bewegen können, ich hätte mir alles blutig gekratzt, während sich eine glatte, dünn-glitschige Schutzschicht über meinen Körper ausbreitete. Sie garantierte mir das Überleben im See, schützte meine Haut, meine Ohren, meine Nase, einfach alles vor der Kälte und dem Eindringen des Wassers in meinen Körper. Andernfalls würde ich wohl bald wie eine Wasserleiche aussehen.

27, 28, 29, ... Ein unangenehmes Spannen zwischen meinen Fingern erinnerte mich daran, dass ich dort wieder die dünnen, grau-blauen Schwimmhäute hatte. Ich fand sie hässlich, doch ohne sie war dauerhaftes, schnelles Schwimmen fast unmöglich.

55, 56, 57, ... Meine Beine. Sie waren keine Beine mehr. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken. Ich konnte nie hinsehen, wenn das passierte. Das Gefühl, als würden meine Waden und Füße von einer Streckbank gezerrt werden, reichte völlig. Manchmal bildete ich mir sogar ein, Knochen knacken zu hören, während Gliedmaßen sich verlängerten und zu einer Art, langgezogener Paddel wurden, ganz ähnlich wie auch Frösche sie als Hinterläufe besaßen. Natürlich auch mit stabilen Schwimmhäuten zwischen meinen aufgefächerten Zehen. Mit diesen Krüppelfüßen war jegliches Laufen an Land unmöglich.

82, 83, 84, ... Flattrige Kiemen rissen an meinen Hals und meinen Flanken auf Lungenhöhe auf. Ich spürte sie empfindlich und weich unter meinen Fingern. Sie waren der Grund, warum die Kleidung des Schwarms an den Seiten meist große Löcher hatten, damit die Sauerstoffzufuhr nicht eingeschränkt war. Natürlich nahmen meine frischen Kiemen sofort ihre Arbeit auf und pumpten fleißig Wasser in meine angepassten Lungen. Endlich konnte ich wieder atmen.

109, 110, 111, ... Jetzt ebbte auch der Schmerz ab und meine bessere Unter-Wasser-Sicht, sowie mein empfindlicheres Gehör setzten ein, damit ich mich wenigstens ein wenig besser im trüben Nass um mich herum orientieren konnte.

Als ich bei 132 war, war es vorbei. Rational betrachtet, dauerte diese Tortur gar nicht so lange, aber es fühlte sich jedes Mal an, wie eine Ewigkeit.

Einen Moment lang trieb ich orientierungslos im Wasser. Dann erinnerte ich mich wieder, warum ich hier war. Gropp und Cana. Angegriffen. Bei den Weißefelsen. Mit einem innerlichen Ruck zwang ich mich zu mehr Konzentration und schwamm los.


Natürlich war ich die Letzte, die ankam. Fast der ganze Schwarm von etwas über 200 Seelen war versammelt und tummelte sich unruhig im tieferen Wasser um die Weißefelsen, während zig Gedankenrufe durch das Wasser schallten, die sich alle gegenseitig überlagerten und ich kaum zuordnen konnte, was überhaupt gesagt wurde. Dennoch war die Nervosität, die den ganzen Schwarm umtrieb, regelrecht zu spüren. Wie ein sanftes Zwirbeln, das jeden Moment zu einem Sturm losbrechen konnte.

Unruhig sah ich mich nach Leuten um, von denen ich glaubte, dass sie mir zuhören würden. Derzeit gab es nicht so viele. Am wenigsten Zac und seine bald hoch schwangere Schwester Phia, die ich zusammen mit ihren Eltern Achs und Uhna erspähte. Die vier bildeten einen lockeren Kreis und schienen eine Art Familienkonferenz abzuhalten.

Ganz kurz versetzte mir der Anblick einen Stich und ich fragte mich, ob ich ein Teil davon hätte sein können, wenn die Dinge anders lägen, ein Teil einer Familie. Dann erinnerte ich mich wieder daran, was Zac meiner tatsächlichen Familie angetan hatte und mein Wunsch zu diesem Kreis zu gehören, verschwand so schnell, wie sich eine Flusskrabbe in Sand eingräbt.

Da schien mir Sina die weitaus bessere Wahl. Auch wenn sie ausgerechnet Doras Schwester war, hatte ich mich zuletzt doch gut mit ihr verstanden. Also bis vor meiner „Meinungsverschiedenheit mit Zac". Seitdem hatten ich nicht wieder mit der jungen Flussfrau gesprochen. Zeit das zu ändern, denn sie schwebte nur ein paar Schwimmzüge von mir entfernt und beobachtete mit einen für Flussmenschen typischen ausdruckslosen Gesicht das Treiben um sich herum. Doch das täuschte mich nicht mehr. Mittlerweile wusste ich, dass Flussmenschen unter Wasser zwar kaum je eine Miene verzogen – das war einfach eine Eigenheit dieses Volkes – doch das hieß noch lange nicht, dass sie keine Gefühle hatten.

Vorsichtig schwamm ich näher auf die dunkelhaarige Flussfrau zu, die ihre langen Haare mit kunstvoll eingedrehten Zöpfen bändigte. >>Sina?<<, rief ich sie gedanklich an und mehrere Köpfe drehten sich kurz neugierig in unsere Richtung und ich weiß nicht wie viele Paar von irislosen Augen sich auf mich legten.

Innerlich seufzte ich, solange man seinen Gesprächspartner nicht berührte, konnten alle, die in der Nähe schwammen, ebenso hören, was ich Sina zurief. Also legte ich schnell meine Hand auf ihr Handgelenk, sobald ich nah genug war. Augenblicklich bildete sich die Gedankenverbindung.

>>Senga.... Was – was kann ich für dich tun?<<, hörte ich ihre Stimme in meinem Kopf widerhallen und all die Emotionen, die ich nicht in Sinas Gesicht hatte lesen können, schwappten nun direkt in meinen Geist hinüber. Vor allem ihre Angst um Gropp spürte ich fast so sehr als wäre es meine eigene.

Einen Moment lang fiel es mir schwer, mich dagegen abzugrenzen und mich nicht direkt mitreißen zu lassen. >>Ich – äh...<<

Kurz schloss ich die Augen, um mich zu sammeln, als Sina ihre andere Hand über meine legte. Mittlerweile wunderten mich solche kleinen Gesten und Berührungen nicht mehr, denn sie gehörten hier zum kommunikativen Alltag. Doch wie so viele andere Dinge auch, hatte mich diese physische Nähe des Schwarms zueinander am Anfang regelrecht zur Verzweiflung getrieben, hatte ich so etwas doch wenn überhaupt nur von meinen engsten Freundes- oder Familienkreis gekannt. >>Weißt Du, was hier passiert ist?<, bekam ich endlich meine Frage heraus.

Wieder spürte ich ihre Sorge, als sie unentschlossen den Kopf schüttelte, denn sie machte sich nicht die Mühe, dass ihre mentale Mauer nicht nur ihre Gedanken, sondern auch ihre Gefühle abschirmte. >>Nein. Nicht wirklich. Es ist, wie Cana bereits gesagt hat: Sie – Sie wurden angegriffen. Kurz bevor sie ins Wasser gehen wollten. Eine Gruppe junger Männer aus dem Dorf. Cana haben sie in Ruhe gelassen. Das heißt – nein. So stimmt es auch nicht. Sie wurde festgehalten. Gropp auch. Doch ihr hat niemand weiter was getan, aber Gropp...<<

Sinas Gedanken verlor sich und stattdessen sah ich nur ein diffuses Bild aus ihrer Erinnerung von dem schwer verletzten jungen Mann. Mein Magen zog sich zusammen.

>>Warum?<< flüsterte ich entsetzt. >>Wer macht so etwas?<<

Sina warf mir einen langen Blick aus ihren gruseligen Flussmenschenaugen zu. Statt einer farbigen Iris mit einer schwarzen Pupille in der Mitte, waren ihre Augen eine einzige fast schon himmelblaue Fläche (an Land hatte sie wunderschöne himmelblaue, normale Augen), sodass ich raten musste, wohin sie nun eigentlich genau sah. Aber ich vermutete stark, dass sie mich musterte.

Doch was immer sie dachte oder auch fühlte, verbarg sie diesmal resolut hinter der Wand in ihrem Kopf. >>Ich weiß es nicht<<, antwortete sie schließlich. >>Cana hat aber vorhin eine Erinnerung geteilt.<<

Und plötzlich tauchte vor meinem geistigen Auge Canas Erinnerung auf.

Augenblicklich spürte ich die Panik und Verzweiflung durch meinen Geist rauschen, die Cana empfunden hatte und ich blinzelte heftig, um mich auch gegen diese Gefühle abzugrenzen und sie nicht mit meinen eigenen zu vermischen. Doch es war schwer. Noch schwerer war es, die aufkochende Wut zu unterdrücken, als ich sah, wie zwei junge Männer Gropp festhielten und zwei weitere auf ihn einschlugen, während Cana von einem dritten offenbar zu Boden gedrückt wurde und nichts weiter tun konnte, als zuzusehen. Fünf zu zwei. Sie mussten sich ja mächtig überlegen gefühlt haben.

Mit einem Geschmack als hätte ich bittere Galle im Mund starrte ich auf die Männer – eigentlich waren sie fast noch Jungen – die auf Gropp einschlugen. Und plötzlich lief es mir wieder kalt den Rücken runter.

Ich kannte einen von ihnen.

Unfähig etwas zu fühlen, starrte ich auf das pickelige Gesicht unter den kurzeb Haaren, das in einer ekelhafter Fratze grimmiger Selbstzufriedenheit auf Gropp herabsah. Ich hatte diesen Jungen schon einmal gesehen. Ich hatte diesen Gesichtsausdruck schon einmal gesehen. Nicht persönlich, aber in einer anderen Erinnerung.

Zacs Erinnerung.


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