46. Flora
Von den Problemen von gestern, schien heute nur noch die Erinnerung zu bleiben. Ich konnte selbst kaum fassen, dass gestern nicht nur ein schlechter Traum war. Doch ein kleines Detail zeigte mir dann doch, dass gestern wirklich passiert war, die Tür zum Flur war verschlossen. Ich war also mal wieder eingeschlossen und saß in diesen Räumen fest, zwar mit einem Raum mehr als letztes Mal, doch machte es in meinen Augen kaum einen unterschied.
Es war jetzt ja nicht so, dass ich etwas zu tun hätte. Hier stand zwar ein Bücherregal, doch waren die Bücher darin leider für mich nur Deko, da sie in einer unbekannten Sprache verfasst waren. Und selbst wenn es die Sprache war, die die Elfen sprachen und von der ich mir schon ein paar einzelne Vokabeln angeeignet hatte, half es mir eben nicht beim lesen. Vor allem da diese Sprache ein eigenes Alphabet zu haben schien, das nichts mit den mir bekannten zu tun zu haben schien. Es war zum Mäusemelken, dass mir wirklich keine Beschäftigung gegönnt war. Ich konnte mich einfach nicht ewig mit meinen eigenen Gedanken beschäftigen.
Man drehte sich so einfach ewig im Kreis und man konnte glatt das Gefühl bekommen verrückt zu werden.
Aber zumindest für alle anderen schien der Alltag normal weiter zu gehen. Zumindest Luvons Unterricht schien weiter zu gehen und lieferte mir zumindest zeitweise eine geringe Ablenkung.
Ich war nur ehrlich überrascht welches Vokabular er lernte. Politische, wirtschaftliche und militärische Begriffe wurden gelernt, bei denen selbst ich zum Teil überlegen musste, was diese eigentlich bedeuteten. Sowieso war es ohnehin schon beeindruckend, wie gut er schon meine Sprach sprach.
Es erschien mir schon fast seltsam, dass alle hier offensichtlich fließend eine menschliche Sprache beherrschten, obwohl sie eine eigene hatten.
Auch wenn es für mich so natürlich einfacher war zu kommunizieren. Nun, wenn denn jemand zum reden da war.
Wie die Ironie des Schicksals es wollte, klopfte es auch passend an der Tür.
Unsicher mit wem ich nun rechnen sollte, sah ich zur Tür. Es ruckelte kurz am Türgriff, jedoch merkte die Person auf der anderen Seite wohl schnell, dass abgeschlossen war.
,,Flora?", hörte ich eine bekannte Stimme, mit der ich jedoch jetzt nicht wirklich gerechnet hatte.
Unsicher ging ich ein paar Schritte näher zu der Tür.
,,C-Corym?" ,,Ja, schließt du bitte auf? Ich würde gern mit dir reden und mich überzeugen, dass es dir gut geht. Alle meinten zwar du bist unverletzt, aber ich traue ihnen auch allen zu, dass sie mich anlügen um mein Gewissen zu beruhigen."
,,I-Ich hab keinen Schlüssel..."
Corym schien irgendwas auf der anderen Sprache zu fluchen.
,,Tut mir leid. Mein Bruder ist halt manchmal... Ich sollte vermutlich besser nicht sagen, was ich gerade über ihn denke. Immerhin ist er eben nicht nur mein großer Bruder, sondern auch mein König und das könnte mir durchaus den Kopf kosten."
Ich konnte nicht wirklich ausmachen anhand der Stimmlage, ob er das nun ernst gemeint hat oder ob es nur ein schlechter Scherz war. So wie ich meinen 'Ehemann' einschätze war es aber vermutlich kein Scherz. Vermutlich würde er auch nicht vor seinem eigenen Bruder halt machen, wenn dieser ihm in die quere kam.
,,Flora? Hat unser Vater dich verletzt?", fragte er mich leise. ,,N-Nein." ,,Gut, dass beruhigt mich."
,,W-wie geht es dir?", fragte ich ihn im Gegenzug leise. Immerhin erinnerte ich mich noch zu gut an die Lache an Blut, die auf dem Teppich war. Sein Blut, nachdem er von seinem eigenen Vater angeschossen wurde.
,,Ach das geht schon. Allgemein sind wir begabten Wesen etwas widerstandsfähiger als ihr Menschen. Das der Krieg überhaupt zu dem Punkt gekommen ist, an dem wir waren, liegt schlicht und ergreifend daran, dass ihr um ein Vielfaches mehr seit als wir."
,,H-Herrscht immer noch Frieden?" ,,Ja", bekam ich als Antwort: ,,Trotz allem hält er. Hier und da gab es noch Ärger mit Soldaten und Zivilisten, aber der Frieden hält."
Ich schloss einen kurzen Moment die Augen und atmete kurz durch. Zumindest schien mein Opfer nicht völlig unnötig zu sein. Auch wenn ich bezweifelte, dass der Frieden wegen mir anhielt. Vermutlich würde Michael es sogar noch zu seinem Vorteil nutzen, sollten sich die Elfen sich mir doch noch entledigen. Nur wussten er eben nicht, dass mich die Elfen stattdessen als Brutkasten missbrauchen wollten. Aber selbst wenn hätte er mir auch nicht geholfen, sondern es ebenfalls für seinen Vorteil genutzt. Vermutlich wäre Michael auch nie so weit in den Militärrängen aufgestiegen, wenn er es anders gehandhabt hätte.
Aber zumindest bedeutete es, dass wenn der Frieden hielt, alle und eben damit auch meine Eltern eine bessere Überlebenschance hatten. Und wenn ich dafür auch nur einen verschwindet geringen Einfluss drauf hab, war es das Wert. Jedenfalls wollte ich es mir gerne so einreden, ganz so selbstlos war ich dann doch nicht. Wenn ich die Gelegenheit hätte, wäre ich hier weg, ganz egal ob das einen Einfluss auf den Frieden hätte. Immerhin hab ich mich nicht freiwillig für den Job als Leihmutter gemeldet.
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