44. Flora
Kichernd saß Luvon auf meinem Bett und lauschte den Geschichten aus meiner Kindheit, die ich ihm erzählte. Wie ich ausziehen wollte und eine Tasche gepackt hab, da meine Eltern mir kein riesiges Puppenhaus kaufen wollten oder wie ich aus versehen eine große Glasschüssel voll Schokoladenpudding runter gefallen lassen habe, als ich mir vor dem Essen etwas mopsen wollte.
Doch stellte ich immer wieder währenddessen fest, wie unterschiedlich unsere Leben waren. Irgendwie, so idiotisch es vielleicht klang, dachte, dass es doch eigentlich nicht so weit auseinander liegen konnte. Aber während meine Kindheit von meinen Eltern und anderen Kindern im Kindergarten und der Grundschule geprägt war, war er nur von Erwachsenen umgeben, mit denen er nicht verwandt war. Erst seit sein Bruder König war, hatte er mehr Kontakt zu seinen Brüdern. Vorher hatte er mit niemanden außen Corym vorher überhaupt mal gesprochen. Erzogen worden ist er von Nannies und Privatlehrern. Das war in meinen Augen wirklich keine Kindheit.
,,Weißt du... ich hab mit Corym auch ein Geheimnis", sagte Luvon leise und schlug sich danach auf den Mund als ob er so rückwirkend verhindern wollte, dass die Wörter seinen Mund verloren.
,,Es ist okay. Ich verrate niemanden was. Du musst es mir aber nicht erzählen", versuchte ich ihn zu beruhigen. Eigentlich konnte ich es ja nicht gut heißen, das ein Kind Geheimnisse hatte. Dafür gab es eben zu viele Böse Menschen, aber wenn Corym seine Finger darin hatte, glaubte ich nicht wirklich, dass es was wirklich schlimmes war. Oder vielleicht traute ich diesem eigentlich Fremden doch zu sehr. Aber Corym war immerhin sein Bruder...
Wobei, meinen Bruder würde das nicht davon abhalten etwas zu tun, dass mir schaden würde, wenn es sein Vorteil war. Die ganze Situation jetzt war doch das beste Beispiel dazu. Ob Michael wohl wusste, dass sie mich als Gebärmaschine benutzen wollten? Wenn er es gewusst hätte, hätte er es mir wahrscheinlich schon vorher unter die Nase gerieben. Geholfen oder seine Entscheidung geändert, hätte diese Information sicherlich nicht.
Aber im Gegensatz zu meinem Bruder hat sich Corym für mich eine Kugel eingefangen und wäre vermutlich fast gestorben. Das war etwas, was man ihm, zumindest in meinen Augen, ein Stück weit anrechnen konnte. Michael hätte mich wahrscheinlich eher vor ihn gezogen damit die Kugel mich statt ihn trifft.
Luvon schien zu überlegen was er tun sollte.
,,Meine Nanny sagte immer meine Mutter ist böse und deswegen hat Vater entschieden, dass wir sie nicht sehen dürfen", fing er an zu sprechen. Sah aber immer wieder unsicher zu Tür, als erwartete er, dass jemand herein stürmen würde und ihn bestrafen würde. ,,I-Ich wollte sie aber trotzdem mal sehen. Aber vor dem Zimmer hat mich Corym erwischt."
,,Und das ist euer Geheimnis, da er es niemanden verraten hat, dass du da warst?", vermutete ich, doch zu meiner Überraschung schüttelte er den Kopf.
,,Nein, er hat mich in ihr Zimmer gebracht und ich konnte sie kennen lernen", sagte er und sah mich aus großen Augen an. ,,Ich hab sie vorher noch sie gesehen", sagte er dazu.
Ich schluckte, hoffentlich unauffällig. Auch wenn es Luvon nicht unbedingt klar war, schien seine Mutter ja das selbe Schicksal ereilt zu haben, wie es mir bevor stand. Auch ich sollte möglichst viele Kinder bekommen und garantiert würde man auch diesen Kindern erzählen, dass ich böse war und man sich daher von mir fernhalten sollte.
,,Sie war krank, weißt du. Lag immer nur im Bett. Corym unterhielt sich mit ihr auf dieser Sprache, aber da konnte ich sie noch nicht so gut. Mein Unterricht hatte erst ein paar Wochen vorher angefangen und ich konnte nur Hallo sagen und wie ich heiße. Und sie konnte ja nicht unsere Sprache sprechen, da das Menschen verboten ist."
,,Sicherlich hat sie sich gefreut dich zu sehen." ,,Sie hat geweint", sagte er und wirkte bedrückt. ,,Das waren sicherlich Freudentränen, weil sie sich gefreut hat doch kennen zu lernen. Da freut man sich manchmal so sehr als Erwachsener, dass man anfängt zu weinen", versuchte ich so überzeugend ich es konnte, Luvon zu beruhigen. Wobei ich mir selbst kein Wort glaubte. Luvon uns seiner Geschwister sind sicherlich nicht freiwillig entstanden. Es musste traumatisierend sein den Ergebnissen von Missbrauch ins Auge zu blicken. Dazu hatten sie sicherlich alle eine gewisse optische Ähnlichkeit zu ihrem Vater, was sie vermutlich nur noch mehr verstört hat.
Warum hatte Corym nur Luvon mit zu ihr genommen? Ich hatte ihn eigentlich für so emphatisch gehalten, dass er Leid als solches erkennt.
,,I-Ich wollte sie dann nochmal sehen... Aber dann war sie auch schon gestorben." ,,Das tut mir leid."
Luvon zuckte mit den Schultern. ,,Aber danach war zumindest Vater weg." ,,Wie meinst du das?" ,,Der Elfenkönig bleibt nur so lange König, wie sein ältester Sohn noch nicht Erwachsen ist und die menschliche Gefährtin lebt. Danach übernimmt der nächste, also Aren und danach euer Baby."
Ich zuckte zusammen als hätte mich der Schlag getroffen. Selbst Luvon wusste also, wozu ich eigentlich nur hier war...
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