14. Kapitel
Was sollte das denn? Wieso benahm sich der jetzt so komisch? Er hatte doch alles beendet, nicht ich! Ich verstand einfach nicht, was mit ihm los war. War er etwa immer noch sauer wegen dem neulich, wo ich unter seinem Bett lag? Als wir die Jungs erschrecken wollten?
Aber das konnte er nicht bringen. Das war mehr als kindisch. Aber alles deutete darauf hin, dass es so sein musste.
"Alles in Ordnung?", erkundigte sich Lenny und sah mich mit beunruhigtem Blick an.
Ich reagierte nicht. Ich war wie erstarrt. Aus irgendeinem Grund verletzte mich Louis' Auftritt enorm. Wahrscheinlich hing ich immer noch an ihm. Aber ich sollte ihn doch vergessen. Wieso ging das nicht?
"Lina?", hörte ich ihn besorgt fragen.
Langsam drehte ich meinen Kopf in seine Richtung und sah ihn ausdruckslos an. Dann lehnte ich mich einfach erschöpft an seinen kräftigen Körper und schloss die Augen. Ich musste alles vergessen.
Auf einmal gab ich mir einen Ruck und zwang mich das Geschehene zu vergessen. Zumindest für einen Augenblick. Jetzt saß Lenny neben mir auf meinem Bett und ich blaß Trübsal wegen Louis. War ich bescheuert?
Entschlossen drehte ich mich zu ihm hin und umarmte ihn. Er wirkte etwas überrascht von meiner plötzlichen Stimmungswandlung, aber er erwiderte sofort die Umarmung.
Ich atmete so tief wie nur möglich ein, um viel von seinem Geruch aufzunehmen. Er roch so gut. Wieso sagten Frauen immer, dass Jungen so stinken würden, dachte ich. Die rochen doch fantastisch. Ich hob langsam meinen Kopf auf die Höhe von Lennys Kopf. Sekunden lang starrte ich in seine schimmernden Augen. Keiner von uns wand seinen Blick vom jeweils anderen. Wir hielten uns fest in den Armen, bis meine Lippen schließlich seine trafen. Sie waren herrlich weich. Er erwiderte sofort den Kuss und ich krallte meine Finger immer fester in seinen Rücken. Auch er drückte mich fest an sich, doch ich spürte keinen Schmerz. Für mich gab es nur noch ihn, insbesondere seine Lippen mit denen ich ununterbrochen beschäftigt war. Ich konnte nicht mehr davon ablassen. Es war einfach zu schön. Doch auch er machte keine Anstalten, aufhören zu wollen. Wenn es nach mir ging könnten wir uns noch eine Ewigkeit weiter küssen.
"Na sieh mal einer an", rieß mich eine dunkle Stimme aus meinen seligen Gedanken.
Erschrocken sprang ich von Lenny weg und fiel vom Bett.
Louis und sein Gefolge begann laut los zu grölen. Schnell stand ich auf und klopfte meine Hose ab.
"Was wollt ihr hier?", fragte ich, als ich endlich genug Mut gesammelt hatte.
"Weißt du etwa nicht mehr, was ich vorhin zu dir gesagt habe?", fragte Louis lauernd.
Ich zuckte zusammen. Er hatte es geschafft, dass es mir auf einmal richtig unheimlich war. Er rief eine riesen Angst in mir hervor und er stellte für mich nun eine sehr große Bedrohung dar. Jetzt wurde mir endlich bewusst, warum man sich nicht mit beliebten Jungs anlegen sollte. Am liebsten würde ich jetzt im Erdboden versinken und nie mehr rauskommen. So sehr fürchtete ich mich vor den mir bevorstehenden Jungen.
Da schoss mir ein genialer Gedanke durch den Kopf. Ich würde jetzt so schnell wie möglich das Zimmer verlassen und mich irgendwo verstecken. Aber wo? Vielleicht in den Gemeinschaftsduschen? Oder in der Damentoilette? Letzteres wäre vermutlich besser, denn die Duschen benutzten auch die Jungen. Wir hatten einen Zeitplan erstellt, wann welches Geschlecht sie benutzen durfte. Also die Damentoilette. Schnell sprang ich auf und verließ schnellen Schrittes das Zimmer und sprintete den Gang entlang bis zu den Toiletten. Davor blieb ich stehen und vergewisserte mich, dass mir keiner nachgelaufen war und betrat dann den Raum. Er sah nicht sehr gemütlich aus, aber was hatte ich denn auch erwartet? Dass hier ein Sofa und ein Fernseher stehen würden? Oder, dass ein weicher Teppich den Boden wärmer und bequemer machen würde? Das konnte ich gleich wieder vergessen.
Ich kauerte mich in die hinterste Kabine auf den Rand des Klodeckels und hielt mit meinen Händen beide Beine fest umschlungen. Jetzt hieß es warten. Aber warten worauf? Dass meine Klasse ohne mich abreißte? Das konnte ich schön wieder vergessen. Trotzdem blieb ich wo ich war.
"Lina? Wo bist du?", hörte ich die Stimme von Louis.
Sie hörte sich wütend an. So als ob er mich, sobald er mich fand, in tausend Stücke reißen wollte.
Erleichtert atmete ich auf, als sich seine Schritte wieder entfernten.
"Hast du sie?", nahm ich wenige Minuten die Stimme seines besten Freundes.
"Wo ist der schon wieder, dieser...", er hielt inne.
Man konnte hören, wie die beiden Jungen den Gang weiter entlang trampelten.
"Lina?", hörte ich leise ein Stimme. "Ich bins, Lenny!"
"Ich bin hier", antwortete ich so deutlich wie möglich.
"Wo ist hier?", vernahm ich wieder seine Stimme.
"In der Toilette!" sagte ich.
Kurz darauf hörte ich, wie leise die Tür hinunter gedrückt wurde, leise die Tür geöffnet und auch wieder geschlossen wurde. Langsam näherten sich Schritte und blieben bis vor meiner Kabine stehen.
"Lässt du mich rein?", bat mich Lenny.
Sofort öffnete ich die Tür und ließ ihn rein, verriegelte sie danach aber sofort wieder. Dann standen wir uns gegenüber. Auf einmal nahm er mich plötzlich in den Arm. Ich erwiderte die Umarmung und fühlte mich seit einer halben endlich wieder sicher und geborgen.
"Ich hab den Lehrern Bescheid gesagt", flüsterte er mir ins Ohr. "Sobald sie ihnen in den Weg laufen, werden sie sie sich verknüpfen!"
Ich machte mich von ihm los.
"Ist das wirklich wahr?", fragte ich und konnte meine Erleichterung kaum verbergen.
Er nickte und schmunzelte. Daraufhin schlang ich meine Arme um ihn und drückte meine Lippen auf seine. Augenblicklich erwiderte er den Kuss.
Plötzlich löste er sich von mir und sah mich lange an. An was dachte er denn ausgerechnet jetzt?
"Lina...", begann er. "Ich liebe dich, wollen wir zusammen sein?"
Erstaunt riss ich die Augen auf, aber antwortete sofort. Klar wollte ich.
"Ich liebe dich auch und ich will mit dir zusammen sein!", sagte ich.
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