12. Kapitel
Louis' Perspektive:
Gleich sollte es losgehen. Fast alle aus unserer Klasse sollten, gemeinsam mit den Lehrern, die Höhle durchsuchen. Die restlichen zwei sollten sich um die Seile kümmern und immer wieder sollte jemand bei einer Kreuzung stehen bleiben und ein neues Seil musste begonnen werden. Einfacher gesagt, dass einfach alle sicher abgesichert waren. Dass zumindest keiner mehr verloren gehen konnte. Ich nahm mir vor bis zum Schluss mit zu suchen. Ich wollte Lina finden. Aber ich war mir nicht sicher, ob mir das so durch gehen würde. Wer weiß, was die Lehrer wieder alles für Einwände hatten. Wahrscheinlich war es zu gefährlich und sie trauten es einem Jungen, wie mir, nicht zu.
Wenige Minuten später ging es los. Bereits nach zehn Minuten kam die erste Kreuzung und ein Mitschüler blieb stehen. So ging das immer weiter. Irgendwann waren nur noch die beiden Lehrer und Linas drei Freundinnen und ich übrig. An der nächsten Kreuzung blieb Lia stehen. Darauf dann Lara und dann Luisa. Mittlerweile waren wir bereits etwa eineinhalb Stunden unterwegs. Der Rucksack auf meinem Rücken wurde immer schwerer und schwerer. Doch ich wollte Lina finden. Ich hatte es mir in den Kopf gesetzt und wollte es auch durchführen. Kurz darauf kam wieder eine Abzweigung und die Lehrerin blieb stehen. Schweigend gingen mein Lehrer und ich nebeneinander her. Er schien angespannt zu schein. Kein Wunder, es war auch eine ernste Lage. Bei der nächsten Kreuzung wollte mein Lehrer anstalten machen, weiter zu gehen.
"Ähm kann ich weiter gehen...bitte...ich möchte sie gerne finden, ich bin auch wirklich sehr vorsichtig!", bat ich ihn vorsichtig.
"Aber das ist viel zu gefährlich!", widersprach er mir.
Wie ich mir bereits gedacht hatte...
"Bitte, Sie wissen gar nicht, was es mir bedeutet, bitte!", bettelte ich und sah ihn flehend an.
"Also gut", gab er schließlich seufzend nach.
Ich bedankte mich bei ihm und marschierte dann weiter. Mir war ganz mulmig zumute. Jetzt lag alles an mir. Wenn ich jetzt einen Fehler machte, hatte ich alles vermasselt.
Mit einem mulmigen Gefühl ging ich immer weiter und weiter. Ich musste sie unbedingt finden. Hoffentlich kam keine Abzweigung. Das würde meinen Plan, Lina und Lenny zu finden, nur ruinieren. Und ich musste sie finden. Ich muss mich bei ihr für mein dämliches Verhalten entschuldigen und ich konnte nur hoffen, dass sie die Entschuldigung auch annimmt. Ihren Blick, den sie hatte, als sie mein Zimmer verließ, werde ich nie vergessen. Dieser hatte meinem Herzen einen großen Stich zugefügt.
Schritt für Schritt ging ich immer tiefer in die Höhle. Aufmerksam betrachtete ich jede Ecke und jeden Winkel. Mir durfte auf keinen Fall etwas entgehen. Eigentlich war es ja ganz interessant eine Höhle zu besichtigen, doch im Moment wäre mir eine Touristen-Höhlenbesichtigung um einiges lieber.
Von überall her konnte man Angst einflößende Geräusche vernehmen. Ich bereute es schon fast, dass ich weiter gehen wollte. Doch dann dachte ich wieder an Lina. Ich musste sie finden. Bevor es zu spät war. Also beschloss ich meine Kopfhörer zu benutzen und mein Gehör mit Musik abzulenken. Schon besser. Ab jetzt würde ich nur noch wirklich laute Geräusche wahrnehmen. Mein Puls beruhigte sich nun auch etwas. Vorsichtig stapfte ich immer weiter.
Irgendwann schien ich in einen großen Raum der Höhle gekommen zu sein. Woran ich es genau merkte, weiß ich nicht. Ich hatte einfach das Gefühl. Plötzlich stieß ich gegen was und zog reflexartig die Kopfhörer aus meinen Ohren, das Handy aus meiner Hosentasche und leuchtete vor mich. Im selben Moment stieß jemand einen grellenden Schrei aus.
Für einige Sekunden hielt ich die Luft an. Ich war gegen Lina und Lenny gestoßen und Lina war es, die den entsetzlichen Schrei ausstieß. Kein Wunder ich hatte sie überrascht, als sie sich küssten. In so einer, fast hoffnungslosen Situation, taten sie so etwas. Aber vielleicht wollten sie sich noch eine schöne Zeit machen, bevor sie hier abkratzen würden. Oder sie hatten sich wirklich ineinander verliebt. Wer weiß. Aber bei diesem Gedanken wurde mir ganz komisch zumute und mein Mund wirkte wie zugeschnürt. Ich wollte nicht, dass sie mit diesem Jungen zusammen kommt. Ich wollte das einfach nicht.
Doch ich zwang mich zur Vernunft. Zumindest in diesem Moment, in einer solcher Situation sollte ich vernünftig handeln und klar denken können. Das mit dem klar denken war aber weniger leicht umsetzbar.
Wortlos packte ich die mitgebrachten Decken aus und reichte jedem von ihnen eine. Bis jetzt hatte immer noch niemand etwas gesagt. Es herrschte eine bedrückende Stille.
Wortlos marschierte ich zurück zu unserem Lehrer. Lina und Lenny folgten mir schweigend.
"Du hast sie gefunden?", fragte der Lehrer mich erstaunt.
Ich nickte, sagte aber immer noch nichts.
"Wieso hast du nicht angerufen? Wir haben doch ausgemacht, dass man sich sofort meldet, wenn man sie gefunden hat! Warum hälst du dich nicht daran?", wollte er wissen und sein Ton wurde schärfer.
Aber ich zuckte nur mit den Schultern.
Linas Perspektive:
Wieso benahm sich Louis so seltsam? Ich hatte ihm nichts getan. Sogar als wir bei unserem Lehrer angekommen waren, hatte er noch kein einziges mal den Mund aufgemacht. Da fiel mir ein, dass er Lenny und mich beim Küssen erwischt hatte. Vielleicht lag es ja daran. Aber ER war es doch, der alles vermasselt hat, nicht ich. Was bildete der sich ein?
Dann durchfuhr ein kalter Schauer meinen Körper und ich erzitterte. Schnell kuschelte ich mich etwas mehr in die Decke und mit einen Blick zu Lenny stellte ich fest, dass er genauso zitterte.
"Louis du gehst vorraus, dann gehen Lina und Lenny und ich bilde das Schlusslicht! Wir dürfen keine Zeit verlieren!", ordnete der Lehrer an.
Wir folgten seinen Rat und sammelten mit der Zeit unsere restlichen Mitschüler ein. Alle waren froh uns lebendig wieder zu sehen.
Es war fast schon nächster Morgen, als wir uns endlich in unser Bett legen konnten.
Ich war völlig fertig und mir war immer noch kalt. Aber mir würde es sicher bald wärmer werden. Obwohl ich eigentlich richtig erschöpft war, konnte ich nicht gleich einschlafen. Mir schwebte immer wieder diese eine bestimmte Szene in der Höhle vor den Augen. Die mit dem Kuss. Wieso haben wir das gemacht? Also nicht, dass es mir nicht gefiel...es war wunderschön, aber ich war mir einfach nicht sicher, ob er echt war. Vielleicht hatte er mich nur geküsst, damit ich ein bisschen Ablenkung hatte.
Ich hatte mühe meine Augen offen zu halten, denn ich wollte unbedingt weiter darüber nachdenken. Doch bereits wenige Minuten später, war ich eingeschlafen.
Es war bereits kurz nach 13.00 Uhr, als ich aus meinem tiefen Schlaf erwachte. Mit einem Blick zu den Betten meiner Freundinnen stellte ich fest, dass sie alle schon aufgestanden waren. Ich stand langsam auf und streckte mich. Dann machte ich mich auf den Weg ins Bad. Dort schaute ich in den Spiegel und erblickte ein blasses Gesicht mit verstruppelten Haaren. Ich sah zu meinem Entsetzten immer noch völlig fertig aus. Das sollte unbedingt geändert werden. Ich werde mich zurecht machen und wenn es sein musste, würde ich dafür auch etwas Make-Up benutzen. Ich duschte mich, wusch mir die Haare, flocht mir danach einen Zopf. Dann zog ich mir eine enge schwarze Jeans an und ein wunderschönes, etwas eng anliegendes Oberteil, welches richtig elegant aussah. Dazu noch blütenweiße Schuhe. Danach widmete ich mich meinem Gesicht und es war gar nicht einmal so kompliziert, wie gedacht. Bereits fünfzehn Minuten später war ich auch damit fertig. Dann kam ich zu meinen Haaren. Die waren noch nicht ganz trocken, also föhnte ich sie etwas. Letztendlich war ich richtig zufrieden mit meinem Aussehen, inklusive mit den leicht gelockten Haaren. Zehn Minuten später machte ich mich dann auf die Suche nach dem Rest der Klasse und fand sie wenige Minuten später im Speisesaal vor.
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