▪︎Kapitel 2▪︎
Der Schmerz war das erste, was sie vernahm, bevor sie langsam wieder zu sich kam.
Ein unangenehmes Pochen durchzog ihre Schläfen und ihr Schädel brummte.
Es war, als hätte man mit einem Vorschlaghammer ein paar Mal dagegen gehauen.
Was zum Teufel war nur passiert?
Ihre schweren Augen versuchend zu öffnen, blinzelte sie ein paar Male, bis sie sich an das Licht gewöhnt hatte und das Brennen nachließ.
Das erste, was sie erblickte war die weiße Decke.
Als sie sich vorsichtig umsah, erkannte sie, dass sie in dem Bett ihres Schlafzimmers lag.
Die Möbel aus dunklem Mahagoni Holz standen wie immer an ihrem Platz.
Die weißen Vorhänge waren von der Sonne immer noch etwas vergilbt und das spannende Buch, welches sie zuletzt gelesen hatte, befand sich noch an exakt der Stelle, wo sie es auf ihrem Nachttisch hinterlassen hatte.
Es klopfte und sie erschrak, als die Tür geöffnet wurde.
"Wie ich sehe, sind sie wieder von den Toten auferstanden.
Wie war ihr kurzer Trip durch das Reich des Feuers?"
Sie verstand noch nicht ganz was er sagte und fragte sich:
Was hatte dieser Mann hier zu suchen?
Seitdem Tod ihrer Eltern vor einem Jahr, wohnte sie doch alleine in diesem Haus.
Sie starrte ihn an, unwissend was hier gerade vor sich ging.
"Wirke ich etwa so interessant auf sie, dass sie mich so anstarren müssen? Faszinierend, wahrlich Faszinierend wie manche Menschen auf mich regieren."
"Ich..."
Sie hustete, bevor sie weitersprach.
Ihr Hals fühlte sich plötzlich so trocken an.
"Entschuldigung, Sie sind?"
"Und was machen sie in meinem Haus?
Wie sind sie hier herrein gekommen?", fragte sie den unbekannten Mann, welcher ein Tablett in den Händen hielt und sich langsam ihrem Schreibtisch näherte.
Schließlich stellte er das Tablett dort ab und sah sie anschließend an.
"Um eine ihrer Fragen zu beantworten, ich habe viele Namen. Aber sie können mich den Wetterran nennen."
Sie zog leicht verwirrt eine Augenbraue hoch.
"Was für ein Wetterhahn?", fragte sie ihn verwirrt und der Mann lachte mit einer tiefen Stimme.
Sie verzog keine Miene.
Was war denn auf einmal so amüsant?
Es war doch nicht ihre Schuld gewesen, dass er sich nicht vernünftig vorstellen konnte, so wie es normale Menschen tun würden.
Aber offensichtlich war er nicht so wie die meisten Menschen.
"Das mit dem Wetter stimmt, allerdings bin ich kein Hahn. Jedenfalls nicht diese Art von Vogel."
Jetzt verstand sie gar nichts mehr.
Was für ein Spiel spielte er hier mit ihr?
Wer war dieser fremde Herr überhaupt und was hatte er in ihrem Haus zu suchen?
Wieso ließ sie sich von ihm ihre kostbare Zeit stehlen.
Sie hatte weitaus besseres zu tun, als ihre Zeit für Gespräche zu verschwenden, die zu keinen Antworten, sondern mehr und mehr Fragen führten.
"Wie meinen sie das?", fragte sie ihn.
"Wie mir scheint hat das Gift ein wenig ihre Erinnerungen beeinträchtigt.
Ich habe hier einen Kräutertee zubereitet.
Er wird Ihnen dabei helfen das Gift in ihren Blutbahnen loszuwerden."
Gift?
Sie verstand nicht was er meinte und kramte ein wenig in ihrem Gedächtnis.
Dabei fasste sie sich an ihre noch immer pochenden Schläfen und begann diese ein wenig zu massieren.
Sie atmete einmal tief ein und aus. Verschwommene Bilder schweiften vor ihrem inneren Auge entlang.
Sie sah wie sie in der Küche vor dem Mann mit der tiefen Stimme saß, sie beide jeweils eine Kaffetasse in der Hand.
Schließlich erinnerte sie sich wieder.
Der Sturm draußen wütend, der Fremde, welcher vor ihrer Tür stand und anschließend mit Dreistigkeit ihr Haus betreten hatte, so als wäre es sein eigenes. Verärgert sah sie ihn an.
"Sie haben mich vergiftet. In meinem eigenen Haus!", rief sie ihm entgegen, doch der Mann schien keine Anstalten zu machen, sich verteidigen zu wollen.
"Nein das habe ich nicht.
Ihren Zustand haben sie sich wohl selbst zuzuschreiben oder waren es etwa nicht sie selbst, die gedankenverloren in beide Kaffeetassen "Zucker" reingetan hat?
Ich war überrascht, dass sie nicht nur mich, sondern anscheinend auch sich selbst vergiften wollten."
Leicht geschockt, sowie überrascht setzte sie sich aufrecht hin.
Hätte sie das mal lieber nicht getan, denn nun schoss ihr erneut ein starker Schmerz durch den Kopf.
Wie konnte sie nur so dämlich sein?
War sie etwa so von diesem Mann abgelenkt gewesen, dass sie das Gift wirklich auch bei sich selbst in den Kaffee getan hatte?
"Es würde mich übrigens brennend interessieren, warum eine junge Frau wie sie ein so starkes Gift bei sich im Schrank stehen hat.
Ich musste meine alten Kräuterkenntnisse aus den Tiefen meines Gedächtnisses kramen, um diesen Kräutertee herzustellen, den sie im übrigen trinken sollten, wenn sie nicht durch das restliche Gift wirklich sterben wollen."
"Woher wussten sie überhaupt, dass das kein normaler Zucker war, sondern ein starkes Gift?",
wandte sie ein.
Ihr Herz schlug ein paar Takte schneller.
Er machte sie nervös.
Warum überhaupt?
Was würde nun geschehen? Würde er sie töten?
Nein, das würde keinen Sinn ergeben.
Warum sollte er sie sonst retten und in ihr Bett tragen?
Nur um sie im Nachhinein zu töten?
Eigentlich sollte er doch wohl eher verärgert sein, da er wusste das sie ihn versucht hatte zu vergiften.
Bei den Erinnerungen daran, wie er seinen Kaffee einfach ausgetrunken hatte, ergab sich ihr die Frage, wie er das einfach so hatte überleben können?
Sie schielte zu ihm rüber.
Er stand einfach nur da und beobachtete sie.
Er strahlte eine gewisse Ruhe aus, doch zugleich auch etwas mysteriöses.
Noch immer war er mit seinem Mantel verhangen und trug seinen Hut auf dem Kopf.
Es kam ihr komisch vor.
Wer ließ denn einen durchnässten Mantel im Haus an und setzte seinen Hut nicht ab?
Besonders dann, wenn es draußen in Strömen regnete.
"Ich weiß so einiges, was sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht mal vorstellen könnten", entgegnete er nur.
Sie fuhr sich nervös durch ihr hellbraunes gelocktes Haar und wickelte sich anschließend eine Strähne um ihren Zeigefinger, so wie sie es immer tat, wenn sie nachdenklich war.
"Woher wussten sie, dass es ein Gift war", versuchte sie erneut Antworten aus ihm zu bekommen.
"Wie ich bereits erwähnte, weiß ich so einiges.
Jeder hat doch seine kleinen, vielleicht ja auch schmutzigen Geheimnisse, nicht wahr?"
Ihre Augen trafen auf seine und sie meinte für den Bruchteil einer Sekunde ein Funkeln in ihnen zu sehen.
Es fühlte sich an, als würde er durch sie hindurch schauen können.
Sie konnte keine Augenfarbe erkennen.
Seine Augen sahen schlicht rabenschwarz aus, was sie merkwürdig fand.
"Und was für Geheimnisse haben Sie, wenn ich fragen darf?"
"Du darfst fragen, aber erwarte keine Antwort."
"Sie reden nicht gerne über sich oder?
Wieso haben Sie mich gerettet, anstatt mich zu töten?"
Was hätte ich denn davon, wenn Sie sterben würden?
Schließlich brauche ich immer noch ihre Hilfe."
Sie runzelte die Stirn.
"Habe ich Ihnen nicht bereits geholfen?
Ich habe sie in mein Haus gelassen und Ihnen Kaffee gekocht. Eigentlich könnten sie mal etwas Dankbarkeit zeigen."
"Sie haben recht, mein Fehler. Der Kaffee war vorzüglich, wenn auch mit Gift versehen. Vielen Dank", erwiderte er nur und sie sah ihn an.
"Wie lange gedenken sie noch in meinem Haus zu verweilen?
So langsam reicht es mir dann doch mit meiner Gastfreundschaft, die sie mir ja quasi aufgezwungen haben", erwiderte sie empört und sah aus dem Fenster.
Der Sturm schien allmählich etwas nachgelassen zu haben.
Vielleicht konnte sie ihn nun endlich aus ihrem Haus werfen.
Er ging zurück zu dem Tablett und nahm eine Tasse, die er ihr reichte, worin sich eine dampfenden Flüssigkeit befand. Sie rümpfte ihre Nase wegen dem Gestank und sah ihn skeptisch an
"Er schmeckt besser als er riecht", versicherte er ihr.
Sie wusste nicht, ob sie es wagen sollte diese undefinierbare Flüssigkeit zu trinken, doch tat es schließlich.
Hätte er sie töten wollen, so hätte er sie schließlich einfach sterben lassen können.
Der Inhalt der Tasse schmeckte tatsächlich besser als es roch und als sie ausgetrunken hatte, wurde sie sehr schläfrig.
"Sie sollten sich ausruhen", sagte er nur, als er ihr die Tasse abnahm und sie ins Kissen zurück sank.
Sie nahm noch wahr wie er ohne ein weiteres Wort den Raum verließ, bevor sie zurück in das Land der Träume fiel.
Hey Leute!
Das Kapitel ist jetzt noch deutlich länger geworden als eigentlich geplant, aber kennt ihr ja bestimmt :)
Wir hoffen euch gefällt unsere Geschichte bisher und wir freuen uns immer über Kommis und Votes.
Wir lesen uns :) ♥︎
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