Kapitel 15
Hamburg
Die Fahrt nach Hamburg verschliefen beide. Florian grinste Andreas an, der sich mittlerweile vollkommen eingekriegt hatte. „Ich glaube, dieses Konzert heute schlägt alle anderen!"
Und so war es auch.
Sie hatten nur kurz an seiner Wohnung angehalten, das Gepäck nach oben geschafft, sich umgezogen, möglichst, ohne sich anzusehen. Dann mussten sie auch gleich wieder los.
Wie immer stand sie in der ersten Reihe, wie immer konnte sie die Augen nicht von ihm nehmen.
Er begrüßte sein Heimpublikum strahlend, erinnerte alle daran, dass sie die ersten gewesen waren, die an ihn geglaubt hatten, als er durch die Clubs gezogen war.
Das Kreischen war laut, aber nicht mehr so ohrenbetäubend. Sarah sah sich um.
Eindeutig hatte sich der männliche Anteil erhöht, eindeutig waren jetzt fast nur Pärchen hier, die schreienden Solo-Mädchen waren in der Minderheit.
Ein paar der Jungs sahen sie aufmerksam an. Das war doch die Neue an Sandmanns Seite!
Aus der Nähe sah sie noch besser aus als auf den Fotos. Dann wandten sie sich wieder ihren Mädchen zu, die auch sehr hübsch waren.
Chris spielte und sang sich in einen Rausch. Das Publikum raste buchstäblich bei den neueren, schnellen Nummern, schwelgte mit Feuerzeugen, Handylichtern oder Taschenlämpchen bei den Balladen.
Drei neue Songs hatte er sich als Zugabe aufgehoben.
Den letzten kannte sie auch noch nicht. Er trug ihren Namen: „Sarah"
Er war total neu im Stil:
Die Strophen zuerst gerappt, dann rockig rau gesungen, der Refrain in schwelgerischer Balladenart.
Sarah, die Worte sind deins,
Aber abundzu leihst du mir eins!
Was du schreibst oder sagst,
Was du dabei oft wagst.
Ist unbeschreiblich
Ist unvergleichlich
und heute leihe ich mir
den allerschönsten Satz von dir:
Ich mache dich sehr gerne glücklich!
Als er das dritte Mal den Refrain gesungen hatte, war kein Auge mehr trocken.
Selbst die harten Jungs der Band wischten sich verstohlen übers Gesicht.
„Gute Nacht, Hamburg! Heult euch in Ruhe aus und kommt gut nach Haus!" schrie er aufgekratzt, sprang von der Bühne und küsste sein Mädchen! Endlich!
Er hob sie hinauf, küsste auf der dunklen Bühne weiter, sehr, sehr leidenschaftlich. Der Beleuchter wollte den heimatlichen Fans noch etwas Gutes tun und richtete einen Spot genau auf das Liebespar.
Chris zeigte ihm den Mittelfinger, machte aber ruhig weiter mit seinem Mädchen rum.
Das Publikum tobte, Fotos ohne Ende wurden geschossen. Dann konnte er vor lauter Lachen nicht mehr weiterküssen, nahm das Mikro noch einmal in die Hand, sang acapella den Refrain, mit ihr im Arm.
Endlich konnten sie beide die Bühne verlassen. Chris hatte das vierte Shirt durchgeschwitzt und die dritte Jeans.
In seinem Glückstaumel hatte er gar nicht gemerkt, dass er sie fast mit durchweicht hatte.
„Ba! Sorry, Süße! Ich bin echt ein Blödmann!" schimpfte er sich. „Hat jemand ein Shirt für meine Kleine?"
„Nur eines von deinen!" antwortete Andreas.
„Na, dann hat sie halt ein neues Minikleid! Auch nicht schlecht!" Er schob sie in die Ecke, zog ihr ihr Top aus und das frische Hemd an, bevor jemand auf dumme Gedanken kommen konnte.
Dann schlüpfte er auch in frische Klamotten.
Er lachte sich halb kaputt, als sie vor ihm stand. „Hübsch! Wenn man Vogelscheuchen mag!" zog er sie auf.
Sarah war noch nicht zu Wort gekommen, er war zu aufgedreht!
Plötzlich zog er die Bremse an. „Mäuschen?" Er stupste sie an, wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht. „Hallo? Lebst du noch? Du redest gar nicht!"
„Ich habe kein Megaphon, um dich zu überschreien!"
Chris nickte zufrieden. „Sie lebt noch! Lebt und punktet! Alles ist gut!"
Da fiel Sarah etwas auf, eigentlich fiel es ihr schon seit ein paar Tagen auf, sie war bloß noch nie dazu gekommen, es anzusprechen.
„Sag mal, ich habe gar keine Mädchen mehr gesehen!" merkte sie an.
Chris wurde ernst. „Ich habe Andreas darum gebeten, dafür zu sorgen, dass die Security ihren Job macht!"
„Wow!" sagte sie nur. „Hoffentlich sind die Jungs nicht sauer!"
„Die werden schon andere Wege finden, sich zu versorgen!"
Auf der Rückfahrt fragte sie dann noch nach etwas, das sie gar nicht verstanden hatte. „Wann hast du eigentlich dieses Lied geschrieben?" Schließlich hatte sie erst am Vortag diesen Satz gesagt.
Er grinste sie an. „Laufend! Vom ersten Tag an! Ich musste nur noch den einen Satz anhängen, dann war es perfekt!"
Und so war es auch wirklich gewesen. Er hatte die Textzeilen gesammelt, die Musik war von selbst dazu gekommen. Und heute vor dem Konzert hatte er den Jungs von der Band die letzten Worte und Töne hingelegt.
In der Wohnung sah sie sich erst einmal um. Eine typische Junggesellenbude, super gemütlich!
Auffallend war die hochmoderne Küche.
„Donnerwetter! Das nenne ich mal eine Küche!" staunte sie.
Er sah sie todtraurig an. „So weit sind wir schon, dass die Süße die Küche bewundert und sich fürs Schlafzimmer nicht im Geringsten interessiert!"
„Ich habe gedacht, du hast mich deshalb eingeladen, damit ich dir etwas koche!" zog sie ihn todernst auf.
„Ich habe dich eingeladen, damit du mir.......!" Er machte eine freche Kunstpause. „Mit Sicherheit nichts kochst!" Er küsste sie leidenschaftlich, zog ihr das riesige T-Shirt über den Kopf.
„Obwohl ich wahnsinnigen Hunger habe! Hunger auf Süßes! Auf sehr Süßes!" Bei seinen Küssen drängte er sie vor sich her.
Sie interessierte sich auch jetzt nicht für das Schlafzimmer, höchstens für das riesige Bett, auf dem sie beide landeten.
Plötzlich fuhr er hoch. „Gummis! Verdammt! Das war knapp!" Er kramte in seiner Reisetasche. Nichts!
In seinem Koffer. Nichts!
„Haben wir die vergessen oder aufgebraucht?" fragte er, nahe an der Verzweiflung.
Sie zuckte mit den Schultern. „Bin ich die Hüterin deiner Kondome?"
Er grinste. „Als verantwortungsvolle ältere Frau solltest du dich schon um die Verhütung kümmern!"
„Ich nehme die Pille, das ist mein Part!"
Er schien nachzudenken. „Gut zu wissen!" Er überlegte eine Weile, suchte sichtlich nach Worten. „Aber, also, also ich war vor der Tour beim Arzt, alles okay! Danach war nichts mehr!" Das Thema schien ihm mehr als peinlich zu sein.
„Ich war nach Sven auch, mehr zufällig, danach war nichts mehr!" Sie wollte die Thematik auch mit dem nötigen Ernst angehen.
Er atmete auf, begann wieder zu lächeln.
„Es ist schön, wie offen wir miteinander sind! Nach den paar Tagen!" sagte er leise und stellte sich dieses Gespräch mit einem seiner Dates vor. Sein Lächeln vertiefte sich.
Da kam ihr ein Gedanke. „Hast du denn hier keinen Vorrat?"
Das Lächeln wurde zum Grinsen. „Nein, neugieriges Kätzchen! Kein Bedarf!"
Sie war mehr als erstaunt. „Heißt was genau?"
„Na! Streng mal dein hübsches, kluges Köpfchen an! Was könnte es heißen, wenn ein Mann in seiner Wohnung keinen Bedarf an Gummis hat?"
Sie wurde etwas atemlos. „Dass er.... dass er in dieser Wohnung normaler Weise keinen Sex hat?"
Er lachte. „Ja, normaler Weise nicht!"
„Und warum mit mir?"
„Wer sagt denn, dass ich mit dir hier Sex haben werde?" zog er sie auf.
Sie fasste nach seiner Erektion, er stöhnte auf. „Weiß nicht! Fühlt sich irgendwie so an!"
„Wie was?" Seine Stimme hatte sich fast verabschiedet.
„Als wolltest du mit mir schlafen!" Sie spielte gerne mit.
„Ja, dass ich will, ist wohl nicht zu leugnen! Den Beweis hältst du ja in der Hand!"
Sarah kicherte. Heute war er gut unterwegs mit Worten!
„Aber vielleicht werde ich mich ja beherrschen, gleich aufstehen und dich bitten, mir Essen zu kochen?"
Sie prustete los. „Der Witz war gut!"
„Nicht wahrscheinlich?"
„Eher nicht!"
„Du glaubst also, dass ich jetzt gleich Sex mit der ersten Frau in dieser Wohnung habe werde?" fragte er, und seine Hände machten sich auf den Weg dahin, wo er wusste, dass sie sehr feucht sein würde für ihn.
Er knabberte an ihrem Ohr. „Aber, Süße! Bitte keinen Blow-Job und keine Handarbeit ohne Gummi, ja? Ich möchte das bei dir nicht!"
„Okay!" hauchte sie. „Versprochen!"
Dann ließ er sie zum ersten Mal fliegen und drang kurz darauf in sie ein, um gemeinsam mit ihr in den Orbit vorzustoßen. Er war fassungslos! Zum ersten Mal schlief er mit einer Frau ohne Gummi, und es war das absolut Höchste, was er je erlebt hatte!
Mitten in der Nacht bekamen sie dann doch Hunger auf etwas anderes als ihre Körper.
Chris durchsuchte seinen Kühlschrank. Carina hatte alle Besorgungen erledigt. Super!
Sarah sah ihm misstrauisch zu. „Sind die Sachen seit vor der Tour da drinnen?"
Er sah sie überrascht an. „Ja, freilich! Manche haben schon Beine bekommen! Schau!"
Er ließ ein paar Würstchen über den Tisch marschieren.
Sie schnappte sich eines, biss herzhaft hinein.
Er verzog schmerzhaft das Gesicht. „Irgendwie weckt das bei einem Mann Assoziationen!" presste er hervor.
Dann lutschte sie genüsslich. „Das auch!" sagte er grinsend.
Sie hielt das Teil in die Luft. „Echt? Bei der Größe hast du Assoziationen? Also ich nicht! Wüsste gar nicht, womit ich das Ding da in Verbindung bringen sollte!"
Er lachte Tränen. „Na, dann ist es ja gut, wenn du das arme Würstchen mit nichts in Verbindung bringen kannst!" Er küsste sie schnell, klaute ihr einen Bissen.
„Ah! Bengel! Tarnen und täuschen!" Sie hielt ihm den kläglichen Rest hin. „Jetzt kannst du das auch noch haben!"
„Alles?" fragte er.
„Klar!"
„Super!" Er verschluckte den Wurstzipfel, knabberte sich von ihren Fingern den Arm entlang, die Schultern hinauf, den Hals hinunter bis zu ihren Brüsten. Dort blieb er eine ganze Weile, sie hatte ausgesprochen schöne, wunderschöne Brüste!
Und sie kam, während er an ihren Brustwarzen saugte. Das hatte er auch noch nicht erlebt, dass eine Frau dabei kam! Aber vielleicht hatte er sich auch noch nie genügend Zeit gelassen!
Als er sich stöhnend löste, forderte sie ein Abendessen oder ein Mittagessen oder ein Frühstück oder irgendetwas dazwischen ein.
„Jetzt hast du doch gerade erst eine Riesenwurst verdrückt, Unersättliche!"
„Nein, denn bei einer Riesenwurst hätte ich durchaus Assoziationen gehabt!"
Er setzte sich vor Lachen erst einmal auf den Boden. „Mädchen, du killst mich!" schnaubte er.Als er wieder Luft bekam, kramte er weiter im Kühlschrank herum. Er räumte und räumte und räumte.
„So, du ziehst dir jetzt was an! Möglichst etwas, das viel Haut bedeckt! Dann ziehen wir aufs Dach!"
„Echt?" Dann lief sie los. „Wir ziehn heut abend aufs Dach!" sang sie, sah zum Glück nicht, wie er das Gesicht verzog.
Na, es gibt manches, das sie besser kann als singen! dachte er.
Endlich nicht mehr abgelenkt, schaffte er es tatsächlich, so etwas wie eine kalte Platte herzurichten. Er schnitt Brot, machte eine Flasche Wein auf, stellte alles auf ein Tablett und trug es schnell auf die Dachterrasse.
Sie war das Highlight der Wohnung, mit Blick über die Alster, vollkommen uneinsehbar. Deshalb hatte er diesen horrenden Kaufpreis bezahlt.
Sarah kam gerade aus dem Bad, er zog sich auch schnell vollständig an.
Sie schmollte. „Wenn ich gewusst hätte, dass ich für Essen auf diesen Anblick verzichten muss, hätte ich gefastet!"
Er nahm sie in den Arm, fühlte wieder diese unglaubliche Zärtlichkeit in sich aufsteigen, die er nie gekannt hatte.
Dieser Clown, dieser verdammt schöne, bezaubernde Clown! dachte er und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen, wieder einmal!
Er führte sie über die schmale Treppe nach oben. Da blieb ihr erst einmal die Luft weg.
„Wow!" stieß sie hervor. „Der Wahnsinn!"
Und als er sie so stehen sah, unter dem Sternenhimmel im Licht des Vollmondes, hatte er schon wieder das Fragment eines Songs in seinem Kopf.
„Stern unter Sternen!"
Aber an diesem Abend würde er sich nicht ausklinken. Diesen Abend ließ er sich nicht nehmen!
Lange hielt er sie im Arm, sein Kinn lag auf ihrem Kopf, beide blickten auf das glitzernde Band des Wassers. Sie waren sich so nah, wie zwei Menschen sich nur sein konnten.
Und fast hätte er das gesagt, was er nie hatte sagen wollte, nie sagen durfte. Beinahe hätte er gesagt: „Ich liebe dich!"
Doch er fühlte genau das. Und das machte ihm Angst!
Er schenkte zwei Gläser Wein ein, führte sie zum Tisch.
„Hm!" lobte sie ihn. „Essen! Viel Essen!"
Lachend stießen sie an, ihre Augen verhakten sich wieder einmal ineinander.
Dann griff er blind nach einer Olive, steckte sie zwischen ihre Lippen. Und noch nie hatte er etwas Erotischeres gesehen!
Er senkte seinen Mund, klaute ihr die Hälfte. Und noch nie hatte er etwas Erotischeres getan!
Irgendwann siegte dann der Hunger über die Erotik, und sie räumten beinahe die ganze Platte leer.
Chris brannte nach ihr, natürlich, das tat er ständig, aber er wollte die Nacht mit dieser ganzen unwirklichen Vollmondstimmung nicht enden lassen.
Die Nacht mit ihr auf seiner Terrasse, über seiner Wohnung!
Die Nacht mit ihr an einem Ort, an dem noch nie eine seiner Frauen gewesen war!
Und aus heiterem Himmel kam ihm die Frage in den Sinn, die er ihr hatte stellen wollen, seit er ihr Buch begonnen hatte.
„Die Geschichte von Larissa – sie ist aber nicht autobiographisch, oder?" Er hatte beim Lesen so viel Panik verspürt, dass es ihre Geschichte wäre, und doch nie den Mut gefunden, sie zu fragen, aus Angst vor der Antwort.
Sie lächelte verständnisvoll. „Nein! Nicht im Geringsten! Ich habe sehr liebevolle Eltern, bin sehr behütet aufgewachsen! Eine Freundin von mir war eigentlich das Vorbild, aber ihr Leben war nicht so dramatisch wie Larissas."
Erleichtert atmete Chris auf.
„Aber du telefonierst nie mit deinen Eltern oder sprichst von ihnen!"
Sarah lächelte. „Sind wir viel zum Reden gekommen in den letzten Tagen? Hätte ich nach einem Auftritt dann im Hotel sagen sollen: Ach, übrigens bäckt meine Mami einen fantastischen Apfelkuchen?"
Er lachte. Sie hatte ja recht!
„Außerdem sind sie seit drei Monaten auf Weltreise! Meine Eltern sind das verrückteste Liebespaar der Welt! Sie sind sich selbst so sehr genug! Freilich lieben sie mich, aber wir müssen nicht immer zusammenglucken, verstehst du? Ich habe nie das Gefühl, ich müsste mich um sie kümmern!"
Sein Blick glitt ab, verlor sich in der Ferne.
Und dann stellte sie die Frage, die er befürchtet hatte, seit sie sich kannten.
„Und deine Eltern? Wie sind die so?"
Ich sollte es ihr einfach erzählen! Ich sollte darüber mit ihr reden, wie ich über alles mit ihr sprechen kann! Aber dieses Schloss an seiner Seele ließ sich nicht öffnen, nicht einmal von ihr!
Er wischte sich übers Gesicht, als würde das helfen gegen die Trauer, gegen die Wut in ihm, die nach all den Jahren nicht viel geringer geworden war!
Sarah fühlte, dass sie ein Tabuthema angeschnitten hatte. „Du musst nicht darüber reden!" sagte sie leise.
„Nein, das muss und will ich nicht! Noch nicht!" Er nahm sie in den Arm. Die Stimmung sollte nicht unter seinem Kindheitstrauma leiden. Er war ein erwachsener Mann, neben ihm saß die wundervollste Frau, die er sich wünschen konnte! Das war das Einzige, das zählte.
Engumschlungen gingen sie nach unten und legten sich in das riesige Bett. Die letzten Tage forderten ihren Tribut, und sie schliefen ein, hielten sich im Arm, fühlten sich zu Hause beieinander.
Die Tage in Hamburg rasten nur so dahin
Chris zeigte ihr seine Stadt, sie liefen albernd und glücklich durch die Straßen, trafen Freunde von ihm, er kaufte ihr verrückte Wäscheteile, alle in Rot, sie kaufte ihm zur Revanche karierte Boxershorts.
Er kaufte ihr eine kitschige Kette mit einem Herz, sie kaufte ihm eine noch kitschigere mit „Sarah".
Beide trugen den Schmuck täglich.
Fürs Wochenende hatte er sich zu einem Zusatzkonzert überreden lassen, am Mittwoch wollte er eine Riesenfete für die Bandmitglieder und die alten Freunde veranstalten.
Ein Kumpel hatte eine Kneipe mit großem Freisitz, der würde alles organisieren.
Sarah liebte jeden Tag in der Großstadt an seiner Seite. Die Nächte waren heiß, manchmal auch die Tage.
Sie waren losgelöst, verknallt, glücklich. Sie dachten nicht an die Zukunft! Nach der Zeit in Hamburg würde die Tour weitergehen, sie würden zusammen sein, noch einige Wochen zusammen sein.
Ein paar Mal kochte sie, einmal kamen Florian und Andreas zum Essen. Sie konnte wirklich gut kochen, was die drei Männer auch ordentlich würdigten.
An den anderen Tagen gingen sie aus, besuchten auch Clubs, tanzten Nächte durch. Sarah hatte sich noch nie so jung gefühlt.
An einem Tag rief ihr Lektor an.
„Also, liebe Sarah, wenn wir lauter Autoren hätten wie dich, würde mein Berufsstand aussterben! Das Buch kommt zur Leipziger Buchmesse raus, rechne mal für die Adventszeit mit einer Lesereise!"
Sie verdrehte die Augen. Das war der unangenehmere Teil ihrer Arbeit. „Wenn es sein muss!"
„Ach, noch eines. Ich hatte ja beim Lesen das Gefühl, dieses Mal würdest du die Geschichte nicht positiv ausgehen lassen. Aber beim Epilog hat sich dann doch alles wieder gedreht. Könnte es sein, dass ein gewisser Herr Sandmann daran Schuld trägt?"
„Wäre möglich!" antwortete sie.
„Gut! Richte ihm den Dank der Leserschaft aus!"
„Werde ich machen!" versprach sie und legte auf.
Als sie Chris von dem Gespräch erzählte, nahm der sie stolz in die Arme. Es freute ihn, dass sie so offen über das Lob des Lektors sprach, dass sie ihr Licht nicht unter den Scheffel stellte, dass sie wusste, wie gut sie war und nicht mit Understatement kokettierte.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro