Kapitel 1
»Nicht die Vergangenheit definiert uns, sondern der Mut, in der Gegenwart unsere eigenen Entscheidungen zu treffen.«
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Das leise Knistern des Feuers im Kamin war das einzige Geräusch, das den Raum erfüllte. Severus Snape lehnte sich in seinem alten, schweren Stuhl zurück. Die kalten, schwarzen Augen des Zaubertrankmeisters funkelten, während er die Nachricht verarbeitete, die ihm vor wenigen Minuten in Hogsmeade überbracht worden war. Vor ihm saß Cassian, den Kopf gesenkt, die Schultern angespannt. Der junge Mann, fast 18 Jahre alt, wirkte reumütig, obwohl seine eisblauen Augen, die ihn so unverwechselbar machten, trotz allem noch einen Funken Trotz in sich trugen.
»Du wurdest also bereits in der ersten Woche in deinem letzten Schuljahr aus Beauxbatons verwiesen«, sagte Severus schließlich, seine Stimme ruhig, fast kalt, doch nicht ohne den Hauch von Enttäuschung. Cassian nickte nur, wagte es nicht, dem Mann in die Augen zu sehen. Seine Hände spielten nervös mit den Säumen seines Umhangs, während er versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
»Es war ... ein Unfall«, murmelte er schließlich.
»Ein Unfall«, wiederholte Severus langsam, als würde er das Wort abwägen. »Eine Explosion, die das halbe Klassenzimmer zerstörte, Cassian. Unfälle dieser Art widerfahren nicht einfach so, nicht bei jemandem wie dir.« Cassian schluckte schwer und hob schließlich den Kopf.
»Ich weiß, Dad«, sagte er, die Verzweiflung in seiner Stimme unüberhörbar. »Aber sie haben mich nie wirklich gewollt. Ich habe mich nie richtig eingelebt, und ich denke, sie haben nur auf einen Grund gewartet, mich loszuwerden.« Severus beobachtete ihn schweigend, sein Blick durchdringend. Es war wahr, dass Cassian von Anfang an Schwierigkeiten gehabt hatte, sich in Beauxbatons einzufügen. Seine Hochbegabung, die oft mehr Fluch als Segen gewesen war, hatte ihn dort schnell zum Außenseiter gemacht. Er war intelligent, ja, vielleicht sogar brillanter als viele seiner Mitschüler, doch das hatte ihn auch isoliert. Er hatte nie wirklich Freunde gefunden und war immer wieder angeeckt, trotz der besten Absichten seines Vaters, ihn fern von den Schatten, die sein eigenes Leben in Hogwarts übersäht hatten, großzuziehen.
»Ich habe mit Madame Maxime gesprochen«, fuhr Severus nach einer Weile fort. Seine Stimme war ruhiger, beinahe sanft, doch es lag ein ernstes Gewicht in seinen Worten. »Es gab keine Möglichkeit, dich dort zu halten. Die Entscheidung ist endgültig.« Cassian senkte erneut den Kopf, seine blassen Wangen röteten sich leicht vor Scham.
»Es tut mir leid«, flüsterte er, seine Stimme kaum hörbar. »Ich habe es vermasselt, nicht wahr?« Severus lehnte sich nach vorne, seine Ellbogen auf den Tisch gestützt, und sah seinen Sohn fest an.
»Cass«, sagte er, und diesmal klang seine Stimme milder, fast zärtlich, »deine Intelligenz ist unbestreitbar. Aber es gibt mehr im Leben, als nur klug zu sein. Es geht darum, zu lernen, wie man diese Intelligenz richtig einsetzt, wie man mit den Menschen umgeht, wie man sich in der Welt bewegt.« Cassian nickte langsam, obwohl er die Bedeutung der Worte noch nicht vollständig verstand.
»Was passiert jetzt?«, fragte er leise, seine Augen suchten endlich den Blick seines Vaters. Severus erhob sich aus seinem Stuhl, trat um den Schreibtisch herum und blieb direkt vor Cassian stehen.
»Wir werden zu Professor Dumbledore gehen – jetzt«, sagte er. »Er ist der Einzige, der dir jetzt noch helfen kann. Du wirst hier in Hogwarts bleiben, wenn er zustimmt, und du wirst dein letztes Schuljahr hier absolvieren.«
»Hier?« Cassian hob überrascht die Augenbrauen. Hogwarts hatte für ihn immer einen besonderen Reiz, aber auch eine gewisse Furcht bedeutet. »Aber was, wenn es genauso endet wie in Beauxbatons?« Severus legte eine Hand auf die Schulter seines Sohnes.
»Das wird es nicht«, sagte er bestimmt. »Denn diesmal wirst du es anders angehen. Du bist nicht allein, Cassian. Und ich werde hier sein, um dir zu helfen.« Cassian sah zu seinem Vater auf, und zum ersten Mal seit Langem verspürte er einen Funken Hoffnung.
»Danke, Dad«, murmelte er und konnte das leichte Zittern in seiner Stimme nicht unterdrücken. Severus nickte, seine Hand immer noch auf Cassians Schulter ruhend.
»Nun gut, dann lass uns gehen«, sagte er, seine Stimme wieder sachlicher, aber nicht ohne einen Anflug von Stolz. Während sie durch die stillen, dunklen Gänge von Hogwarts gingen, konnte Cassian seine Gedanken nicht mehr zurückhalten. Er hatte immer eine besondere Beziehung zu seinem Vater gehabt, eine, die viele nicht verstanden. Severus Snape war streng, das wusste Cassian besser als jeder andere, aber er war niemals grausam gewesen. Nie hatte Cassian an der Liebe seines Vaters gezweifelt, selbst wenn dieser ihm mit strengen Worten begegnete oder ihn für seine Fehler zur Rechenschaft zog. Severus Snape war selbst erst 18 Jahre alt gewesen, als Cassian auf die Welt kam. Cassian erinnerte sich an seine Kindheit, die ersten Jahre, die er mit seiner Mutter verbracht hatte. Sie war nie wirklich fürsorglich gewesen, nie jemand, der sich mit Hingabe um ihn gekümmert hatte. Sie war oft abwesend, und Cassian hatte schon früh gelernt, allein zurechtzukommen. Aber jedes Wochenende, wenn er Severus besuchen durfte, spürte er eine Wärme, die er sonst nie kannte. Die Besuche in der düsteren Wohnung seines Vaters waren die Highlights seiner Woche, und auch wenn Severus oft erschöpft und verschlossen war, bedeutete ihm diese Zeit alles. Als er acht Jahre alt war und Severus beschloss, ihn zu sich nach Hogwarts zu holen, hatte Cassian zum ersten Mal das Gefühl, wirklich zu Hause zu sein. Hogwarts war beeindruckend, und es hatte ihm anfangs Angst gemacht, aber mit seinem Vater an seiner Seite hatte er sich sicher gefühlt. Es war nicht leicht gewesen, in der Schule zu leben, während Severus als Lehrer dort arbeitete, aber es war immer besser gewesen als die Einsamkeit, die er bei seiner Mutter gespürt hatte. Dann war sie gestorben. Der Unfall hatte Cassian hart getroffen, trotz allem, was gewesen war. Vielleicht war es mehr der Gedanke, dass er nun keinen Elternteil mehr hatte außer seinem Vater, der ihn so tief getroffen hatte. Aber Severus hatte in dieser Zeit zu ihm gestanden, ihm gezeigt, dass er nicht allein war, auch wenn der Schmerz des Verlusts schwer auf ihnen lastete. Cassian wusste, wie sehr sein Vater ihn liebte, und gerade deshalb tat es so weh, ihn jetzt enttäuscht zu haben. Es war nicht das erste Mal, dass er in Schwierigkeiten geraten war, aber dieses Mal fühlte es sich an, als hätte er die letzte Chance, die ihm geblieben war, verspielt. Beauxbatons war die beste Wahl gewesen, um eine Distanz zwischen ihnen zu wahren, um zu verhindern, dass sein Vater gezwungen war, ihn zu unterrichten, und dennoch war es schiefgegangen. Was wird er denken, wenn ich wieder versage?, fragte sich Cassian, während er den schmalen Gang entlangging. Er wollte seinen Vater stolz machen, ihm zeigen, dass all die Jahre der Mühe und Fürsorge nicht umsonst gewesen waren. Aber je mehr er darüber nachdachte, desto mehr spürte er die Last auf seinen Schultern. Trotzdem ... tief in seinem Inneren wusste Cassian, dass er nicht aufgeben durfte. Sein Vater hatte immer an ihn geglaubt, auch wenn es manchmal schwer zu erkennen war. Und wenn Severus Snape, der Mann, den er bewunderte, ihm jetzt die Chance gab, es noch einmal zu versuchen, dann war das alles, was Cassian brauchte. Als sie schließlich vor der steinernen Wasserspeierskulptur standen, die den Eingang zu Dumbledores Büro bewachte, blieb Severus kurz stehen und sah seinen Sohn an.
»Erwarte nicht, dass dies einfach wird«, sagte er leise. »Aber sei dir gewiss, dass du dies schaffen kannst.« Cassian nickte, entschlossener als zuvor. »Ich werde dich nicht enttäuschen, Dad.« Severus' Lippen verzogen sich zu einem kaum wahrnehmbaren Lächeln.
»Das weiß ich«, sagte er, bevor er sich an den steinernen Wasserspeier wandte.
»Zitronensorbet.« Die Skulptur erwachte zum Leben und gab den Weg frei und gemeinsam traten sie ein. Cassian folgte seinem Vater die gewundene Treppe hinauf, sein Herz klopfte schneller, je näher sie dem Büro des Schulleiters kamen. Severus klopfte an die große, hölzerne Tür, und nach einem Moment ertönte von drinnen eine sanfte, wohlklingende Stimme.
»Herein.« Severus öffnete die Tür und trat mit Cassian im Schlepptau ein. Das Büro des Schulleiters war genauso beeindruckend, wie Cassian es in Erinnerung hatte. Die Wände waren gesäumt von Regalen voller Bücher und seltsamer magischer Artefakte, und an den Wänden hingen Porträts ehemaliger Schulleiter, die sie neugierig musterten. Auf dem großen Schreibtisch stand eine Vielzahl von Geräten, die leise summten und blinkten, als ob sie die Besucher genau analysierten. Professor Dumbledore, mit seinem langen, silbernen Bart und den halbmondförmigen Brillen, saß hinter dem Schreibtisch und blickte die Neuankömmlinge freundlich, aber auch etwas überrascht an.
»Severus und ... Cassian«, sagte er in einem warmen Ton, »was für eine unerwartete Freude.« Severus verneigte sich leicht und trat näher an den Schreibtisch heran.
»Schulleiter«, begann er formell, »ich fürchte, wir haben ein Problem, das dringend Ihre Aufmerksamkeit erfordert.« Leicht schob er Cassian vor. Dumbledore nickte verstehend und wandte seinen durchdringenden Blick auf Cassian.
»Nun, mein Junge, was führt dich zurück nach Hogwarts?« Cassian spürte, wie alle Augen im Raum auf ihm ruhten. Er fühlte sich klein und unbedeutend unter Dumbledores ruhigem, aber durchdringendem Blick.
»I-ich habe Beauxbatons verlassen«, brachte er schließlich hervor, wobei er den Blick seines Vaters suchte, um Mut zu schöpfen. Severus nahm das Wort auf.
»Um es klar zu sagen, Cassian wurde gebeten, die Schule zu verlassen«, sagte er ruhig. »Ein bedauerlicher Vorfall, der jedoch aus meiner Sicht kein Grund ist, ihm die Möglichkeit zu verwehren, sein letztes Schuljahr abzuschließen. Ich habe bereits mit Madame Maxime gesprochen, und es ist bedauerlicherweise nicht möglich, dass er dorthin zurückkehrt.« Dumbledore hob leicht die Augenbrauen.
»Ein Vorfall?«, fragte er, neugierig, aber ohne zu urteilen.
»Es gab eine Explosion im Klassenzimmer«, erklärte Severus sachlich. »Ein Unfall, aber dennoch folgenschwer genug, um diese Konsequenz zu ziehen.« Cassian senkte den Kopf, während sich die Scham erneut in ihm ausbreitete. Dumbledore betrachtete ihn eine Weile, dann neigte er leicht den Kopf.
»Es ist nicht einfach, an einem Ort zu lernen, an dem man sich nicht zugehörig fühlt«, sagte er verständnisvoll. »Severus, ich habe nichts dagegen, wenn Cassian hier in Hogwarts sein letztes Schuljahr verbringt. Ich bin sicher, dass er sich hier besser aufgehoben fühlen wird.« Cassian hob überrascht den Kopf und sah Dumbledore mit weit aufgerissenen Augen an. Er hatte erwartet, dass es schwieriger sein würde, Dumbledore zu überzeugen. Doch der Schulleiter war von einer Ruhe und Güte, die Cassian tief berührte.
»Allerdings«, fuhr Dumbledore fort, seine Augen nun wieder klar und durchdringend, »müssen wir uns umgehend um seine Zuteilung kümmern. Es ist wichtig, dass du von Anfang an weißt, wohin du gehörst.« Mit diesen Worten drehte sich Dumbledore leicht um und streckte die Hand aus. Von einem Regal hinter ihm schwebte der alte, abgenutzte Sprechende Hut herbei und landete sanft auf dem Schreibtisch. Cassian starrte den Hut an, sein Herz begann wieder schneller zu schlagen. Er hatte viel über den Sprechenden Hut gehört, die Legenden über seine Fähigkeiten, über seine unvergleichliche Weisheit. Und nun, nach all den Jahren, würde dieser Hut entscheiden, wohin er gehörte.
»Bitte setz dich«, sagte Dumbledore sanft und deutete auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. »Der Sprechende Hut wird dich zu deinem Haus führen.« Cassian schluckte schwer und tat, wie ihm geheißen. Als er auf dem Stuhl Platz nahm, fühlte er sich, als würde das Gewicht seiner gesamten Zukunft auf diesem Moment lasten. Er spürte die neugierigen Blicke seines Vaters und des Schulleiters auf sich ruhen, während der Sprechende Hut langsam auf seinen Kopf gesetzt wurde.
»Ah, interessant ... sehr interessant«, murmelte der Hut. »Du hast den Ehrgeiz und die Entschlossenheit deines Vaters ... Slytherin, ja, das könnte passen...« Cassian fühlte, wie sich in ihm ein Hoffnungsschimmer regte. Er hatte sich immer vorgestellt, dass er nach Slytherin gehören würde, genau wie sein Vater. Es wäre eine Art Bestätigung, dass er in seine Fußstapfen treten könnte. Aber die Stimme des Hutes schwieg kurz, bevor sie erneut sprach.
»Und doch ... da ist noch etwas anderes in dir, Cassian Lucian Snape. Etwas, das nicht ganz nach Slytherin riecht. Ein mutiges Herz, eine große Loyalität, und ein tief verwurzelter Wunsch, das Richtige zu tun, selbst wenn es schwierig ist...« Cassians Herz begann schneller zu schlagen. Er hatte schon Geschichten gehört von Schülern, die nicht in das Haus gekommen waren, das sie sich gewünscht hatten. Aber er hatte nie gedacht, dass es ihm passieren könnte.
»Du bist mehr als nur das Erbe deines Vaters«, fuhr der Hut fort, seine Stimme jetzt fast zärtlich. »Du hast eine eigene Stärke, Cassian, eine, die besser in einem anderen Haus zur Geltung kommt. Ja, ich denke, du wirst in ... GRYFFINDOR deinen Platz finden.« Cassians Augen weiteten sich unter dem Hut, und er konnte kaum glauben, was er hörte. Gryffindor? Das war das Haus, das immer im Gegensatz zu Slytherin stand, das Haus, dem sein Vater während seiner Schulzeit das Leben schwer machte. Wie sollte er dort hinein passen? Der Hut hob sich von seinem Kopf und kehrte sanft zu Dumbledores Hand zurück. Der Schulleiter lächelte freundlich, und in seinen Augen lag eine Mischung aus Verständnis und Freude.
»Gryffindor«, sagte Dumbledore mit einem leichten Nicken. »Ein wunderbares Haus. Ich bin sicher, du wirst dort deinen Weg finden.« Cassian war wie betäubt. Er wusste nicht, was er sagen sollte, seine Gedanken wirbelten durcheinander. Dumbledore erhob sich langsam von seinem Stuhl und lächelte warm.
»Keine Sorge. Ich werde dafür sorgen, dass deine neuen Roben rechtzeitig zu deinem ersten Tag hier sind.« Severus, der die ganze Zeit schweigend und mit unbewegter Miene dagestanden hatte, neigte leicht den Kopf.
»Vielen Dank, Schulleiter«, sagte er formell, bevor er sich zu Cassian wandte. »Wir sollten jetzt gehen.« Cassian nickte stumm, stand auf und folgte seinem Vater aus dem Büro. Sie gingen die gewundene Treppe hinunter und durch die stillen Gänge zurück zu den Quartieren des Zaubertrankmeisters. Das Schweigen zwischen ihnen war drückend, und Cassian konnte nicht umhin, darüber nachzudenken, was sein Vater wohl von der Entscheidung des Hutes hielt. War er enttäuscht? Hatte er erwartet, dass sein Sohn in Slytherin landen würde? Als sie schließlich ihr Ziel erreichten und die schwere Holztür hinter ihnen ins Schloss fiel, hielt Cassian es nicht mehr aus. Im Wohnzimmer angekommen, blieb er stehen, seine Augen glitzerten vor unterdrückten Tränen.
»Dad...«, begann er leise, während seine Stimme vor Emotionen bebte. »Bist du ... bist du wütend, weil ich in Gryffindor bin?« Severus hielt inne und drehte sich langsam zu seinem Sohn um. Für einen Moment herrschte Stille, und dann sah Severus, wie tief die Unsicherheit in den Augen seines Sohnes verwurzelt war. Cassian hatte sein Schweigen völlig missverstanden. Mit einem weichen Seufzen überbrückte Severus die wenigen Schritte zwischen ihnen und legte eine Hand auf Cassians Schulter, bevor er ihn in eine unerwartete Umarmung zog. Es war eine seltene Geste, doch sie war voller Wärme und Trost.
»Cass«, sagte er leise, seine Stimme zärtlich und beruhigend, »ich könnte niemals wütend auf dich sein, weil der Sprechende Hut dich nach Gryffindor geschickt hat.« Cassian erstarrte einen Moment, dann ließ er sich gegen seinen Vater sinken, seine Tränen liefen leise über seine Wangen.
»Ich wollte dich nicht enttäuschen«, flüsterte er. Severus strich ihm sanft über den Rücken.
»Du hast mich nicht enttäuscht, mein Sohn. Ganz im Gegenteil, ich bin stolz auf dich. Der Hut hat dich dorthin geschickt, wo du am besten aufgehoben bist, und das bedeutet, dass Gryffindor genau das ist, was du brauchst.« Cassian löste sich langsam aus der Umarmung und sah seinen Vater an, immer noch unsicher, aber getröstet durch dessen Worte.
»Aber ... ich dachte, du wolltest, dass ich in Slytherin bin.« Severus schüttelte den Kopf und lächelte leicht.
»Cassian, was ich will, ist, dass du dein Potenzial entfalten kannst, dass du ein gutes Leben führst und dass du stolz auf dich selbst sein kannst. Ob das in Slytherin, Gryffindor oder einem anderen Haus geschieht, spielt dabei keine Rolle. Außerdem«, fügte er mit einem seltenen, schelmischen Glitzern in den Augen hinzu, »vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn du nicht die ganze Zeit unter meiner Fuchtel stehst.« Cassian blinzelte überrascht und dann, trotz allem, lachte er leise. Die Spannung, die ihn seit dem Moment, als der Hut Gryffindor verkündet hatte, begleitet hatte, löste sich langsam auf.
»Danke, Dad«, sagte er leise, mit einem neuen Gefühl von Entschlossenheit in seiner Stimme. Severus nickte und ließ seine Hand noch einen Moment länger auf Cassians Schulter ruhen, bevor er sich zurückzog.
»Es wird nicht einfach, Cassian, aber ich glaube an dich. Du wirst in Gryffindor gut zurechtkommen.« Und in diesem Moment wusste Cassian, dass er alles tun würde, um diesen Glauben zu rechtfertigen.
Der Morgen dämmerte ruhig über den Ländereien von Hogwarts. Der Nebel, der über dem Schwarzen See lag, hob sich langsam, während die ersten Sonnenstrahlen das Wasser in ein sanftes, goldenes Licht tauchten. Am Ufer saß Cassian, ein altes Buch in den Händen, seine Augen konzentriert auf die vergilbten Seiten gerichtet. Das Geräusch der sanften Wellen, die gegen das Ufer schlugen, und das entfernte Rufen der Vögel, die in den Bäumen um den See herum nisteten, waren die einzigen Laute, die den stillen Morgen erfüllten. Von einem Punkt in der Ferne, auf den Stufen vor Hogwarts, stand Severus Snape und beobachtete seinen Sohn. Es war ein Anblick, den er oft in den letzten Jahren vermisst hatte. Cassian, so vertieft in ein Buch, dass die Welt um ihn herum in Vergessenheit geriet. Es erinnerte ihn daran, wie ähnlich sie sich waren, wie sehr Cassian doch sein Sohn war. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als er hörte, wie sich jemand näherte. Ohne sich umzudrehen, erkannte er die leisen, bedachten Schritte. Es konnte nur eine Person sein.
»Severus«, erklang die vertraute, wohlklingende Stimme von Albus Dumbledore, der sich neben ihm unter den Schatten des Baumes stellte. Sein Blick folgte dem von Severus, und er sah Cassian, der immer noch in sein Buch vertieft war. »Ein ruhiger Morgen«, bemerkte Dumbledore sanft.
»Das ist er«, antwortete Severus leise, seine Augen immer noch auf seinen Sohn gerichtet. Dumbledore ließ den Moment vergehen, bevor er das aussprach, was ihm auf dem Herzen lag.
»Machst du dir Sorgen um ihn, jetzt wo er hier ist?« Severus schwieg eine Weile, bevor er antwortete. Seine Stimme war ruhig, aber es lag eine tiefe Sorge darin, die er nicht ganz verbergen konnte.
»Ich mache mir immer Sorgen um ihn«, gestand er schließlich. »Schon seit dem Tag, an dem er geboren wurde.« Dumbledore nickte verstehend.
»Es ist nicht leicht, sein Kind nicht aufwachsen zu sehen, besonders, wenn man selbst in einer so einzigartigen Position ist.«
»Ich hätte ihn immer lieber bei mir gehabt«, fuhr Severus fort, ohne den Blick von Cassian abzuwenden. »Aber ich wusste, dass es schlecht für ihn gewesen wäre, wenn er in derselben Schule aufgewachsen wäre, an der ich unterrichte. Wenn er mich jeden Tag als Lehrer, als Zaubertrankmeister gesehen hätte, anstatt als seinen Vater.« Dumbledore legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Du hast getan, was du für das Beste hieltst, Severus. Und Cassian hat in Beauxbatons viel gelernt, auch wenn es nicht immer leicht für ihn war.« Severus' Lippen verzogen sich zu einem schwachen, fast schmerzlichen Lächeln.
»Ja, jetzt ist es eben so«, sagte er mit einem resignierten Unterton. »Für ein Jahr wird es gehen. Ich werde ihm, so gut es geht, beistehen.« Dumbledore betrachtete Severus einen Moment lang schweigend, bevor er sprach.
»Cassian ist ein außergewöhnlich intelligenter Junge«, sagte er schließlich. »Ich habe in seinen Augen denselben scharfen Verstand gesehen, den ich auch in dir gesehen habe, als du hier als Schüler warst.« Severus nickte langsam.
»Er ist mehr als nur intelligent, Albus«, antwortete er. »Er ist begabt, sehr sogar. Aber manchmal steht ihm diese Begabung im Weg. Er sieht die Welt auf eine Weise, die für andere schwer nachvollziehbar ist. Es macht ihn oft einsam.« Dumbledore ließ diese Worte einen Moment wirken, bevor er fortfuhr.
»Denkst du, dass es Dinge gibt, die er dir nicht erzählt hat, über das, was in Beauxbatons passiert ist?« Severus' Miene wurde ernster, als er darüber nachdachte.
»Ich bin mir sicher, dass ich vieles nicht weiß«, gab er zu, seine Stimme leise. »Cassian neigt dazu, seine Probleme für sich zu behalten. Vielleicht, weil er mich nicht belasten will, vielleicht, weil er glaubt, dass er selbst damit fertig werden muss. Ich habe das Gefühl, dass es dort mehr gegeben hat, als nur ein paar missglückte Zauber oder Explosionen.« Dumbledore nickte erneut, seine Augen auf Cassian gerichtet, der immer noch in seinem Buch vertieft war.
»Kinder in seinem Alter haben oft mit Dingen zu kämpfen, die sie nicht offen zeigen«, sagte er mit weiser Ruhe. »Aber er wird seinen Weg finden, Severus. Er ist stark, und er hat dich als Vater. Das ist eine größere Stütze, als du vielleicht selbst erkennen magst.« Severus ließ Dumbledores Worte in sich wirken. Er wusste, dass Albus recht hatte, aber die Sorge um Cassian blieb dennoch tief in ihm verankert.
»Ich hoffe nur, dass dieses Jahr ihm hilft, zu finden, was er sucht«, sagte er leise. Dumbledore drückte leicht seine Schulter.
»Gib ihm Zeit, Severus. Und sei für ihn da, wenn er dich braucht. Mehr kannst du nicht tun.« Severus nickte stumm, und sie standen eine Weile schweigend nebeneinander, während die ersten Strahlen der Morgensonne den Tag langsam erhellten. Cassian, sich seiner Beobachter nicht bewusst, blätterte in seinem Buch weiter, versunken in einer Welt, die ihm vielleicht Trost spendete inmitten all der Unsicherheiten, die vor ihm lagen. Severus wusste, dass die kommenden Monate nicht einfach sein würden, weder für ihn noch für seinen Sohn. Aber er war entschlossen, Cassian so gut wie möglich durch dieses letzte Schuljahr zu begleiten, auch wenn es bedeutete, sich den Herausforderungen zu stellen, die das Leben in Gryffindor mit sich bringen würde.
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Okay, also ihr habt bis hier gelesen? Gut! Ja, ich wollte erst alles andere beenden, aber diese Geschichte musste raus. Im Kopf ist sie fertig! Sie wird nicht mega lang ... na ja mal sehen^^ Keine Sorge die Hintergründe zu Cassian werden noch beleuchtet. Achtung: KEIN BÖSER DRACO, KEIN TOTER DUMBLEDORE so viel will ich schon mal verraten.
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