Kapitel 08
Als ich die Augen öffnete, schien mir die Sonne ins Gesicht. Ich hob leicht den Kopf und sah mich um, aber ich konnte die Umgebung nicht einordnen.
Dann fiel mir alles wieder ein, das Treffen mit Liam, die Nacht mit ihm. Es war ungewohnt und auch etwas komisch, neben einem Jungen aufzuwachen und dann auch noch neben Liam Jones. Ich könnte mich daran gewöhnen. Das Lächeln, das sich bei dem Gedanken auf mein Gesicht geschlichen hatte, erlosch jedoch sofort wieder, als ich daran dachte, dass das alles nicht aus Liebe sondern wegen eine Abmachung passiert war. Plötzlich fühlte ich mich ziemlich elend, denn ich war schon 18 und in diesen ganzen Jahren konnte ich die Anzahl meiner Freundinnen an einer Hand abzählen, seit der High-School hatte ich nur noch minimal Kontakt zu ihnen, eine richtige Beziehung hatte ich noch nie gehabt und nun war mein erstes Mal auch noch völlig bedeutungslos, weil keine echten Gefühle im Spiel waren.
Wie soll denn dann mein späteres Leben aussehen? Alle, die ich in meinem Alter kannte, hatten schon mindestens einmal eine Beziehung gehabt. Jungs und so hatten mich eigentlich nie interessiert, aber nach dieser Nacht hatte ich das Gefühl etwas verpasst zu haben, etwas, was ich vielleicht nie aufholen konnte.
Neben mir bewegte sich Liam
„Morgen", sagte er verschlafen.
„Guten Morgen."
Ich klang etwas schüchtern, weil ich nicht wusste, was er jetzt von mir erwartete.
Sollte ich mich einfach anziehen und gehen? Oder wollte er, dass ich noch zum für Frühstück blieb? Würden wir über gestern Abend reden? Das hoffte ich nicht, denn ich hatte Angst vor seiner Reaktion. Als Jungfrau hatte ich natürlich noch nicht so viel Erfahrung und das Letzte, was ich hören wollte, waren meine Fehler oder sogar dass er sich gelangweilt hatte. Vielleicht bereut er unsere Abmachung auch schon, denn als ich ihn ansah, dachte ich, er war froh diese Nacht hinter sich zu haben.
Liam stoppte meine Gedanken, indem er mich fragte, ob ich noch hier frühstücken wollte.
„Ja, ich ziehe mir nur schnell was an", war meine Antwort, bevor ich mit der um mich rumgewickelten Bettdecke meine Sachen vom Boden aufhob und in Liams Bad verschwand.
Nach einer ausgiebigen Dusche trat ich fertig angezogen aus dem Badezimmer, wo aber niemand zu sehen war. Mit einem Schulterzucken ging ich die Treppe herunter, denn von dort hörte ich die tiefe Stimme von Liam.
Plötzlich vernahm ich hinter mir eine zweite Stimme, die der von Liam sehr ähnlich war.
„Kann ich dir helfen?"
Als ich mich umdrehte, sah ich einen Jungen, der fast genauso aussah wie Liam, denn das war offensichtlich sein Bruder.
„Ich bin Noah", fügte er noch hinzu.
Noah war ein Stück größer und weniger muskulös als sein Bruder, jedoch sah er nicht unsportlich aus. Seine braunen Haare und Augen waren etwas heller.
„Äh... ne ne...alles gut", stotterte ich leicht überrascht.
„OK. Wie heißt du?"
„Syreena. Ich bin hier weil..."
Ja, warum war ich hier? Ich konnte schlecht den wahren Grund erzählen. Aber Noah nahm mir die Antwort ab.
„Schon gut, ich weiß, warum du hier bist. So wie du aussiehst, hast du die Nacht mit meinem Bruder verbracht."
Nachdenklich sah er mich an.
„Obwohl du nicht wie eines von sein Betthäschen wirkst."
Ich wollte gerade antworten, da rief Liam nach mir.
„Ich komme", rief ich zurück und lief ohne ein weiteres Wort an Noah die restliche Treppe herunter in die Küche.
Als ich den in den Raum kam, drehte sich Liam zu mir um.
„Ich habe mit Matthew gesprochen. Du sollst nächsten Samstag gegen 9 bei ihm sein. Die Adresse kann ich dir noch schicken."
Schon nächstes Wochenende? Ich hatte gehofft, mehr Zeit zwischen den Treffen zu haben. Trotzdem nickte ich, denn da musste ich jetzt einfach durch.
Wie ein Junge nun mal so war, hatte Liam nur Kaffee, Brot und Aufschnitt auf den Tisch gestellt.
Zum Glück hatten sie auch Marmelade da, denn ich aß morgens lieber etwas Süßes.
Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich eilig, weil ich schnell nach Hause wollte um über alles in Ruhe nachdenken zu können.
Als ich unsere Haustür aufschloss, kam mir meine Mutter entgegen.
„Syreena, wo warst du die ganze Nacht? Wir haben uns Sorgen gemacht", sagte sie besorgt und zog mich in ihre Arme.
„Alles gut Mama. Ich war bei einer Freundin."
Ich wand mich aus ihrer Umarmung, ich wollte jetzt lieber alleine sein. Aber meine Mum war noch nicht fertig.
„So etwas machst du doch sonst auch nicht. Bitte sag das nächste Mal Bescheid, wenn über Nacht wegbleibst."
„Ja Mama. Wenn es dir nichts ausmacht, wäre ich jetzt ganz gerne allein", meinte ich leise.
Besorgt runzelte sie die Stirn.
„Ist wirklich alles in Ordnung?" Als ich nickte, drehte sie sich um, um ins Wohnzimmer zu gehen.
„Komm doch nachher mal runter, ich backe gerade einen Kirschkuchen. Den magst du doch so gerne", rief sie mir mit einem aufmunternden Lächeln hinterher.
Das stimmte, das war mein Lieblingskuchen, aber wenn ich was davon essen würde, würde ich mir ein Stück mit nach oben in mein Zimmer nehmen. Mir war im Moment einfach nicht nach Gesellschaft.
In meinen vier Wänden angekommen, räumte ich schnell meine Sachen weg, die ich mit zu Liam genommen hatte und zog mir danach ein lockeres T-Shirt und eine Jogginghose an. Auf meinem Sofa sitzend ließ ich die ganzen Geschehnisse vor meinem inneren Auge noch mal Revue passieren.
Die Nacht mit Liam war unglaublich gewesen. Ich hatte zwar keinen Vergleich, aber ich war mir trotzdem ziemlich sicher.
Das Aufwachen neben ihm und war im ersten Moment auch total toll gewesen, auch wenn mich beim Gedanken daran wieder eine leichten Melancholie überkam.
Dann Noah, das kurze Kennenlernen mit ihm. Ich fand ihn eigentlich recht sympathisch, auch weil er nicht so muskulös wie Liam war. Er sah trotzdem gut aus. Irgendwie hoffte ich, ihn wieder zu sehen.
Um auf andere Gedanken zu kommen, wollte ich etwas lesen, doch da ich in der Nacht nicht viel geschlafen hatte, fielen mir schließlich die Augen zu.
Mal ein etwas längeres Kapitel, die davor waren recht kurz. Mögt ihr lieber Kapitel so wie dieses oder kürzere? Würde mich über Kommentare freuen.☺
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